Neues Leben auf dem PaketPost-Areal
Wo jetzt noch ein Gewerbegebiet ist, soll ein neues Wohn- und Geschäftsviertel Platz finden. Die Paketposthalle wird saniert und zum öffentlichen Treff umgestaltet.
Aktuelles
Von Juli bis August 2024 fand die Behördenbeteiligung statt. Näheres siehe "Verfahrensstand".
Rückblick: Beteiligungsprozess "Alle für die Halle"
Vom 10. bis zum 14. Juli 2023 fand im Backstage neben der Paketposthalle das fünftägige Designcamp statt, in dem die Top-Ideen zu einer Gesamtidee für die Halle weiterentwickelt wurden. Für die zukünftige Nutzung der Paketposthalle wurden im März 2023 über 1000 Ideen eingereicht, für die abgestimmt werden konnte.
Im Designcamp wurden auf Grundlage der am besten bewerteten Ideen konzeptionelle und gestalterische Lösungen entwickelt. Zu jeder Gestaltungsfrage wurde ein Team von Expert*innen, Ideengeber*innen und auch Vertreter*innen der Landeshauptstadt München rekrutiert, das gemeinsam mit den prämierten Ideengeber*innen konkrete Entwürfe angefertigt hat.
Der Prozess wird initiiert von der Eigentümerin der Paketposthalle, der Büschl Unternehmensgruppe. Für Konzept, Durchführung und Prozessbetreuung wurden die Büros urbanista aus Hamburg und This is really happening aus München beauftragt, begleitet von der Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung.
Projekt
Es ist eine gemischte Nutzung mit circa 1.100 Wohnungen und 3.000 Arbeitsplätzen vorgesehen. Zusätzlich sind Flächen für Hotel, Kultur, Gewerbe, Einzelhandel, soziale Infrastruktur und eine Altenpflegeeinrichtung geplant.
Die Türme erhalten eine Nutzungsmischung aus Büro, Hotel und Wohnen. Die obersten Geschosse sollen öffentlich zugänglich werden. Die südlichen Gebäude beherbergen überwiegend Büros, die nördlichen Gebäude an der Wilhelm-Hale-Straße und der Arnulfstraße überwiegend Wohnungen und soziale Infrastruktur.
Das gesamte Quartier wird nach den Grundsätzen der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) geplant, die einen festen Anteil geförderter beziehungsweise bezahlbarer („preisgedämpfter“) Wohnungen garantiert.
Lage
Das 8,7 Hektar große Grundstück gehört der Büschl Unternehmensgruppe, die Herzog & de Meuron mit der Entwicklung eines Masterplans beauftragt hat. Darin wird ein städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept für das Areal und ein Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Paketposthalle vorgeschlagen.
Das Planungsgebiet liegt im Stadtbezirk 9 - Neuhausen - Nymphenburg, im Bereich der Entwicklungsachse Hauptbahnhof – Laim - Pasing. Nördlich wird das Gebiet von der Arnulfstraße, westlich von der Wilhelm-Hale-Straße und südwestlich vom Birketweg begrenzt.
An der Arnulfstraße befinden sich ein neungeschossiges Bürogebäude der Post sowie ein zweigeschossiges Gebäude mit Post-Zustellstützpunkt und Abholzentrum für nicht zugestellte Postsendungen.
Prägendes Bauwerk im Planungsgebiet ist die 124 m lange denkmalgeschützte Halle der Post mit ihrer prägnanten Bogenkonstruktion (Spannweite circa 150 m), die Fläche entspricht zwei Fußballfeldern. Sie diente ursprünglich als Paketposthalle mit Gleisanschluss und beherbergt heute das Briefverteilzentrum.
Östlich der Paketposthalle grenzt eine öffentliche Grünfläche an, an die sich eine Wohnanlage anschließt. Direkt im Süden schließt an den sogenannten Tiefhof ebenfalls eine öffentliche Grünfläche mit durchgehendem Rad- und Fußweg an. Die Flächen entlang des Rad- und Fußweges sind Teil eines Trockenbiotopverbunds entlang der Bahn, der durch Ausgleichsflächen gesichert ist. Weiter südlich befinden sich die Grundstücke, auf denen der Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1926a das Sondergebiet Logistikzentrum (heute DHL) und ein Gewerbegebiet (heute Teilbereich „Backstage“) festsetzt.
Anlass der Planung
Im Sommer 2018 veräußerte die Deutsche Post zwei Grundstücke zwischen Arnulfstraße, Wilhelm-Hale-Straße und Birketweg an ein privates Unternehmen. Geplant ist hier die Entwicklung des Areals zu einem innovativen innerstädtischen Quartier mit stadtweiter und überregionaler Bedeutung.
Auf dem Gelände befinden sich derzeit noch Einrichtungen der Post, die künftig verlagert werden sollen. Damit ergibt sich die einmalige Möglichkeit die denkmalgeschützte Halle mit einem neuen Nutzungskonzept der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf den umliegenden Flächen ist eine gemischte Nutzung geplant. Neben Wohnungen, Büros, Beherbergungsbetrieben und Einzelhandelsflächen sollen hier auch kreativwirtschaftliche und soziale Einrichtungen entstehen.
Ziele der Planung
Die nachfolgenden wesentlichen Ziele sollen im weiteren Verfahren bis hin zur Baugenehmigung erreicht werden:
Städtebau und Nutzungen
- Schaffung eines zukunftsweisenden urbanen Quartiers mit einer ausgewogenen Nutzungsmischung aus Wohnen und Arbeiten, vielfältigen kulturellen und sozialen Nutzungen sowie Einzelhandel
- Erhalt der denkmalgeschützten Paketposthalle als zentrale Freifläche für das Quartier mit freier und öffentlicher Zugänglichkeit im Erdgeschoss für die Freiflächennutzung und in untergeordnetem Maß auch für kuratierte temporäre Veranstaltungen sowie im Untergeschoss für kulturelle und kreativwirtschaftliche Nutzungen
- In den Erdgeschossbereichen der neuen Bebauung dienen öffentliche und halböffentliche Nutzungen wie Gewerbe, Einzelhandel, Sozialnutzungen, Nutzungen der Kultur- und Kreativwirtschaft und kleinteilige (wohn-)verträgliche Handwerks- und Manufaktur-Konzepte zur Belebung des öffentlichen Raums
- Deckung des Bedarfs an sozialer Infrastruktur mit Häusern für Kinder für insgesamt 17 Krippen-, 17 Kindergarten- und 6 Hortgruppen
Freiraum und Klimaanpassung
- Schaffung und Sicherung von vielfältig nutzbaren, hochwertigen öffentlichen und privaten Grün- und Freiflächen
- Gestaltung der Paketposthalle als freier und öffentlich zugänglicher, multifunktional nutzbarer, überdachter Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität
- Schaffung von gemeinschaftlich und vielfältig nutzbaren Freiflächen in den Innenhöfen und auf den Dachflächen
- intensive Durchgrünung des Gebiets mit ausreichend dimensionierten Standorten für Großbaumpflanzungen
- Förderung der Biodiversität, Erhaltung und Schaffung von Trockenbiotopen mit Vernetzung im Bereich südlich der Paketposthalle
- Verbesserung der bioklimatischen Situation und Berücksichtigung des Schwammstadt-Prinzips
- Sicherung einer Ost-West-gerichteten Grün- und Wegeverbindung südlich der Paketposthalle in Richtung Hirschgarten
Mobilität und Verkehr
- Effiziente und flächensparende Kfz-Erschließung des Planungsgebiets
- Stadtverträgliche Abwicklung von neu entstehendem Verkehr und Minimierung der negativen verkehrlichen Auswirkungen u.a. durch Förderung des Umweltverbunds und ein quartierbezogenes Mobilitätskonzept
- Minimierung des Kfz- Verkehrs und Fernhalten von gebietsfremden Kfz-Verkehren
- Schaffung von attraktiven Durchwegungsmöglichkeiten für den Fuß- und Radverkehr
- Sicherung einer guten Erreichbarkeit der Versorgungseinrichtungen und der angrenzenden Stadtquartiere unter Berücksichtigung des Anschlusses an die umgebenden Straßen- und Wegesysteme
- Verbesserung der Anbindungen an die ÖPNV-Haltestellen
Nachhaltigkeit und Klimaschutz
- Berücksichtigung der Belange des Klimaschutzes z.B. durch flächensparende Kfz-Erschließung, kompakte Bauformen, Nutzung erneuerbarer Energien unter Berücksichtigung des vorhandenen Fernwärmenetzes und Verwendung ökologischer Baustoffe
- Identitätsstiftender Städtebau und hohe Lebensqualität durch das Zusammenspiel von historischem Baudenkmal und zukunftsweisenden Gebäuden und Freiräumen
- Auswahl von Konstruktionen der Hochbauten (z.B. Holzhybrid-Bauweise), die unter Berücksichtigung von Rückbau und Recyclingprozessen (Lebenszyklus) den CO2-Verbrauch reduzieren
Masterplanung
Planungskonzept
Halle
Tragende Idee des Masterplanes von Herzog & de Meuron und Vogt Landschaftsarchitekten ist die Interpretation der denkmalgeschützen Paketposthalle als überdachte und öffentlich zugängliche Freifäche.
Die Halle wird saniert, die Konstruktion und der rohe Sichtbeton sollen jedoch unverändert erhalten bleiben. Der derzeitige Einbau für das Briefverteilzentrum soll zurückgebaut werden. Dadurch entsteht ein weitestgehend unverbauter überdachter Platz, der frei für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier sind Freiraum-Nutzungen für das Quartier und in kleinerem Umfang kuratierte Kultur- oder Sportveranstaltungen möglich. Das konkrete Konzept für die Halle soll in einem eigenständigen Partizipationsprozess mit der interessierten Öffentlichkeit unter Beteiligung von Landschaftsarchitekt*innen konkret werden.
Die Halle soll ein Untergeschoss erhalten. Hier ist die Errichtung eines Konzertsaals bzw. von Veranstaltungs- und Tagungsräumen vorgesehen.
Bebauung
Die geplanten Neubauten rahmen die Halle an drei Seiten ein. Zwei 155 m hohe Türme mit jeweils einer konkav gewölbten Seite markieren die Paketposthalle an der westlichen Ecke und damit das gesamte Areal. Die Größe und die Form der Paketposthalle werden als Maßstab für die Höhe und die Ausformung der Hochhäuser herangezogen.
Der bestehende Postturms mit neun Geschossen an der Arnulfstraße soll erhalten bleiben. Daran schließt sich eine Bebauung mit sechs Geschossen an.
Des weiteren entsteht an der Wilhelm-Hale-Straße ein Hochpunkt mit 19 Geschossen (65 m),
der als Wohngebäude für geförderten und/oder preisgedämpften Wohnungsbau in Holzbauweise vorgeschlagen wird. Südlich der Halle ist ein achtgeschossiges Bürogebäude vorgesehen. Diese Bauten mittlerer Höhe (65 m und 53 m) vermitteln zwischen den geplanten und den bereits bestehenden Hochhäusern rund um die Friedenheimer Brücke.
Freiraum und Klimaanpassung
Der Freiraum im Quartier besteht aus verschiedenen, vielseitig nutzbaren Grün- und Freiflächen:
Die Paketposthalle wird im Bereich des Erdgeschosses zu einem überdachten, frei zugänglichen, zentralen und multifunktional nutzbaren Freiraum für das Quartier. Die autofreien, teilweise mit Bäumen überstandenen Plätze außerhalb der Halle bilden die Vorzone der Hochhäuser und der Paketposthalle. Die Gassen werden als Aufenthalts- und Fußgängerbereiche autofrei gestaltet und unterschiedlich bepflanzt. Die Gartenhöfe liegen erhöht auf der Ebene des 1. Obergeschosses und sind als multifunktional und gemeinschaftlich nutzbare Grün- und Freiflächen mit Spiel- und Aufenthaltsflächen vorgesehen. Begrünte und gemeinschaftlich nutzbare Dächer sollen das Freiflächenangebot ergänzen und zusätzliche Aufenthaltsqualität bieten. Westlich vor der Paketposthalle soll ein intensiv begrünter und öffentlich zugänglicher Quartierspark entstehen, um der Forderung der Bürgergutachter*innen nach mehr bodengebundenem Freiraum nachzukommen.
Um die bioklimatische Situation im Gebiet zu verbessern, sollen Maßnahmen der grünen Infrastruktur
(z. B. Großbaumstandorte, Dachbegrünung, Fassadenbegrünung) umgesetzt werden. Zur Starkregenvorsorge, aber auch für Regenwasserrückhalt, Verdunstung und Versickerung soll das Schwammstadt-Prinzip angewendet werden.
Dazu werden vertiefende Gutachten erstellt, die sich mit den Themen Durchlüftung, bioklimatische Situation und Regenwassermanagement / Starkregen auseinandersetzen und daraus konkrete Maßnahmenvorschläge für das Gebiet ableiten.
Durch Kompensations- und Aufwertungsmaßnahmen in der Umgebung soll die Unterschreitung der Freiflächenorientierungswerte im Planungsgebiet ausgeglichen werden.
Mobilität und Erschließung
Die Kfz-Erschließung soll über das vorhandene Hauptstraßennetz (Wilhelm-Hale-Straße und Arnulfstraße) bzw. die Feinerschließung über eine neu zu errichtende Stichstraße und den Birketweg abgewickelt werden. Die interne
Kfz-Erschließung und die Anlieferung per Lkw soll über drei Tiefgaragenzufahrten in mehreren unterirdischen Ebenen, auf nicht öffentlichem Grund stattfinden. Damit kann innerhalb des Gebiets die Oberfläche von Autoverkehr überwiegend frei bleiben.
Fußgänger- und fahrradfreundliche Verbindungen sollen das Quartier durchziehen und an die guten
ÖPNV-Anschlüsse und das südlich gelegene Fuß- und Radwegenetz der Hauptroute entlang der Bahn anschließen. Durch ein Mobilitätskonzept mit Maßnahmen wie z.B. Sharingangeboten soll eine weitere Reduktion der pflichtigen Stellplätze erfolgen und somit die Ausdehnung der Untergeschosse reduziert werden, sodass möglichst viele nicht unterbaute Freiflächen angeboten werden können.
Das Masterplan-Verfahren
Das Masterplan-Verfahren fand von Januar 2019 bis Mai 2019 statt und wurde von einem Gremium begleitet, das sich aus dem Investor, Stadträt*innen, dem Bezirksausschuss, der Stadtverwaltung und externen Planer*innen zusammensetzte. Die Ergebnisse der Masterplanung wurden im Juli 2019 dem Stadtrat und der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Aufstellungsbeschluss vom Oktober 2019 wurde gefordert, die Masterplanung zu prüfen und weiterzuentwickeln. Zudem wurden die Architekten beauftragt, das Masterplan-Verfahren durch eine Dokumentation der Zwischenergebnisse und des Planungsprozesses für die Öffentlichkeit transparent zu machen.
Der Masterplan wurde fortlaufend überprüft und überarbeitet.
Nach dem Bebauungsplanverfahren folgen Realisierungswettbewerbe für die einzelnen Gebäude und Freiflächen.
Verfahrensstand
Beteiligung
Beteiligung der Behörden
Die abschließende Behördenbeteiligung gemäß § 4 Absatz 2 Baugesetzbuch (BauGB) fand vom 25. Juli bis 22. August 2024 statt. Die Behörden und sogenannten sonstigen Träger öffentlicher Belange (TÖBs) werden in München über das Online-Beteiligungstool Bebauungsplan Online München (BOM) beteiligt. Sämtliche relevante Verfahrensunterlagen, insbesondere der Entwurf der Planzeichnung, die Satzung und die Begründung, werden über BOM online zur Verfügung gestellt.
Beteiligung der Öffentlichkeit
Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Absatz 1 Baugesetzbuch fand vom 9. Februar bis 9. März 2023 statt. Bei einer Erörterungsveranstaltung am 13. Februar 2023 wurden der Stand der aktuellen Planungen sowie der Zeitplan des Projekts vorgestellt und die Fragen der Bürger*innen zum Projekt beantwortet.
Eine Teilnahme war vor Ort sowie digital möglich. Digital nahmen insgesamt 146 Personen teil, vor Ort waren etwa 90 Personen.
Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung sowie das Architekturbüro Herzog & de Meuron stellten den aktuellen Stand vor. Des Weiteren standen sie gemeinsam mit der Vorsitzenden des Bezirksausschusses 9, Anna Hanusch, dem Mobilitätsreferat und weiteren Expert*innen für zahlreiche Rückfragen aus dem Online-Publikum und den Personen vor Ort zur Verfügung.
Bürger*innengutachten
Wegen der großen Bedeutung des Projekts für die Stadt München wurde ein Bürger*innengutachten organisiert, das 2021 stattfand. Die Ergebnisse wurden Anfang 2022 an die Landeshauptstadt München übergeben.
Informationsveranstaltungen
Am 15. Januar 2019 fand die erste öffentliche Informationsveranstaltung der Büschl-Unternehmensgruppe statt. Dabei wurden die Beteiligten und die Ziele für die Nachnutzung des Areals vorgestellt. Am 24. Juli 2019 wurden die Ergebnisse der Masterplanung der Öffentlichkeit präsentiert.
Bürger*innengutachten
Das Bürger*innengutachten fürs PaketPost-Areal war in zwei Etappen für jeweils zwei Gruppen angesetzt: vom 5. bis 8. und vom 12. bis 15. Oktober 2021. 112 zufällig aus dem Meldeverzeichnis ausgewählte interessierte Münchner*innen waren ins "Backstage" in Sichtweite der Paketposthalle gekommen, um sich intensiv mit einer der spektakulärsten Planungen der Stadt auseinanderzusetzen. Mit der Durchführung wurde das Berliner Büro nexus Institut beauftragt.
Für das Bürger*innengutachten wurde das laufende Bebauungsplanverfahren unterbrochen, um zu zeigen wie wichtig die Empfehlungen der Teilnehmenden für die weitere Planungen sind.
Das Bürger*innengutachten gibt es noch im PlanTreff, Blumenstraße 31, kostenlos zum Mitnehmen (Di - Fr, 12 bis 18 Uhr).
Anlass und Hintergrund
Seitdem die ersten Planungen für das PaketPost-Areal vorgestellt wurden, steht das Projekt im Fokus der Öffentlichkeit. Besonders kontrovers diskutiert werden die beiden vorgeschlagenen Hochhäuser und die spätere Nutzung der Paketposthalle.
Da diese Fragen nicht nur das Projektumfeld, sondern gesamtstädtische Belange berühren, hat das Referat für Stadtplanung und Bauordnung vorgeschlagen, ein Bürger*innengutachten durchzuführen, um unterschiedliche Perspektiven, Fragestellungen und vorhandene Planungskonflikte zu untersuchen. Besonders wichtig ist zudem die Möglichkeit zur Differenzierung: Es geht nicht um den Versuch, „Schablonen“ für ganz München zu fixieren, sondern um die Suche nach passgenauen Lösungen für eben diesen Standort. Dazu gehört auch die Chance, zielführende Kompromisse und völlig neue Ideenin die Diskussion einzubringen.
Mit dem Bürger*innengutachten soll gewährleistet werden, dass alle Vorschläge und Kritikpunkte zur Entwicklung des neuen Quartiers offen diskutiert werden können.
Das Verfahren
Bei einem Bürger*innengutachten werden Teilnehmer*innen repräsentativ aus dem Melderegister ausgewählt. Sie müssen mindestens 14 Jahre alt sein. In als „Planungszellen“ bezeichneten Arbeitsgruppen diskutieren sie mehrere Tage lang verschiedene Themen. Das Zufallsverfahren gewährleistet, dass alle die gleichen Chancen haben und ein breites Spektrum unterschiedlicher Menschen mitredet. Das Verfahren des Bürger*innengutachtens ist für die öffentliche Debatte wichtiger Planungsthemen besonders geeignet, da es eine Einbindung der „schweigenden Mehrheit“ gewährleistet, die nicht in Initiativen oder politischen Gruppierungen organisiert ist. Zudem ermöglicht es eine konstruktive und kreative Auseinandersetzung mit dem Projekt - abseits eines reinen Ja-Nein-Schemas.
Die Organisation und Durchführung des Verfahrens durch ein unabhängiges Büro ist fester Bestandteil des Konzepts. Dieses soll keinen Einfluss auf das Verfahren und die Ergebnisse nehmen.
Wichtig für eine differenzierte Meinungsbildung und einen offenen Dialog ist, dass die Beteiligten vielfältig informiert werden und auf die Vielzahl unterschiedlicher Aspekte und Perspektiven eingegangen wird. Auch Planungskonflikte werden offen thematisiert. Aus ihnen erarbeiten die Bürger*innen unter Unterstützung des neutralen Durchführenden Entscheidungsalternativen, die anschließend bewertet werden. Ziel ist es, Vorschläge zur weiteren Entwicklung zu erarbeiten und in einem Gutachten festzuhalten.
Ergebnis
Mehr als 80 Seiten, ein ganzer Katalog an wichtigen Forderungen und Anregungen – am 11. Februar 2022 hat eine Delegation aus dem 112 Köpfe starken Team ihr Gutachten zum Neuhauser PaketPost-Areal an Bürgermeisterin Katrin Habenschaden überreicht. Kernaussage: ein klares Ja zu den Plänen für ein neues Wohn- und Geschäftsviertel, aber an manchen Stellen gibt es noch Verbesserungsbedarf.
Die Empfehlungen im Speziellen:
Ein nachhaltiges Quartier schaffen
Das PaketPost-Areal soll besonders ökologisch und klimafreundlich werden – das betrifft sowohl die Gebäude als auch das Mobilitätskonzept. Das neue Quartier an der Friedenheimer Brücke könnte so zur überregional bekannten „Marke“, zum Vorbild werden. Wichtig wären:
- eine nachhaltige Bauweise auf Basis des Platin-Standards der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
- ökologische Baustoffe auf dem zur Bauzeit aktuellen Stand der Technik
- wenig Autoverkehr und ein verringertes Parkplatzangebot
- E-Mobilität und Sharing-Konzepte
- ein intelligentes Parkraummanagement
- gute Angebote für Radfahrer*innen - aber ohne Beeinträchtigung der Fußgänger*innen: durch unterirdische Velo-Zufahrten und separate Fahrradschnellwege.
Grün- und Freiflächen bereitstellen
In den Außenbereichen sollte es mehr attraktiv gestaltete Grün- und Freiflächen geben. Die Balance zwischen bebauten und freien Flächen muss gewahrt sein. Hochwertige Grünflächen außerhalb des eigentlichen PaketPost-Areals in unmittelbarer Nähe wären eine denkbare Alternative, nicht aber die Vorzugslösung. Die Ergebnisse im Einzelnen:
- mindestens 20 Quadratmeter Freifläche pro Person
- Freiflächen haben Priorität vor Bebauung – aber möglichst nicht auf Kosten von Wohnungen. Lösungsidee: höhere Wohnblöcke oder ein weiteres Hochhaus
- Vor der Paketposthalle wäre ein Vorplatz schön
- Die Freifläche in der Paketposthalle (mindestens 18.000 Quadratmeter) darf nicht durch kommerzielle Nutzungen verkleinert werden.
Masterplan weiterentwickeln
Zwar sind sich nicht alle Gutachter*innen einig, ob der aktuelle Masterplan die bestmögliche Variante für das Areal darstellt. Eine Mehrheit empfiehlt dennoch, die weitere Planung auf diesem Konzept aufzubauen – einschließlich des Baus der beiden Hochhäuser. Insgesamt erwartet die Mehrheit einen hohen Nutzen, wenn der Masterplan weiterverfolgt wird. Besonders wichtig sind:
- bezahlbare Wohnungen in größerer Zahl als es die städtischen Mindestvorgaben der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) vorsehen
- keine Fixierung auf Luxuswohnungen, sondern vor allem auf Wohnungen im mittleren Preissegment, die durch gute Wohnungszuschnitte auch für Menschen mit Durchschnittseinkommen in Frage kommen
- Nein zum alten, aber derzeit noch gültigen Bebauungsplan, der Gewerbe und Bürobauten an der Wilhelm-Hale-Straße vorsieht.
- Ja zu Hochhäusern, aber vielleicht müssen sie überarbeitet werden
- Die Mehrheit der Gutachter*innen befürwortet den Bau von zwei 155 Meter hohen Türmen. Uneinigkeit herrscht über die Gestaltung: Dem einen Teil gefällt der Entwurf des Schweizer Büros Herzog & de Meuron, der andere empfiehlt einen Architekturwettbewerb.
Nutzung und Betrieb der Paketposthalle klären
Die Idee, die Paketposthalle auf Dauer als öffentlichen Treffpunkt und Freiraum zu nutzen, stößt auf breite Zustimmung. Notwendig dafür sind:
- ein Konzept für Gestaltung und Nutzung der Halle: Wer ist Träger der Erdgeschossflächen? Wie genau sollen Erd- und Untergeschoss genutzt werden? Wer trägt das finanzielle Risiko?
- ein organisatorischer Rahmen für den Kulturbetrieb. Vorschlag: Das soll die Stadt München übernehmen – durch die Gründung eines Vereins oder einer Interessensgemeinschaft
- Die Nutzungsrechte für die Öffentlichkeit sollen im Grundbuch festgeschrieben werden.
Informationen für die Öffentlichkeit
Um einseitige Berichterstattung in den Medien besser einordnen zu können, sollen noch mehr fundierte Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören auch:
- eine Darstellung der von den Gutachter*innen abgelehnten Alternative zum neuen Masterplan: Bürohäuser entlang der Wilhelm-Hale-Straße, wie sie der aktuelle gültige Bebauungsplan ermöglicht
- eine klare Position der Stadt München zur Entwicklung des PaketPost-Areals. Sie sollte möglichst bald fixiert und öffentlich kommuniziert werden.
Zitate zum Bürger*innengutachten
Zitat Oberbürgermeister Dieter Reiter
„Seriös und ausgewogen informieren, intensiv diskutieren und dann mit fundierter Meinung abstimmen: Das ist das Prinzip des Bürger*innengutachtens, und ich finde, der Aufwand hat sich gelohnt. Hier wurde nicht aus dem Bauch heraus entschieden, es ging nicht um ein simples Ja oder Nein. Hier haben Münchner*innen kreativ und mit großem Engagement ihre eigene Stadt mitgeplant.
Und ich freue mich, dass sie sich auch mehrheitlich offen gezeigt haben, für eine Architektur, die innovativ ist und mehr Höhe wagt. Das heißt, dass moderne Akzente im Stadtbild durchaus erwünscht sind – wenn der Standort stimmt. Ich kann mir Hochhäuser für München gut vorstellen, das habe ich immer gesagt, nicht überall in unserer Stadt, aber beispielsweise hier im Zusammenspiel mit der Paketposthalle. Ich bedanke mich bei allen für diesen bemerkenswerten Einsatz. Auf dieser Basis des Gutachtens werden wir nun weiterplanen.“
„Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe bedeutet die Bereitschaft auf beiden Seiten, sich auf Konsens zu fokussieren und trotzdem einen Dissens zuzulassen – zugunsten einer gemeinsamen Zieldefinition.“
Weitere Details zum Bürger*innengutachten
Fachvorträge zur Information
Dazu gehörten zunächst Fakten als Basis jeder weiterführenden Diskussion. Zu Beginn jeder Arbeitseinheit gab es einen fachlichen „Input“ – in Form mehrerer Vorträge. Der Masterplan für das gesamte Areal, auf dem neben den beiden diskutierten Hochhäusern noch viele weitere Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungen geplant sind, wurde vorgestellt. Es ging um Nachhaltigkeit, um soziale Ausgewogenheit, die Gestaltung der Freiflächen sowie die künftige Nutzung der denkmalgeschützten Paketposthalle selbst, deren beeindruckende Architektur die Teilnehmer*innen bei einem ausgiebigen Rundgang besichtigen konnten. Nach den Vorträgen verteilten sich die Gutachter*innen auf die Tische, um in kleineren Gruppen weiterzudebattieren. Die Ergebnisse wurden später im Plenum vorgestellt und von allen bewertet.
Das auf mehrere Tage angesetzte Bürger*innengutachten, das im Auftrag des Referats für Stadtplanung und Bauordnung ganz bewusst von einem neutralen Ausrichter organisiert wurde, zählt zu den vielversprechendsten, aber auch aufwändigsten Varianten der Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Methode ist international anerkannt. Da die Teilnehmer*innen per Zufallsauswahl aus dem Melderegister ausgewählt wurden, ist in den sogenannten Planungszellen ein breiter Querschnitt der Stadtbevölkerung vertreten – wichtig bei einer Planung, die für ganz München von großer Bedeutung ist. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema gewährleistet eine fundierte Meinungsbildung und eine entsprechend hochkarätige Debatte mit vielen wertvollen Vorschlägen.
Chance zur Differenzierung
Im Fokus der Teilnehmer*innen standen vor allem das Angebot an Freiräumen im Areal, die nachhaltige Gestaltung des gesamten Areals und die möglichen Nutzungen sowie der Betrieb der Paketposthalle. Besonders wichtig am Bürger*innengutachten ist die Möglichkeit zur Differenzierung: Es geht nicht um den Versuch, „Schablonen“ für ganz München zu fixieren, sondern um die Suche nach passgenauen Lösungen für eben diesen Standort. Dazu gehört auch die Chance, zielführende Kompromisse und völlig neue Ideen in die Diskussion einzubringen. Ein einfaches Ja-Nein-Schema könnte diesen Anspruch nicht erfüllen.
Intensive Auseinandersetzung
Die Themen, mit denen sich die Planungszellen beschäftigten, waren im Juli bei einem Auftakt- und Informationsabend und einem Runden Tisch gesammelt worden. Sie reichten von Bebauungsdichte, Denkmalschutz und Nachhaltigkeit des Areals und der Hochhäuser bis hin zu Nutzung der Paketposthalle und der Freiflächen. Damit diese Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden konnten, hielten Expert*innen ausführliche und durchaus auch kontroverse Vorträge – unter anderem die frühere Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sowie Vertreter*innen des Münchner Forums, der Universitäten, des Landesamts für Denkmalpflege, der Münchner Stadtverwaltung, diverser mit dem Thema befasster Ingenieurbüros und von unabhängigen Planungs- und Architekturbüros aus Deutschland und der Schweiz. Bei der auf die Vorträge folgenden Arbeit in Kleingruppen beleuchteten die Gutachter die unterschiedlichen Aspekte und entwickelten eigene Ideen sowie konkrete Vorschläge für die weitere Entwicklung des Areals. Diese wurden anschließend vor der gesamten Gruppe präsentiert, diskutiert und bewertet.
Details zur Arbeit der Planungszellen hat Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk am 28. September bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Anna Hanusch, Stadträtin und Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg, Prof. Dr. Christiane Dienel vom nexus-Institut und Investor Ralf Büschl von der Büschl Unternehmensgruppe vorgestellt.
Das Verfahren
Bei einem Bürger*innengutachten werden Teilnehmer*innen repräsentativ aus dem Melderegister ausgewählt. Sie müssen mindestens 14 Jahre alt sein. In als „Planungszellen“ bezeichneten Arbeitsgruppen diskutieren sie mehrere Tage lang verschiedene Themen. Das Zufallsverfahren gewährleistet, dass alle die gleichen Chancen haben und ein breites Spektrum unterschiedlicher Menschen mitredet. Das Verfahren des Bürger*innengutachtens ist für die öffentliche Debatte wichtiger Planungsthemen besonders geeignet, da es eine Einbindung der „schweigenden Mehrheit“ gewährleistet, die nicht in Initiativen oder politischen Gruppierungen organisiert ist. Zudem ermöglicht es eine konstruktive und kreative Auseinandersetzung mit dem Projekt - abseits eines reinen Ja-Nein-Schemas.
Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Durchführung eines Bürger*innengutachtens ist die klare Definition der Aufgabenstellung und des Arbeitsrahmens. Einzuhaltende Rahmenbedingungen wie Gremienvorbehalte oder rechtliche Zwänge müssen klar kommuniziert werden. Die Organisation und Durchführung des Verfahrens durch ein unabhängiges Büro ist fester Bestandteil des Konzepts. Dieses soll keinen Einfluss auf das Verfahren und die Ergebnisse nehmen.
Wichtig für eine differenzierte Meinungsbildung und einen offenen Dialog ist, dass die Beteiligten vielfältig informiert werden und auf die Vielzahl unterschiedlicher Aspekte und Perspektiven eingegangen wird. Auch Planungskonflikte werden offen thematisiert. Aus ihnen erarbeiten die Bürger*innen unter Unterstützung des neutralen Durchführenden Entscheidungsalternativen, die anschließend bewertet werden. Ziel ist es, Vorschläge zur weiteren Entwicklung zu erarbeiten und in einem Gutachten festzuhalten.
Seitdem die ersten Planungen für das PaketPost-Areal vorgestellt wurden, steht das Projekt im Fokus der Öffentlichkeit. Besonders kontrovers diskutiert werden die beiden vorgeschlagenen Hochhäuser und die spätere Nutzung der Paketposthalle.
Da diese Fragen nicht nur das Projektumfeld, sondern gesamtstädtische Belange berühren, hat das Referat für Stadtplanung und Bauordnung vorgeschlagen, ein Bürger*innengutachten durchzuführen, um unterschiedliche Perspektiven, Fragestellungen und vorhandene Planungskonflikte zu untersuchen. Besonders wichtig ist zudem die Möglichkeit zur Differenzierung: Es geht nicht um den Versuch, „Schablonen“ für ganz München zu fixieren, sondern um die Suche nach passgenauen Lösungen für eben diesen Standort. Dazu gehört auch die Chance, zielführende Kompromisse und völlig neue Ideenin die Diskussion einzubringen.
Mit dem Bürger*innengutachten soll gewährleistet werden, dass alle Vorschläge und Kritikpunkte zur Entwicklung des neuen Quartiers offen diskutiert werden können.
Das erste Münchner Bürgergutachten fand 2013 statt. Das Kunstareal wurde untersucht, zahlreiche der Vorschläge wurden verwirklicht, beispielsweise die Wiederbesetzung einer Koordinationsstelle oder die Ausschreibung eines Masterplans zur Grün- und Freiraumgestaltung.
Das jüngste Bürgergutachten in München wurde 2017 zum Viktualienmarkt durchgeführt. Hier fand das Verfahren etwa in der Mitte des Planungsprozesses statt, sodass es bereits Ergebnisse von Architekt*innen und Planer*innen gab. Der Prozess war allerdings noch so offen, dass die Bürger*innen eingreifen und mit ihren wichtigen Empfehlungen die Zukunft und Sanierung des Münchner Viktualienmarkts mitgestalten konnten.
Fragen und Antworten zum PaketPost-Areal
Was genau soll auf dem Gelände entstehen?
Bislang gibt es nur einen Masterplan, der dem Stadtrat vorgestellt wurde, fest beschlossen ist also noch nichts. Wie das Quartier später genau aussieht, wird nicht zuletzt vom Ergebnis des Bürger*innengutachtens, aber auch von den anderen Öffentlichkeitsbeteiligungen abhängen. Die Pläne des Investors sehen rund um die Paketposthalle bis zu sechsgeschossige Bauten vor, die sich um Höfe gruppieren. Dazwischen verlaufen urbane Gassen – ohne Autoverkehr, dafür aber mit Bäumen und Bänken. In den Erdgeschossen könnten Geschäfte oder Gewerbebetriebe einziehen, auch Büros sind möglich. Die oberen Stockwerke sind vor allem für Wohnungen reserviert. Insgesamt sollen rund 1.100 Wohnungen entstehen sowie Büros für circa 3.000 Arbeitsplätze. In dem Gebäudetrakt an der Arnulfstraße könnten soziale Einrichtungen unterkommen. Insgesamt sind im Gebiet sechs Kindertagesstätten vorgesehen. Die beiden Hochhäuser sollen südwestlich der Paketposthalle stehen. Sie sind in den oberen Etagen ebenfalls als Wohnungen ausgelegt, es gibt aber auch Büro-Etagen und Platz für ein Hotel. Im obersten Stock des östlichen Turms könnte eine öffentliche Aussichtsetage Platz finden.
Was passiert mit der Paketposthalle selbst?
Ganz klar ist das noch nicht, auch hier können die Münchner*innen noch mitreden. Bislang ist geplant, die derzeit noch als Briefverteilzentrum genutzte Halle ebenerdig als Freiraum für die Allgemeinheit zu öffnen. Räume für Kultur könnten eine Etage tiefer Platz finden, die Halle soll unterbaut werden. In jedem Fall wird das bemerkenswerte denkmalgeschützte Bauwerk, in dem einst auf 15 Gleisen Pakete verladen wurden, auf Dauer erhalten werden. Das ingenieurstechnisch anspruchsvolle Dach stammt von Helmut Bomhard, für die Gestaltung waren die Architekten Rudolf Rosenfeld, Herbert Zettel und Ulrich Finsterwalder zuständig.
Warum muss es gar so dicht bebaut sein?
München verfügt nur noch über wenige freie Flächen, allzu verschwenderisch sollte man also mit den verbliebenen nicht umgehen. Denn den Zuzug einfach aufhalten kann die Stadt nicht. Sie versucht aber, das Wachstum verträglich und im Sinne des Allgemeinwohls zu managen, damit München im Gleichgewicht bleibt. Um vor allem die Mieten nicht immer noch weiter ansteigen zu lassen, benötigt die Stadt neue Wohnungen, und die wiederum brauchen Platz. Die sehr gute Anbindung des Paketpostareals an den öffentlichen Nahverkehr ermöglicht auch bei hoher Dichte eine verträgliche Abwicklung des Verkehrs.
Dichte hat aber auch viele Vorteile. Sie bedeutet Urbanität und damit ein attraktives Umfeld mit vielen Geschäften, Gastronomie und Kulturangeboten, das in einem dünn besiedelten Quartier nicht möglich wäre. Zudem können in einem solchen urbanen Umfeld prinzipiell Wege verkürzt und Pkw-Verkehr reduziert werden. Außerdem kann ein besseres Angebot an Kitas, Schulen und Sozialeinrichtungen in unmittelbarer Nähe geschaffen werden. Aber natürlich sind dadurch ausreichend Freiflächen für die Menschen umso wichtiger. Darum bemüht sich das Referat für Stadtplanung und Bauordnung intensiv. Die Nutzung der Freiflächen war auch Thema beim Bürger*innengutachten.
Passen die Hochhäuser in die Silhouette der Stadt?
Diese Frage gilt es noch zu klären, die Mehrheit der Teilnehmenden beim Bürger*innengutachtens befürwortet aber den Bau. Zudem wird derzeit eine umfassende Studie erstellt, um die Auswirkungen auf das Stadtbild von verschiedenen Standorten aus zu prüfen. In der Hochhausstudie, die aktuell fortgeschrieben wird, wurde das Grundstück als geeigneter Standort für höhere Bauten ausgemacht. Prinzipiell besteht rund um das Areal nahe der breiten Bahnschneise keine klassische Silhouette, wie sie etwa die Türme der Altstadt oder auch Kirchen und Dächer der Altbauviertel bieten. Nichtsdestotrotz muss natürlich an jeder Adresse sorgsam mit dem Stadtbild umgegangen werden. Gut gestaltete Hochhäuser können eine Bereicherung sein.
Was oft kritisiert wird: Die Bauten werden vom Nymphenburger Schlossrondell aus zu sehen sein – wie übrigens auch der Olympiaturm oder das Uptown-Hochhaus in Moosach. Das Rondell bildet aber entgegen einer weit verbreiteten Meinung keine klassische Sichtachse. Sichtachsen sind architektonisch gestaltete oder städtebauliche „Durchblicke“, die ebenerdig verlaufen und oft auf ein markantes Ziel zuführen: die Maximilianstraße mit dem Maximilianeum beispielsweise. Derartige Architekturschöpfungen gilt es natürlich nicht zu verstellen. Hochhäuser sind naturgemäß auch aus größerer Entfernung zu sehen, vor allem natürlich oberhalb der Dächer. Die von Herzog & de Meuron entworfenen Bauten sollen laut dem Entwurf des Masterplans 155 Meter hoch werden, abgeleitet aus der Dimension der Paketposthalle mit etwa 150 Meter Spannweite. Wie hoch sie später tatsächlich werden, ist aber noch nicht fix. Zum Vergleich: Das Uptown-Hochhaus am Georg-Brauchle-Ring ist 146 Meter hoch, der Olympiaturm 291 Meter. Die Türme der Frauenkirche erreichen knapp 99 Meter. Der Kölner Dom dagegen ist mit 157 Metern etwas höher als der Masterplan für die Hochhäuser an der Paketposthalle vorschlägt, das Ulmer Münster erreicht sogar 161 Meter.
Entstehen dort vor allem Büros und Luxuswohnungen?
Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung achtet streng darauf, dass eine ausreichende Zahl an bezahlbaren Wohnungen entsteht. Dafür steht das Prinzip der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN), das immer zur Anwendung kommt, wenn die Stadt über Bebauungspläne neues Baurecht schafft. Es sieht vor, Investoren an den Kosten für Schulen, soziale Einrichtungen und die Verkehrsanbindung zu beteiligen und günstigen Wohnraum zu schaffen.
Wie geht es weiter?
Die Ergebnisse des Bürger*innengutachtens sind in die Planungen eingeflossen - die Bauleitplanung wurde wieder aufgenommen. Nach der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung werden in der Verwaltung nun alle eingereichten Stellungnahmen überprüft und in den Billigungsbeschluss eingearbeitet.
Höhenballons über München
Sie waren von weit her zu sehen – vom Olympiaberg etwa, der Donnersbergerbrücke oder dem Rondell bei Schloss Nymphenburg. Was auch der Sinn der Sache war. Denn die beiden Höhenballons, die am Vormittag des 30. September vom Gelände der Paketposthalle in Neuhausen aufstiegen, sollten allen interessierten Münchner*innen demonstrieren, wie sich die an diesem Standort diskutierten Hochhäuser in die Silhouette der Stadt einfügen. Der Anblick der kugelrunden PVC-Ballons mit jeweils vier Metern Durchmesser ergänzte anschaulich die bereits laufende Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung, in der vor allem über Simulationen die Auswirkung des Projekts auf Münchens Sichtachsen geprüft wird. Den Teilnehmer*innen des Bürger*innengutachtens für das PaketPost-Areal diente die spektakuläre Aktion als wichtige Zusatz-Info zur persönlichen Meinungsbildung.
Los ging es um fünf Uhr morgens mit den ersten Vorbereitungen. Etwa ab 7.30 Uhr (also zehn Minuten nach Sonnenaufgang) waren die Ballons in 155 Metern Höhe zu sehen - GPS-überwacht, damit sie möglichst wenig abgetrieben werden. Die mit 32 Kubikmetern Helium gefüllten Fesselballons blieben bis 9 Uhr in der Luft.
Da am Standort des nördlichen Hochhauses heute noch die Lastwagen der Deutschen Post ein- und ausfahren, markierten die Ballons nicht die Mitte, sondern jeweils die südliche Ecke der beiden Hochhäuser. Der Abstand zueinander entsprach damit dem der 155-Meter-Türme, die etwa vier Kilometer westlich der stadtbildprägenden Frauenkirche geplant sind.
Eine Fotodokumentation des Büros Eisenlauer Architektur und Stadtplanung, München, finden Sie hier. Sie ist Teil der Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung.
Chronologie
07 bis 08/2024 Beteiligung der Behörden nach § 4 Abs. 2 BauGB
10.7.2023 Start Designcamp
9.5.2023 Vorstellung überarbeiteter Masterplan nach Empfehlungen des Bürger*innengutachtens in der Stadtgestaltungskommission
02 bis 03/2023 Frühzeitige Unterrichtung der Öffentlichkeit nach § 3 Abs. 1 BauGB
10/2022 Stadtratsbeschluss: Empfehlungen des Bürger*innengutachtens wurden weitestgehend in der neuen Masterplanung berücksichtigt
03/2022 Stadtratsbeschluss: Wünsche und Forderungen aus dem Bürger*innengutachten sollen eingearbeitet werden
02/2022 Übergabe des Bürger*innengutachtens an Oberbürgermeister Dieter Reiter
10/2021 Termine für die Planungszellen des Bürger*innengutachtens
30.9.2021 Aktion mit Höhenballons
28.9.2021 Pressekonferenz zum Start der Planungszellen
1.7.2021 Infoveranstaltung und Auftakt Bürgergutachten
16.6.2021 Vorstellung überarbeiteter Masterplan im Stadtrat
8.6.2021 Vorstellung überarbeiteter Masterplan in der Stadtgestaltungskommission
05/2021 Vergabe Durchführung Bürgergutachten an nexus – Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung, Berlin
04/2021 Bekanntgabe Bürgergutachten im Planungsausschuss
01/2021 Vergabebeschluss für das Bürgergutachten durch den Stadtrat
10/2019 Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan durch den Stadtrat
07/2019 Vorstellung der Ergebnisse des Masterplans in der Öffentlichkeit durch den Investor
07/2019 Vorstellung der Ergebnisse des Masterplans in der Stadtgestaltungskommission
05/2019 Finale Präsentation des Masterplans im Begleitgremium
01/2019 Begleitgremium mit Stadträt*innen; Bezirksausschuss und Stadtverwaltung
01/2019 Information der Öffentlichkeit, Vorstellung der Projektbeteiligten und des Verfahrens durch den Investor