Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreise
Der Preis wird an Künstler*innen unter 30 Jahren verliehen, die sich im musischen Bereich, im Bereich der Bildenden Künste oder der Literatur hervorgetan haben.
Förderung für junge Kunstschaffende
Die Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreise, eine Stiftung von Ida Wolf, sind mit jeweils 2.000 bis 3.000 Euro dotiert. Mit den Preisen sollen junge Künstler und Künstlerinnen unter 30 Jahren gefördert werden, die sich kreativ besonders im musischen Bereich, im Bereich der Bildenden Künste oder der Literatur hervorgetan haben. Sie müssen in München (S-Bahn-Bereich) leben und die deutsche Staatsbürgerschaft haben.
Weiterhin legte die Stifterin fest, dass die jungen Kunstschaffenden in ihrem künstlerischen Bereich berufsmäßig tätig sein können, aber nicht müssen, dass die Vergabe an einen Künstler / eine Künstlerin höchstens zweimal zulässig ist und dass politische oder religiöse Anschauungen keinen Einfluss auf die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger haben dürfen.
Es werden jährlich insgesamt bis zu vier Preise vergeben. Bis zu zwei im Bereich Musik, einer für Bildende Kunst sowie alle zwei Jahre ein Preis im Bereich Literatur. Die Zahl und Höhe der Preise richtet sich nach den Stiftungserträgen.
Die Hochschule für Musik und Theater und die Städtische Sing- und Musikschule können jeweils zwei, die Akademie der Bildenden Künste vier Kandidatinnen und Kandidaten empfehlen.
Eigenbewerbung ist nicht möglich.
Preisträger*innen im Bereich Bildende Kunst
Jurybegründung
Johannes Kiel überzeugt durch eine interdisziplinäre künstlerische Praxis, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Naturwissenschaften entfaltet. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine ebenso anspruchsvolle wie präzise Formsprache aus. Aktuelle Fragestellungen aus Biologie, Geologie, Chemie oder Robotik bilden den Ausgangspunkt für Skulpturen, Installationen und Experimente, mit denen Kiel die ästhetischen Möglichkeiten wissenschaftlicher Erkenntnisse auslotet – ohne dabei deren Komplexität aufzugeben. Spielerisch verleiht er Immateriellem eine physische Präsenz im Raum. Seine Werke sind dynamisch, oft wandlungsfähig und in der Lage, neue Erkenntnisse und ästhetische Formen hervorzubringen.
Mit Johannes Kiel würdigt die Jury einen Künstler, dessen Arbeiten sensorische Zugänge zu Wissensräumen eröffnen, die sonst nur über abstrakte Theorien oder Labortechnologien erfahrbar wären. Er schafft immersive ästhetische Universen, in denen sich Forschung, Beobachtung und künstlerische Imagination auf eindrucksvolle Weise verbinden.
Jurymitglieder
Dr. Anita Edenhofer (BBK München und Oberbayern e.V), Andrea Huber (Die Färberei), Christian Ganzenberg (Various Others), Andreas Mitterer (Kunstverein Ebersberg), Dr. Helena Pereña, (Museum Villa Stuck), Katharina Weishäupl (Kunstpavillon) und aus dem Stadtrat: Mona Fuchs (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste-Volt), David Süß (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste-Volt), Leo Agerer, (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Ulrike Grimm (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) und Lars Mentrup (Fraktion der SPD).
- 2024: Béla Juttner
- 2023: Luca Leon Daberto
- 2022: Maria Margolina
- 2021: Boris Saccone
- 2020: Lena Grossmann
- 2019: Esther Zahel
- 2018: Sophia Mainka
- 2017: Lukas Hoffmann
- 2016: Patrik Thomas
- 2015: Judith Neunhaeuserer
- 2014: Hammann & Maria von Mier
- 2013: Angela Stiegler
- 2012: Christian Hartard
- 2010: Felix Burger, Esther Judith Hinz
- 2009: Stefan Wischnewski
Preisträger*innen im Bereich Literatur
Jurybegründung
Sophia Merwald: „Sperrgut“
Das Gast- und Wohnhaus „Lusthansa“ im abgelegenen Industriegelände „Kummerfeld“ ist nicht nur Handlungsort, sondern auch symbolischer Ort für die Schwellensituation der Figuren in Sophia Merwalds Roman „Sperrgut“ – verloren zwischen Stadt und Land, zwischen Verzweiflung und Zufriedenheit, Außenseiterposition und Zusammenhalt. Geführt wird das Haus von Kristalloma, die es in einer Zeit vor der Romanhandlung als Zufluchtsort für von Gewalt bedrohte Frauen gegründet hat und noch immer auf unkonventionelle Art als Ankerpunkt im Leben ihrer Mitbewohnerinnen wirkt. Eine Gruppe verlorener Existenzen rund um die Ich-Erzählerin Stevie findet bei ihr ein Zuhause – in gleichsam nüchterner wie liebevoller Sprache werden sie vorgestellt. Als Stevie Maj kennenlernt, hofft sie in ihr eine „glitzernde Verbündete“ zu finden und lädt sie ein, zu ihr ins Lusthansa zu ziehen. Kurz nach ihr zieht der Vater von Stevie, mit beginnender Demenz aus dem Altenheim kommend, ebenfalls ein. Stevies Beziehung zu ihm ist schwierig. Äußerst fein stellt Merwald das Schwanken zwischen Nähe und Bedrohung des eigenen Rückzugsortes dar. Widerwillig muss Stevie Verantwortung für den Vater übernehmen, mehr als sie kann, während eigentlich ihre Sorge Maj gilt, die immer wieder „Silo-Laune“ hat, in der es sie auf die höchsten Gebäude der Umgebung zieht. Aber auch Stevies eigene psychische Verfassung ist nicht gut, die beiden Frauen geben sich gegenseitig so etwas wie Halt.
Präzise sprachliche Bilder – Naturbeschreibungen zumeist – zeigen Gefühlslagen, die für die Protagonist*innen unaussprechlich bleiben. Es ist die Stärke Merwalds, die „dysfunktionalen Beziehungen“ und die psychische Verfasstheit ihrer Figuren den Leser*innen fühlbar zu machen. Was sie selbst unfähig sind, in Worte zu fassen, findet sich in ihrem Erleben der Gegend rund um das Industriegebiet, in kleinen Beobachtungen und ungewöhnlichen Angewohnheiten.
Sophia Merwald, 1998 geboren, studierte Journalistik, Literatur- und Kulturwissenschaften sowie Film- und Medienkultur-Forschung an der LMU München. Sie veröffentlichte Texte in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien. Für das nun mit dem Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis der Stadt München ausgezeichnete Romanprojekt erhielt sie bereits den Autor*innenpreis des Irseer Pegasus.
- 2023
Sophia Merwald - 2019
Annegret Liepold - 2017
Verena Ullmann - 2015
Jan Reinhardt - 2013
Ronya Othmann - 2011
Rebekka Olbrich, Katharina Eyssen - 2009
Janine Adomeit, Tobias Hipp, Constanze Petery - 2007
Theres Lehn - 2005
Benedikt Feiten - 2003
Michael Angelmi - 2001
Erika Markmiller - 1999
Caroline Rabl - 1998
Benjamin Rischer - 1991
Franz Hillebrandt
Preisträger*innen im Bereich Musik
Jurybegründung
Der Komponist Fabian Blum studiert derzeit an der Hochschule für Musik und Theater in München und tut sich schon jetzt durch seinen weitreichenden Blick auf die zeitgenössische Musik hervor. Er hat nicht nur bereits über alle Gattungsgrenzen hinweg u.a. für namhafte Institutionen wie das Residenztheater oder die Theaterakademie München komponiert und Wettbewerbe gewonnen, sondern arbeitet auch intensiv an seiner ganz eigenen musikalischen Klangsprache. Sein Werk „Die Legende von Ingong“ ist eingebettet in die Fantasiewelt „Lumina“, eine Geschichte, die Fabian Blum als Kind entwickelt hat. Nun denkt er diesen mythischen Stoff weiter, verwebt ihn mit improvisierten und durchkomponierten Elementen der zeitgenössischen Musik. Dass Fabian Blum nicht in Fußstapfen treten, sondern eigene Wege beschreiten will, zeigt seine ungewöhnliche und kreative Art, sein Werk festzuhalten: eine Comic-Partitur mit Pop-Up-Elementen, die in sein Musiktheater integriert wird. Fabian Blum denkt nicht rein kompositorisch, vielmehr performativ. Das Werk soll in einer Galerie aufgeführt werden, die explizit Teil seines Musiktheaters werden wird. Außerdem tut sich Fabian Blum hervor, indem er ein breites Publikum mitdenkt, und bestrebt ist, seine Kunst möglichst für viele zugänglich zu machen. Die Jury ist überzeugt, dass diese kreative Energie und die frische Art, zeitgenössische Musik zu komponieren, ein Gewinn für München ist.
Jurymitglieder
Aylin Aykan (Musikerin/Veranstalterin), Katrin Beck (Musikmanagerin), Danijela Kufner (Musikmanagerin), Tobias Schneider (Kulturamtsleiter Dachau), Roman Sladek (Musiker und Veranstalter) und Svenja Wieser (Bayerischer Rundfunk) sowie aus dem Stadtrat Thomas Niederbühl und David Süß (Die Grünen – Rosa Liste), Leo Agerer und Jens Luther (CSU mit FREIE WÄHLER) und Roland Hefter (SPD/Volt).
- 2024: Rosa Luckow
- 2023: Laura Lootens
- 2022: Gerrit Illenberger
- 2021: Fiona Grond
- 2019: Hamlet Ambarzumjan
- 2018: Mathias Lachenmayr
- 2017: Kathrin Isabelle Klein
- 2016: Alexandra Obermeier
- 2015: Pablo Quaß
- 2014: Sophie Mefan, Katarina Schmidt
- 2013: Sebastian Schwab
- 2012: Anna Korsun, Gitarrenduo steuber.öllinger
- 2009: Mariella Haubs
- 2008: „elektra volksbad“
- 2007: Anno Schreier