Ernst-Hoferichter-Preis
Jährlich wird dieser Preis an zwei Autor*innen vergeben, die in ihrem Werk »Originalität mit Weltoffenheit und Humor« verbinden.
Über den Preis
Nach dem Tod des bekannten Münchner Publizisten Ernst Hoferichter setzte Hoferichters Witwe Franzi die Stadt 1975 als Erbin ein mit der Auflage, die Stiftung Ernst Hoferichter-Preis einzurichten. Seitdem werden im allgemeinen jährlich zwei Preise in Höhe von je 5.000 Euro von der Ernst Hoferichter-Stiftung vergeben (abhängig vom Ertrag des Stiftungsvermögens). Sie sind gedacht als Förderung für Autorinnen und Autoren, die wie Ernst Hoferichter „Originalität mit Weltoffenheit und Humor“ verbinden.
Als Preisträgerinnen und Preisträger kommen nur Autoren und Autorinnen in Betracht, die in München/der Region München leben oder in ihren Werken eine enge Verbindung zu München erkennen lassen. Über die Preisträgerinnen und Preisträger entscheidet der Stiftungsbeirat, zu dem neben dem Kulturreferenten und dem Direktor der Münchner Stadtbibliothek vier literarische Freunde Hoferichters bzw. die von ihnen bestimmten Nachfolger gehören: Katja Huber, Rebecca Faber, Brigitta Rambeck und Christian Ude.
Den Ernst Hoferichter-Preis erhielten
Jurybegründungen
Quint Buchholz
Zugegeben: Ein Schriftsteller im engeren Sinne ist er nicht, aber die Jury des Hoferichter-Preises hat auch schon früher eingeräumt, dass man große Geschichten auch mit den Mitteln der bildenden Künste oder des Gesangs erzählen kann. Quint Buchholz, der in München an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Akademie der Bildenden Künste studierte, kann dies auf einsam vollendete Weise und zeichnet sich überdies durch eine tiefe Liebe zum Buch – auch als Bildermotiv – aus: eine schon viele Jahrzehnte währende innige und fruchtbare Beziehung. Wir sagen nur Nero Corleone. Sicher: Neros Geschichte verdanken wir seiner Erfinderin Elke Heidenreich, aber seine immerwährende optische Präsenz in unserem Gedächtnis Quint Buchholz. Buchholz hat aber auch in der Philosophie Sofies Welt bildlich entstehen lassen und in Zusammenarbeit mit Michael Krüger vom Hanser Verlag das Verhältnis von Autor*innen und Illustrator*innen „umgedreht“ und sich ans Buch der Bücher herangewagt, an Prediger Salomo: Alles hat seine Zeit.
Neben Nero gibt es ein reichhaltiges Quints Tierleben: das Pferd auf dem Leuchtturmbalkon, den Riesen-Elefant im kleinen Ruderboot, die Schnecke, die an der steilen Küstenwand die Langsamkeit zu genießen weiß, der kleine Teddy-Bär, der gut schlafen soll, die Löwenmama, deren Fell selbst eine Landschaft ist. Allen Tieren ist gemein, dass sie zwar sehr realistisch, manche sagen sogar photorealistisch gemalt wurden, aber gleichzeitig jeder Logik und jedem Naturgesetz wie der Schwerkraft entrückt sind: Magischer Realismus. So auch die vergleichsweise bescheiden auftretenden Menschen: der Seiltänzer kann das andere Ende des Seiles, auf dem er wandelt, selber anheben. Physik: Fehlanzeige.
Neben dem Gemäldemaler und Plakatkünstler und Illustrator ist aber auch der Bühnenbildner zu preisen: Er und sein Ottobrunner Nachbar Jochen Schölch haben nicht nur längst Freundschaft geschlossen, es gibt auch eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen dem Metropoltheater in Freimann und dem Bühnenbildner Quint Buchholz mit ihrer sensibel aufeinander abgestimmten minimalistischen Ästhetik.
Narges Kalhor
Narges Kalhor ist Filmregisseurin und Drehbuchschreiberin. Sie wurde in Teheran geboren und begann 2002 Film am Beh-andish College in Teheran zu studieren und Filme zu machen. In ihren Filmen kritisierte sie die iranische Regierung und war schließlich gezwungen, in Deutschland Asyl zu beantragen. Von 2010 bis 2019 studierte sie an der HFF München Regie. Narges Kalhor lebt seit vierzehn Jahren in München und setzt sich in ihren Filmen mit iranischen und bayerischen Traditionen auf originelle, weltoffene und äußerst humorvolle Weise auseinander.
Im Zentrum ihrer Filme steht die Filmemacherin Narges Kalhor oft selbst, und wir folgen ihr dabei, wie sie versucht, diesen Film, den wir gerade sehen, zu drehen. Der Witz ihrer Filme liegt darin, dass sie sich in dieser Meta-Narration selbst als Scheiternde entlarvt. Schon beim Drehen beschweren sich alle über ihre Filme. Die Schauspieler*innen sind genervt von ihren Anweisungen, und der Film-Professor der HFF lässt aus dem Off verlauten: „So erzählt man hierzulande keine Geschichte. Es gibt keinen roten Faden“ und rät ihr, ihre eigene Fluchtgeschichte aus dem Iran zu erzählen. Kalhor entzieht sich diesem (deutschen?) Anspruch, der immer wieder an sie herangetragen wird. Sie macht keine Filme, wie man sie von ihr erwarten würde.
hre Filme brechen mit unseren Sehgewohnheiten. Das macht sie so originell. Sie liegen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm und einer Theateraufführung. Fiktion und Realität werden übereinandergelegt, ko-existieren. In „Shahid“ (2024) wird die Protagonistin von ihrem tanzenden und singenden Urgroßvater und seinen Kumpeln begleitet, während sie durch die Straßen von München läuft. Es gibt Trick-Film-Sequenzen und found footage. Eine Montage unterschiedlicher filmischer Mittel und letzten Endes auch kulturell unterschiedlich geprägter Traditionen, wie Erzählen funktionieren kann. Das bedeutet Weltoffenheit in Kalhors Werk: Sie stößt uns auf unsere unhinterfragten Glaubenssätze. Was ist das eigentlich, bayerische Gemütlichkeit? Wie soll das gehen, bürokratisch zu beweisen, dass es einem schlecht geht? Was ist eigentlich Heimat? Und so verändern ihre Filme den Blick auf die eigene Kultur.
- 2025
Josef Brustmann und Gesche Piening - 2024
Katja Huber und Pierre Jarawan - 2023
Deniz Aykanat und Karl Stankiewitz - 2022
Fee (Felicia) Brembeck und Alex Rühle - 2021
Wolfgang Ettlich, Jaromir Konecny, Barbara Yelin - 2020
Dana von Suffrin, Rudi Hurzlmeier - 2019
Dieter Hanitzsch, Christine Wunnicke (wurde von der Preisträgerin abgelehnt) - 2018
Karl-Heinz Hummel - 2017
Thomas Grasberger - 2016
Ali Mitgutsch - 2015
Christoph Süß - 2014
Sarah Hakenberg, Marcus H. Rosenmüller - 2013
Gerd Holzheimer, Luise Kinseher - 2012
Jörg Maurer, Hans Pleschinski - 2011
Kerstin Specht, Jan Weiler - 2010
Frank-Markus Barwasser/Erwin Pelzig, Hermann Unterstöger - 2009
Lena Gorelik, Matthias Politycki - 2008
Ernst Augustin, Christine Grän - 2007
Monika Gruber, Albert Sigl - 2006
Zé do Rock, Dagmar Nick - 2005
Anatol Regnier, Walter Zauner - 2004
Wellküren (Veronika Lilla, Burgi Well, Monika Well-Hösl) - 2003
Hans Meilhammer und Claudia Schlenger, Tilman Spengler - 2002
Georg Maier, Fabienne Pakleppa - 2001
Franz Xaver Bogner, Ernst Maria Lang - 2000
Albert Ostermaier, Hella Schlumberger - 1999
Herbert Achternbusch, Maria Peschek - 1998
Renate Just, Georg Ringsgwandl - 1997
Axel Hacke, TamS (Eberhard Kürn, Anette Spola, Rudolf Vogel) - 1996
Franz Geiger, Keto von Waberer - 1995
Doris Dörrie, Sten Nadolny - 1994
Gabi Lodermeier, Willy Purucker - 1993
Lothar Günther Buchheim, Asta Scheib, Helmut Seitz - 1992
Anne Rose Katz, Joseph von Westphalen - 1991
Ernestine Koch, Herbert Rosendorfer - 1990
Barbara Bronnen, Bruno Jonas - 1989
Ernst Günther Bleisch, Karl Heinz Kramberg - 1988
Wolfgang Ebert, Alexeji Sagerer, Michael Skasa - 1987
Karl Hoche, Hanns-Christian Müller, Ponkie, George Tabori - 1986
Hannes Burger, Rachel Salamander, Herbert Schneider, Klaus Peter Schreiner - 1985
Biermösl Blosn (Christoph, Hans und Michael Well), Franz Xaver Kroetz, Siegfried Zimmerschied - 1984
Philip Arp, Oliver Hassencamp, Ellis Kaut, Marianne Sägebrecht - 1983
Carl Borro Schwerla, Sigi Sommer, Ernst Wendt - 1982
Jörg Hube, August Kühn, Kurt Seeberger - 1981
Sarah Camp, Armin Eichholz, Hannes König - 1980
Peter de Mendelssohn, Gerhard Polt, Herbert Riehl-Heyse - 1979
Franziska Bilek, Dieter Hildebrandt, Konstantin Wecker - 1978
Effi Horn, Wilhelm Lukas Kristl, Hellmut von Cube - 1977
Rolf Flügel, Anton Sailer, Martin Sperr - 1976
Eugen Roth, Karl Spengler, Karl Ude - 1975
Carl Amery, Isabella Nadolny