Münchens Industrie im Wandel

Am 11. Juli 2025 veranstaltete das Referat für Arbeit und Wirtschaft ein Stadtrats-Hearing zum Thema „Transformation Industriestandort München".

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Hearing zur Transformation des Industriestandorts

Wie kann München seine industrielle Stärke in eine digitale und klimaneutrale Zukunft führen? Diese zentrale Frage stand im Fokus des Stadtrats-Hearings am 11. Juli 2025 im Sitzungssaal des Alten Rathaus. Rund 50 geladene Gäste aus Industrie, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft diskutierten die Herausforderungen und Chancen der industriellen Transformation – und welche Rolle die Stadt dabei einnimmt.

Herausforderungen für den Standort

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Christian Scharpf, Referent für Arbeit und Wirtschaft, der in seiner Ansprache betonte, dass auch der Wirtschaftsstandort München die zentralen Herausforderungen Digitalisierung, Demografischer Wandel, Dekarbonisierung und Deglobalisierung zu meistern habe.

Der am Standort bestehende Mix der Münchner Wirtschaft, mit globalen Konzernen, einem breiten Mittelstand und einer aktiven Startup- und Gründerszene, und das alles über viele Branchen hinweg, mache den Wirtschaftsstandort München robust, widerstandsfähig und damit auch zukunftsfest. Eine weiterhin positive Wirtschaftsentwicklung sei aber kein Selbstläufer, sondern brauche neben der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft auch eine innovationsoffene Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft.

Impuls aus der Forschung

Mit einem Impulsvortrag zur "Digitalen Transformation der Industrie in München und den Folgen für die Beschäftigten" gab Prof. Dr. Oliver Falck vom Münchner ifo-Institut den inhaltlichen Rahmen.

Die industrielle Produktion und das Verarbeitende Gewerbe sind in München branchenübergreifend gut aufgestellt, werden jedoch nach wie vor stark vom Automotive-Sektor geprägt. Die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe ist in den letzten Jahren insgesamt stabil geblieben – allerdings zeigen sich deutliche strukturelle Verschiebungen innerhalb des Sektors: Vor allem der Trend zur Digitalisierung führt zu einer steigenden Nachfrage nach höher qualifizierten Fachkräften. Diese Entwicklung geht einher mit höheren Löhnen und wirkt sich letztlich auch auf das Miet- und Preisniveau sowie die allgemeinen Lebenshaltungskosten in München aus.

Podium: Chancen und Herausforderungen

Im Anschluss diskutierte ein hochkarätig besetztes Panel unter der Moderation von Dr. Kira Marrs, Institut für sozialwissenschaftliche Forschung München, die Zukunft des Standorts:

  • Karl Blaim, CFO, Siemens Mobility
  • Dr. Maik Böres, Leiter Politik und Außenbeziehungen, BMW
  • Prof. Dr. Oliver Falck, Leiter Zentrum für Innovationsökonomik, ifo Institut
  • Dr. Christian Scharpf, Referent für Arbeit und Wirtschaft, LH München
  • Sibylle Wankel, 1. Bevollmächtigte, IG Metall
  • Philip Weuste, Clusterleiter Produktion, Automotive und Logistik, Celonis

von links nach rechts: Hintere Reihe: Prof. Falck, Wankel, Dr. Marrs; Vordere Reihe: Blaim, Weuste, Dr. Scharpf, Dr. Böres

Handlungsfelder für die Stadt

Im Rahmen der Diskussion wurden zentrale Themen benannt, bei denen die Stadtverwaltung aktiv zur erfolgreichen Transformation beitragen kann:

  • Willkommenskultur stärken und Verfahren zur Anerkennung von Aufenthaltstiteln beschleunigen
  • Mobilität ausbauen und beschleunigen – verkehrsmittelunabhängig und zukunftsfähig
  • Verwaltung modernisieren durch Entbürokratisierung und konsequente Digitalisierung
  • Kinderbetreuung verbessern – als Schlüsselfaktor zur Fachkräftegewinnung und -sicherung
  • Qualifizierungsangebote schaffen, um Beschäftigte bei der Transformation mitzunehmen
  • Bezahlbaren Wohnraum sichern, um München für Fachkräfte attraktiv zu halten
  • Gewerbeflächen für die industrielle Produktion bereitstellen

Im Zuge des Hearings wurde auch klar benannt, was als Stärke Münchens erhalten bleiben muss, um die Transformation erfolgreich zu gestalten:

  • Ein aktives Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft, Risikokapital und Startups, das Innovationen ermöglicht
  • Ein starker industrieller Kern, der die Basis für Kooperationen mit Startups bildet und Wertschöpfung vor Ort sichert
  • Eine breite wissenschaftliche Landschaft – mit Universitäten, Hochschulen, Akademien und außeruniversitärer Forschung als Innovationsmotor und Fachkräftequelle