Produktionsunabhängige Förderung für freie Tanzschaffende
Zur Sicherung der Kontinuität der künstlerischen Arbeit freier Tanzschaffender.
Produktionsunabhängige Förderung für Freie Tanzschaffende
Zur Sicherung der Kontinuität der künstlerischen Arbeit freier Tanzschaffender beziehungsweise Gruppen werden produktionsunabhängige Förderungen bis zu 25.000 Euro gewährt. Antragsberechtigt sind Tanzschaffende oder Tanzgruppen, deren Arbeit eine künstlerische Eigenart gezeigt hat und deren bisherige Projekte auf positives Interesse bei Publikum und Kritik gestoßen ist. Förderfähig sind produktionsunabhängige Ausgaben, die für die Sicherung einer eigenen Infrastruktur beziehungsweise für deren Entwicklung erforderlich sind.
Die nächste Ausschreibungsfrist für die Förderung ist der 1. Juni 2024.
Die produktionsunabhängige Förderung im Bereich Tanz haben erhalten
- Jasmine Ellis, Lena Grossmann, Anna Konjetzky, Alfredo Zinola
Ellis, Jasmine
Jasmine Ellis konnte sich in den letzten Jahren in der Münchener Tanzszene einen Namen machen und überzeugte als Choreographin mit mehreren Arbeiten. Erste internationale und überregionale Kooperationen entstanden. Positiv aufgefallen ist auch ihr Umgang mit dem pandemiebedingten Lockdown, während diesem sie sich mit ihrem Team in Klausur begab und statt einer Bühnenproduktion mit „Is Susan lonely“ einen überzeugenden spartenübergreifenden Tanz-Theater-Musik-Film produzierte. Das Ergebnis geht weit über die Filmversion eines Bühnenstückes hinaus. Es schafft im kreativen Umgang mit den Möglichkeiten der unterschiedlichen Kunstformen ein eigenes kraftvolles Format. Zudem spiegelt sich eine kollektive, kreative, vertrauensvolle Zusammenarbeit der beteiligten Künstler*innen darin wieder und der künstlerisch wichtige Mut, sich Zeit zu nehmen, um etwas entstehen zu lassen. Neben der Stärkung klassischer Strukturen wie Produktionsleitung, Company Management, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit geht es Jasmine Ellis mit der produktionsunabhängigen Förderung folgerichtig um Teamstärkung. Einerseits im regelmäßigen Austausch mit dem Produktionsteam, aber vielleicht noch wichtiger und nachhaltiger mit dem künstlerischen Team einmal jährlich Kreativzeit ohne Produktionsdruck zu haben, um zu brainstormen und zu reflektieren. Daneben plant Ellis, sich Zeit zu nehmen, um mit erfahreneren Kolleg*innen bei regelmäßigen Mentoringsitzungen in Austausch zu gehen. Jasmine Ellis ist an einem Punkt ihrer Laufbahn, in der sie wichtige Verbindungen knüpfen, ihre bestehenden Kooperationen ausbauen und ihre Arbeitsweise festigen kann. Daher empfiehlt die Jury ihren Antrag zur produktionsunabhängigen Förderung in Höhe von 17.960 Euro zu unterstützen.
Grossmann, Lena
Die choreographische Praxis von Lena Grossmann bewegt sich an den Schnittstellen von Tanz, Komposition, bildender Kunst und der Entwicklung ausgeklügelter Notations- und Raumstrukturen. Als Raumdenkerin und Begriffsforscherin ist die Arbeit im Studio für ihre Arbeit mit dem Körper in Relation zum Raum elementar. Die produktionsunabhängige Förderung ermöglicht es der an den Kunstakademien München und Zürich ausgebildeten Künstlerin und Choreographin durch den Aufbau eines Studio-Ateliers Raum zu schaffen: zum einen für die Vertiefung und Vermittlung ihrer eigenen choreographischen Praxis durch ein kontinuierliches Arbeiten sowie ein Ergründen neuer Techniken und zum anderen für die Entwicklung kollaborativer Formate zwischen den Disziplinen und im Austausch mit anderen Künstler*innen. Hierfür plant Lena Grossmann ein RELATIVES LAB, das sich das gemeinsame Erforschen von Performancestrukturen zum Ziel gesetzt hat. Die Jury empfiehlt das Vorhaben, eine Austausch- und Netzwerkstruktur aufzubauen sowie die Weiterentwicklung der choreographischen Praxis dieser aufstrebenden Künstlerin, mit der produktionsunabhängigen Förderung in Höhe von 17.529 Euro zu unterstützen.
Konjetzky, Anna
Die bewährte und namhafte Münchner Künstlerin mit überregionaler Ausstrahlung legt in ihrem Antrag auf produktionsunabhängige Förderung schlüssig und konzise dar, weshalb sie nach nun mehr als 15 Jahren Tanzschaffens einen Fokus auf zunehmend mehrjährige Planungssicherheit legen muss und sollte. Dabei liegt der Fokus auf einem Mehrjahresplan zur Fortführung des von ihr geschaffenen Ateliers/Probenraums PLAYGROUND (Austausch- und Dialograum) unter Einbezug bewährter Maßnahmen (z.B. choreographische Skizzen und das Teilen von Wissen / Praktiken). Für die Jury stellt diese Plattform PLAYGROUND einen der interessantesten Teile ihrer Arbeit dar, der durch seine Offenheit und Netzwerkmöglichkeit eine Bereicherung für die Stadt ist. Hinzu kommen der Bedarf an Lagerraum, der Ausbau von Management- und Kompagnie-Strukturen sowie der Ausbau des Netzwerks. Daher empfiehlt die Jury eine dreijährige produktionsunabhängige Förderung von 2022-2024 in Höhe von jährlich 25.000 Euro.
Zinola, Alfredo
In den letzten drei Jahren hat der Choreograph Alfredo Zinola seine künstlerisches Profil und die Etablierung seiner Kompagnie weiterentwickelt. Dementsprechend bezieht sich sein Antrag auf produktionsunabhängige Förderung auf die Verbesserung, Vermarktung und Vernetzung seiner künstlerischen Arbeit. Hierfür soll ein Büro in einem Co-Working-Space angemietet werden, das dem Choreographen bessere Beziehungen zu anderen Künstler*innen vor Ort bietet und seine Präsenz in der Szene verbessert. Dabei soll die Weiterentwicklung einer Vermarktung über digitale Medien neue Wege eröffnen. In den kommenden Jahren werden weitere Beziehungen zu Festivals und Veranstaltern anvisiert, so dass stabile Partnerschaften entwickelt werden können, wie z.B. mit dem Stamsund Festival in Norwegen. Begegnungen mit Tanzschaffenden aus anderen Städten sollen neu geknüpft oder weiterentwickelt werden. Auch neue Kooperationen sind für die nächsten zwei Jahre schon in Planung: 2022 mit der Lothringer 13 und Jared Gradinger aus Berlin, 2023 mit der belgischen Kompagnie „Tout Petit“ und 2024 mit Brandy Butler aus Berlin. Als Mitglied von ASSITEJ International - International Association of Theatre for Children and Young People - organisiert der Choreograph einen jährlichen Austausch zu einem bestimmten Thema mit dem Ziel, Profis zusammenzubringen und Kontakte zu knüpfen. Zusammen mit Michaela Kühn und Maxwell McCarthy hat Alfredo Zinola das Projekt „Punctures” entwickelt, das den Bezug der darstellenden Künste zur Ökologie hinterfragt. Daraus entstand das Event „Nocturnal Nostalgia“ als ein jährliches Dinner, das jedes Mal für einen unterschiedlichen Ort konzipiert wird, um mögliche professionelle Partner*innen an einem Tisch zu wichtigen Themen zu befragen, wie zum Beispiel Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit, Kunst und Ökologie. Die Jury ist von Alfredo Zinolas Antrag, durch Netzwerke und digitaler Vermarktung seine künstlerische Arbeit nachhaltiger zu gestalten, überzeugt und schlägt eine dreijährige produktionsunabhängige Förderung in Höhe von jährlich 16.000 Euro vor.