Tukanpreis

Der Preis ist eine Auszeichnung für eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung.

Über den Preis

Der Tukan-Preis, dotiert mit 8.000 Euro, ist eine Auszeichnung für eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung eine*r Münchner Autor*in, unter Berücksichtigung der Qualität der bisherigen künstlerischen Arbeit der Autor*in. Der Preis wird jährlich verliehen. Die Verleihungsveranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Tukan-Kreis.

In die Auswahl kommen alle belletristischen Neuerscheinungen von Autor*innen, die in München/der Region München leben, (ausgenommen Veröffentlichungen im Selbstverlag oder in sogenannten Selbstkostenverlagen, als Book on Demand oder im Internet). Eigenbewerbung ist möglich, allerdings in den meisten Fällen nicht nötig. Die Neuerscheinungen werden im Kulturreferat anhand der Verlagskataloge erfasst. Eigenbewerbung empfiehlt sich, wenn das Buch in einem kleinen Verlag erscheint; in diesem Fall genügt eine informelle Meldung der Neuerscheinung mit  Verlagsangabe per E-Mail (siehe unten).
Die Jury trifft sich mehrmals, um über die Neuerscheinungen im Frühjahr und im Herbst zu beraten. Die Preisträger*innen werden von der Jury vorgeschlagen; die endgültige Entscheidung trifft der Kulturausschuss der Stadt.

Den Tukanpreis erhielten

Der diesjährige Tukan-Preis wird an Thomas Willmann für seinen Roman „Der eiserne Marquis“ (Liebeskind Verlag) vergeben.

Jurybegründung

Um einem so gewaltigen Epos wie „Der eiserne Marquis“ in wenigen Sätzen gerecht zu werden, müsste man fast schon ein ähnlich furioser Schöpfer sein wie der faszinierende wie abgründige Ich-Erzähler dieser Geschichte. Erst mit dem Handwerkszeug des genialen Uhrmachers, seiner Leidenschaft für die Welt der Mechanik, dann über immer dunklere Pakte, Triebe und mit neuer Identität verfolgt er den größten aller Menschheitsträume, die Überwindung der eigenen Endlichkeit. Das kann nur ins Verhängnis führen. So legt er auch vor den Ratten eines Irrenhauses seine Lebensbeichte ab: von einer verlorenen Liebe in Wien bis zur Begegnung mit jenem ominösen Marquis, mit dem er in Paris sein Schicksal herauszufordern begann. Eine lange abschüssige Bahn durch Wunder und Schrecken eines Jahrhunderts – und welch ein Leserausch, dem Ringen und Rasen darauf zu folgen. Für solche Bücher wurde die Literatur einmal erfunden.

Das fast tausendseitige Werk ist nicht einfach nur ein Roman. Es ist ein Monolith, ein buchstäbliches Lebenswerk über die menschliche Sehnsucht und ihre düstere Kehrseite, die Besessenheit. Allen Marktkonventionen zum Trotz wagt Thomas Willmann etwas geradezu Unerhörtes: die gesamte Geistesgeschichte der Aufklärung mit literarischen Mitteln in eine flimmernde Schwebe zu heben und aufs Schönste lesbar zu machen. Kein historischer Staub liegt hier auf den Zeilen; jede Seite scheint vielmehr zu brennen – für die Sprache, für die Vorstellungskraft. Voller spielerischer kultureller und literarischer Bezüge, vom „Sandmann“ bis zur „Blechtrommel“, verhandelt Willmann auch höchst gegenwärtige Themen wie die Folgen von Globalisierung oder KI. All das in einer kostbar gestalteten Kunstsprache, die sich der Vergangenheit einerseits anverwandelt, andererseits einen eigenen literarischen Kosmos aufspannt und gigantische Stadt- oder Kriegsszenarien wie lebendige Tableaus vor Augen führt. Ein Roman, der, wie es seinem Stoff entspricht, aufs Ganze geht, ohne Rücksicht auf Verluste, um, wenn schon nicht seine Figuren am Ende, so doch die Leser*innen reich zu belohnen – von Anfang an.

Thomas Willmann, 1969 in München geboren, studierte Musikwissenschaft und arbeitet als freier Kulturjournalist und Übersetzer. Sein 2010 beim Münchner Verlag Liebeskind erschienener Debütroman „Das finstere Tal“ wurde 2014 mit internationaler Besetzung verfilmt. Das Buch entwickelte sich zum Bestseller, der Film erhielt mehrere Auszeichnungen. An seinem zweiten Roman „Der eiserne Marquis“ arbeitete Willmann über zehn Jahre und veröffentlichte ihn ebenfalls bei Liebeskind.

Zudem spricht die Jury drei weitere Buchempfehlungen aus:

  • Michael Ebert: Nicht von dieser Welt (Penguin)
  • Konstantin Ferstl: Die blaue Grenze (Rowohlt)
  • Joana Osman: Wo die Geister tanzen (C. Bertelsmann)

Jurymitglieder

Dr. Peter Czoik (Literaturportal Bayern), Marianna Geier (Buchhandlung Buch & Bohne), Franz Xaver Karl (BR), Christiane Pfau (Münchner Feuilleton), Tina Rausch (freie Journalistin und Lektorin), Sabine Reithmaier (Süddeutsche Zeitung)

sowie aus dem Stadtrat:

Kathrin Abele (Fraktion SPD/Volt), Andreas Babor (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Beatrix Burkhardt (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Marion Lüttig (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Thomas Niederbühl (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste).

  • 2022
    Martin Kordić: „Jahre mit Martha“
  • 2021
    Fridolin Schley: „Die Verteidigung“
  • 2020
    Markus Ostermair: „Der Sandler“
  • 2019
    Herbert Kapfer: „1919. Fiktion“
  • 2018
    Susanne Röckel: „Der Vogelgott“
  • 2017
    Jonas Lüscher : „Kraft“
  • 2016
    Björn Bicker: „Was glaubt ihr denn. Urban Prayers“
  • 2015
    Lilian Loke: „Gold in den Straßen“
  • 2014
    Nina Jäckle: „Der lange Atem“
  • 2013
    Dagmar Leupold: „Unter der Hand“
  • 2012
    Marc Deckert: „Die Kometenjäger“
  • 2011
    Steven Uhly: „Adams Fuge“
  • 2010
    Benjamin Stein: „Die Leinwand“
  • 2009
    Robert Hültner: „Inspektor Kajetan kehrt zurück“
  • 2008
    Christine Wunnicke: „Serenity“
  • 2007
    Fridolin Schley: „Wildes schönes Tier“
  • 2006
    Friedrich Ani: „Idylle der Hyänen“
  • 2005
    Thomas Palzer: „Ruin“
  • 2004
    Thomas Meinecke: „Musik“
  • 2003
    Simon Werle: „Der Schnee der Jahre“
  • 2002
    Hans Pleschinski: „Bildnis eines Unsichtbaren“
  • 2001
    Uwe Timm: „Rot“
  • 2000
    Hassouna Mosbahi: "Rückkehr nach Tarschisch" und die Übersetzerin Regina Karachouli
  • 1999
    Susanne Röckel: "Chinesisches Alphabet – Ein Jahr in Shanghai"
  • 1998
    Günter Ohnemus: "Der Tiger auf deiner Schulter"
  • 1997
    Klaus Böldl: "Studie in Kristallbildung"
  • 1996
    Ernst Augustin: "Gutes Geld"
  • 1995
    Christine Scherrmann: "Frau mit grünen Schuhen", Hans Pleschinski: "Brabant"
  • 1994
    Maxim Biller: "Land der Väter und Verräter"
  • 1993
    Helmut Krausser: "Melodien"
  • 1992
    Uwe Dick: "Pochwasser. Eine Biographie ohne Ich"
  • 1991
    Günter Herburger: "Thuja"
  • 1989
    Herbert Achternbusch, Barbara Maria Kloos, Fred Hepp
  • 1987
    Uwe Dick, Eberhard Horst, Michael Wachsmann
  • 1985
    Walter Kolbenhoff, Hans F. Nöhbauer
  • 1983
    Michael Krüger, Rudolf Riedler, Barbara König, Carla Maria Heim, Jörg Graser, Grete Weil
  • 1981
    Hermann Stahl, Carl Borro Schwerla, Franz Freisleder, Dagmar Nick, Jörg Krichbaum, Barbara Bronnen
  • 1979
    Carl Amery, Janosch (Horst Eckert), Dr. Kurt Seeberger
  • 1977
    Ernst Günther Bleisch, Karl Hoche, Dr. Ursula Knöller, Irina Korschunow, Herbert Rosendorfer, Herbert Schlüter
  • 1975
    Wolfgang Bächler, Charlotte Birnbaum, Heinz Coubier, Armin Eichholz, Herbert Günther, Helmut Walbert
  • 1973
    Marianne Langewiesche, Dr. Wolfgang Petzet, Kuno Raeber
  • 1971
    Herbert Asmodi, Angelika Mechtel, Heinz Piontek, Martin Gregor–Dellin, Dr. Rolf Flügel
  • 1969
    Anton Sailer, Wilhelm Lukas Kristl, Christa Reinig, Günter Spang, Heinrich Fischer, Trankred Dorst
  • 1967
    Karl Ude, Oliver Hassencamp, Nina Keller
  • 1966
    Rudolf Schmitt–Sulzthal, Eugen Skasa–Weiß, Isabella Nadolny, Gunter Groll, Carola von Crailsheim, Curt Hohoff
  • 1965
    Otto Freiherr von Taube, Paul Mommertz, Georg Schwarz, Roland Ziersch, Alfons Freiherr von Czibulka, Horst Lange

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