Ernst-Hoferichter-Preis

Jährlich wird dieser Preis an zwei Autor*innen vergeben, die in ihrem Werk »Originalität mit Weltoffenheit und Humor« verbinden.

Über den Preis

Nach dem Tod des bekannten Münchner Publizisten Ernst Hoferichter setzte Hoferichters Witwe Franzi die Stadt 1975 als Erbin ein mit der Auflage, die Stiftung Ernst Hoferichter-Preis einzurichten. Seitdem werden im allgemeinen jährlich zwei Preise in Höhe von je 5.000 Euro von der Ernst Hoferichter-Stiftung vergeben (abhängig vom Ertrag des Stiftungsvermögens). Sie sind gedacht als Förderung für Autorinnen und Autoren, die wie Ernst Hoferichter „Originalität mit Weltoffenheit und Humor“ verbinden.

Als Preisträgerinnen und Preisträger kommen nur Autoren und Autorinnen in Betracht, die in München/der Region München leben oder in ihren Werken eine enge Verbindung zu München erkennen lassen. Über die Preisträgerinnen und Preisträger entscheidet der Stiftungsbeirat, zu dem neben dem Kulturreferenten und dem Direktor der Münchner Stadtbibliothek vier literarische Freunde Hoferichters bzw. die von ihnen bestimmten Nachfolger gehören: Wolfgang Görl, Brigitta Rambeck, Michael Skasa und Christian Ude.

Den Ernst Hoferichter-Preis erhielten

Deniz Aykanat
Aykanat – türkisch also? Nicht ganz. Die Mutter ist eine Oberpfälzer Krankenschwester, der Vater ein Türke aus Marmaris, weshalb er, mal an „Kleinasiens“ Strand, mal am Ammersee, mit Segelyachten zu tun hatte. Deniz Aykanat – ein Mann also? Wieder falsch; sie ist eine Journalistin, die nach Journalistenschule und Magister (über islamistischen Feminismus!) seit Jahren für die Süddeutsche Zeitung schreibt; zunächst über die Türkei und deutschtürkische Zustände in der Politik-Redaktion. Mittlerweile ist sie im Bayern-Ressort gelandet. Vielen Lesern aber dürfte sie mit ihrer SZ-Kolumne und später dem Buch „Die Isartürkin“ aufgefallen sein. Denn in der Tat, ihre hingeplauderten Beobachtungen sind so witzig wie informierend, so verblüffend wie aufklärend. „Mein Herz ist deutsch, meine Seele türkisch“, schreibt sie. Eine nach Tscherkessenart blauäugig-hellblonde Mittlerin; sie ist die erste nicht: Da gab es schon (2013), sehr erfolgreich, Hatice Akyüns Buch „Einmal Hans mit scharfer Soße“, ebenfalls aus einer Zeitungskolumne entstanden, und das Schöne ist, dass unser Totschlagswort von der „kulturellen Aneignung“ bei amphibischen Biographien nicht angewandt werden kann. Wie einst der weltreisende Ernst Hoferichter, aufgewachsen am Viktualienmarkt, ist die in München verwurzelte Deniz Aykanat eine heiter plaudernde, welt-verknüpfende Erzählerin von Alltagsgeschichten.


Karl Stankiewitz
Karl Stankiewitz ist ein Reporter jenes Typs, für den das altmodische Wort „Tausendsassa“ wie angegossen passt. Er ist auf allen journalistischen Feldern zu Hause, er schreibt über Politik ebenso wie über Sport, über kulturelle Ereignisse, spektakuläre Strafprozesse oder den meist mühsamen Alltag der sogenannten kleinen Leute. Allein thematisch ist sein Einsatzgebiet immens, doch es wächst ins Riesige, blickt man auf seine räumliche Ausdehnung. Die Reportagereisen, die Karl Stankiewitz unter anderem für den Spiegel und den Stern unternahm, führten ihn in rund 60 Länder, und wo immer er recherchierte, schaute er genau hin, gab sich nie zufrieden mit den gängigen Klischees und dem Offensichtlichen. Stankiewitz ist ein Kosmopolit, noch dazu einer, der sein Metier als Weltbetrachter, salopp gesagt, seit Menschengedenken ausübt. Es ist, als sei er schon immer dagewesen. Im Oktober 1947 schrieb er seine erste Meldung für die Süddeutsche Zeitung, und bald fuhr er als Reporter der Abendzeitung zu den Brennpunkten des Weltgeschehens, sei es nun in die Viersektorenstadt Berlin, wo die Sowjetunion und die Westmächte die Front für den Kalten Krieg absteckten, sei es zu den Schlupfwinkeln von Nazis, die mit Hilfe des Vatikan nach Südamerika geschmuggelt wurden. Sollte es aber in seinem universellen Wirkungskreis doch ein Spezialgebiet geben, so ist es fraglos München. Stankiewitz ist seit der Währungsreform gewissermaßen der Chronist der Stadt. Wer seine zahllosen München-Reportagen, veröffentlicht in Printmedien sowie im Rundfunk, zusammensucht und liest, hat einen guten Überblick über das, was in den vergangenen 75 Jahren in der Stadt geschehen ist. Dankenswerterweise erspart einem Stankiewitz jedoch die mühevolle Suche, denn er hat in 38 Büchern die Früchte seiner Recherchen eingesammelt und publiziert. Darunter sind Werke über Münchner Originale, den örtlichen Fasching und Karl Valentins Fotosammlung – mithin Themen, die ohne Humor nicht angemessen zu bearbeiten sind. Neuerdings wird Stankiewitz‘ Lederhose, die er 1948 in einem Laden an der Heilig-Geist-Kirche erworben hat, im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg ausgestellt. Höchste Zeit also, ihn mit dem Ernst-Hoferichter-Preis zu ehren.

Mitglieder der Jury
Dem Stiftungsbeirat gehören der Kulturreferent der Landeshauptstadt München, Anton Biebl  (Vorsitz), der Leiter der Münchner Stadtbibliothek, Dr. Arne Ackermann, sowie Wolfgang Görl, Dr. Brigitta Rambeck, Michael Skasa und Christian Ude an.

  • 2022
     2022: Fee (Felicia) Brembeck und Alex Rühle
  • 2021
    Wolfgang Ettlich, Jaromir Konecny, Barbara Yelin
  • 2020
    Dana von Suffrin, Rudi Hurzlmeier
  • 2019
    Dieter Hanitzsch, Christine Wunnicke (wurde von der Preisträgerin abgelehnt)
  • 2018
    Karl-Heinz Hummel
  • 2017
    Thomas Grasberger
  • 2016
    Ali Mitgutsch
  • 2015
    Christoph Süß
  • 2014
    Sarah Hakenberg, Marcus H. Rosenmüller
  • 2013
    Gerd Holzheimer, Luise Kinseher
  • 2012
    Jörg Maurer, Hans Pleschinski
  • 2011
    Kerstin Specht, Jan Weiler
  • 2010
    Frank-Markus Barwasser/Erwin Pelzig, Hermann Unterstöger
  • 2009
    Lena Gorelik, Matthias Politycki
  • 2008
    Ernst Augustin, Christine Grän
  • 2007
    Monika Gruber, Albert Sigl
  • 2006
    Zé do Rock, Dagmar Nick
  • 2005
    Anatol Regnier, Walter Zauner
  • 2004
    Wellküren (Veronika Lilla, Burgi Well, Monika Well-Hösl)
  • 2003
    Hans Meilhammer und Claudia Schlenger, Tilman Spengler
  • 2002
    Georg Maier, Fabienne Pakleppa
  • 2001
    Franz Xaver Bogner, Ernst Maria Lang
  • 2000
    Albert Ostermaier, Hella Schlumberger
  • 1999
    Herbert Achternbusch, Maria Peschek
  • 1998
    Renate Just, Georg Ringsgwandl
  • 1997
    Axel Hacke, TamS (Eberhard Kürn, Anette Spola, Rudolf Vogel)
  • 1996
    Franz Geiger, Keto von Waberer
  • 1995
    Doris Dörrie, Sten Nadolny
  • 1994
    Gabi Lodermeier, Willy Purucker
  • 1993
    Lothar Günther Buchheim, Asta Scheib, Helmut Seitz
  • 1992
    Anne Rose Katz, Joseph von Westphalen
  • 1991
    Ernestine Koch, Herbert Rosendorfer
  • 1990
    Barbara Bronnen, Bruno Jonas
  • 1989
    Ernst Günther Bleisch, Karl Heinz Kramberg
  • 1988
    Wolfgang Ebert, Alexeji Sagerer, Michael Skasa
  • 1987
    Karl Hoche, Hanns-Christian Müller, Ponkie, George Tabori
  • 1986
    Hannes Burger, Rachel Salamander, Herbert Schneider, Klaus Peter Schreiner
  • 1985
    Biermösl Blosn (Christoph, Hans und Michael Well), Franz Xaver Kroetz, Siegfried Zimmerschied
  • 1984
    Philip Arp, Oliver Hassencamp, Ellis Kaut, Marianne Sägebrecht
  • 1983
    Carl Borro Schwerla, Sigi Sommer, Ernst Wendt
  • 1982
    Jörg Hube, August Kühn, Kurt Seeberger
  • 1981
    Sarah Camp, Armin Eichholz, Hannes König
  • 1980
    Peter de Mendelssohn, Gerhard Polt, Herbert Riehl-Heyse
  • 1979
    Franziska Bilek, Dieter Hildebrandt, Konstantin Wecker
  • 1978
    Effi Horn, Wilhelm Lukas Kristl, Hellmut von Cube
  • 1977
    Rolf Flügel, Anton Sailer, Martin Sperr
  • 1976
    Eugen Roth, Karl Spengler, Karl Ude
  • 1975
    Carl Amery, Isabella Nadolny

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