Anpassung an den Klimawandel: Das EU-Förderprojekt „JUSTNature“

Gemeinsam mit Partnern aus neun Ländern entwickelt die Landeshauptstadt München naturbasierte Lösungen, um Städte besser an den Klimawandel anzupassen.

Rückblick Netzwerkveranstaltung

Begrünter Innenhof Bellevue di Monaco
Alexandra Jarochowski

Wie kann die Stadtverwaltung besser mit innovativen Unternehmen und Organisationen zusammenarbeiten, um mehr, vielfältige und möglichst grüne öffentliche Freiräume zu schaffen und zu unterhalten? Welche Strukturen braucht es, um als Landeshauptstadt München über die neuesten Entwicklungen auf dem Markt informiert zu sein? Diese Fragen standen im Zentrum einer Netzwerkveranstaltung am 13. Mai 2025 im Munich Urban Colab, organisiert im Rahmen des EU-Projekts JUSTNature. 

Eingeladen waren Start-ups, etablierte Unternehmen und weitere Freiraumakteur*innen aus München und der Region, die Produkte und Dienstleistungen für mehr Begrünung, Klimaanpassung und Artenvielfalt in der Freiraumgestaltung und -pflege anbieten.

An der Veranstaltung nahmen fast 60 Expert*innen aus verschiedenen Unternehmen, Organisationen und städtischen Referaten teil. In kurzen Pitches stellten sechs Unternehmen ihre Angebote vor. Von biodiversitätsfördernden Pflanzkonzepten bis zu digitalen Tools für Beteiligung und Planung war alles vertreten. Auch Mitarbeitende der Landeshauptstadt München brachten ihre Perspektiven mit Beispielen aus der Praxis, Einblicken in aktuelle Herausforderungen, Bedarfe und konkrete Unterstützungsangebote ein. 

Im anschließenden Design Sprint wurde eines besonders deutlich: Der Bedarf nach kontinuierlichem Austausch ist groß. Mehrere Gruppen kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass es mehr solcher Formate braucht: ein lebendiges, dauerhaftes Netzwerk, in dem Wissen geteilt, Herausforderungen offen angesprochen und gemeinsame Lösungen entwickelt werden können. Die Ergebnisse der Veranstaltung fließen in ein Konzept zur künftigen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Unternehmen ein.

Erfahrungsaustausch zu den ersten Begrünungsprojekten

„Transformative und gerechte Umgestaltung von Orten“ lautete das Thema eines Workshops am 23. Januar 2025 im Munich Urban Colab. Ziel war es, neue Impulse aus Best-Practice-Projekten zur temporären Umgestaltung von Innenhöfen und zur Partizipation zu erhalten. Experten verschiedener Organisationen tauschten sich darüber aus, wie es gelingt, Beteiligungsprozesse so zu gestalten, dass sie die Bedürfnisse aller Stadtbewohner*innen berücksichtigt und wie sich eine echte Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten fördern lässt.

Die ersten Ergebnisse

2023 wählte die Landeshauptstadt München zusammen mit der Technischen Universität München als lokale Forschungspartnerin und unterstützt von Green City e.V., Spiellandschaft Stadt sowie innerstädtischen Interessensvertretungen den Innenhof der St. Anna Schulen und von Bellevue di Monaco als Pilotprojekte für eine temporäre Begrünung und Umgestaltung aus. Die Ideen dazu stammen aus vorgeschalteten Workshops mit Kindern und Jugendlichen. Seit Ende August 2024 sind die ersten sichtbaren Ergebnisse zu sehen. Beide Umgestaltungen bleiben zunächst bis Herbst 2025 bestehen.

Naturnahe Umgestaltung der St.-Anna-Schulen

Collage mit Ideen für einen bgrünten Schulhof
Collage: Schülerinnen der St. Anna Schulen/Foto LHM
Schüler*innen der St.-Anna-Grundschule und des St.-Anna-Gymnasiums entwickelten in mehreren Workshops Ideen für einen grüneren Schulhof.

Ein Klassenzimmer im Freien, begrünte Zäune, mobile Schatteninseln, Bäume, Sträucher und Hochbeete - so sieht der neue Pausenhof der St.-Anna-Schulen aus. Die temporäre Umgestaltung basiert auf den Ergebnissen mehrerer Workshops in der Schule. Und auch die Wünsche und Anregungen von Schüler*inneneltern, Lehrer*innen, Schulleitung und Technischer Hausverwaltung flossen in die temporäre Umgestaltung ein. Ende September 2024 wurde der neue Pausenhof schulintern eröffnet. Am 7. Oktober 2024 folgte die öffentliche Vorstellung.

Ab Frühjahr 2025 folgen weitere Aktionen wie eine Pflanzworkshop, die auf die Themen Klimawandel, Artenvielfalt und Genderfragen fokussieren.

Imnpressionen Schulhof St.-Anna-Schulen

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Information

Pilotschule für naturnahe Umgestaltung

Die St.-Anna-Schulen sind zwei von mehreren Pilotschulen in München, die langfristig naturnah umgestaltet werden sollen. Die während des JUSTNature-Projekts gesammelten Erfahrungen darüber, wie eine temporäre Umgestaltung ankommt und genutzt wird, fließen in diese langfristige Neugestaltung ein.

Grüner Innenhof im Bellevue di Monaco

Collage mit Ideen von Schüler*innen für einen grüneren Pausenhof
Niya Lafanzanska, GreenCity
In einem Workshop erarbeiteten Kinder Ideen für einen grüneren Innenhof.

Ein Holzpodest mit einem Hochbeet und ein Weidentipi als Aufenthaltsort für Kinder sowie neu begrünte Beete sollen den Innenhof des Bellevue di Monaco naturnäher, kühler und attraktiver für möglichst viele Menschen machen. Das ist das Ergebnis eines Workshops mit Anwohner*innen, Kindern, Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen des Café Bellevue di Monaco.

Für das Jahr 2025 sind weitere Aktionen geplant, etwa eine Pflanzaktion. Weitere Ideen zu den Aktionen werden in einem co-kreativen Workshop gesammelt. Sie zielen ebenfalls auf die Themen von Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit ab.

Impressionen Innenhof Bellevue di Monaco

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Anregungen und Kontakt

Haben Sie Ideen oder Anregungen zu den temporären Begrünungen? Dann schreiben Sie uns gerne an justnature@muenchen.de.

Grünflächen und Schatten für mehr Lebensqualität

Mit der zunächst temporären Umgestaltung möchte München ausgewählte Innenhöfe naturnäher gestalten und so der Hitzebelastung im Sommer entgegenwirken. Außerdem sollen begrünte Innenhöfe dabei helfen, Grünflächen und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu verbinden. Um den Menschen in der Innenstadt mehr schattige und kühle Orte anzubieten und so die Lebensqualität zu erhöhen, möchte die Landeshauptstadt die Höfe nach Möglichkeit mehr Menschen zugänglich machen. Dazu arbeitet die Stadt eng mit den jeweiligen Eigentümer*innen zusammen. Auf lange Sicht soll diese Begrünung dauerhaft etabliert werden und Vorbild für andere Innenhöfe sein.

Die an JUSTNature beteiligten Städte gehen unterschiedliche Wege bei der Umsetzung. Leuven und Gzira etwa wollen innerstädtische Straßen umgestalten und begrünen. Meran, Chania und Szombathely werten Parks auf oder bauen neue, sie legen Gärten an und pflanzen Obstbäume oder verbinden Grünanlagen mit nahegelegenen Flüssen und Bächen. Bozen, Chania und Gzira begrünen Dächer und Fassaden, um Temperaturen, Luft- und Lärmverschmutzung zu reduzieren und neue Flächen für Bürger*innen zu erschließen. Während alle Städte möglichst viele Menschen in den Prozess einbinden wollen, legen manche ein Augenmerk auf besonders betroffene oder oft ausgeschlossene Gruppen. Szombathely arbeitet vorrangig mit Kindern und Jugendlichen, während Leuven beispielsweise auch mit Insassen eines Gefängnisses arbeitet.

Über das Projekt JUSTNature

An JUSTNature beteiligte Städte: München, Leuven (Belgien), Bozen/Meran (Italien), Chania (Griechenland), Szombathely (Ungarn) und Gzira (Malta)
JUSTNature
JUSTNature City Practice Labs

Die Europäische Kommission fördert das Projekt „JUSTNature – Activation of nature-based solutions for a just low carbon transition!" mit fast zehn Millionen Euro, die Landeshauptstadt München erhält davon 648.600 Euro. In der Münchner Innenstadt sollen bis Ende Februar 2026 gemeinsam mit den Münchner*innen verschiedene temporäre Aktionen im Freiraum getestet und untersucht werden.

Mit dabei sind neben München sechs weitere Städte: Leuven (Belgien), Bozen und Meran (Italien), Chania (Griechenland), Szombathely (Ungarn) und Gzira (Malta).

JUSTNature hat sich gegen 35 andere Projekte im Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizon 2020" durchgesetzt.

Das Projektkonsortium

Übersichtskarte JUSTNature Projektkonsortium mit  20 Partnerinstitutionen aus zehn europäischen Ländern
JUSTNature
JUSTNature Projektkonsortium mit 22 Partnerinstitutionen

Die Abteilung Grünplanung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung entwickelt und untersucht im Rahmen von JUSTNature zusammen mit 22 anderen Projektpartnern aus acht europäischen Ländern naturbasierte Lösungen für eine bessere Anpassung der Städte an den Klimawandel. In München knüpft JUSTNature an das Freiraumquartierskonzept Innenstadt des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an. Das Konzept entwickelt Leitbilder, Potenziale sowie Visionen für die weitere Freiraumentwicklung der Innenstadt. Die Laufzeit des Projekts ist auf viereinhalb Jahre angelegt.

Freiraumquartierskonzept Innenstadt

In München knüpft JUSTNature an das Freiraumquartierskonzept Innenstadt des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an. Das Konzept zeigt Leitbilder, Potenziale sowie Visionen für die weitere Freiraumentwicklung der Innenstadt auf. Basierend auf den Ergebnissen des Freiraumquartierskonzepts sind insbesondere Innenhöfe vom Hitzeinseleffekt betroffen. Gleichzeitig bieten sie als kleine „Oasen“ ein großes Potenzial für Begrünungen, um die Temperaturen in der Innenstadt wesentlich zu senken.

Weiterhin sind im Freiraumquartierskonzept u.a. temporäre Maßnahmen zur Stärkung der grünen Infrastruktur vorgesehen. Auch mit dem Gutachten für kühle Orte in der Altstadt gibt es thematische Überschneidungen, die Ideen für eine klimafitte Altstadt in sechs Fokusräumen darstellen.

Logo der Europäischen Union

Förderhinweis

Dieses Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101003757 gefördert.
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  • Referat für Stadtplanung und Bauordnung

    Grünplanung

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