Optionsförderung Theater

Mit diesem Instrument fördert die Landeshauptstadt München nachhaltig professionelle Theaterschaffende.

Über die Förderung

Im Rahmen dieser Förderung können Anträge von Theaterschaffenden gestellt werden, die eine mehrjährige erfolgreiche, individuell ausgeprägte Arbeit mit erkennbarer öffentlicher und auch überregionaler Resonanz nachweisen. Zudem muss  durch ihre bisherige Tätigkeit deutlich werden, dass sie professionell künstlerisch auf qualitativ hohem Niveau arbeiten. Darüber hinaus sollten sie über ein leistungsfähiges organisatorisches Potential verfügen und weiterführende Konzepte für die Fortsetzung ihrer künstlerischen Arbeit vorlegen.

Die Optionsförderung erfolgt über einen Zeitraum von drei Jahren. Die maximale Förderhöhe beträgt 100.000 Euro pro Jahr.

Wichtiger Hinweis

Bitte Beachten

Aufgrund der geplanten Haushaltskonsolidierung für das Jahr 2025 kann es zu Abweichungen der empfohlenen Fördersummen kommen.

Die Optionsförderung für freie Theaterschaffende erhielten

Benno Heisel: Unfug. Unpassendes an den Grenzen des Menschlichen

Mittels des Objekt- und Figurentheaters möchte Benno Heisel im Rahmen der dreijährigen Optionsförderung den sich kontinuierlich verändernden Definitionen und Grenzziehungen dessen, was als „menschlich“ bezeichnet wird, nachspüren. Von der Erkundung dieser Grenzbereiche erhoffen sich der Künstler wie die Jury die ästhetische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten des Menschlichen: historisch, technisch, physisch, strukturell, biologisch wie auch politisch. Insbesondere überzeugt hat die Jury dabei der Ansatz, historische Praktiken des Objekt- & Figurentheaters im Bereich der sogenannten „Menschmaschinen“ nachzuvollziehen und nachzuahmen, um sie in einem zweiten Schritt dann bewusst mit aktuellsten Formen dieser Forschungsrichtung, wie etwa KI, zu konfrontieren. Die Idee, diese herausfordernde ästhetische Forschung mit den Elementen von Musiktheater und Komik zu bereichern und in wechselnden künstlerischen Partnerschaften auszugestalten, begreift die Jury als klares Bekenntnis, in der Freien Szene in München in freien rhizomatischen Strukturen zu arbeiten. Die neben den einzelnen Projekten innerhalb der Optionsförderung avisierten Wiederaufnahmen und Vernetzungsstrategien runden entsprechend schlüssig das Konzept ab und bestärken die Jury darin, Benno Heisel für die Optionsförderung 2025-2027 in Höhe von jährlich 69.000 Euro zu empfehlen.


Caroline Kapp: Der taktische Körper

Caroline Kapp widmete sich jüngst mit „Plantage Dachau“ einem verdrängten Kapitel der Raumplanung im NS-Terror. Mit der Optionsförderung der Stadt München wird sie nun eine umfangreiche szenische Forschung zur Militarisierung des öffentlichen Raumes unternehmen. In Zusammenarbeit mit Partner*innen aus Tschechien, der Slowakei/Westukraine und München geht es ihr dabei auch um alternative künstlerische Verbindungen nach Osteuropa, die nicht primär der aufgezwungenen Strategie der Verteidigung folgen: Wie kann man künstlerisch die zunehmende Präsenz uniformierter Personen (taktischer Körper) im Öffentlichen Raum verzeichnen? Wie kann man sie verstehen und wie kann man darauf mit theatralen Mitteln reagieren? Damit verknüpft fragt  Caroline Kapp: Welche Verschiebung im Verständnis von Landschaft zeichnet sich nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem Aufmarsch an der ‚NATO-Ostflanke‘ ab? Neben der Sammlung und Präsentation aktueller Beobachtungen verknüpft Kapp ihre höchst aktuellen Vermessungen der Sichtbarkeit des Militarismus mit einer historischen Perspektive. Sie wird ein Rechercheprojekt realisieren, das dem Wirken des „Reichslandschafts­anwalts“ Alwin Seifert gewidmet ist. Seifert ist fast vergessen, gestaltete aber seit 1936 prominent Gärten, öffentliche Gebäude und Verkehrswege, etwa die Autobahn 8 im Chiemgau. Die Jury war vom gut konzipierten Vorhaben Kapps sehr angetan. Das Vorhaben basiert auf zahlreichen, überzeugenden Vorarbeiten. Es widmet sich mit der Wiederaufrüstung einer aktuellen Thematik aus origineller Perspektive. Die Jury spricht sich für eine Optionsförderung in den Jahren 2025-2027 in Höhe von 99.533 Euro per annum aus und freut sich auf die Ergebnisse der szenischen Forschung, die u.a. 2027 zum Jubiläum des HochX Theaters zu sehen sein werden.
 

Christiane Mudra: Wer wir werden. Erbe, Freiheit, Zukunft

Mit ihrem investigativem Theater will Christiane Mudra in den nächsten drei Jahren drei Produktionen realisieren. In „Ashes. Eine apokalyptische Familienaufstellung“ wird sie die digitale asymmetrische Kriegsführung inszenieren, wie sie sich etwa im Einsatz von KI, Drohnen und Spyware zeigt. In einer dystopisch gestalteten Landschaft nach dem Krieg treten die Zuschauer*innen und Akteur*innen in eine gespenstische Familienaufstellung ein. Sie stellen exemplarische Kriegsszenarien des 20. Jahrhunderts nach und nehmen zu aktuellen Verwerfungen und gegenläufigen Interessen aktueller kriegerischer Konflikte Stellung – wörtlich und metaphorisch. Im zweiten Projekt „Der neue Mensch“ nimmt Mudra den Topos der Lebensreform um 1900 auf. Sie zieht eine gedankliche Linie von den italienischen Futuristen, die bekanntlich vom Krieg begeistert waren, bis hin zu autoritären Haltungen führender Unternehmer des Silicon Valley wie Musk oder Thiel. Ihnen gemein ist die Vorstellung, der neue Mensch benötige keine Demokratie, Gleichheit und Freiheit. Ein besseres Leben und Menschsein könne jenseits der „Die Freiheit, frei zu sein“ (Hannah Ahrendt) organisiert werden. Eine dritte Produktion, ein musiktheatraler Abend zur sexualisierten Gewalt in bewaffneten Konflikten rundet das Vorhaben ab. Die Jury ist vom Konzept ebenso wie von den zahlreichen in München gezeigten Arbeiten Christiane Mudras überzeugt und spricht sich für eine Weiterführung der Optionsförderung in den Jahren 2025-2027 in Höhe von 99.630 Euro per annum aus.

  • 2025 bis 2027
     
  • 2022 bis 2024
    Christiane Mudra, Netzwerk Münchner Theatertexter*innen

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