Starter Filmpreise
Auszeichnungen für künstlerisch herausragende Filme insbesondere von jungen, noch nicht etablierten Münchner Filmemacher*innen.
Über den Preis
Die Landeshauptstadt München vergibt jährlich drei mit jeweils 8.000 Euro dotierte Starter-Filmpreise für künstlerisch herausragende Filme insbesondere von jungen, noch nicht etablierten Münchner Filmemacher*innen, die in ihrer Arbeit einen kreativen Umgang mit dem Medium und stilistische Innovationsmomente erkennen lassen. Zusätzlich wird ein Starter-Filmpreis / Produktion vergeben - als geldwerte Leistung für die Postproduktion eines künftigen Films in Höhe von 8.000 Euro, gestiftet von Pharos – The Post Group. Eine Eigenbewerbung ist erforderlich. Die Starter Filmpreise werden seit 2019 im Rahmen des Filmfests München verliehen (2020 wurden sie aufgrund der Corona-Pandemie im Rahmen der Münchner Filmkunstwochen verliehen).
Preisträger*innen
- Lou von Sohlern, Matilda Mokina
- Maximilian Weigl
- Louise Zenker, Daood Alabdul
- Nathan Engelhardt (Starter-Filmpreis / Produktion)
Jurybegründungen
Lou von Sohlern, Matilda Mokina: „Queer Exile“
Ein Film über das Dazwischen. Über das Ankommen – und das, was bleibt, wenn das Ankommen nicht alles löst. QUEER EXILE von Lou von Sohlern und Matilda Mokina folgt drei Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland einen Neuanfang suchen. Drei Lebenswege, die für ganz unterschiedliche Erfahrungen stehen – verbunden durch eine gemeinsame Suche nach Sicherheit, Zugehörigkeit und einem selbstbestimmten Leben.
Die Inszenierung wählt einen stillen, konzentrierten Zugang. Statt erklärender Einordnung tritt eine zurückhaltende filmische Sprache, die es den Porträtierten ermöglicht, ihre Perspektiven selbst zu entfalten. Ohne Wertung, ohne Unterbrechung. So entsteht eine eindringliche Nähe, die den Zuschauer*innen erlaubt, die Geschichten auf unmittelbare Weise mitzuerleben.
Die visuelle Gestaltung des Films verzichtet bewusst auf große Gesten. In der Ruhe der Bilder liegt die Kraft. Kamera und Montage schaffen einen Raum des Vertrauens, in dem Offenheit und Verletzlichkeit ihren Platz haben dürfen. QUEER EXILE verweigert sich der schnellen Zuschreibung und macht stattdessen deutlich, wie komplex, wie widersprüchlich und wie individuell das Leben im Exil sein kann.
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Debatten um Flucht und queere Identitäten oft zugespitzt und ideologisch geführt werden, eröffnet dieser Film eine andere Perspektive: eine, die nicht spricht über, sondern mit. Eine, die zuhört. Und genau darin liegt seine politische Aussage – leise, aber unübersehbar. Ein bemerkenswertes Werk, das aufzeigt, wie viel Kraft in der einfachen Geste des Dabeiseins liegen kann.
Louise Zenker, Daood Alabdulaa: „WALUD“
Mit WALUD ist Louise Zenker und Daood Alabdulaa ein eindrucksvoller Kurzfilm gelungen, der durch seine dichte Atmosphäre, starke Bildsprache und gesellschaftliche Relevanz überzeugt. Mit Feingefühl erzählt die Regie von weiblicher Realität in einem Umfeld patriarchaler Strukturen und religiösen Fanatismus – ein Thema, das im Kino selten sichtbar wird. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen: eine syrische Ehefrau und eine junge Europäerin, die als Zweitfrau in eine bestehende Ehe tritt. Mit großer Präzision und ohne erklärende Worte entfaltet der Film die komplexe Beziehung der beiden – geprägt von Abhängigkeit, Unterwerfung und stillem Widerstand.
WALUD setzt auf Zurückhaltung: Blicke, Gesten und eindrucksvolle Bilder erzählen mehr als Worte. Die ruhige Kameraarbeit fängt die Weite der Landschaft ebenso ein wie die innere Enge der Figuren. Auch schauspielerisch überzeugt der Film durch nuanciertes Spiel und große Authentizität. Die stille Solidarität zwischen den beiden Frauen wirkt in ihrer Zartheit besonders kraftvoll.
Mutig wagt sich der Film an selten beleuchtete Aspekte weiblicher Lebensrealitäten im Einflussbereich des Islamischen Staates. Die differenzierte Darstellung europäischer Konvertitinnen verleiht der Erzählung zusätzliche Tiefe. Die internationale Zusammenarbeit und die anspruchsvollen Drehbedingungen in der tunesischen Wüste unterstreichen das starke Engagement des Teams – ein gelungenes Beispiel für interkulturelles Filmschaffen auf Augenhöhe.
Maximilian Weigl: „Das Zittern der Aale“
Der Kurzfilm „Das Zittern der Aale“ überzeugt in seiner sommerlich-leichten Erzählweise und der Zusammenarbeit von Regie und Schauspielenden. Maximilian Weigl, Julia Windischbauer und Franziska von Harsdorf geben den Figuren Raum und Zeit, ein aufgeladenes Flirren entstehen zu lassen, das dabei nicht mit einer handlungszentrierten Storyline überlagert wird, sondern sich in aller Ruhe entfalten und zwischen lässigem Flirten und schüchternen Begehrensbekundungen changieren darf.
Die sommerliche Atmosphäre baut sich sowohl aus den Körpern der Schauspielenden als auch den gewählten filmischen Mitteln auf: Spielerischer Umgang mit den Analogfotos, welche die Figuren im Laufe des Films voneinander machen, eine organische Kameraführung, Sommerregen und mutig-peinliche Gedichte der Hauptfigur verbinden sich zu einem atmosphärisch dichten Film.
Starter-Filmpreis / Produktion
Nathan Engelhardt: „Les Gorges du Verdon“
Ein ganz normaler Sommerurlaub in Südfrankreich. Die Brüder Jonathan und David treffen auf dem Campingplatz weitere Jungs. Gemeinsam machen sie eine Fahrradtour. In wunderbaren Schwarz-Weiß-Bildern entfaltet sich ein intimes Buddy-Movie. Anspielungen an die französische Filmgeschichte, die unvergleichliche Leichtigkeit eines Sommers, pubertierende Teenager, die ihre Grenzen austesten. Fast dokumentarisch werden die Jungs dabei begleitet, wie sie sich gegenseitig bewundern, blödeln, Banden bilden. Zwischen Zärtlichkeit, Ängsten und jugendlichem Leichtsinn verbringen diese Jungs eine unvergessliche Zeit, die uns als Zuschauer*innen in wunderbar sommerlichen Erinnerungen schwelgen lassen. Dem Filmteam um Regisseur Nathan Engelhardt und Produzent Jakob Wahl ist ein eindrücklicher unabhängiger Kurzfilm gelungen, ganz ohne die Unterstützung einer Hochschule, mit sehr viel Kreativität, Gespür für Details und Inszenierung und mit Liebe zum Kino.
Mitglieder der Jury
Dunja Bialas (Filmjournalistin), Linus Einsiedler (Medienzentrum München de JFF), Julia Fuhr Mann (Filmemacher*in/Preisträger*in 2024), Sylva Häutle (German Films), Julia Weigl (Filmfest München) sowie aus dem Stadtrat Marion Lüttig und David Süß (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Ulrike Grimm und Leo Agerer (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) und Lars Mentrup (Fraktion SPD/Volt)
- 2024
Emil Klattenhoff, Camille Tricaud und Franziska Unger, Aaron Arens, Julia Fuhr Mann - 2023
Nikita Gibalenko, Viktor Schimpf, Marie Zrenner, Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko (Starter-Filmpreis / Produktion 2023) - 2022
Felix Klee, Hilarija Laura Ločmele, Lara Milena Brose & Kilian Armando Friedrich, Erec Brehmer (Starter-Filmpreis / Produktion 2022) - 2021
Linda-Schiwa Klinkhammer, Josef Fink, Verena Wagner, Denise Riedmayr (Regie), Lillian Malan und Philipp Link (Produktion) (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2020
Mariko Minoguchi, Anna Roller, Berthold Wahjudi, Narges Kalhor (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2019
Benedikt Schwarzer, Lisa Voelter, Christian Hödl und Lene Pottgießer, Alex Schaad und Richard Lamprecht und Veronika Faistbauer (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2018
Sylvain Cruiziat und Mila Zhluktenko, Jovana Reisinger, Anatol Schuster, Anna Roller und Tanja Schmidbauer (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2017
Moritz S. Binder, Annelie Boros, Michael Ciesielski, Yulia Lokshina, Isabelle Bertolone, Marius Ehlayil (wirFILM) (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2016
Mirjam Orthen, Matthias Koßmehl, Alexander Costea, Jakob Gross (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2015
Franziska Schönenberger und Jayakrishnan Subramanian, Paul Meschùh, Helen Simon, Ozan Mermer (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2014
Isa Micklitza, Isa Willinger, Anna Brass, Lukas Baier (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2013
Wolfram Huke, Anna Frances Ewert, Pauline Roenneberg, Sebastian Bartetzko, Philip Grabow, Tobias Huber (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2012
Michael Reithmeier, Peter Künzel und Frank Müller, Claudia Heindel, Josef Mayerhofer, Konstantin Ferstl (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2011
Mareille Klein und Julie Kreuzer, Jesper Petzke, Christine Repond, Claudia Lehmann und Daria Onyshchenko (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH), Peter Baranowski (lobende Erwähnung) - 2010
Jens Junker, Andy Wolff und Stefanie Brockhaus, Tomasz Emil Rudzik, Benedikt Böllhoff und Max Frauenknecht, Via Film GbR (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2009
German Kral, Pia Strietmann, Stefanie Brockhaus und Pary El Qualqili (geteilter Preis), Mickel Rentsch (Starter Filmpreis / Produktion gestiftet von ARRI Media GmbH) - 2008
August Pflugfelder, Alexander Riedel, Tim Trachte, Kathrin Geyh, Daniela Ljubinkovic, Regisseurin und Co-Produzentin Michaela Kezele, Target Film Produktion GbR, Mieko Azuma - 2007
Oliver Haffner, Baran Bo Odar, Saara Aila Waasner - 2006
Jens Christian Börner, Florian Gaag, Eva Marel Jura, Korinna Krauss und Janna Ji Wonders - 2005
Jakob M. Erwa, Sonja Heiss, Gil Mehmert - 2004
Sikander Goldau, Benjamin Heisenberg, Judith Malek–Mahdavi, Jens Schanze - 2003
Maurus vom Scheidt, Ralf Westhoff - 2002
Johannes Kaltenhauser und Florian Vogel, Stefanie Sycholt, Anthony Lew Shun - 2001
Bettina Timm, Maren Ade, Markus Mörth - 2000
Marco Petry, Christian Ehrhardt, Steffen Schäffler - 1999
Florian Gallenberger, Christoph Stark, Sebastian Steinbichler und, Florian Vogel - 1998
Matthias Lehmann, Benjamin Herrmann, Harald Rumpf, Thomas Riedelsheimer - 1997
Jochen Kraus, Florian Schneider, Beryl Schennen, Vuk Jevremovic, Peter Thorwarth - 1996
Uli Kick, Thomas Ciulei, Ulrich Gambke - 1995
Stephan Puchner, Henrik Heckmann, Patrick Hörl - 1994
Ulrich Weis, Erica und Paco Joan, Veit Helmer, Stefan Schneider ⁄ Walter Feistle - 1993
Rainer Matsutani, Hans–Christian Schmid, Katja von Garnier - 1992
Alexander Ammer, Walter Wehmeyer, Wladek Brobowski, Romuald Karmakar, Carsten Steigerwald - 1991
Rainer Kaufmann, Hans Lang (Dokumentarpreis) - 1990
Ralf Huettner, Nicolas Humbert (Dokumentarpreis) - 1989
Maris Pfeiffer, Werner Prenzel (Dokumentarpreis) - 1988
Lutz Konermann, Peter Heller (Dokumentarpreis) - 1987
Philip Gröning, Claus Strigel und Betram Verhaag, DENKmalfilm (Dokumentarpreis) - 1986
Ute Wieland - 1985
Maria Knilli