Stipendien Kinder- und Jugendtheater

Die Stipendien sollen den Akteur*innen der freien Szene Arbeits- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten eröffnen und sie in ihrem künstlerischen Schaffen voranbringen.

Über das Stipendium

Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München vergibt seit 2022 jährlich Stipendien an professionelle, freischaffende Künstler*innen (Einzelpersonen) im Bereich der Darstellenden Kunst für junges Publikum. Ausgeschrieben werden vier Stipendien à 8.000 Euro. Die Stipendien sollen den Künstler*innen der freien Szene wichtige Arbeits- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten eröffnen und sie in ihrem individuellen künstlerischen Schaffen voranbringen. Gefördert werden insbesondere folgende Aktivitäten:

  • Recherchen auch ohne unmittelbaren Bezug zu einer geplanten Produktion
  • Das Erarbeiten von neuen Konzepten und künstlerischen Ansätzen
  • Die Teilnahme an umfangreicheren Fort- und Weiterbildungen, Fachaustausch, Visitationen etc.

Über die Vergabe der Stipendien entscheidet der Stadtrat der Landeshauptstadt München auf Empfehlung einer Jury.

Das Stipendium für Kinder- und Jugendtheater erhalten

Jörg Baesecke

„DAS AUGE HÖRT MIT; Recherche zu traditionellen und aktuellen spoken-word-Formaten“

Seit vielen Jahren entfaltet Jörg Baesecke zusammen mit Hedwig Rost auf der KLEINSTEN BÜHNE DER WELT einen „Mikrokosmos alltäglicher Wunder“ (AZ), bezaubernd vielfältig und immer augenzwinkernd kritisch, eine ständig neue Mischung der Formen: Schauspiel, Erzähltheater, Musik, Figuren und Objekt. Mit der Dreijahresförderung 2020 bis 2022 erstellen die Beiden gerade eine Dokumentation der Geschichte ihrer Bühne. Danach will Jörg Baesecke - durchaus mit dem Blick auf ein mögliches Ende seiner Bühnentätigkeit in ein paar Jahren - noch einmal nach außen schauen und seinen Standort erforschen in der langen Tradition von den Moritaten bis zu aktuellen spoken-word-Formaten. Dafür braucht es Recherchen im Archiv des Stadtmuseums und in Berlin. Jörg Baesecke will Verbindungen etwa zu Poetry-Slam, G'stanzl-G'sang oder Basler Schnitzelbänk erforschen und mit den so gefundenen Mitteln einen Strauß kleiner Stücke kreieren, die er in Anknüpfung an seine Anfänge als Straßentheatermann mit seinem neu entwickelten FAHRRAD-THEATER überall im Stadtraum zu zeigen gedenkt. Die Jury schlägt vor, mit diesem Stipendium in Höhe von 8.000 Euro den (vielleicht) Abschluss einer langen, erfolgreichen Arbeit als ebenso innovativer wie in der Tradition verwurzelter Künstler der freien Münchner Szene zu fördern.

Dominik Burki

Fake News und Verschwörungstheorien haben durch die Corona-Krise einen Aufwind erlebt. In Vorbereitung einer Theaterproduktion recherchiert Dominik Burki zu folgenden Fragen: Welche Absichten und Interessen verfolgen Menschen, die bewusst Falschmeldungen in den sozialen Medien verbreiten? Welche Gefahren gehen von verschwörungstheoretischen Narrativen für Gesellschaft, Demokratie und die Lebenswelt Jugendlicher aus? Welches Wissen ist nötig um seriöse von manipulativ verbreiteten Nachrichten zu unterscheiden und wie kann man sich gemeinsam über Vorstellungen, Visionen und Werte austauschen und verständigen? Auf Basis der Recherche sowie Gesprächen mit Expert*innen will Dominik Burki ein Theaterstück für Jugendliche konzipieren, mögliche Umsetzungsformen ausloten und Textentwürfe schreiben. Dominik Burki, der mit Niels Klaunick die compagnie nik leitet, hat viel Erfahrung darin eine einfache, theatrale und poetische Sprache für komplexe Sachverhalte zu finden. Die Jury schätzt die engagierte, kontinuierliche Arbeit der compagnie nik, die in ihren Stückentwicklungen gesellschaftliche und politische Themen aufgreifen. Daher empfiehlt sie das Recherchevorhaben von Dominik Burki mit einem Stipendium in Höhe von 8.000 Euro zu unterstützen.

Léonard Engel

Während der Konzeptions- und Proben-Arbeit für sein erstes Kinderstück „Wusch! Zak! Puf! Wie man erscheint und verschwindet“ ist der Tänzer und Choreograf Léonard Engel auf das Medium Schattentheater gestoßen, dessen Möglichkeiten er mithilfe dieses Recherchestipendiums weiter erforschen will. Léonard Engel hat sich in seinen bisherigen zeitgenössischen Tanz-Stücken für Erwachsene mit Mimikry-Strategien, dem sich verwandelnden Körper und dem Unsichtbaren beschäftigt. Die Erforschung der Welt der Schatten und ihres Potentials für tänzerische und interaktive Performances für junges Publikum ist ein folgerichtiger nächster Schritt. Die sehr überzeugende Bewerbung zeigt auf, wie das Thema historisch, technisch und umfassend praktisch-experimentiell angegangen werden soll, stellt spannende Fragen wie „Kann auch ein einfacher Lichtstrahl zu einer Figur werden?“ Oder er fragt danach, wie der Schattenwurf der Körper von Zuschauer*innen die Performance aktiv mitgestalten kann. Daher spricht sich die Jury für die Vergabe eines Stipendiums in Höhe von 8.000 Euro aus.

Rinus Silzle

Rinus Silzle studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin (UDK) und ist hoffnungsvoller Vertreter einer neuen Generation an Dramatiker*innen. Als Millennial hat er in seiner Jugend den Übergang von der Offline- zur Online-Identität erlebt. Als Autor nimmt er dementsprechend die digitalen Lebensrealitäten der jungen Menschen ernst und macht sie auf der Bühne zum Gegenstand seiner Stücke, ohne sich anzubiedern. Im Gegenteil reizt ihn besonders die Konkurrenz zwischen neuen Medien und dem vermeintlich gestrigen Medium Theater, das vielleicht gar nicht so gestrig ist. Stücke von ihm waren u. a. eingeladen zu den Essener Autorentagen und gewannen den Publikumspreis beim Heidelberger Stückemarkt sowie den Förderpreis im Rahmen des Berliner Kindertheaterpreis. Als Autor*in ist man häufig Einzelkämpfer*in. Umso wichtiger ist es, immer wieder die Perspektive zu wechseln, über den Tellerrand zu schauen und neue ästhetische Impulse zu finden, um sich weiterzuentwickeln als Künstler*in. Genau das hat Rinus Silzle vor: auf eine Recherche gehen, die es ihm ermöglicht, in Zukunft aus den Limitierungen reiner Textarbeit auszubrechen. Regiekurse im Hinblick auf Schauspieler*innen-Führung, aber auch Schauspielkurse selbst erweitern den künstlerischen Horizont, wirken sich positiv aus auf das Schreiben für die Bühne, und eröffnen möglicherweise auch neue Optionen in der Beteiligung an Theaterprojekten. Nach der offensichtlich gelungenen, eher theoretischen Ausbildung an der UDK wäre Praxiserfahrung goldwert für die Weiterentwicklung dieser noch jungen Künstlerpersönlichkeit. Die Jury empfiehlt daher die Ausreichung eines Stipendiums in Höhe von 8.000 Euro.

  • 2022
    Ines Honsel; Verena Regensburger; Susanne Schneider; Jochen Strodthoff; Caitlin van der Maas

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