Studie zur Nutzung öffentlich zugänglicher Freiräume in München

Wie und von wem werden Münchens öffentliche Parks, Plätze, Straßen und Erholungslandschaften jetzt und in Zukunft genutzt? Die Ergebnisse der Studie liegen vor.

"Mensch im Mittelpunkt"

Mit einem Fernrohr den Fluss und die Isarlandschaft anschauen
Lukas Barth

Wie und von wem werden Münchens öffentliche Parks, Plätze, Straßen und Erholungslandschaften jetzt und in Zukunft genutzt? Welche Ansprüche und Wünsche haben die Menschen an diese Räume? Und welche Nutzergruppen gibt es? Diesen und weiteren Fragen ist die Landeshauptstadt München mit einer umfassenden sozialräumlichen Studie auf den Grund gegangen.

Bis 2040 wird die Einwohnerzahl Münchens weiter steigen - damit werden qualitätsvolle öffentliche Räume immer wichtiger. Sich verändernde Lebensstile, Trends wie die Digitalisierung und die Tatsache, dass es immer mehr ältere Menschen, Kinder sowie neue Mitbürger*innen geben wird, verändern die Nutzung dieser Räume. Hinzu kommen immer dichter werdende Quartiere und eine steigende Konkurrenz um Flächen zwischen Wohnen, Arbeiten und Verkehr. All das floss in die Studie „Nutzungsmuster öffentlich zugänglicher Freiräume im Zuge des soziodemographischen Wandels“ mit ein. Sie zeigt Lösungsansätze, Empfehlungen und Verbesserungsmaßnahmen auf, damit München eine lebenswerte Stadt mit vielfältigen Freiräumen für alle Menschen bleibt.

Was bisher geschah

Start der Studie war 2019. Bis Sommer 2020 fanden in mehreren Quartieren und ihrer Umgebung Stadtspaziergänge, Vor-Ort-Befragungen und Beobachtungen statt. In 38 Freiräumen wurden Personen, die sich dort aufhielten, zu ihrem Nutzungsverhalten, Anforderungen und Bedürfnissen befragt. 300 von 1.200 Interviews wurden durch pandemiebezogene Fragen ergänzt.

Auch die Bewohnerbefragung ist abgeschlossen: Zirka 20.000 Personen, davon bis zu 2.400 mit einer Körper- oder Sinnesbehinderung, wurden gebeten, sich an einer mehrsprachigen Online-Befragung zu beteiligen. Personen ab 65 Jahren und Menschen mit Behinderung ab GdB 50 zwischen 18 und 75 Jahren erhielten den Fragebogen per Post. Die Menschen mit Behinderung wurden vom Zentrum Bayern für Familie und Soziales angeschrieben. Alle anderen Menschen wurden zufällig aus dem Einwohnermelderegister gezogen. Es gab 2.954 vollständig ausgefüllte Rückmeldungen von Menschen ab 14 Jahren.

2021 wurden die Ergebnisse der Erhebungen in einer zweiten Stufe im Rahmen des Methodenmix‘ aufbereitet und vertiefend ausgewertet, analysiert und bewertet. Parallel wurden drei geschlechterbezogene thematische Spaziergänge und sieben vertiefende Fokusgruppen durchgeführt und dokumentiert.

Die Ergebnisse

Die Studie zeigt, dass einfache, alltägliche Bedürfnisse der Menschen entscheidend sind. Das eigene Viertel ist von großer Bedeutung für die Freiraumnutzung, urbane Freiräume wie Straßen, Plätze und Nischen werden wichtiger. Eine gewisse Dichte ist Teil des Münchner Stadtlebens und wird geschätzt. Freiräume für beispielsweise Ruhe und Rückzug, aber auch Spazierengehen, Sport und Freunde treffen, sind für viele Münchner*innen ein wichtiger Ausgleich. Die Empfindungen bezüglich gleichberechtigter Teilhabe und Sicherheit variieren je nach Nutzergruppe. So zeigt die Studie beispielsweise, dass Menschen mit Schwerbehinderungen oft einen Mangel an Respekt erfahren und dass es eine unzureichende Professionalisierung beim Thema Inklusion gibt. Die Studie stellt die Nutzungsmuster, also die Verhaltensmuster von Menschen im öffentlichen Raum hinsichtlich Häufigkeit, Art und Ort der Nutzung, differenziert dar.

Abschlussbericht

Den Abschlussbericht "Mensch im Mittelpunkt" finden Sie hier.

Beispielhafte Quartiere ausgewählt

Die Untersuchungen fanden in 17 Gebieten in sechs Quartierstypen statt, die exemplarisch für andere Gebiete in der Stadt stehen könnten und auf andere Kommunen übertragbare Ergebnisse erwarten lassen:

  • Historische Kerne: Altstadt, Teile der Innenstadt, Ensembles alter Ortskern Solln mit Bertelestraße
  • Gründerzeitquartiere (1870-1918): Schwabing-West, Sendling
  • Einzel-, Doppel- und Reihenhausgebiete: Moosach-Neuhausen, Harlaching-Geiselgasteig, Fürstenried-Holzapfelkreuth
  • Gartenstadtgebiete: Moosach-Neuhausen, Harlaching-Geiselgasteig, Fürstenried-Holzapfelkreuth
  • Siedlungen (1900-1960): Sechs Siedlungen in Neuaubing, Laim
  • Großwohnsiedlungen (ab 1960): Neuperlach, Olympia-Pressestadt und Olympiadorf
  • Neubaugebiete und junge Quartiere (ab 1990): Messestadt Riem, Nordhaide, Domagkpark mit Parkstadt Schwabing, Arnulfpark

Neun Arten öffentlicher Räume

In diesen Quartieren und ihrer Umgebung wurden neun verschiedene Arten öffentlicher Räume untersucht:

  • Elastic Space:
    Alpina-Parkhaus mit Kulturdachgarten

  • Der verkehrsreiche, laute Platz:
    Goetheplatz, Baldeplatz

  • Der zentrale, stark baulich geprägte Stadt- und Quartiersplatz oder die Fußgängermeile:
    Marienplatz, Odeonsplatz, Gärtnerplatz, Am Harras, Sendlinger Straße, Willy-Brandt-Platz

  • Das (grüne) Entrée öffentlicher, kultureller oder gewerblicher Einrichtungen:
    Sankt-Jakobs-Platz, Marianne-v.-Werefkin-Weg / Pinakothek der Moderne, Willy-Brandt-Platz / Platz der Menschenrechte, Bahnhof Olympiazentrum / Brundageplatz, Vorplatz der Mittelschule am Gerhart-Hauptmann-Ring, Alter Südfriedhof, Westfriedhof, Arnulfpark / Klaus-Mann-Platz

  • Der kleine, unaufgeregte Park nebenan:
    Parkanlage an der Glyptothek / Mensa der TUM, Valleyplatz, Grünkeile Messestadt Riem, Wohnring Neuperlach, Domagkpark, Amphion Park / Grünanlage an der Templestraße, Parkmeile Pasing / Aubing, Grünanlage Mettenstraße, Parkmeile Grünes Band Ost / Hachinger Bach, Grünanlage am Manzingerweg, Grünfläche am Karl-Marx-Ring, Hachinger Bach / Adolf-Baeyer-Damm

  • Das Bewegungsband mit spiel- und sportlichen Stationen und Sitzplätzen:
    Paketposthalle Kulturzentrum Backstage, Hirschgarten mit Skatepark, Pasinger Fabrik / Spielplatz, Olympiapark, Grünanlage Drygalski-Allee, Riemer Park Wiesenareal

  • Der große Park am Fluss, Kanal oder See:
    Olympiapark, Würm, Englischer Garten, Landschaftspark Riem, Westpark, Innerstädtische Isar, Würm - Avenariusplatz, Würm - Große Wiese am Wasserschloss

  • Der Ruhepol mit lebendigen Rändern:
    Nordhaide, Parkmeile Südpark, Bolzwiese, Herterichstraße / Pferdewiesen, Parkmeile Grünes Band Ost - am Krautgarten, Parkmeile Riemer Park - Skateranlage im Gefilde

  • Weit draußen im Grüngürtel:
    Dachauer Moos / Feldflur Feldmoching, Regattastrecke, Schwarzhölzl, Eishüttenplatz

Über die Studie

Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr hat die Studie mit 95.000 Euro unterstützt. Die Studie entstand außerdem mit Unterstützung durch die Landesbehörde Zentrum Bayern Familie und Soziales im Rahmen der Nebenziehung Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderung.

Durchführung

Stufe 1

  • Studio Stadt Region, München mit freiwurf Landschaftsarchitekturen, Hannover
    SechsThematische Themenspaziergänge
  • Freiwurf Landschaftsarchitekturen, Borries von Detten
    Entwickeln von neun Freiraumdichtetypen
  • Forschungplus, München
    Bewohnerinnenbefragung Rücklauf 2.954, 1.167 Beobachtungen und 1.200 Vor-Ort Interviews in 38 Freiräumen und 102 Beobachtungspunkten Sommer 2019 bis 2020

Stufe 2

  • Gehl, Kopenhagen
    Analyse, Bewertung, Entwicklung von zehn Nutzer*innenprofile und Erstellen Abschlussbericht

  • Unterstützung durch Weeber+Partner, Stuttgart
    mit drei ergänzenden thematischen Spaziergängen und sieben vertiefenden Fokusgruppen
  • Analyse & Tal, Kopenhagen
    Datenverarbeitung

Die Studie ist ein Schlüsselprojekt des Konzeptgutachtens "Freiraum M 2030". Dieses bildet die strategische Grundlage für die langfristige Freiraumentwicklung in München. Um die darin beschriebenen Ziele umzusetzen, wurde ein Aktionsplan mit Schlüsselprojekten erstellt.

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