Internationaler Edith-und-Werner-Rieder-Preis für neue Dramatik

Ein Preis für neue Dramatik in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen, die die Werke auch zur Uraufführung bringen.

Für Theaterautor*innen

Neuer Name, höhere Dotierung: Der Münchner Förderpreis für neue Dramatik wird zum Internationalen Edith-und-Werner-Rieder-Preis

Der bisherige Münchner Förderpreis für neue Dramatik wird ab 2025 unter dem neuen Namen Internationaler Edith-und-Werner-Rieder-Preis für neue Dramatik vergeben. Der Preis wird alle zwei Jahre gemeinsam vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Drei Masken Verlag und den Münchner Kammerspielen ausgelobt.

Preisgeld / Optionen

Das Preisgeld beträgt 20.000 Euro. Zudem ist eine Dotierung der Residenz mit 3.500 Euro pro Autor*in beziehungsweise nominiertem Kollektiv vorgesehen. Die Münchner Kammerspiele erhalten eine zeitlich befristete Uraufführungsoption auf alle für den Preis nominierten Stücke. Zusätzlich wird für die nominierten Kandidati*nnen eine Unterkunft in München gestellt.

Der Drei Masken Verlag bietet den Preisträger*innen die Aufnahme in den Verlag an.

Den Preis für neue Dramatik erhielten

Lennart Kos – „IRIDIUM on earth“

Laudatio von Wiebke Puls (Auszug)

Lennart, dein Stück ist so zugänglich, liest sich irre geschmeidig, ist herrlich wortwitzig, macht großen Spaß, ist abwechslungsreich und erst einmal gar nicht schwer zu verstehen! Die Figuren sind klar konturiert in ihren Charakteren und Spleens, die Figuren selbst sind Spielende: sie zwinkern mir zu und laden zum Spiel ein. Die Szenen strotzen vor Humor und Fantasie. In drei großen Akten wartest du mit absolut unerwarteten Orten und Sujets auf. Ich habe das verschlungen und war konstant überrascht und hocherfreut: Mensch, ist das alles bunt hier! Was für eine Komödie!

Aber … „Es gibt einige Ungereimtheiten in ihrer Geschichte“, heißt es im Stück. Ja, Lennart, es gibt einige Ungereimtheiten in deiner Geschichte. Offene Assoziationen, schlüssellose Schlüssellöcher zu unserer Realität, nicht lückenlos nachvollziehbare oder überprüfbare Verzweigungen und Parallelen innerhalb des Stückes. Lose Fäden, die sich in meinem Gehirn aber doch verbinden wie überschnappende Synapsen, und am Ende ergeben diese verknüpften Stränge einen fluffigen, durchtwisteten Kopfball.

Gewitzte Schreibtechnik lässt elefantenhafte Schwere wie Feenstaub aufwirbeln, aber wenn der Trick auffliegt und der Staub sich legt, dann entdeckt man nach und nach im Zirkusdreck die Monstrosität, die wie von Zauberhand über die Manege geschwebt ist.

Die Monstrosität ist eine a-steroide Einsamkeit.

Die Momente dieser Liebenden sind womöglich schon gar nicht mehr wahr, da sehen wir zwei Menschen gerade noch einander verfehlen. Dabei wollen die das gar nicht! Sie schauen nur in verschiedene Richtungen: Nach vorn und zurück. Diese verschiedenen Blickrichtungen führen zu etwas Tieftraurigem: dem sich voneinander Abwenden. Vorher, im Kunststück der Schwerelosigkeit noch den Blick ganz auf den anderen gerichtet – ein Moment der Unaufmerksamkeit oder des Künstlerpechs – und schon sieht man sich buchstäblich nicht mehr und verliert sich … aus den Augen.

„Ich weiß nicht – wessen Zeit die richtige ist. In welche Richtung wir gehen. Alles ist durcheinander. Wir sprechen miteinander in der einen Zeit, in der anderen will er nichts von mir wissen. Ich versuche es aufzuhalten, aber es kommt genauso wie es gekommen ist. Ich schaffe es nicht, ich kann es nicht verändern.“ Da ist er wieder, der Blick in verschiedene Richtungen, das Erkennen der Schicksalhaftigkeit, der Unentrinnbarkeit.

Was für eine Tragödie!

Es ist beeindruckend, wie ein doch noch ziemlich junger Autor mit so viel analytischem Abstand auf unsere ja nicht gerade von erbaulichen Momenten geprägte Gegenwart blicken kann. Auf uns Menschen, bei aller Treffsicherheit mit so viel Humor und Empathie. Voraus- und zurückblickend. Versöhnlich. Die Pointen deiner Sprache, die Kunstfertigkeit deiner Erzählung, dein Gleiten durch die Genres, die vielen unaufdringlich durchblitzenden kulturellen, historischen und politischen Querverweise. Die kalkulierte Planung und beherzte Ausführung einer künstlerischen Tat.

Mitglieder der Jury

Dr. Dirk-Olaf Hanke (Drei Masken Verlag), Caren Jeß (Preisträgerin 2018), Anna Laner, Wiebke Puls (beide Kammerspiele) und Dr. Fridolin Schley (Kulturreferat)

  • 2025
    Lennart Kos, Ivan Vlatković (Publikumspreis)
  • 2023
    Matthias van den Höfel, Paula Kläy (Publikumspreis)
  • 2021
    Liat Fassberg, Raphaela Bardutzky (Publikumspreis)
  • 2018
    Danijel Szeredy, Anna Gschnitzer, Caren Jeß
  • 2016
    Wilke Weermann, Joël Lázló, Nele Stuhler, Sophia Hembeck und Svenja Reiner
  • 2013
    Sascha Hargesheimer, Magdalena Schrefel, Juliane Stadelmann
  • 2011
    Sarah Trilsch, Ivna Zic, Olivia Wenzel
  • 2009
    Laura Naumann, Anne Lepper, Susanna Mewe

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