Spielplätze auf Privatgrund: Das ist zu beachten
Die Münchner Spielplatzsatzung macht Vorgaben für Spielplätze auf privaten Grundstücken. Hier finden Sie wichtige Hinweise und Gestaltungsvorschläge.
Warum brauchen wir Spielangebote im Wohnumfeld?
Sandkästen, Spiel- und Klettergeräte, aber auch Spielgefährten auf der Rutsche, Wippe oder Schaukel haben für Kinder – je nach Alter – ihren ganz besonderen Reiz. Auf Spielplätzen entdecken Kinder ihre körperlichen Fähigkeiten, erlernen Fertigkeiten und erfahren eigene Grenzen. Für viele Kinder sind Spielplätze die besten Orte, an denen sie sich austoben können.
Besonders wichtig sind Spielmöglichkeiten in dicht bebauten Städten wie München. Innenstadtkinder wachsen häufig in einer stark versiegelten und spielfeindlichen Umgebung auf. Öffentliche Grünflächen mit Spiel- und Naturerfahrungsangeboten liegen oft in größerer Entfernung zum Wohnort. Deshalb kommt privaten Spielflächen eine besondere Rolle zu. Sie sind das Bindeglied zwischen der privaten Wohnung und dem öffentlichen Raum, für Kinder also das Tor zur Welt.
Mit einer Spielplatzpflicht entspricht die Landeshauptstadt dem allgemeinen Bedürfnis, Spielräume für Kinder zu schaffen, die ihren Interesse entsprechen, sie in ihrer Entwicklung unterstützen und sie dort zugleich von allgemeinen Verkehrsgefahren fernzuhalten.
Welche Vorgaben für private Spielplätze im Wohnumfeld gelten, das regelt die Landeshauptstadt München in ihrer Spielplatzsatzung.
Die Münchner Spielplatzsatzung
Grundbedürfnisse von Kindern auf Spielplätzen
Die Möglichkeit, schöpferisch tätig zu werden und etwas selbst zu erschaffen, ist für Kinder wichtiger als die Ausstattung mit Spielgeräten. Es reicht aber nicht, einfach eine Wiese ohne Spielangebot zur Verfügung zu stellen. Zu empfehlen ist ein differenziertes und stimulierendes Angebot, das die körperliche, soziale, kognitive und emotionale Entwicklung der Kinder unterstützt. Das Spielangebot sollte aus fachlicher Sicht die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder abdecken:
- Bewegung und Koordination
- Soziale Interaktion
- Kreativität und Fantasie
- Ruhe und Rückzug
Diese Grundbedürfnisse zeigen, dass es nicht die Schaukel oder das Klettergerüst als solche sind, die einen Spielplatz attraktiv machen, sondern die Möglichkeiten, die sie bieten.
Genauso wichtig wie Angebote für die Kinder sind Aufenthaltsmöglichkeiten für die Begleitpersonen. Das kann eine Bank sein, eine Mauer oder ein Podest. Zuletzt ist auch Schatten wichtig, idealerweise in Form von Bäumen, die zugleich Spielmaterial liefern wie Laub oder Kastanien.
Was macht eine gute Spielplatzplanung aus?
Sand und Boden, Wasser, Bäume, Büsche, Blumen, Licht und Schatten, Wind, Regen, Steine, Äste, Blätter, Früchte: Spielplätze sind Naturerfahrungsräume. In München ist es aber schwierig, auf den meist kleinen und unterbauten Flächen eine vielseitige und naturnahe Bepflanzung anzulegen und dauerhaft zu erhalten. Deshalb sind fantasievolle Lösungen gefragt, die es auch auf engem Raum ermöglichen, Natur zu erleben. Wichtig ist aus fachlicher Sicht, möglichst viele natürliche Materialien zu verwenden.
- wohnungsnahe Lage beziehungsweise in Ruf- und Sichtweite
- modelliertes Gelände
- attraktive und abwechslungsreiche Gestaltung
- Flächen mit unterschiedlichem Untergrund, auch Unebenheiten sind erwünscht
- befestigte Flächen für ein möglichst breites Nutzungsangebot
- Geräte mit unterschiedlichem Aufforderungscharakter
- Klettergeräte beziehungsweise Kletterkombinationen
- Mäuerchen und Schaukeln
- (Blühende) Pflanzen für eine vielfältige Vegetation
- Nutzpflanzen (zum Beispiel Beerensträucher und Obstbäume)
- Pflanzen, die Geräusche machen (zum Beispiel Silberpappel)
- Pflanzen, die duften (zum Beispiel Pfefferminze)
- Bäume und Sträucher, die sich zum Spielen und Gestalten eignen (zum Beispiel Weide und Haselnuss)
- Plätze und Spielgeräte, die zu Rollenspielen anregen und die Teamarbeit und Kooperation fördern
- Bereiche, in denen Kinder zusammen spielen können
- Kommunikationsecken für Eltern und Kinder
- Geräte, die von mehreren Kindern gleichzeitig benutzt werden können
- Zugänglichkeit und Nutzungsmöglichkeiten für Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten
- ruhigere Zonen, in die Kinder sich zurückziehen und entspannen können
- Bereiche, die kreatives Spielen fördern (Häuser, Fahrzeuge, Hütten, Hängematten, Baumhäuser, Bau- und Konstruktionsmöglichkeiten)
- Bereiche, die das Lernen und die Entdeckung fördern (sensorische Stationen, interaktive Lernspiele oder Naturerlebnisflächen)
- Wasser in Verbindung mit Sand oder Erde
- Klettermöglichkeiten (Bäume, Türme, Seil-Dschungel)
- Versteckmöglichkeiten (Betonröhren, Nischen, Bodenunebenheiten, Büsche, Bäume, Mauern)
- Räumliche Integration des Spielplatzes in die Gesamtanlage
- Bäume und Sträucher
- Hecken in Labyrinthform
- Hügel, Nischen und eine Rasenfläche für freies Spiel
- keine Spitzen, scharfe Kanten oder sonstige Verletzungsrisiken
Spielplätze als Treffpunkt und Gemeinschaftsraum
Wenn sich Kinder und Erwachsene in den Planungsprozess von privaten Spielplätzen einbringen können, bringt dies zahlreiche Vorteile mit sich. Der Spielplatz ist nicht nur Spielplatz, sondern wird zum wertvollen sozialen Gemeinschaftsraum. Die Wertschätzung steigt und damit auch die Chance auf einen pfleglichen Umgang mit dem Spielplatz.
Auch die Zusammensetzung der Bewohner*innen hat großen Einfluss darauf, wie oft und wie lange Spielplätze genutzt werden. Wenn viele junge Familien in der Umgebung wohnen, werden die Spielgeräte schneller abgenutzt. Deshalb sollten sie regelmäßig überprüft und gewartet werden. Nach einigen Jahrzehnten ist oft eine umfassende Sanierung oder Umgestaltung nötig, damit der Spielplatz attraktiv bleibt und zu den Bedürfnissen der Bewohner*innen passt.
Spielen fördert die Entwicklung
Spielgeräte, die mehrere Spielmöglichkeiten bieten, erhöhen den Spielwert. Ein Klettergerüst kann nicht nur zum Klettern, sondern auch zum Balancieren, Verstecken oder als Ausgangspunkt für Rollenspiele genutzt werden. Geräte, die sich an unterschiedliche Altersgruppen wenden und die sich mit verschiedenen Fähigkeiten und Interessen nutzen lassen, ermöglichen es Kindern, ihre eigenen Herausforderungen zu wählen und zu bewältigen. Geeignete Geräte sind:
- Balancierbalken
- Hüpfkästchen
- bespielbare Trennwände
- Trampolin
- Hängematten
- Schaukeln
Grobmotorik, Koordination und Gleichgewicht
Spielgeräte sollten insbesondere das Klettern, Schwingen, Rutschen und Balancieren fördern. Außerdem sollten sie Kinder anregen, ihre körperlichen Fähigkeiten zu testen. Beispiele sind:
- Kletterwände
- Seilgärten
Kognitive Entwicklung
Geschicklichkeitsspiele und Rätsel fördern strategisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten. Bau- und Konstruktionsstationen regen die Kreativität an und ermöglichen es, eigene Spielwelten zu schaffen.
Interaktion und Zusammenarbeit
Große Schaukeln fördern soziale Fähigkeiten wie Kommunikation, Teamarbeit und Empathie. Spielhäuser oder Gemeinschaftsgärten erhöhen den sozialen Wert des Spielplatzes und fördern Freundschaften.
Stauden und Bäume auf Spielplätzen
Kinder spielen besonders dann gerne auf Spielplätzen, wenn sie qualitätsvoll in die Gesamtkonzeption aller Freiflächen eingebunden und vielseitig nutzbar sind. Ein wichtiges Kriterium ist dabei der Einsatz von Pflanzen.
- Bäume bieten Klettermöglichkeiten und dienen als Versteck und Rückzugsort. Deshalb gehört mindestens ein Schatten spendender Laubbaum in Spielplatznähe dazu.
- Bäume lassen sich in die Gestaltung von Spielstationen integrieren, etwa durch Balancier- und Kletterelemente oder Schaukeln.
- Sträucher bieten Sichtschutz. Sie grenzen einzelne Bereiche ab, dienen etwa als Heckenlabyrinth und gleichzeitig als Spielort.
- Sträucher bieten Lebensräume für Vögel, Insekten und andere Kleintiere.
- Stauden beziehungsweise Gräser können einen Spielplatz sowohl auf ästhetische als auch funktionale Weise erheblich aufwerten. Durch die Auswahl von Pflanzen, die zu verschiedenen Jahreszeiten blühen, wirken Spielplätze dynamisch und abwechslungsreich.
Begrünung mit Lernangeboten kombinieren
Die Begrünung lässt sich mit Bildungsangeboten wie Kräutergärten, Obstbäumen oder Pflanzbeeten kombinieren. So erfahren Kinder mehr über natürliche Zusammenhänge. Bereiche, in denen Familien gemeinsam etwas anpflanzen können, fördern das soziale Miteinander, das Gemeinschaftsgefühl und die Nachbarschaft.
Mit natürlichen Materialien selbst gestalten
Natürliche Strukturen wie Weidentipis schaffen geschützte Räume, die zu Rollenspielen anregen. Die Möglichkeit, eigene Weidentipis zu bauen oder die bestehenden Strukturen umzugestalten, fördert zudem die Fähigkeit der Kinder, Probleme selbst zu lösen.
Altersspezifische Spielangebote
Je nach Alter und Entwicklungsstand haben Kinder unterschiedliche Bedürfnisse beim Spielen. Wichtigstes Spielelement für Kleinkinder ist der Sandkasten. Die Einfassung beziehungsweise der Rand der Sandkiste steigert die Attraktivität ihres Spiels, da die Kinder draußen und drinnen erleben, den Sand auf den Rand häufen und dort etwa Autos schieben können. Kleine Tische oder Podeste im Sandspielbereich ergänzen die Spielmöglichkeiten. Gleiches gilt für ein Häuschen in unmittelbarer Nähe, in das die Kinder hineinschlüpfen und wo sie sich verstecken können.
Mit zunehmendem Alter werden Spielgeräte interessant, die die motorische Entwicklung fördern. Außerdem kommt dem freien Spiel auf Pflaster-, Rasen- oder in Gehölzflächen eine größere Bedeutung zu.
Gendergerechte Spielangebote
Ein geschlechtergerechter Spielplatz berücksichtigt die Bedürfnisse aller Kinder – unabhängig von Geschlecht, Alter oder körperlichen Fähigkeiten. Auf einem geschlechtergerecht geplanten Spielplatz sollen sich alle Kinder unterhalten können, sich bewegen, toben, rangeln und raufen, Risiko erleben und sportlich Kräfte messen. Er bietet aber auch Möglichkeiten sich zurückzuziehen, zu chillen und kreativ zu sein.
Um einen Spielplatz zu bauen, der Geschlechtergerechtigkeit fördert, sind die räumlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse zu beachten. Wichtig ist nicht nur eine zweckmäßige, sondern vor allem eine ästhetische und einladende Gestaltung, die in einem gepflegten Zustand gehalten wird. Dazu gehören auch unterschiedlich gestaltete Sitzmöglichkeiten, die Austausch und Kommunikation ermöglichen und als Treffpunkt angelegt sind. Schlecht einsehbare, dunkle Bereiche oder weite, dunkle Wege sollten vermieden werden.
Die „Handlungs- und Planungsempfehlungen der AG Gendergerechte Spielraumgestaltung" des Baureferats der Landeshauptstadt München bieten weitere Ideen und Anregungen zur gendergerechten Gestaltung.
Inklusion
Der Spielplatz sollte so gestaltet sein, dass er für alle Kinder zugänglich ist, einschließlich Kindern mit körperlichen Einschränkungen. Dazu gehören Rampen, breite Wege mit barrierefreiem Untergrund und Spielgeräte, die für Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten geeignet sind. Die Spielgeräte sollten so platziert und gestaltet sein, dass sie leicht zugänglich sind. Sensorische Spielstationen, zum Beispiel Klangspiele oder verschiedene Oberflächen, sprechen die Sinne an und helfen allen Kindern, gemeinsam zu spielen und miteinander in Kontakt zu kommen.
Spielplätze auf dem Dach
In Ausnahmefällen können Spielplätze auch auf dem Dach errichtet werden.