Tiere in München
Lernen Sie die spannende und vielfältige Tierwelt der Stadt kennen - hier gibt es viel zu entdecken!
Wer lebt vor Ihrer Haustüre?
Vor Ihrer Haustüre lebt eine erstaunliche Vielzahl heimischer Wildtiere. Grund für Münchens hohe Biodiversität sind unter anderem die vielen verschiedenen Lebensräume, die die Stadt bietet.
Für jede Tiergruppe haben wir Ihnen eine Broschüre mit vielen spannenden Infos und Artportraits zum Schmökern und Entdecken verlinkt. Schauen Sie genau - vielleicht laufen Sie dem ein oder anderen tierischen Nachbarn bei Ihrem nächsten Spaziergang über den Weg.
Säugetiere
Unsere nächsten Verwandten leben versteckt in der Stadt: Igel, Waschbär, Dachs und Fuchs bekommen wir nur selten zu Gesicht. Die Zerstörung und Zerschneidung ihrer natürlichen Lebensräume und das oft üppige Nahrungsangebot, macht die Stadt zu einer Ersatzheimat vieler Säugetiere. In München gibt es aktuell etwa 39 Arten.
Lesen Sie mehr dazu in der Broschüre "Wildtiere in München" und erfahren Sie, wo sie leben und wie Sie sie unterstützen können.
Artportraits
Der Biber (Castor fiber) war in Europa fast ausgerottet, als er in den 1960er Jahren wieder angesiedelt wurde. Heute leben in München wieder in allen geeigneten Fließgewässern Biberfamilien. Das erkennt man auch an den Biberschutzzäunen an Bäumen entlang solcher Gewässer: sie sollen die Bäume vor den nächtlichen Nageaktivitäten des Bibers schützen. Er ist ein reiner Pflanzenfresser, der sich im Sommer von Ufer- und Wasserpflanzen und im Winter von Baumrinde ernährt.
Der Biber baut neben einer Burg als "Wohnung" abschnittsweise Dämme in die Gewässer seines Reviers und gestaltet damit seinen Lebensraum völlig um. Mit seinen Aktivitäten fördert er die Artenvielfalt und die natürliche Gestalt von Gewässern.
Dachse (Meles meles) gehören zur Familie der Mader. Sie leben in reich strukturierten Landschaften mit Wäldern, Gehölzen und Hecken. Siedlungen meiden sie für gewöhnlich. Trotzdem trifft man sie auch in München an, wie zum Beispiel im Englischen Garten.
Der Dachs ist ein Flexitarier: Hauptsächlich ernährt er sich von Wildobst, Beeren und Wurzeln, frisst aber auch Würmer, Vogeleier und Schnecken. Er lebt in weit verzweigten Höhlensystemen. Sein Wohnzimmer liegt meist etwa fünf Meter unter dem Boden und ist mit Blättern und Farnlaub gepolstert. Dachbauten werden über viele Jahre genutzt und immer weiter verzweigt. Häufig leben Dachse in Wohngemeinschaften mit Füchsen oder Kaninchen.
Der Igel (Erinaceus europaeus) ist ein kleines Säugetier, das eine Größe von etwa 35 cm erreicht. Sein dichtes Stachelkleid besteht aus bis zu 7000 Stacheln, die ihn vor natürlichen Feinden wie dem Dachs oder anderen Greifvögeln schützen. Igel sind nachtaktive Insektenfresser und verbringen den Tag in wechselnden Tagesnestern. Bis zum Herbst frisst sich der Igel eine Fettschicht an und überwintert dann ab Mitte November schlafend in einem Winternest, normalerweise einem Laub- oder Reisighaufen. Igel im gesamten Stadtgebiet anzutreffen, insbesondere in der Nähe von Grünanlagen, Parks, Friedhöfen und Gärten.
Im Garten kann man Igeln helfen, indem man naturnah gärtnert, Unterschlupfmöglichkeiten schafft und nachts keine Mähroboter einsetzt. Im Herbst kann man untergewichtigen Igeln (<500g) durch Zufütterung helfen. Gesunde Tiere finden sich in der Natur bestens zurecht, auch im Winter. Nur verletzte, hilflose oder kranke Tiere dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen.
In Deutschland ist der Igel durch das Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig geschützt. Daher darf er weder gefangen noch verletzt oder getötet werden. In Bayern steht der Igel seit 2017 auf der Vorwarnliste der Roten Liste und könnte in naher Zukunft als bedroht eingestuft werden.
Vögel
Aktuell leben um die 100 Vogelarten in München. Die einzelnen Arten kann man nicht nur optisch, sondern auch anhand Ihrer Lautäußerungen unterscheiden. Singvogelmännchen haben einen artspezifischen Gesang, um ihr Revier abzugrenzen und eine Partnerin zu finden. Auch für körnerfressende Arten ist das Insektenangebot zur Brutzeit ein entscheidender Faktor, denn sie benötigen proteinreiche Nahrung für die Jungenaufzucht.ypische Gäste im Garten sind Kohlmeisen, Blaumeisen oder Amseln. Direkte Nachbarn können Haussperlinge, Gartenrotschwanz oder Mauersegler sein. Sie nisten in Spalten in Fassaden oder unter dem Dach. Aber auch in der Kulturlandschaft sind in München Arten wie Feldlerchen und der selten gewordene Kiebitz zu finden.
Was kann ich für die Vögel tun?
- Anlage und Pflege insektenfreundlicher Grünflächen
- Zur Brutzeit (1. März bis 30. September) kein Hecken- oder Baumschnitt
- Schaffung katzensicherer Rückzugsräume
- Anleinen von Hunden in Wiesenbrütergebieten
Im Internet gibt es bereits zahlreiche Informationen z.B. von Naturschutzverbänden wie beispielsweise Vogelportraits oder Tipps für vogelfreundliche Gärten.
Speziell für München gibt es eine durch den Landesbund für Vogel- und Naturschutz erstellte und vom Referat für Klima- und Umweltschutz geförderte Broschüre, in der die Münchner Arten inklusive Hörbeispiel vorgestellt werden.
Artportraits
Amsel (Turdus merula)
Die Männchen dieser häufigen Drosselart sind schwarz gefärbt und haben einen gelben Schnabel und Augenring. Die Weibchen und Jungvögel sind fleckig braun gefärbt. Früher war die Amsel ein Waldvogel und erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Art zum Stadtbewohner. Auch heute gibt es noch Amseln in Wäldern. Im Vergleich zu den ländlich wohnenden Amseln bleiben Stadtamseln auch im Winter bei uns statt in die Wintergebiete zu ziehen, beginnen früher mit dem Brutgeschäft und singen früher am Morgen.
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Ein schwarzes Gesicht mit weißem Stirnband und eine orangefarbene Brust zeichnen die Männchen des Gartenrotschwanzes aus. Die Weibchen sind schlichter gefärbt und überwiegend gräulich mit einem leicht orangeroten Hauch. 200-250 Paare gab es 2004 in München. Heute ist der Gartenrotschwanz nur noch sehr selten anzutreffen. Der Gartenrotschwanz kommt erst Ende April aus Afrika zu uns in seine Brutgebiete zurück. Bei seiner Ankunft bei uns steht er häufig vor dem Problem, dass Bruthöhlen von den häufigen Stadtarten, die den Winter über bei uns geblieben sind, belegt sind.
Außerdem sind moderne Gärten leider oft sehr insektenarm. Wer dem Gartenrotschwanz helfen möchte, sollte daher neben Nistplätzen auch das Nahrungsangebot bedenken. Innerhalb der Biodiversitätsstrategie München ist der Gartenrotschwanz eine Art, für die ein Artenhilfsprogramm vorgesehen ist. Seit 2023 übernimmt dies der Landesbund für Vogel- und Naturschutz.
Der ungefähr taubengroße Kiebitz (Vanellus vanellus) ist durch eine kontrastreiche schwarz-weiß-Färbung geprägt. Sein Rücken schimmert metallisch grün und durch seine Federhaube am Kopf ist er unverkennbar. Ab Mitte Februar kommt der Mittelstreckenzieher zurück zu uns in seine Brutgebieten am Münchner Stadtrand. Kiebitze sind Bodenbrüter und bevorzugen offene Landschaften. Früher in Mooren und Feuchtwiesen zuhause, besiedelt er heute v.a. landwirtschaftliche Flächen mit offenen Bodenstellen, die weitgehend baumfrei sind. In München sind Bruten v. a. in Ackerflächen bekannt, da der Boden hier im Frühjahr noch offen ist. Gleichzeitig hat der Kiebitz hier aber das Problem, dass sein Gelege am Boden leicht bei Pflegegängen oder Ernte übersehen werden kann. Auch Nesträuber, wie Füchse oder Krähen bereiten ihm Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass der Kiebitz störungsempfindlich auf Spaziergänger, Hunde oder Radfahrer reagiert. Auch für den Kiebitz wird daher an einem Artenhilfsprogramm gearbeitet.
Reptilien
Die Reptilien sind eine überschaubare Artengruppe in München. Es gibt 4 Echsenarten und 3 Schlangenarten. Die Tages- und Jahresaktivität ist bei allen Reptilien stark abhängig von den Klima- und Wetterbedingungen, da Reptilien wechselwarme Tiere sind. Ihre Körpertemperatur ist eng mit der Temperatur ihrer Umgebung verbunden. Diese Arten bevorzugen einen überwiegenden warmen und sonnenintensiven Lebensraum mit ausreichend Versteckmöglichkeiten. Ein paar Arten bevorzugen unter anderem auch Habitate mit einem gewissen Wasser- bzw. Feuchtigkeitsanteil. Hierzu zählen Lebensräume entlang von Flüssen, Heide- und Moorlandschaften. Einige Reptilien können auch besonders entlang von Bahngleisen oder Stromtrassen beobachtet werden. In den Monaten zwischen Oktober und April befinden sich die Reptilien in der Winterstarre und dazu werden Erdlöcher, Felsspalten oder Nischen in Baumwurzelscheiben genutzt, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Alle Reptilienarten in Bayern sind nach nationalen und internationalen Verordnungen geschützt. Die Rote Liste Bayern aus dem Jahr 2019 stufte 60 % der heimischen Reptilien als selten oder extrem selten ein.
Artportraits
Die Kreuzotter (Vipera berus) ist in München eine seltene Schlangenart, und man kann sie nur mit viel Glück beobachten. Diese Viperart bevorzugt Lebensräume mit starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen und hoher Luftfeuchtigkeit, wie beispielsweise in Gebirgen oder Moorflächen. Sie ist optisch sehr variabel, von gräulich über bräunlich bis komplett schwarz, mit einem markanten Zickzackband auf der Oberseite. Die Schlange mit ihren senkrechten Pupillen ist giftig, jedoch führt ein Biss normalerweise nicht zum Tod. Diese stark gefährdete Art in München zwischen Flaucher und Grosshessloer Brücke mit viel Glück zu beobachten.
Trotz ihrer Häufigkeit in Deutschland ist die Ringelnatter (Natrix natrix) in Bayern als „gefährdet“ eingestuft. Sie kann eine Gesamtlänge von knapp einem Meter erreichen und ist durch ihre gelblichen Flecken am Kopf deutlich erkennbar. Diese ungiftige Art kann bei Gefahr einen intensiven Geruch ausstoßen. Ihr Lebensraum erstreckt sich überwiegend in Feuchtgebieten, an Fließ- oder Stillgewässern, findet sich aber auch an Ruderalflächen oder Waldrändern. Die Ringelnatter ist im Nymphenburger Park mit Umfeld, in der Aubinger Lohe, Mooschwaige oder am Schwarzhölzl an feuchten Standorten zu beobachten, besonders am Kugelweiher an der Amalienburgstraße.
Die Blindschleiche (Anguis fragilis), obwohl sie den Namen trägt, ist weder blind und gehört auch nicht zur Gruppe der Schlangen. Tatsächlich zählt sie zu den Echsenarten. Sie ist in verschiedenen Lebensräumen anzutreffen, darunter Wälder, Wiesen, Wegränder, Parks und Siedlungsgebiete. Ihr Habitat sollte eine krautige Vegetation und ausreichend Bodenfeuchte aufweisen. Wie alle Reptilien benötigt sie zur Regulierung ihrer Körpertemperatur Sonnenplätze und Versteckmöglichkeiten in ihrem Lebensraum. Das Aufsuchen von Sonnenplätzen führt leider oft zu ihrem Tod, da sie entlang von Wegen oder Straßen oft übersehen und überfahren wird. Diese Art ist als ungefährdet eingestuft, jedoch ist durch ihre dämmerungsaktive Lebensweise nur ein spärliches Wissen über die wirkliche Bestandsentwicklung vorhanden. Aufgrund der eingeschränkten Informationen über ihre Verbreitung in München ist es wichtig, ihre Lebensräume zu schützen. Die Blindschleiche kann an der Aubinger Lohe, am Schwarzhölzl und an der Freimanner Brenne beobachtet werden.
Die Zauneidechse (Lacerta agilis) ist ein echter Allrounder und kommt flächendeckend in ganz Deutschland vor, obwohl sie in Bayern als gefährdet eingestuft ist. Sie hat keine allzu hohen Ansprüche an ihren Lebensraum, es sollten nur genügend Sonnen- und Versteckmöglichkeiten vorhanden sein. In der Stadt ist sie häufig entlang von Bahngleisen oder Brachflächen zu beobachten. Bei großer und akuter Gefahr kann die Zauneidechse den hinteren Teil ihres Schwanzes abwerfen, dieser zappelt dann wild umher. Dieser Verteidigungsmechanismus kann den Angreifer verwirren und der Eidechse möglicherweise das Leben retten. Der Eidechsenschwanz wächst zwar nach, aber nicht mehr in voller Länge, dass ist auf dem unteren Bild gut zu erkennen.
Die Mauereidechse (Podarcis muralis) bevorzugt sonnige, trocken-warme Standorte mit niedriger Vegetation und ist vor allem entlang der Gleisanlagen der S-Bahnen in München sowie im Schlachthofumfeld vorzufinden. Ihre Vorliebe für Wärme spiegelt sich in ihrer Körpertemperatur von 33 Grad wider. Als Nahrungsopportunisten fressen sie eine Vielzahl von Insekten, Spinnen, Asseln, Würmern und gelegentlich auch pflanzlicher Kost. Im Vergleich zur Waldeidechse und Zauneidechse war die Mauereidechse in Bayern ursprünglich viel seltener anzutreffen, konnte jedoch von den zunehmenden klimatischen Veränderungen mit warmen und trockenen Sommerperioden profitieren und ihre Verbreitung ausbauen.
Die kleinste Eidechse Europas erreicht in der Regel kaum eine Größe von mehr als 15 cm. Die Waldeidechse (Zootoca vivipara), als einzige Art in Europa, gebärt lebende Jungtiere und legt keine Eier in sandiges Substrat wie beispielsweise die Zauneidechse. Dies verleiht ihr einen ökologischen Vorteil, der es ihr ermöglicht, eine breitere Palette an Habitaten zu besiedeln, sogar bis hoch ins kalte Lappland. Ihre Verbreitung erstreckt sich von der Ost-West-Ausbreitung von Frankreich bis nach Japan. Der Lebensraum variiert stark, erfordert jedoch generell eine gewisse Bodenfeuchtigkeit. Diese an Wasser gebundene Art bevorzugt in der trockenen Münchner Schotterebene eher die feuchtigkeitsspendenden Gebiete, wie entlang der Isarauen, der Moosschwaige und im Schwarzhölzl.
Amphibien
Die heimischen Amphibien oder Lurche werden unterteilt in Schwanzlurche (Molche) und Froschlurche (Unken, Kröten und Frösche). Während die Eiablage und die Entwicklung der Larven fast aller Münchner Arten im Wasser stattfindet, leben die erwachsenen Tiere auch an Land. Die Männchen vieler Froschlurche grenzen ihre Reviere durch Rufe ab und locken Weibchen an. Dieses „Froschkonzert“ ist im Frühjahr und Sommer an Laichgewässern oder am eigenen Gartenteich zu hören. In unseren Breiten halten Amphibien Winterschlaf. Im Frühjahr, bei Temperaturen über fünf Grad, verlassen die Tiere ihre Winterquartiere und treten eine gefährliche Wanderung zu ihren Laichgründen an. Vor allem bei regnerischem Wetter und in den Abend- bzw. Nachtstunden sollten Autofahrer*innen in der Nähe von Laichgewässern langsam fahren, um ein Überfahren zu vermeiden.
Amphibien sind als Bewohner von Biotopkomplexen (d.h. sie pendeln zwischen Gewässer- und Landlebensräumen) anfälliger als viele andere Tiergruppen, auch setzen ihnen Gewässerverschmutzung, Umweltgifte und der Klimawandel zunehmen zu. Daher sind sie in den Roten Liste für gefährdete Tierarten gemessen an der Gesamtartenzahl weit überproportional vertreten. Aber auch jeglicher Fischbesatz in Amphibiengewässern ist verheerend, dieser kann bei einigen Arten zu einer vollständigen Vernichtung der Brut führen.
In München sind 12 Amphibienarten bekannt:
Schwanzlurche: Teichmolch, Bergmolch und Nördlicher Kammmolch
Froschlurche: Gelbbauchunke, Wechselkröte, Erdkröte, Europäischer Laub-, Gras-, Spring-,Teich-, See- und Kleiner Wasserfrosch
In der Broschüre "Amphibien in München" können Sie mehr zu den Arten und ihren Lebensräumen erfahren.
Artportraits
Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) ist in Mitteleuropa weit verbreitet und ein typischer Bewohner von gewässerreichen Wäldern. Die Art ist durch seine intensiv gelborange bis rot gefärbte Bauchseite ohne Flecken relativ gut zu bestimmen. Während der Paarungszeit im Frühjahr sind die Männchen zusätzlich durch eine blaue Rückenfärbung zu erkennen.
In München ist er in dichten Laubwäldern, aber auch in parkähnlichen Geländen und naturnahen Gärten weit verbreitet. Im heimischen Gartenteich ist er somit als einer der ersten und häufigsten Amphibienarten anzutreffen. An das Laichgewässer stellt der Bergmolch wenige Ansprüche: schattig bis besonnt, mit oder ohne Vegetation, temporäre oder dauerhafte Gewässer werden toleriert. Außerhalb der Laichperiode hält er sich in Verstecken in der Nähe der Gewässer auf, hier findet gewöhnlich auch die Überwinterung statt.
Die wärmeliebende Wechselkröte (Bufotes viridis) ist bayernweit vom Aussterben bedroht und hat insbesondere in der Münchner Schotterebene ihr Schwerpunktvorkommen. Typische Landlebensräume in München sind beispielsweise steppenartige Magerrasen wie die Fröttmaninger Heide und die Panzerwiese, sie besiedelt in München aber auch Gleisanlagen (Gegend um den Rangierbahnhof) oder Kiesgruben.
Aufgrund ihres ausgeprägten Fleckenmusters ist sie gut getarnt und dadurch auch relativ leicht zu bestimmen. Dieses Farbmuster vermag das Tier rasch der jeweiligen Umgebung farblich anzupassen – daher auch der deutsche Name Wechselkröte. Wie alle Echten Kröten besitzt die Wechselkörte Ohrdrüsen hinter den Augen, die im Bedarfsfall ein Sekret zur Feindabwehr absondern. Deshalb sollte man die Tiere am besten nicht anfassen bzw. nach Kontakt die Hände waschen.
Zum Schutz der Wechselkröte im Münchner Raum läuft seit 2009 das Artenhilfsprogramm Wechselkröte unter Trägerschaft des Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Zusammenarbeit mit dem Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU).
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) gilt seit längeren in Bayern als stark gefährdet. Mit der Trockenlegung von Niedermooren und Gewässern sowie der Begradigung der meisten Bäche begann Mitte des 20. Jahrhunderts der flächenhafte Verlust an geeigneten Lebensräumen. Lebensraumfragmentierung, intensivierte Landwirtschaft und das Aussetzen von Fischen in Kleingewässern verstärkten den Bestandsrückgang des Laubfrosches in München. Heute ist der Laubfrosch in München noch in der Fröttmaninger Heide und im Bereich Fasanerie-Nord/Rangierbahnhof finden.
Laubfrösche sind durch ihre in der Regel grüne Färbung gut zu bestimmen. Sie können zur Tarnung in rascher Abfolge einen Farbwechsel von hellgrau über gelblich bis dunkelgrün durchführen.
Der Laubfrosch ist die einzige heimische Froschart, die das Laubwerk von Bäumen und Sträuchern erklettern kann – daher auch der Name.
Wasserfrösche oder auch Grünfrösche sind eine Gruppe schwer unterscheidbarer Arten mit noch nicht abschließend erforschten Verwandtschaftsbeziehungen. In München kommen der Teichfrosch und der Seefrosch vor, wobei der Teichfrosch eine Mischform (Hybrid) zwischen dem Kleinen Wasserfrosch und dem größeren Seefrosch ist. Wasserfrösche sind grün bis olivbraun mit dunklen Flecken, häufig auch mit einer gelblichen Mittellinie auf dem Rücken. Die Unterseite ist weißlich.
Als Laich- und Wohngewässer werden dauerhaft wasserführende Stillgewässer bevorzugt. Sie sind wegen ihrer relativ stationären Lebensweise wohl weniger bedroht als viele andere Amphibienarten und im München weit verbreitet.
Fische
Die Isar ist nicht nur für uns Menschen die Lebensader der Stadt, sondern auf Lebensraum von etwa 34 Fischarten. Am leichtesten zu erkennen sind Barbe und Nase. Auch in den anderen Gewässern München, wie den Baggerseen und Teichen, leben verschiedene Arten.
Fische brauchen unter anderem sauberes, sauerstoffreiches Wasser, Strukturreichtum und Wandermöglichkeiten zum Leben. Durch Veränderung ihrer Lebensräume haben jedoch mehr als die Hälfte der Münchner Arten deutlich im Bestand abgenommen. Flussrenaturierungen und der Erhalt naturnaher Gewässerstrukturen können dem entgegenwirken.
In der Broschüre "Fische in München" können Sie mehr über die Arten und ihre Lebensgewohnheiten herausfinden.
Artportraits
Huchen (Hucho hucho) haben ein forellenähnliches Aussehen, haben aber einen deutlich langestreckten Kopf. Die bis zu 150 cm großen Jäger können über 20 Jahre alt werden.
Sie leben als Einzelgänger in Revieren und bevorzugen Gumpen größerer, schnellfließender Gewässer. In München kommen sie daher nur in der Isar vor. Ihre Bestände sind hauptsächlich vom Gewässerverbau (zum Beispiel Wasserkraftwerke) bedroht, da sie die Laichwanderungen verhindern und eine Verschlammung des Laichgrunds fördern. Sie sind eine europarechtlich geschützte Tierart.
Die Mühlkoppe (Cottus gobio) ist 10 bis 15 cm groß und hat einen keulenförmigen Körper mit sehr langer Rückenflosse und fächerartig vergrößerten Brustflossen. Im Frühjahr zwischen Februar und Mai findet die Fortpflanzung statt. Das Männchen hat dabei eine besondere Aufgabe: es bewacht den Laich etwa 4-5 Wochen lang und schützte es vor Fressfeinden.
Die Mühlkoppe braucht kalte, klare, schnellfließende Gewässer zum Leben und kommt in München in der Isar, den Stadtbächen und den Niedermoorbächen (zum Beispiel Erlbach) vor. Auf Grund dieser Lebensraumansprüche ist ihr Bestand von Gewässerverschmutzung, Gewässerverbau und Verschlammung bedroht.
Die Brasse (Abramis brama) ist ein recht anspruchsloser Fisch, der in nährstoffreichen Seen und langsam fließenden Gewässern mit schlammigen Grund lebt. In München findet man ihn zum Beispiel im Olympiasee und in den Baggerseen.
Sie wird 25 bis 50 cm groß, ist grau-silbrig gefärbt und lebt meist in kleinen Gruppen. Sie erträgt höhere Tempertaturen, geringere Sauerstoffgehalte und eine generell schlechtere Wasserqualität. Sie ist in ihrem Bestand nicht bedroht.
Wildbienen und Wespen
Bienen haben mehr als nur Honig zu bieten - sie bestäuben Blütenpflanzen. In München gibt es immer noch über 200 Arten. Doch auch vor den Wildbienen macht der Artenschwund nicht Halt: Rund hundert Arten gelten in München schon als ausgestorben. Das sind ein Drittel der ursprünglich ansässigen Arten.
Unsere Wildbienen leben ganz unterschiedlich: manche bauen ihre Nester in Pflanzenstängeln, manche im Boden. Sie ernähren sich nur von einzelnen Pflanzenarten oder von ganz vielen. Gemeinsam haben die meisten, dass sie allein, also "solitär", leben. Das ist ein großer Unterschied zur gezüchteten Honigbiene.
Bei den Wespen lassen sich die verschiedenen Arten am besten an der Gesichtszeichnung unterscheiden. Die Tiere sind nützlich, da sie für die Versorgung ihres Nachwuchses Unmengen von Schädlingsinsekten fangen – aber leider manchmal auch lästig, weil die Arbeiterinnen wie viele Menschen Süßigkeiten lieben.
Lesen Sie in der Broschüre "Wildbienen und Wespen" noch mehr zu den Arten und ihrer Lebensweise.
Artportraits
Auf den ersten Blick ist sie einer Honigbiene ähnlich, bildet als „Solitärbiene“ aber keine Staaten. Stattdessen versorgt jedes Weibchen ihren eigenen Nachwuchs. Dafür besucht sie Blüten vor allem verschiedener Schmetterlingsblütler, wie Wicken, Bohnen und Ginster, und Lippenblütler, wie Salbei, Thymian und Nesseln.
Für ihren Nachwuchs baut sie ein Nest aus Lehm und Sand, die sie mit Speichel verklebt. Dann bestückt sie jede Brutzelle mit einem Nahrungsvorrat aus Pollen und legt in Ei hinein. Anders als die Honigbiene transportiert sie den Pollen nicht in einem „Körbchen“ an den Hinterbeinen, sondern in einer „Bauchbürste“. Die Nester baut sie in Hohlräumen an Mauern und Gestein.
Die Grauschwarze Weiden-Sandbiene ist eine Vertreterin der vielen Sandbienen-Arten Münchens. Sie stellen oft sehr spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum. Die Grauschwarze Weiden-Sandbiene sammelt beispielsweise ausschließlich an Weiden-Arten und fliegt daher schon im zeitigen Frühjahr.
Außer Weidenpollen zur Brutversorgung braucht sie aber auch offene, etwas regengeschützte Bodenstellen, in die sie ihre 25 bis 60 Zentimeter tiefen Nistgänge graben kann. Auch sie bildet keine Staaten, doch findet man oft Kolonien aus zahlreichen Einzelnestern.
Die Große Wollbiene taucht in Gärten, bis in die Innenstatt hinein und selbst an den Blumenständen des Viktualienmarktes regelmäßig auf. Sie gibt vor eine „gefährliche“ Wespe zu sein und versucht sich damit gegen Feinde zu wappnen. In Wahrheit ist sie harmlos.
Sie baut ihre Nester in Hohlräumen aller Art, sammelt wenig wählerisch an vielen Pflanzen Pollen und ist daher anpassungsfähig. Allerdings braucht sie zum Brutzellenbau flaumhaarige Pflanzenteile, von denen sie Pflanzenwolle für den Nestbau abschabt.
In Bayern gibt es 84 Goldwespen-Arten. Wie viele es davon in München gibt ist unbekannt - bislang wurden im Stadtgebiet acht Arten nachgewiesen. Goldwespen sind Brutparasiten, die ihre Eier in den Nestern von Wildbienen oder Grabwespen ablegen. Die Larve verzehrt die Wirtslarve oder deren Futter. Das Farbenspiel der Goldwespen entsteht nicht durch Pigmente, sondern durch feine Oberflächenstrukturen, die das Licht brechen.
Die hier gezeigte Goldwespe ist Brutparasit bei einer wiederum auf Heuschrecken als Beute spezialisierten Grabwespe. Sie ist bislang nur von der Fröttmaninger Haide bekannt und bewohnt vor allem Trockenbiotope.
In Bayern gibt es über 210 Arten von Grabwespen, zu denen auch die Kotwespe gehört. Ihren wenig schmeichelhaften Namen hat sie, weil sie gern die Hinterlassenschaften von Säugetieren aufsucht. Von diesen fühlt sich ihre Lieblingsbeute magisch angezogen: in Regenwürmern parasitierende Wurmfliegen. Sie nistet oft in größeren Ansammlungen im Boden, in den sie bis in über 1 m Tiefe reichende Nestgänge gräbt.
Die Kotwespe erbeutet auch viele andere Fliegenarten, wie hier im Bild eine Schwebfliege. Die Fliegen werden belauert oder regelrecht angepirscht, mit einem Sprung erbeutet und durch einen Stich gelähmt. Dann werden sie unter dem Körper zum Nest transportiert. Dort dienen sie nach dem Schlupf der Grabwespenlarve als Proviant.
Es gibt in Bayern 85 Wegwespenarten. Sie leben im Gegensatz zu den Wildbienen räuberisch und erbeuten zur Versorgung ihrer Brut ausschließlich Spinnen. Die Weibchen gaben einen bis zu neun Zentimeter tiefen Gang in den Boden. Dort legen sie bis zu sieben Brutzellen pro Nest an, in die sie je eine Spinne und ein Ei ablegen.
Die Brut wird mit Wolfspinnen versorgt. Transportiert wird die Beute entweder vorwärts getragen oder rückwärts gezogen. Die viel schwereren Spinnen werden dabei über Stock und Stein ins Nest geschleppt – eine beachtliche Leistung. Sie werden zunächst vor dem Nesteingang abgelegt und wird anschließend das Nest bis zu eine halbe Stunde lang kontrolliert und nötigenfalls ausgebessert, bevor erst die Beute an den Spinndrüsen in das Nest gezerrt wird. Schließlich wird das Nest mit Steinchen verschlossen und mit Sand zugescharrt, der mit gekrümmtem Hinterleib festgestampft wird.
Käfer
In Bayern gibt es rund 5.600 Käferarten. Ein paar davon, wie den Marienkäfer, haben viele schon mal gesehen. Und doch kennen die Allermeisten nur einen Bruchteil der Münchner Arten.
Die Broschüre „Käfer in München“ zeigt Ihnen die ungeahnte Vielfalt von Käfern, die in unserer Großstadt direkt vor der Haustüre in Gärten, Park- und Grünanlagen lebt.
Artportraits
Der Ufer-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida transversalis) ist grünlich-kupferfarben, aufgrund der Zeichnung in München unverwechselbar und wird bis zu 1,5 cm groß. Er kommt in Mittel- und Südwesteuropa vor und ist in Bayern relativ selten. In München ist er an geeigneten Stellen am Ufer der Isar im Süden Münchens zu finden.
Der Käfer bewohnt Fluss- und Bachufer mit gröberem Schotter und einem Sandanteil. Die Larven sind Lauerjäger und warten in ihren Höhlen auf Beute. Die erwachsenen Tiere jagen aktiv auf offenen und sonnigen Flächen am Flussufer, nicht selten verfolgen die Käfer ihre Beute bis ins Wasser.
Der Kleine Leuchtkäfer (Lamprohiza splendidula) wird umgangssprachlich auch als „Glühwürmchen“ bezeichnet.In München findet man die Leuchtkäfer auf Wiesen, an Waldrändern, in Gärten oder Parkanlagen.
Beide Geschlechter und auch die Larven besitzen eine im Tierreich seltene Fähigkeit: Sie erzeugen durch eine chemische Reaktion Licht – eine Fähigkeit, die Biolumineszenz genannt wird. Das grünliche Leuchten dient den Tieren hauptsächlich als Kommunikationsmittel.
Der Kleine Leuchtkäfer besitzt einen dreijährigen Lebenszyklus. Die Larven fressen Nackt- und Gehäuseschnecken, deren Schleimspur verfolgt wird und die durch einen Giftbiss getötet werden. Die Lebensdauer der erwachsenen Tiere beträgt nur 5 bis 10 Tage, sie nehmen während dieser kurzen Zeit keine Nahrung mehr auf. Das Leuchten der schwärmenden Käfer ist ausschließlich an warmen Mittsommernächten Ende Juni und Anfang Juli zu beobachten. Das gehäufte Auftreten um den Johannistag gab dieser Käferart auch den deutschen Beinamen Johanniswürmchen.
Der Eremit (Osmoderma eremita) oder auch Juchtenkäfer ist unauffällig glänzend braunschwarz gefärbt und hat einen schwachen Metallschimmer. Er wird bis zu 4 cm groß. Der Artname Eremit (Einsiedler) spielt darauf an, dass die Art verborgen in Baumhöhlen lebt. Er ist eine sogenannte Urwaldreliktart und kommt nur in Europa vor.
In Bayern gilt der Eremit als stark gefährdet. Die ursprünglichen Lebensräume des Käfers sind Auwaldreste, sowie Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder. Als Ausweich-Lebensräume werden auch Friedhöfe, Parks oder Alleen mit altem Baumbestand angenommen. So ist der Eremit in München z. B. sowohl in der Allacher Lohe, also auch in Nymphenburg zu finden.
Tagfalter
Tagfalter sind tagaktive Schmetterlinge. Die meisten erkennt man daran, dass sie keulenförmige Verdickungen an den Fühlerenden haben.
Tagfalter sind zur Nahrungssuche und Eiablage oft an spezielle Wildpflanzen angepasst. Außerdem brauchen sie recht große naturnahe Flächen, um überleben zu können. Der Rückgang von Wildblumenwiesen und die Verkleinerung naturnaher Flächen erklärt, warum man nur noch wenige Schmetterlinge sieht. Will man Tagfalter unterstützen gilt es also große, blütenreiche Flächen zu erhalten und neu zu schaffen.
Aus dem Münchner Stadtgebiet sind 103 der 176 aus Bayern bekannten Arten an Tagfaltern nachgewiesen worden. Mindestens 30 Arten sind bereits ausgestorben. 65 Arten konnten auch nach 2010 noch beobachtet werden und bilden den aktuellen Artenbestand. Doch auch deren Bestände sind bedroht. Besonders in den Trockenlebensräumen Münchens finden sie noch ein Zuhause.
In der Broschüre "Tagfalter in München" können Sie mehr zu den Arten und ihren Lebensräumen erfahren.
Artportraits
Der in Bayern ansonsten meist seltene und stark gefährdete Idas-Bläuling (Plebeius idas) besitzt in München einen Verbreitungsschwerpunkt und ist hier auf nährstoffarme Brachflächen eine sehr typische Art. Wo der Idas-Bläuling ist, sind Sklavenameisen-Arten meist nicht weit. Sie leben mit den Raupen des Idas-Bläulings eng zusammen. Weil die Ameisen nur auf wenig bis lückenhaft bewachsenen, trockenen Flächen leben, ist auch die Falterart auf diese Standorte beschränkt.
Erkennungsmerkmal: Als einzige von mehreren Bläulingen Münchens zeigt die Unterseite des Flügels eine Reihe metallisch blauer Flecken.
Magere Böden mit Vorkommen des Hufeisenklees, der Hauptnahrungspflanze seiner Raupen, sind Voraussetzungen für das Vorkommen des Himmelblauen Bläulings (Polyommatus bellagrus) mit strahlend himmelblauer Oberseite und geschecktem Flügelsaum. Auf den Münchner Haiden leben noch bedeutende Bestände dieser bayernweit bedrohten Spezies.
Der Große Schillerfalter (Apatura iris) ist einer der größten bei uns vorkommenden Tagfalter und wie seine Schwesterart, der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia), eng an großflächige Waldlebensräume gebunden. Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob es sich um Laub- oder Nadelwälder handelt, wichtig ist jedoch das Vorkommen von Sal-Weiden, welches die Hauptnahrungspflanze der Raupen ist. Die eher lichtbedürftigen Sal-Weiden dürfen nicht zu sonnig, sondern halbschattig und in luftfeuchter Umgebung stehen und nicht zu alt sind, da diese bei der Eiablage der Falter deutlich bevorzugt werden. Die Jungraupen überwintern ungeschützt an den Zweigen auf einem Gespinstpolster und müssen tiefe Minusgrade, Schnee und Eis aushalten. Zur Hauptflugzeit zwischen Juni und August kann man die Falter gelegentlich auf Waldwegen sehen, wo sie gerne auf dem Boden, aber auch auf auf tierischem Kot und Aas Wasser und Nährsalze aufnehmen. Je nach Lichteinfall können dabei die Flügel bei den Männchen blau schimmern, was zu der deutschen Namensgebung geführt hat.
Heuschrecken
Mit 77 derzeit in Bayern vorkommenden Arten gehören die Heuschrecken zu den überschaubaren Insektengruppen. 47 davon sind aus dem Stadtgebiet nachgewiesen. Fünf Arten sind ausgestorben. Immerhin 36 Arten haben aktuell bodenständige Vorkommen, bei einigen ist der Status unklar.
Die meisten Arten lassen sich am besten an ihren „Gesängen“ unterscheiden. An warmen Tagen bilden sie das schöne Hintergrundgeräusch eines Sommertags. Auch Heuschrecken brauchen naturnahe Flächen mit artenreicher Vegetation.
In der Broschüre "Heuschrecken in München" können Sie mehr über die Arten und ihre Lebensgewohnheiten herausfinden.
Artportraits
Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) ist sicher die „prominenteste“ Heuschreckenart Münchens. Sie besitzt hier einen ihrer wichtigsten bayerischen Verbreitungsschwerpunkte und ist auf vegetationsarmen Trockenflächen eine typische Art. Die Tarnungskünstlerin zeigt allerdings erst bei Auffliegen ihre namensgebenden blauen Hinterflügel, die Feinde verwirren sollen.
Der Warzenbeißer (Dectius verrucivorus) ernährt sich insbesondere von Kleintieren, verschmäht aber auch Pflanzen nicht. Der Name rührt daher, dass man das Tier wegen seiner ätzenden Verdauungssäfte früher in Warzen beißen ließ und sich dadurch eine heilende Wirkung erhoffte. Die wegen ihrer Größe imposante Art kommt in München nur auf der Panzerwiese und im benachbarten Hasenberglwäldchen vor.
Ein wenig „alienartig“ sieht dieses zarte Wesen mit den durchscheinenden Flügeldecken aus. Tatsächlich war das zur Grillenverwandtschaft gehörende Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) früher der Münchner Heuschreckenfauna fremd. Seit 1994 hat sich die Art, die sonst typisch ist für Weinbaugebiete, in München fest angesiedelt. Zugereist sind die ersten wahrscheinlich als blinde Passagiere in Güterwaggons, da die Art anfangs jahrelang nur zwischen Bahnsteigen an der Donnersbergerbrücke lebte und dort an lauen Sommerabenden ihren wohlklingender Gesang ertönten ließ.
Libellen
Libellen sind echte Urzeittiere. Schon zu Zeiten der Dinosaurier schwirrten sie durch die Lüfte. Doch die Libelle, wie wir sie vor Augen haben ist nur ein Teil ihres Wesens. Als Larve lebt sie im Wasser und ist dort als Räuberin auf Jagd nach Kaulquappen und anderem Getier. Fische sind dabei die größte Gefahr für die Larven.
Wollen Sie Libellen unterstützen legen Sie einen Teich an, der keine Fische enthält. Auch Amphibien, wie Frösche und Molche, freuen sich darüber.
50 Libellenarten sind aus dem Münchner Stadtgebiet sicher nachgewiesen. Bei neun Arten liegen die letzten Beobachtungen jedoch lange zurück, und es ist zu befürchten, dass sie ausgestorben sind. 31 Arten dürften sich aktuell mehr oder weniger regelmäßig in Münchner Still- und Fließgewässern fortpflanzen. Durch den Rückgang ihres natürlichen Lebensraumes sind viele Libellenarten jedoch bedroht.
Erfahren Sie mehr in der Broschüre "Libellen in München".
Artportraits
Von ähnlichen Arten ist die Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum) anhand ihrer Hinterleibszeichnung unterscheidbar. Der in München vorkommenden Libelle kann man nicht nur an unseren Baggerseen regelmäßig begegnen, sondern auch an Gartenteichen. Sie begnügt sich selbst mit spärlicher Gewässervegetation. Eine Koexistenz mit Fischen ist aber wie bei fast allen Arten nur bei Vorhandensein von Rückzugsbereichen wie Unterwasser- oder Verlandungsvegetation für die Libellenlarven möglich.
Tatsächlich übersteht die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) als einzige der in München vorkommenden Libellenarten den Winter als erwachsenes Tier an geschützten Stellen in dichter Vegetation, um schon im zeitigen Frühjahr Gewässer zur Fortpflanzung aufzusuchen. Sie bevorzugt dabei solche mit Flachwasserzonen und Röhrichtvegetation und ist in München selten.
Der Südliche Blaupfeil (Orthetrum brunneum) besiedelt vor allem flache kies- oder sandgründige Gewässer mit niedriger Vegetation und angrenzenden Flächen zum Aufwärmen (meist durch menschliche Eingriffe entstandene Grund, Kies- oder Sandboden und renaturierte Flussauen). Die Art profitiert von den Folgen des Klimawandels und gilt als "nicht gefährdet". Ihre Verbeitungsgrenze in Deutschland verschiebt sich laufend weiter nordwärts.
Schwebfliegen und andere Zweiflügler
Schwebfliegen sind neben den Stechmücken sicher die bekanntesten Vertreter aus dem Heer der Zweiflügler, die in unseren Breiten die artenreichste Insektengruppe bilden. Für Bayern gibt es keine aktuellen Angaben zur Artenzahl von Zweiflüglern, es werden ständig neue Spezies entdeckt. Alleine die noch überschaubare Gruppe der Schwebfliegen umfasst in Bayern knapp 400 Arten. Darüber wie viele davon in München beheimatet sind gibt es keine Zahlen. Nichtsdestotrotz spielen sie nicht nur wegen ihrer Artenvielfalt, sondern auch als Glieder der Nahrungsketten im Naturhaushalt eine enorme Rolle, etwa als Nahrung für andere Insekten, Spinnen und Vögel, aber auch beim bei der Zersetzung verschiedenster organischer Substanzen.
Zweiflügler zeichnen sich dadurch aus, dass nur zwei der üblicherweise vier bei Insekten vorkommenden Flügel als solche ausgebildet sind. Dabei handelt es sich um die Vorderflügel, die Hinterflügel sind dagegen zu so genannten Schwingkölbchen (Halteren) umgebildet, die vermutlich der Stabilisierung des Fluges dienen.
Artportraits
Wohl jeder Gartenbesitzer kennt ihn: Der 7-12mm große Große Wollschweber (Bombylius major) steht schon im zeitigen Frühjahr wie ein Kolibri vor verschiedenen Blüten wie Traubenhyazinten und saugt Nektar. Sein langer Saugrüssel, der in Ruhelage meist gerade nach vorne gestreckt ist, ermöglicht es ihm, auch bei Blüten mit langer Blütenröhre den Nektar am Grund zu erreichen. Stechen kann er damit nicht. Die Wollschweber-Larven ernähren sich von Larven von Solitärbienen, Grabwespen und bestimmten Schmetterlingen, wie zum Beispiel Eulenfalterarten. Nach der Paarung legt das Weibchen die blassgelben, reiskornförmigen und etwa 0,5 Millimeter großen Eier vor die Zugänge der Wirtsnester; dabei benetzt es die Eier zum Schutz mit Sand. Die geschlüpften und sehr beweglichen Larven dringen von selbst in die Wirtsnester ein und ernähren sich zunächst von den Vorräten und später von den Wirtslarven. Es gibt in München noch eine Reihe weiterer, aber seltenerer Wollschweber.
Die Gemeine Garten-Schwebfliege (Syrphus ribesii) ist geradezu ein „Prototyp“ aus der Gruppe der Schwebliegen. Wie viele Schwebfliegen-Arten zeigt der Hinterleib gelbe Ringe auf dunklem Grund. Sie ähneln damit zumindest in der Färbung Wespen, täuschen damit Wehrhaftigkeit aber nur vor. Tatsächlich vermögen sie sich Angriffen nur durch rasche Flucht zu entziehen. Der Zusatz „gemein“ ist wie auch bei anderen deutschen Artnahmen nicht im Sinne von „niederträchtig“ zu verstehen, sondern im Sinne von gewöhnlich – handelt es sich doch um eine in vielen Offenlandlebensräumen vorkommende, auch in München weit verbreitet Art. Die Larven ernähren sich wie viele andere Schwebfliegen-Arten von Blattläusen und können täglich davon bis zu etwa 150 verzehren. Die Schwebfliegen selbst sind Blütenbesucher an Blütentypen mit auch für Insekten mit kurzen Mundwerkzeugen leicht zugänglichem Nektar. Schwebfliegen gehören zu den wichtigsten Bestäubern.
Diese aufgrund ihrer Größe von fast zwei Zentimetern und des charakteristischen elfenbeinfarbigen Hinterleibrings recht auffällige Art lebt besonders an Rändern und Lichtungen von Wäldern und besonnten Waldweg-Rändern. Sie habe eine von den meisten anderen Schwebliegen abweichende, besonders interessante Entwicklungsbiologie, die noch nicht in allen Einzelheiten bekannt ist: Die Larven leben in Wespen- und Hummelnestern und ernähren sich von toten Insektenresten und Abfall, vergreifen sich vermutlich aber auch an der Brut. Die Waldschwebliegen selbst sind Blütenbesucher. Untersuchungen des Darminhalts ergaben eine bevorzugte Pollenaufnahme von weißen Blüten. Sie sind meist an blühenden Sträuchern wie z. B. Holunder, Hartriegel, Liguster, Himbeere und Brombeeren oder aber auch Doldenblüten wie Bärenklau zu beobachten. Die Männchen sind gute Schweber und stehen im Sonnenschein lange in etwa 2 m Höhe in der Luft.
Viele werden nicht auf Anhieb erkennen, dass es sich um eine Schwebfliege handelt, und das ist pure Absicht! Sie zählt zu einer Gruppe von Arten, die sich als wehrhafte Hummel ausgeben. Obwohl farblich sehr variabel, ist das pelzige Aussehen in Verbindung mit behaarten Augen das Markenzeichen dieser Art. Auch bezüglich der Ernährung der Larven tanzt sie aus der Reihe und frisst nicht viele andere Arten Blattläuse. Ihre Larven entwickeln sich vielmehr in Zwiebeln von Narzissen und anderen Liliengewächsen (z. B. Hyazinten, Märzenbecher, Schneeglöckchen), obwohl viele giftige Alkaloide enthalten und überwintert auch darin. Diese Spezialisierung macht Narzissenschwebfliegen nicht eben beliebt bei Gärtner*innen, individuenreiches Auftreten und Totalausfälle sind aber die Ausnahme.
Raubfliegen sind eine von nur wenigen Artgruppen unter den Fliegen, die räuberisch leben. Sie ernähren sich von anderen Insekten, die zumeist im Flug überwältigt werden. Von den rund 70 in Bayern heimischen Art lässt sich eine ganze Reihe auch in München beobachten. Nach dem Jahr 2000 liegen von 13 Arten dokumentierte Beobachtungen vor, doch sind bestimmt weitere zu entdecken. Die Höcker-Habichtsfliege findet man in vielen Biotopen - sowohl trockenen als auch feuchten, oft etwa an Waldrändern. Dokumentierte Beobachtungen stammen von der Allacher und Fröttmaninger Heide. Flugzeit ist etwa von Mai bis August. Ob ihre Larven sich in Holz oder im Boden entwickeln, ist offenbar nicht sicher bekannt - jedenfalls ernähren sich auch diese räuberisch, vor allem von Käferlarven.
Mit rund 100 in Mitteleuropa und ca. 60 in Bayern vorkommenden Arten sind die Waffenfliegen bei uns eine recht kleine Gruppe innerhalb der Fliegen, während weltweit immerhin rund 2650 Arten bekannt sind. Der Name „Waffenfliegen“ leitet sich von der Färbung der größeren Arten dieser Gruppe ab, die an alte Uniformen erinnern soll. Über Waffen im Sinne effektiver Verteidigungsmechanismen gegenüber Feinden verfügen sie nicht, einige Arten täuschen aber über Warnfarben Wehrhaftigkeit vor. Die Grüne Waffenfliege hat am Hinterleib meist eine grüne, manchmal aber auch eine gelbe und selten eine rote Färbung, ist aufgrund dessen Zeichnung, Kopf und Brust mit Bronzefärbung und gefleckten Augen aber unverwechselbar. Die bis 16 mm große Art ist an Seen und Teichen zu finden, z. B. im Nymphenburger Park. Sie sitzt gerne auf Blättern oder besucht Blüten zur Nahrungsaufnahme, besonders die von Korb- und Doldenblütlern. Die Larven dagegen leben im Wasser und ernähren sich soweit bekannt von pflanzlichen Stoffen. Das Hinterende der spindelförmigen Larven ist zu einer Atemröhre verlängert, an deren Ende Atemöffnungen liegen, mit denen sie an der Wasseroberfläche Luft einsaugen.
Die Mücken bilden eine äußerst artenreiche Untergruppe der Zweiflügler, bei denen den Meisten wohl zunächst Stechmücken einfallen. Im Volksmund werden diese oft Schnaken genannt oder mit diesen in einen Topf geworfen. Tatsächlich sind Schnaken nicht sehr nah mit diesen verwandt und können nicht stechen. Die Mundwerkzeuge der Schnaken können die menschliche Haut nicht einmal durchdringen. Schnaken nehmen vielmehr von Flüssgkeiten wie Wasser und Nektar auf. In Deutschland leben rund 140 Arten, von denen die Krähenschnake wohl eine der auffälligsten ist, da die Weibchen über zwei Zentimeter Körperlänge erreichen, zu er die langen Beine noch hinzukommen. Bei allen bisher untersuchten Arten leben die Larven in ‒ meist humoser ‒ Erde. Arten mit in Gewässern lebenden (aquatischen) oder in zersetztem Totholz entwickelnden Arten sind, anders als bei anderen Tipuliden, unbekannt. Soweit bekannt, ernähren sich die Larven von toter organischer Substanz (Detritus) pflanzlicher Herkunft oder von Pflanzenwurzeln.
Florfliegen und andere Netzflügler
Die Netzflügler gehören zu den wohl den Wenigsten bekannten Insektengruppen. Meist fallen nur die zu diesen gehörenden Florfliegen auf, die gelegentlich in Häuser einfliegen und in Gärten sowie naturnahen Biotopen häufig anzutreffen sind. Dabei gibt es auch andere auffällig aussehende und interessante Netzflügler, die eine genauere Betrachtung lohnen.
Die überwiegende Zahl an Arten haben durchsichtige Flügel mit einer netzartigen Flügeladerung, woher der Name rührt. Zu den Netzflüglerartigen werden neben den Netzflüglern die Kamelhalsfliegen und die Schlammfliegen gezählt. Vertreter aller drei Gruppen kommen im Stadtgebiet vor, die genaue Artenzahl ist aber noch unbekannt. In ganz Bayern sind es 111 Arten.
Artportraits
Mehrfache Zufallsfunde in München lassen vermuten, dass die Art bei uns durchaus weiter verbreitet ist. Das Tote Blatt (Deroplatys lobata) imitiert ein verwelktes Blatt aber so täuschend ähnlich, dass es zwischen Laub kaum zu entdecken ist. Er ist ein Vertreter der Taghafte, einer eigenen Familie der Insekten-Ordnung Netzflügler. Die Larven des Toten Blattes entwickeln sich an verschiedenen Laubbäumen und Sträuchern, wie etwa an Eichen, Ulmen, Holunder oder Obstbäumen. Die Taghafte leben als Larven wie auch als erwachsene Tiere räuberisch und ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen.
Der Gefleckte Taghaft (Micromus Variegatus) lebt in Gehölzbeständen, seltener in der Krautschicht. Er und seine Larven fressen bevorzugt Blattläuse aber sicher auch andere Kleininsekten. Obwohl eine gewisse Ähnlichkeit mit Florfliegen besteht, sind die Tiere nicht miteinander verwandt. Die Art kommt z. B. im in Berg am Laim und am Hüllgarbe in Daglfing vor, ist aber auch vom Nymphenburger Park nachgewiesen. Dort lebt sie etwa auf alten Eichen im „Löwental“, in dem damit zwar keine echten Löwen vorkommen, aber wenigstens Blattlauslöwen, wie die Larven der Taghafte auch oft genannt werden. Nebenbei bemerkt: Das Löwental erhielt seinen Namen von zwei Löwenstatuen, welche die Badenburg bewachen, und lohnt wegen seiner von Altbaumbeständen eingerahmten Blumenwiesen einen Spaziergang allemal!
Wanzen
Insgesamt sind für das Stadtgebiet 431 Wanzenarten dokumentiert, seit dem Jahr 2000 gibt es Nachweise für 402 Arten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist davon auszugehen, dass diese in München auch dauerhafte Populationen haben. Alle Wanzen haben einen Saugrüssel, mit dem sie an Pflanzen saugen oder als Räuber an Tieren, einige auch an beidem und wenige Spezialisten nur an holzzersetzenden Pilzen. Wanzen zeichnen sich durch ihre dachförmig zusammengelegten Flügeldecken aus. Anders als die komplett verhärteten Deckflügel der Käfer sind die oben liegenden Vorderflügel der Wanzen vorne ledrig und hinten häutig. Davon gibt es allerdings zahlreiche Abweichungen, denn auch im Körperbau sind Wanzen wie auch hinsichtlich der besiedelten Lebensräume und Lebensweisen wahre Meister der Vielfalt. Da Wanzen als einzige „Waffe“ zur Abschreckung von Feinden über Wehrsekrete verfügen, von denen manche auch vom Menschen als sehr unangenehm empfunden werden, sollte man sie besser nicht mit der Hand fangen.
In der Broschüre "Wanzen in München" können Sie mehr zu den Arten und ihren Lebensräumen erfahren.
Artportraits
Die Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) gehört zu den häufigsten Münchner Arten und lebt auf Bäumen und Sträuchern. Sie saugt an Knospen, Jungtrieben und reifenden Früchten, saugt aber auch Eier, Larven und Puppen verschiedenster Insekten aus. Sie kann auch an abgestorbenen Insekten saugen, geht aber nicht selbst auf Jagd. Ihr Körperbau zeigt die für Wanzen typischen Merkmale, und dennoch wird sie von weniger Kundigen mit Käfern verwechselt. Unter den Wanzen ist die Art allenfalls mit dem relativ ähnlichen Raupenjäger (Pinthaeus sanguinipes) zu verwechseln, der aber selten nachgewiesen wird und bisher in München noch nicht beobachtet wurde.
Diese Baumwanze ist im Stadtgebiet in naturnahen Biotopen mit allenfalls spät gemähten Wiesen bzw. Staudenfluren weit verbreitet und auch in Gärten mit wilden Ecken anzutreffen. Die mit bis zu 14 mm vergleichsweise große Art durch deutlich vorstehende Ecken des Halsschildes, die leicht nach hinten gekrümmt und schwarz gefärbt sind, gut zu erkennen. Zu den Nahrungspflanzen zählen z. B. Doldenblütler, Korbblütler und Königskerzen. Bei der Verdauung der Nahrung helfen symbiotische Bakterien, die extrazellulär in Ausstülpungen des Mitteldarms leben. Die Tiere kommunizieren miteinander durch für den Menschen unhörbare Vibrationssignale, mit denen Männchen sowohl Weibchen anlocken wie auch versuchen, Rivalen abzuschrecken.
Dieser Neubürger Münchens stammt ursprünglich aus dem Osten Asiens, wurde aber in viele westliche Länder verschleppt. Nach Presseberichten war die Art wohl bereits mit Ziegellieferungen für den Chinesischen Garten in Zürich 1998 unwissentlich in die Schweiz importiert worden, hat dann 2011 Deutschland und 2017 auch München erreicht. Während zuvor nur ein einziger Vertreter der Wanzen in unserem Raum für den Menschen problematisch war, die Bettwanze, hat damit eine weitere im Stadtgebiet Einzug gehalten. Durch ihre inzwischen erreichte Häufigkeit und die Eigenschaft, zur Überwinterung auch in Räume einzudringen, wird sie aber von Vielen als lästig empfunden und löst Bürgerbeschwerden aus. Die Marmorierte Baumwanze hat in anderen Gebieten beträchtliche Schäden an Kulturpflanzen verursacht. Bei uns ist sie bisher noch nicht in größerem Stil schädlich geworden. Da chemische Bekämpfung andernorts keine nachhaltige Wirkung erzielt hat, jedoch erhebliche Kollateralschäden bei anderen Arten, ruht die Hoffnung nun auf heimischen Feinden wie Vögeln und auf einem winzigen Eiparasiten: Der Samuraiwespe, einem Hautflügler, der die Marmorierte Baumwanze in den Heimatgebieten im Zaume hält.
Diese zu den Glasflügelwanzen zählende Art fällt durch eine auffallende rot-schwarze Warnfärbung auf, wie sie Vertreter anderer Wanzengruppen zeigen. Sie machen damit auf ihr Wehrsekret aufmerksam. Der deutsche Name rührt daher, dass dieses Sekret für den Menschen einen leichten Zimtgeruch entfaltet. Anhand des arttypischen Musters und dunkler Flügelmembran ohne helle Flecken lässt sich die Zimtwanze von ähnlichen Arten unterscheiden. Sie bevorzugt sonnige und trockene, blütenreiche Staudenfluren und ist dort vergleichsweise häufig anzutreffen. Zuweilen sind die Tiere in Gärten zu beobachten. Bevorzugte Nahrungspflanzen der rein vegetarisch lebenden Art sind Korbblütler und Königskerzen. Dabei saugen sie wie auch viele weitere Wanzen-Artensaugen vorwiegend an den reifenden Samen, da diese mehr wertvolles Eiweiß enthalten als der Pflanzensaft in Blättern und Stängeln.
Spinnen und Spinnentiere
Spinnentiere (Arachnida) sind mit weltweit über 110.000 bekannten Arten vertreten. Markantestes Merkmal sind ihre acht Laufbeine, was sie von den sechsbeinigen Insekten unterscheidet.
Webspinnen (Araneae) sind die bekannteste Ordnung der Spinnentiere. Weltweit sind rund 47.000 Arten beschrieben. Ein Großteil der 800 bayerischen Arten kommt auch in München vor (u.a. Nosferatu-Spinne, Gartenkreuzspinne, Mauer-Zebraspringspinne). Webspinnen sind in München eigentlich überall zu finden: In Wäldern, Wiesen, Parks, Gärten und auch in Häusern. Alle Webspinnen leben räuberisch, Beutetiere sind hauptsächlich Insekten. Nicht alle Arten bauen ein klassisches Fangnetz, es gibt auch Lauer- und Laufjäger. Mit Ausnahme von nur wenigen Arten besitzen alle Spinnen Giftdrüsen in ihren Kieferklauen. Damit lähmen sie meist ihre Beute und nur selten töten sie diese direkt. Aber keine Angst: Keine in München heimische Art ist für den Menschen gefährlich. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit von einer Spinne gebissen zu werden, verschwindend gering, denn Spinnen ergreifen eher die Flucht oder stellen sich tot. Außerdem kommen nur wenige Arten überhaupt durch die menschliche Haut und auch dann ähnelt der Biss hierzulande nur einem Mückenstich.
Weberknechte (Opiliones) sind im Stadtgebiet eigentlich überall anzutreffen. Man findet sie in der lockeren Bodenstreu des Laubwaldes, in Gärten, Wiesen, Hecken oder naturnahen Parks. Sie halten sich auch gerne auf Hausmauern oder in menschlichen Behausungen wie Garagen oder Gartenhäusern auf. Meistens begeben sich Weberknechte in der Nacht auf Nahrungssuche, dann erbeuten die Allesfresser kleine Gliederfüßer, Aas und auch pflanzliche Materialien.
In Bayern sind 42 Arten bekannt (u.a. Hornweberknecht), häufiger zu Gesicht bekommt man vor allem die langbeinigen Arten, daneben gibt es aber auch kurzbeinige Arten, die gedrungen und milbenförmig sind.
Weberknechte werden häufig mit Webspinnen verwechselt. Während Spinnen aber einen deutlich zweigeteilten Körper haben, sind bei Weberknechten Vorder- und Hinterleib miteinander verwachsen, so dass ihr Körper sehr kompakt und kugelig wirkt. Außerdem haben Weberknechte stets zwei mittige Augen, wogegen Spinnen bis zu acht Augen besitzen. Weberknechte verfügen weder über Gift- noch Spinndrüsen.
Milben (Acari) repräsentieren die artenreichste Ordnung der Spinnentiere. Weltweit sind über 50.000 Arten beschrieben, Schätzungen gehen sogar von 1.000.000 Milbenarten aus. In Deutschland sind etwa 2.500 Milbenarten bekannt (u.a. Gemeiner Holzbock). Milben sind in der Regel sehr klein. Die kleinsten sind nur etwa 0,1 Millimeter groß, die größten sind Zecken, die im vollgesogenen Zustand bis zu zwei Zentimeter groß sein können. Im Gegensatz zu größeren, gut sichtbaren Tieren sind Milben allgemein nur wenig bekannt und auch wenig erforscht.
Milben findet man in allen Lebensräumen (sogar in der Antarktis), über die Hälfte der bekannten Arten lebt im Boden. Dabei können bei optimalen Bedingungen einige hunderttausend Milben pro Quadratmeter vorkommen, dadurch haben sie eine wichtige ökologische Funktion. Außerdem gibt es parasitische (auf Pflanzen, Tieren und Menschen), räuberische und wasserbewohnende Milben.
Pseudoskorpione (Pseudoscorpiones) finden sich vor allem am Boden in der Laubauflage und im Bodenstreu, sowie in Moospolstern, Pilzmatten oder unter loser Baumrinde. Viele Arten sind auf Totholz angewiesen, einige Vertreter sind auch in Nestern von Kleinsäugern und Vögeln, sowie in Bienenstöcke zu finden. Es sind 25 Arten in Bayern bekannt (u.a. Bücherskorpion), die Tiere werden nur wenige Millimeter groß.
Wegen der gleichartig gebauten Scheren besteht eine Ähnlichkeit mit den „echten“ Skorpionen, Pseudoskorpione besitzen jedoch keinen Giftstachel. Für uns Menschen sind Pseudoskorpione aber völlig harmlos, sie können unsere Haut mit ihren winzigen Scheren keinesfalls durchdringen.
Artportraits
Auch die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, sie hat sich in den letzten zehn Jahren bei uns rasch ausgebreitet. Die relativ große Spinne (Körpergröße bis zu 2 Zentimeter, mit ausgestreckten Beinen bis zu 5 Zentimeter) kommt in München überwiegend in Gebäuden vor.
Im Zuge der Ausbreitung bei uns wird über die Spinne in den Medien vermehrt berichtet und entgegen anders lautender Meldungen ist sie harmlos. Die Art zeigt zwar ein ausgeprägtes Drohverhalten, aber nur kleinere Objekte werden dann auch wirklich angegriffen. Bei größeren Bedrohungen wie einem menschlichen Finger flieht die Spinne in der Regel. Sie gehört zu den wenigen einheimischen Spinnen, die mit ihren Giftklauen die menschliche Haut an empfindlichen Stellen durchdringen können. Die Folgen sind aber harmlos und gleichen einem Mückenstich oder maximal einem schwachen Bienenstich.
Die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) ist an den hellen, zu einem Kreuz zusammengesetzten Flecken zu erkennen. Die Grundfarbe der Spinne ist sehr variabel. Sie kann ihre Färbung an die Helligkeit ihrer Umgebung anpassen. Sie gehört zu den größten einheimischen Spinnen. Die Körperlänge der Weibchen kann bis zu 18 Millimeter betragen, die der Männchen etwa 10 Millimeter.
Ein besonderes Merkmal der Kreuzspinnen ist ihr meisterhaft gewebtes Radnetz. Das Netz kann einen Durchmesser von 50 Zentimeter erreichen und besteht aus einem stabilen Grundgerüst aus Eiweißfäden. In dieses webt die Spinne einzelne Fangfäden ein, die mit klebrigen Tröpfchen versehen sind. Der Bau eines Radnetzes dauert etwa 45 Minuten. Gerät ein Insekt in die Fangfäden des Netzes wird die Beute sofort mit Spinnenseide eingewickelt und mit Gift gelähmt. Das Gift der Kreuzspinne ist für den Menschen nicht gefährlich. Die Giftklauen können die menschliche Haut kaum durchdringen. Wenn dies doch einmal klappt (etwa bei Kindern), juckt die Haut ähnlich wie bei einem Mückenstich.
Kreuzspinnen leben in München vorzugsweise in halbschattigem und offenem Gelände, zum Beispiel an Waldrändern, in Gärten und Parks, aber auch an Hauswänden.
Ihren Namen verdankt die Mauer-Zebraspringspinne (Salticus scenicus) zum einen der hüpfenden Fortbewegung und zum anderen ihrer schwarz-weißen Zeichnung, die an ein Zebra erinnert. Als typische Springspinne nähert sie sich bei der Jagd an ein Insekt an, springt von bis zu fünf Zentimeter Entfernung auf das Beutetier und tötet dieses mit einem Giftbiss. Vor dem Sprung sichert sich die Mauer-Zebraspringspinne mit einem Spinnfaden, so dass sie nach einem missglückten Sprung wieder an den Ausgangspunkt zurückkehren und nicht abstürzen kann. Ein weiteres auffälliges Merkmal der Mauer-Zebraspringspinne sind die beiden großen Frontaugen, wie sie für Springspinnen typisch sind. Damit können sie im Nahbereich besser sehen als das mit dem menschlichen Auge möglich ist. Außerdem haben sie vorne und seitlich noch 6 weitere Augen. Aufgrund dieser Anordnung können sie auch nach hinten sehen.
In München ist sie als wärmeliebende Art an Hauswänden, Zäunen, sonnenbeschienenen Felsen, Baumstämmen oder auf Trockenrasen zu finden.
Hornweberknechte (Phalangium opilio) sind in Mitteleuropa fast überall vertreten. In München ist er in allen Biotopen außerhalb von Wäldern anzutreffen und ist eine der häufigsten Weberknechtarten. Man findet die Tiere in offenem Gelände, auf Wiesen und Trockenrasen, in Gärten und an Wegrändern. Er bewohnt vor allem die Kraut- und Strauchschicht und ernährt sich von kleinen Insekten. Beschattete Biotope wie z. B. Wälder werden hingegen komplett gemieden.
Der blutsaugende Holzbock (Ixodes ricinus) ist die bekannteste und häufigste Zeckenart in Deutschland. Im nicht vollgesogenen Zustand haben die Tiere eine Körperlänge von 3 bis 4 Millimeter, vollgesogene Weibchen werden bis zu 2 Zentimeter groß. Der Holzbock kommt in München hauptsächlich in Laub- und Mischwäldern vor, aber auch an Waldrändern und benachbarten Wiesen, Parks und Gärten. Immer noch weit verbreitet ist der Irrglaube, dass Zecken auf Bäumen sitzen und sich von dort auf ihre Opfer herabstürzen. Richtig jedoch ist, dass die Tiere in der bodennahen Vegetation – bis maximal 1,5 Meter Höhe – leben und sich von dort üblicherweise auf ihre Wirte abstreifen lassen. Dafür verwenden sie hochsensible Sinnenorgane (Haller Organ) an den vorderen Beinpaaren und einen effizienten Halteapparat an den Beinspitzen.
Der Holzbock ist unter anderem Überträger der von Bakterien ausgelösten Lyme-Borreliose und der von Viren ausgelösten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und ist damit wohl das gefährlichste Tier im Stadtgebiet.
Weitere Informationen zu Erkrankungen durch Zecken sind hier zu finden.
Der Bücherskorpion (Chelifer cancroides) kommt ursprünglich in Mitteleuropa vor, wurde aber durch den Menschen weltweit verbreitet. Die Tiere bevorzugen eher trockene Lebensräume und verstecken sich in engen Spalträumen, unter der Rinde toter Kiefern oder in alten Vogelnestern. Er kommt auch in der in der Nähe des Menschen vor. Er ist manchmal in Stallungen, Schuppen oder auch Wohnungen zu finden, wo er sich als Jäger von Staub- und Bücherläusen sowie Hausstaubmilben nützlich macht. Auch in Bibliotheken – daher der Name Bücherskorpion – und Museen ist er zu finden. Der Bücherskorpion ist außerdem in Bienenstöcken ein gern gesehener Gast, da er dort die schädlichen Varroa-Milben frisst. Die Körperlänge beträgt zwischen 2,5 und 4,5 Millimeter.
Sie wollen aktiv werden?
Auch in München ist der Verlust der Artenvielfalt spürbar: Es gibt immer weniger Arten und die Zahl der Tiere innerhalb der Arten nimmt ab. Wer dem etwas entgegensetzen und die Artenvielfalt in der Stadt unterstützen möchte, kann sich auf der Seite Natur für Engagierte informieren.