Ausbau der Schieneninfrastruktur in München
Eine gute Schieneninfrastruktur ist wichtig für die Mobilität, Wirtschaftskraft und Attraktivität einer Region. Deshalb sind in München einige Projekte geplant.
Projekte im Münchner Osten
Die Deutsche Bahn plant im Auftrag des Bundes den Ausbau der Schieneninfrastruktur im Münchner Osten. Damit soll der Güterverkehr von den S-Bahn-Trassen abgekoppelt werden. Insbesondere die durch den Brennerbasistunnel und den Brenner-Nordzulauf wesentlich höheren Zugzahlen sollen störungsfreier und mit mehr Kapazitäten abgewickelt werden.
Bisher teilen sich auf der zirka fünf Kilometer langen Strecke S-Bahnen und Güterzüge den zweigleisigen Abschnitt, was Einschränkungen und Wartezeiten zur Folge hat. Deshalb sind zwei zusätzliche Gleise für den Güterverkehr geplant.
Stand der Dinge
Die Deutsche Bahn hat die Vorplanung abgeschlossen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der viergleisige Ausbau sowohl ebenerdig als auch mittels Tunnel möglich sei. Dieses Ergebnis wurde so auch dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr mitgeteilt. Das Ministerium ist weiterhin der Auffassung, dass nur der ebenerdige Ausbau als die vordergründig wirtschaftlichste Lösung finanziert werden könne.
Standpunkt der Landeshauptstadt München
Die Landeshauptstadt München teilt diese Auffassung ausdrücklich nicht. Der Stadtrat hat am 15. Mai 2024 erneut bekräftigt, dass die Landeshauptstadt München dem viergleisigen Ausbau Daglfing-Johanneskirchen nur im Tunnel zustimmen wird. Das sind die Gründe:
- Nur mit einem Tunnel werden die städtebaulichen, verkehrlichen und stadtklimatischen Aspekte hinreichend berücksichtigt und eine nachhaltige Stadtentwicklung gewährleistet – insbesondere, weil angrenzend an die Bahnstrecke Daglfing-Johanneskirchen eine der letzten großen, zusammenhängenden Siedlungsflächen der Landeshauptstadt München liegt, der „Münchner Nordosten“.
- Ein bis zu 33 Meter breiter, oberirdischer Verlauf der Bahntrasse mit bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden würde allein städtebaulich gesehen eine enorme Trennwirkung entfalten und ein Zusammenwachsen der bestehenden Stadtviertel mit den Neubauquartieren verhindern.
- Die für die Wohnbebauung notwendigen Grünflächen können nur bei einer Tunnellage auf ebendieser Tunneldecke angeordnet werden, was angesichts der knappen Freiraumversorgung von enormer Bedeutung ist.
- Ein oberirdischer Ausbau mit begleitenden Lärmschutzmaßnahmen würde Frischluftströme deutlich behindern und sich negativ auf das Stadtklima auswirken.
- Für die offizielle Strecke des Brenner-Nordzulaufs sind zahlreiche Tunnel vorgesehen, nach gegenwärtigem Stand (März 2025) rund 60 Prozent der 70 Kilometer langen Strecke. Für den deutlich dichter besiedelten Ballungsraum München soll dagegen selbst ein lediglich 2,7 Kilometer langer Tunnel nicht möglich sein. Die Landeshauptstadt München hat dafür kein Verständnis.
Weiterführende Links
Südlich des Streckenausbaus Daglfing-Johanneskirchen schließen drei weitere Schienenprojekte an. Eines davon ist die Truderinger Kurve.
Die Truderinger Kurve schafft eine direkte Verbindung für die Güterverkehre aus Italien und Österreich zwischen Trudering und dem Umschlagbahnhof München-Riem. Bisher wurden die Güterverkehre über den Rangierbahnhof München Ost geführt, ein Umweg inklusive Richtungswechsel. Oder die Züge fuhren eine Runde um den Münchner Güternord- und Südring, um den Richtungswechsel zu vermeiden. Durch die Truderinger Kurve werden der Rangierbahnhof München Ost und der Güterring entlastet. Die Beförderungszeit wird sich um mindestens 30 Minuten verkürzen.
Die Strecke München – Mühldorf – Freilassing („ABS 38“) wird derzeit ausgebaut. Die Daglfinger Kurve schafft eine direkte Verbindung für den Güterverkehr von München nach Mühldorf und Freilassing. Zusätzlich verbindet sie den Umschlagbahnhof Riem mit dem DB-Nordring. Die Daglfinger Kurve entlastet den Rangierbahnhof München Ost und den DB-Südring.
Der bisher eingleisige Streckenabschnitt erhält ein zusätzliches Gleis. Die dann insgesamt zwei Gleise sollen die Kapazität für den Güterverkehr erhöhen, der über den Brenner-Nordzulauf verkehrt und über den DB-Nordring geleitet werden muss.
Stand der Dinge
Die Deutsche Bahn hat den zweigleisigen Ausbau Trudering-Daglfing im Auftrag des Bundes in Troglage geplant. Die Bürgerschaft und die Landeshauptstadt München forderten allerdings eine anwohnerverträgliche Lösung. In weiteren Gesprächen einigte man sich auf eine teilweise Einhausung zwischen der Straßenüberführung Schatzbogen und der Bahnstrecke München-Riem. Am 23. Oktober 2024 beschloss der Stadtrat, dass die Stadt München eine Finanzierungsvereinbarung mit dem Freistaat Bayern über die hälftige Übernahme der Mehrkosten einer Einhausung abschließt. Dieses Ergebnis, das gemeinsam mit Bahn, Bund und Freistaat gefunden wurde, wird das betroffene Gebiet stadtgestalterisch aufwerten, die Anwohner*innen entlasten und zudem einen neuen Erholungsraum schaffen.
Weiterführende Links
Forderungen der Stadt München für die Güterverkehrpläne des Bundes
- Der Zulauf zum Brennerbasistunnel soll nicht ausschließlich durch den Ballungsraum München geführt werden.
- Stattdessen soll die bereits existierende Strecke Rosenheim-Mühldorf ausgebaut werden. Dafür ist eine Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans vorzunehmen. Dies würde eine fairere Verteilung der Belastungen ermöglichen. Zudem würde der Ausbau die Ausfallsicherheit des Brenner-Nordzulaufs stärken.
- Die Untersuchungen zeigen, dass immerhin ein Drittel der Züge, die über den Brenner verkehren werden, den Knoten München nicht anfahren müssen. Eine großräumige Umfahrung ist daher geboten.
- Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) ordnet die oben genannten sowie weitere Projekte dem Bahnknoten München zu, welche vom Bund finanziert werden.
- Die Landeshauptstadt München fordert jedoch, diese als Anschlussprojekte des Brenner-Nordzulaufs und somit auch den Transeuropäischen Netzen (TEN-V) zuzurechnen. Damit wären zusätzliche Bundesmittel verfügbar, um einen besseren Schutz von Anwohner*innen und Umwelt erreichen zu können. Denn die Ausbaumaßnahmen bringen deutlich erhöhte Lärm- und Erschütterungswerte für die Bevölkerung im Münchner Osten mit sich.
- In den bisherigen Planungen wurden überholte und mittlerweile als deutlich zu niedrig erkannte Zugzahlen aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030 berücksichtigt.
- Seit Jahren weist die Landeshauptstadt München auf die künftig höheren Zugzahlen hin.
- Für den Brenner-Nordzulauf südlich von Trudering hat das BMDV bis zur Veröffentlichung der neuen Zugzahlen aus dem Bundesverkehrswegeplan 2024 übergangsweise einen Bemessungsfall von 400 Zügen pro Tag angelegt.
- Die Landeshauptstadt München fordert, dieselben Zugzahlen auch für die Planung der Folgeprojekte im Münchner Stadtgebiet anzuwenden.
Flughafen-Anbindung, zweite Stammstrecke und mehr
Konzept "Bahnknoten München": Ziele
In München und der Region ist der Schienenverkehr an seine Kapazitätsgrenze gelangt. Deshalb hat der Freistaat Bayern das Programm „Bahnausbau Region Bahnknoten München“ initiiert. Die wichtigsten Ziele sind:
- die Entlastung der bestehenden Stammstrecke
- eine geringere Störanfälligkeit der Münchner S-Bahn
- die Verbesserung der Pünktlichkeit
- verkürzte Fahrzeiten in die Münchner Innenstadt
- die bessere Erreichbarkeit des Münchner Flughafens (bayernweit)
- eine verkürzte Fahrzeit zwischen Münchner Innenstadt und Flughafen
- der Ausbau der Strecke München – Mühldorf – Freilassing und damit
- die Ertüchtigung des Streckennetzes für den zunehmenden Schienenverkehr
Bausteine
Zweite Stammstrecke: Der „Bahnknoten München“ – das bisher größte Schienenkonzept des Freistaats Bayern für die kommenden Jahrzehnte – hat enorme Bedeutung für die Stadt, die Europäische Metropolregion und ganz Bayern. Für eine bessere Anbindung an den Münchner Flughafen, aber auch für schnellere Verbindungen in und um München selbst, wird ein zweiter Stammstreckentunnel errichtet.
Anbindung an den Münchner Flughafen: Die Anbindung von Südostbayern und Österreich über die Ausbaustrecke München – Mühldorf – Salzburg (ABS 38) an den Flughafen hat große Bedeutung. Die Europäische Kommission fördert die Planung der Schienenanbindung über den Erdinger Ringschluss und die Walpertskirchner Spange an die ABS 38 mit 12,5 Millionen Euro.
Münchner Nordosten: Das Bahnknoten-Konzept sieht zudem vor, die Schieneninfrastruktur im Münchner Nordosten auszubauen. Neben der besseren Anbindung des Flughafens geht es auch darum, die Strecke zwischen Erding, Markt Schwaben und dem Münchner Osten (eventuell mit einer Verschwenkung zum Münchner Messegelände) zu ertüchtigen.
S-Bahn: Die Planungen der Deutschen Bahn betreffen noch ein weiteres, komplexes S-Bahn-Projekt, das den viergleisigen Ausbau der Strecke Daglfing - Johanneskirchen und den Aus- / Neubau von Daglfinger Kurve, Truderinger Kurve und der so genannten Truderinger Spange vorsieht. Mehr Infos dazu weiter unten.