Neugestaltung Willy-Brandt-Platz
Die Umgestaltung des Platzes bringt deutlich mehr Aufenthaltsqualität in die Messestadt. Die Planungen basieren auf den Wünschen und Ideen von Bürger*innen vor Ort.

Hybrid aus Platz, Park und Biotop für mehr Aufenthaltsqualität
Der Bauausschuss des Münchner Stadtrats hat beschlossen, den Willy-Brandt-Platz in der Messestadt Riem umzugestalten und dem Baureferat die Projektgenehmigung erteilt. Die Planungen basieren auf den Wünschen und Ideen von Bürger*innen vor Ort.
Zitat Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Ich freue mich sehr, dass heute im Bauausschuss die Umgestaltung für den Willy-Brandt-Platz beschlossen wurde. Wir nehmen hier zwar eine Menge Geld in die Hand, aber der neue Platz bringt deutlich mehr Aufenthaltsqualität in die Messestadt: Mit vielen Bäumen, die auch Schatten spenden, Blumenwiesen und einer großen Brunnenanlage. Bis zur Einweihung dauert es zwar noch, aber ich danke all denjenigen schon jetzt, die aktiv und mit großem Engagement ihre Ideen eingebracht haben!“
Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer: „Der Willy-Brandt-Platz wird sich zum Besseren wandeln. Auf einer Fläche doppelt so groß wie der Marienplatz herrscht derzeit steinerne Leere. Weite Teile der Platzfläche können wir entsiegeln, naturnah gestalten und insgesamt ein hochwertiges und vielfältiges Aufenthaltsangebot schaffen. Davon profitieren die Menschen, die in der Messestadt leben und arbeiten. Der Willy-Brandt-Platz ist durch seine Lage direkt neben der Messe München aber auch ein internationales Aushängeschild unserer Stadt. Seine künftige Gestaltung hält dieser Bedeutung auch Stand.“
Die heutige Gestaltung des rund 14.000 Quadratmeter großen Willy-Brandt-Platzes bietet nur wenig Aufenthaltsqualität. Die Ursachen hierfür sind die problematische städtebauliche Dimension, der hohe Versiegelungsgrad, die geringe Grünausstattung und die fehlende Zonierung der Platzfläche. In den 20 Jahren seines Bestehens haben kaum Veranstaltungen oder sonstige Nutzungen zu einer Belebung des Platzes beigetragen, so dass keine Akzeptanz der Platzgestaltung seitens der Bevölkerung erreicht werden konnte.
Das Planungskonzept

Das Planungskonzept für die Neugestaltung zu einem klimanagepassten Platz sieht eine Kombination verschiedener Bereiche vor. Das Baureferat ersetzt große Teile der versiegelten Fläche durch erlebbare Vegetationsflächen.
So entsteht in der Platzmitte eine blüten- und artenreiche Wiese. Das sogenannte „Wildstaudenmeer“ wird mit bis zu 75 verschiedenen, von Frühjahr bis Herbst blühenden Pflanzen, Stauden, Gräsern und Kräutern angelegt. Als Augenweide für die Menschen und Nahrungsquelle für Insekten. In den Wiesenflächen wachsen entlang der querenden Wege auch hohe Großsträucher und ermöglichen es, sich im Schatten abseits der höher frequentierten Bereiche an einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten entspannt aufzuhalten.
Nördlich des Portikus schirmt eine waldartige Situation den Platz von der Willy-Brandt-Allee ab. Der Bereich erstreckt sich in Ost-West-Richtung vom U-Bahnabgang in einer Breite von circa 70 Meter. Dabei werden zahlreiche Sitzmöglichkeiten zum Verweilen im Schatten der Bäume einladen. Teilbereiche werden auch hier mit einer insektenfreundlichen Stauden-, Gräser- und Kräuterpflanzung unterpflanzt. Insgesamt erhält der Platz knapp 100 neue Bäume.
Zwischen Wildstaudenmeer und Waldfläche, im Bereich unter dem Portikus, realisiert das Baureferat verschiedene Angebote, die von den Bürger*innen in einer Öffentlichkeitsbeteiligung als Wünsche und Ideen eingebracht wurden. Neben Sportangeboten sind Urban Gardening, Loungezonen und zwei jeweils nach Norden und Süden ausgerichtete Aussichtsplattformen vorgesehen.
Östlich der zentralen Blütenwiese, im Anschluss an den U-Bahnzugang, wird es eine mehr als 750 Quadratmeter große, bodenbündige Brunnenfläche mit rund 40 Wasserfontänen geben. Bei Veranstaltungen und dem Wochenmarkt wird der Brunnen abgeschaltet. Die zukünftige Veranstaltungsfläche erstreckt sich vom Wildstaudenbeet im Westen bis zur Baumreihe im Osten und hat eine Grundfläche von rund 1.650 Quadratmetern.
Parallel zu den Gebäuden pflanzt das Baureferat auf der Ostseite fünf Bäume und auf der Westseite sechs Bäume. Auch hier wird es möglich sein, im Schatten unter Bäumen auf Sitzgelegenheiten zu verweilen.
Der in Ost-West-Richtung verlaufende Zweirichtungsradweg wird auf vier Meter zuzüglich 0,75 Meter Sicherheitstrennstreifen verbreitert. Parallel zum Radweg entsteht ein drei Meter breiter Gehweg, der in einem Teilbereich durch einen Grünstreifen mit Bäumen vom Radweg getrennt ist. Im Bereich des U-Bahnaufgangs Messestadt West installiert das Baureferat 137 neue Fahrradabstellplätze.
Der bestehende, nur bedingt barrierefreie Platzbelag aus Natursteinpflaster wird schonend entnommen. Das Baureferat plant, den Großteil der Steine wiederzuverwenden.
Die Planung ist mit dem Bezirksausschuss Trudering-Riem und dem Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München abgestimmt. Der Baubeginn der Hauptmaßnahme ist für das Jahr 2026 geplant, nach Abschluss der Arbeiten an unterirdischen Leitungen und dem Ende der Winterperiode. Die wesentlichen Bauarbeiten sollen 2027 abgeschlossen sein. Die vom Stadtrat genehmigten Projektkosten liegen bei 18,6 Millionen Euro. Finanzmittel aus der bayerischen Städtebauförderung und Förderprogrammen des Bundes in Höhe von rund acht Millionen Euro sind in Aussicht gestellt.
Öffentlichkeitsbeteiligung
Für das Baureferat sind die Ideen, Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vor Ort eine wichtige Grundlage bei der Projektplanung. Die Möglichkeit, sich aktiv an den Planungen zu beteiligen, erhöht die Akzeptanz und Identifikation für Neuerungen im öffentlichen Raum des eigenen Lebensumfelds.
Die Öffentlichkeitsbeteiligung verbessert die Planungsergebnisse, klärt offene Fragen durch umfassende Informationen, ermöglicht einen besseren Einblick in die Komplexität der Planungsprozesse und stärkt das Vertrauen in die Arbeit des Baureferats. Bei allen Veranstaltungen zeigt sich das breite Wissen vieler Bürger*innen über ihr Quartier. Über gelungene Beteiligungsprozesse kommt dieser Wissens- und Erfahrungsschatz allen zugute.
So auch bei der vom Stadtrat beauftragten Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes in der Messestadt Riem. Im Jahr 2022 gab es gleich zwei Beteiligungsveranstaltungen mit insgesamt über 330 Teilnehmenden – wichtige Impulse für ein großes Projekt. Der Platz umfasst doppelt so viel Fläche wie der Marienplatz. 2004 hat ihn die München-Riem GmbH (MRG) erbaut. Weder von der Bürgerschaft noch vom örtlichen Bezirksausschuss oder von der Presse ist er seither als gelungen angesehen worden.
Bereits 2021 hatte die Hauptabteilung Gartenbau des Baureferats mit über 200 Bürger*innen ein initiales Beteiligungsverfahren durchgeführt. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde gemeinsam mit Burger Landschaftsarchitekten eine Konzeptstudie entwickelt. Darin wurde vorgeschlagen, nur noch die Flächen zu befestigen, für die verbindliche Nutzungen bestehen – zum Beispiel für einen bespielbaren Brunnen, Spielangebote für Kinder und Jugendliche sowie den Wochenmarkt. Die Flächen, für die seit nunmehr 20 Jahren keine Nutzung gefunden wurde, sollen entsiegelt und mit artenreichen Wiesen und mit Bäumen bepflanzt werden.
Mittlerweile hat der Münchner Stadtrat auf Basis der Studie die Ausarbeitung des Entwurfs beauftragt, der nun vorliegt. Dieser sieht auf rund 4.000 Quadratmetern eine durchwandelbare Anpflanzung mit artenreichen Gräsern, Stauden sowie Großsträuchern mit intensiven Blühaspekten vor. Auf weiteren 3.000 Quadratmetern könnten dem Entwurf zufolge rund 80 neue Großbäume den Platzraum nördlich abschließen und an heißen Sommertagen Schatten und Abkühlung spenden.
Diverse Sitzmöglichkeiten, Spiel- und Sportangebote sowie Infrastruktur für Urban Gardening tragen zu mehr Aufenthaltslust- und Qualität bei. Auf einer fast 1.000 Quadratmeter großen befestigten Fläche sollen zahlreiche Wasserfontänen in den Boden eingelassen einen kühlenden und zum Spielen sowie Planschen einladenden Brunnen formen. Wird das Wasserspiel abgeschaltet, steht die Fläche für Veranstaltungen oder Märkte zur Verfügung. Im November 2022 hat das Baureferat den aus Ergebnissen des ersten Beteiligungsverfahren entwickelten Planungsentwurf der Bürgerschaft vorgestellt. Weit über 100 Bürger*innen begrüßten den vorgeschlagenen Hybrid aus Platz, Park und Biotop.Auch der örtliche Bezirksausschuss votierte einstimmig für den Entwurf und seine weitere Ausarbeitung. Die Projektgenehmigung durch den Stadtrat ist für Herbst 2023 vorgesehen.
Im Jahr 2022 hat die Hauptabteilung Gartenbau des Baureferats insgesamt 15 Veranstaltungen zur Beteiligung von Bürger*innen, Kindern und Jugendlichen zu zehn Projekten durchgeführt. Es ging dabei um unterschiedliche Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet – zum Beispiel um die Neugestaltung des Holzplatzes, des Platzes an der Barer/Ecke Nordendstraße oder um das Planungskonzept für den neuen Park im Kreativquartier. Auch kleinere Grünflächen wie die jene, am Ravensburger Ring in Pasing oder der Grünspitz in Giesing wurden thematisiert.
Bereits seit Mitte der 1990er Jahre werden Planungsgespräche mit Kindern zur Spielplatzplanung durchgeführt. Ende der 1990er Jahre kam die Beteiligung von Erwachsenen hinzu, zum Beispiel beim Petuelpark. 2001 wurde im Baureferat eine Stelle für die Bürger*innenbeteiligung eingerichtet. Seitdem wurde die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen professionalisiert. Die Anzahl der Projekte mit Beteiligung und somit die Anzahl der Beteiligungsveranstaltungen steigen stetig und neue digitale Beteiligungsmöglichkeiten schaffen zusätzliche Möglichkeiten für individuellen und zivilgesellschaftlichen Input und Teilhabe.