Arbeitsstipendien für Münchner Autor*innen

Für literarische Projekte von etablierten Münchner Autor*innen.

Für literarische Projekte

Die Landeshauptstadt München vergibt alljährlich zwei mit je 8.000 Euro dotierte Arbeitsstipendien für Münchner Autor*innen, die sich mit ihrem Werk bereits literarisch ausgewiesen haben und im Literaturbetrieb in Erscheinung getreten sind: durch Veröffentlichungen in Verlagen, Lesungen, Auszeichnungen oder Rezensionen. In erster Linie werden Prosaprojekte aller Genres (Romane, Erzählungen, Romanbiografien, literarische Essays) berücksichtigt, es werden aber auch anspruchsvolle Lyrikprojekte in die Auswahl einbezogen.

Eigenbewerbung ist erforderlich.
Eine gleichzeitige Bewerbung für das Arbeitsstipendium und das Literaturstipendium der Stadt München (für Nachwuchsautorinnen und -autoren) ist nicht möglich.
Eine vom Stadtrat berufene Jury übernimmt die Auswahl aus den eingesandten Bewerbungen; die Entscheidung obliegt dem Stadtrat.

Das Arbeitsstipendium für Münchner Autor*innen erhielten

Jurybegründungen

Alexandra Blöchl für ihr Prosaprojekt „Marie aus dem Meer“

Die 27-jährige Vida Goudie lebt zeit ihres Lebens auf einer kleinen Insel im Norden. Sie arbeitet im Laden ihrer Eltern und ist seit Jahren mit dem gleichaltrigen Schafzüchter Connor verlobt. Während ihr älterer Bruder Zander die Insel längst gen Stadt verlassen hat, hinterfragte Vida ihr eintöniges Leben nie. Bis Marie Quill in die Nachbarschaft zieht.
Die 29-Jährige verkörpert alles, was Vida nicht ist: Unabhängig und frei lebend wie denkend, kümmert sie sich nicht um das Gerede der rund 50 Inselbewohner*innen. Tagsüber näht sie Meerjungfrauenkostüme für Kund*innen in aller Welt, abends gleitet sie als Meerjungfrau durchs Wasser.
Das Setting und der Plot lassen einen eher leichteren Unterhaltungsroman vermuten. Tatsächlich geht es in „Marie aus dem Meer“ um mehr. Es geht um Körperlichkeit und Scham, um die Enge eines vorgefertigten Lebens, um Rivalität unter Geschwistern und die Folgen einer existenziellen Verunsicherung. Mit großer Sorgfalt untersucht Alexandra Blöchl, wie tief eine bis dato fremde Lebensweise die eigene unhinterfragte erschüttern kann. Sie lotet die damit verbundenen ambivalenten Gefühle aus und zeigt, wozu der Mensch im Extremfall fähig ist.
Alexandra Blöchl wurde 1969 in Wuppertal geboren und lebt als freie Autorin in Vaterstetten bei München. Unter ihrem Geburtsnamen Alexandra Pilz und dem Pseudonym Lea Coplin veröffentlichte sie ab 2013 Jugendromane sowie ab 2018 als Anne Sanders mehrere (Liebes-)Romane. Mit dem Arbeitsstipendium möchte die Jury die Autorin unterstützen und ermutigen, ihr aktuelles literarisches Projekt fortzuführen und unter ihrem Klarnamen ein neues Kapitel in ihrer schriftstellerischen Arbeit aufzuschlagen.“

Jovana Reisinger für ihren Erzählband „Großes Zucker Sahne Dilemma“
Jovana Reisingers Geschichten kreisen um das Thema einer patriarchalen Gesellschaft, in der tradierte Rollenzuschreibungen, neoliberale Versprechen und kapitalistische Druckmechanismen die Gegenwart ihrer Figuren prägen. Dabei geht es häufig um Liebe, um Körper und Sehnsucht, aber auch um Schmerz, Wut und das Verstreichen von Zeit. So auch in ihrer Geschichte „Zur schönen Aussicht“, in der eine Frau, deren beruflich erfolgreicher Mann ständig außer Haus ist, ihre Schönheit in einer exklusiven Penthouse-Wohnung in Peking pflegt und eines Tages auf rätselhafte Weise aus ebendieser Wohnung verschwindet. Sie hört scheinbar auf, in der Gegenwart des Mannes zu existieren, fügt sich aber in Wahrheit ins Gesamtbild der Wohnung ein. Wie Reisinger hier in Anspielung auf den Pygmalion-Mythos die Geschichte auf ungeahnte Höhen treibt, führt nicht nur zur fulminanten Pointe innerhalb der Erzählung, sondern macht diese zu einem Juwel im ganzen Band, der insgesamt 15 Kurzgeschichten umfassen soll. Auch die Geschichte „Gerecht“ zeigt Reisingers Kunst, eingeschriebene Verhaltensmuster und Ideale kühl und bisweilen zynisch-humorvoll zu sezieren und die vermeintliche Idylle als bodenloses Trugbild zu entlarven. Zugleich geht es um die Frage nach Gerechtigkeit, wer welches Schicksal eigentlich verdient und ob Tod und Melancholie wirklich nur die Kehrseiten eines glücklosen Lebens sind und nicht immer schon dem Glück selbst eingeschrieben sind.
Die 1989 in München geborene Autorin, Regisseurin und bildende Künstlerin debütierte 2017 mit ihrem Roman „Still halten“, der 2018 mit dem Bayern 2-Wortspiele-Preis, einem Aufenthaltsstipendium im LCB sowie 2019 mit einem Aufenthaltsstipendium des Goethe Institut China ausgezeichnet wurde. Ihr zweiter Roman „Spitzenreiterinnen“ war 2021 für den Bayerischen Buchpreis nominiert. Reisinger schreibt seit 2020 die Menstruations-Kolumne „Bleeding Love“ für Vogue Germany und trat als bildende Künstlerin vor allem mit ihrer Video-Installation ‚Men in Trouble‘ hervor.

Mitglieder der Jury

Dr. Peter Czoik (BSB / Literaturportal Bayern), Marianna Geier (Buch & Bohne Buchhandlung), Antonio Pellegrino (Bayerischer Rundfunk), Christiane Pfau (Pfau PR), Tina Rausch (Lektorin, Journalistin), Sabine Reithmaier (Süddeutsche Zeitung)
sowie aus dem Stadtrat:
Stadträtin Marion Lüttig (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Stadtrat Thomas Niederbühl (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Stadtrat Andreas Babor (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Stadträtin Beatrix Burkhardt (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Stadträtin Kathrin Abele (Fraktion SPD/Volt)

 

  • 2021
    Barbara Yelin, Fridolin Schley
  • 2020
    Björn Bicker, Sandra Hoffmann
  • 2019
    Andrea Heuser, Norbert Niemann
  • 2018
    Eva Gesine Baur / Lea Singer, Lena Gorelik
  • 2017
    Christoph Poschenrieder, Susanne Röckel
  • 2016
    Kilian Leypold, Franz Maria Sonner
  • 2015
    Fabienne Pakleppa, Sylvia Kabus

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