Biodiversität in München

Münchens Biodiversität ist einzigartig. Erfahren Sie mehr dazu und wie sie unser tägliches Leben ermöglicht.

Allianzarena Fröttmanninger Heide Schafe

Was ist Biodiversität?

Biodiversität ist der Fachbegriff für die Vielfalt des Lebens

Es gibt drei Ebenen:

  • Die Vielfalt der Lebensräume (zum Beispiel in München: Wald, Wiese, Fluss und Moor)
  • die Vielfalt der Arten (zum Beispiel im Biergarten: Bierhefe, Spatzen, Menschen und Kastanienbäume)
  • und die Vielfalt der Gene (zum Beispiel in der U-Bahn: Menschen mit roten, braunen und blonden Haaren)

Ohne Vielfalt funktioniert das Leben nicht. Ohne Platz funktioniert die Vielfalt nicht.

Einfach erklärt

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Biodiversität in München

München hat auf Grund seiner Lage einige besondere Naturschätze zu bieten. Sie sind die Basis für Münchens hohe Artenvielfalt.

  • Trockenbiotope: Auf Münchens Schotterflächen sind für die Pflanzen nur wenige Nährstoffe verfügbar und es entstehen „Magerrasen“. Die Pflanzenvielfalt solcher Flächen ist besonders reich und gibt vielen Tierarten ein Zuhause.
  • Mooslandschaften: Am Rand der Schotterebene im Münchner Nord-Westen, Norden und Nord-Osten finden sich Reste der früheren Mooslandschaft. Wenn sie nachhaltig genutzt oder gepflegt werden, finden sich an diesen Orten besondere, seltene Lebensgemeinschaften.
  • Wälder: Wälder sind die "grüne Lungen" der Stadt. Unsere Wälder sind sehr vielseitig. Ein Grund sind die unterschiedlichen Standortbedingungen. Verschiedene historische Nutzungsformen haben die Vielfalt zusätzlich erhöht.
  • Flüsse, Bäche und Teiche: Das bekannteste Fließgewässer Münchens ist die Isar. In den vergangenen Jahren ist die Isar renaturiert worden. Weniger bekannt ist die Würm. Zusätzlich gibt es Bäche sowie naturnahe Teiche und künstliche Baggerseen.
  • Urbaner Raum: In der Stadt gibt es auch einige wichtige Lebensräume, wie Friedhöfe, Gärten und Parks. Voraussetzung für ihre Qualität als Lebensraum sind naturnahe Bestandteile, wie alte Bäume und artenreiche Wildblumenwiesen.

Exkursion in Münchens Naturgeschichte

Nach der Eiszeit ziehen sich die Gletscher in die Alpen zurück. Durch das Tauen entstehen Gletscherflüsse, die große Mengen an Schotter ins Alpenvorland spülen. Auf der heutigen Fläche von München bildet sich eine riesige, wasserdurchlässige Schotterfläche.

Unter der Schotterschicht liegt eine wasserundurchlässige Gesteinsschicht aus einem früheren Erdzeitalter. Zwischen den beiden Schichten läuft das Grundwasser bergab Richtung Norden. Im Norden läuft der Schotter aus. Der Grundwasserstrom tritt dort an die Oberfläche und bildet Quellen und Bäche.

In das Schotterbett schneidet sich in den nächsten Jahrtausenden ein Fluss sein Tal.

München hat etwa 32.000 Einwohner. Die Stadt liegt innerhalb der Stadtmauern und ist umgeben von kleinen Vorstädten, wie dem Lehel und der Maxvorstadt. Kleine Äcker und Weiden gehen über in weite Heideflächen, deren Blütenpracht im Frühling in allen Farben leuchten. Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten finden hier Nahrung im Übermaß. Davon profitieren auch Vögel wie die Heidelerche und Braunkehlchen. Schafe und Ziegen grasen dort und sorgen für den Erhalt der Heiden: Sie beseitigen Busch- und Baumaufwuchs und verteilen Samen und Insekten über die ganze Fläche.

Der Fluss, nun die Isar, hat sich inzwischen ein tiefes Tal geschnitten. Ihre Auwälder und Kiesbänke sind ständiger Veränderung unterworfen und sind Lebensraum vieler speziell angepasster Pflanzen und Tiere. Auf den Hangleiten, schroffen Talabbrüchen, sind imposante Laubmischwälder gewachsen. Am Fuß der Leiten sprudeln Quellen mit einzigartigen Schnecken, Insekten und Krebsen.

Im Norden der Stadt, wo der Schotter aufhört und dadurch das Grundwasser an die Oberfläche tritt, reichen das Dachauer und das Erdinger Moos noch weit ins Stadtgebiet hinein. Undurchdringliche Bruchwälder, feuchte Blühwiesen, Quellen und Bäche sind ein Paradies für Insekten, Amphibien und zahlreiche Vogelarten, wie den Kiebitz und das Birkhuhn.

Das Leben der Münchner ist jedoch hart: diesen Lebensräumen einen Lebensunterhalt abzuringen bedeutet große Anstrengung und Entbehrung.

Ein Großteil der Heideflächen sind überbaut. Die Moorflächen sind weitgehend entwässert und werden als Äcker und Wiesen genutzt. Viele einst häufige Arten, wie die Heidelerche und das Birkhuhn sind in München ausgestorben. Die Isar wurde zunächst verbaut und ist heute in Teilen wieder renaturiert.

In vielen Refugien überdauert jedoch ein großer Teil der früheren Artenvielfalt noch. Dazu zählen das Schwarzhölzl, die Fröttmaninger Haide, die Brunnbachquellen, die Angerlohe und einige mehr. Ersatzstandorte, wie die Gleisbetten der Bahnlinien, Friedhöfe und Gärten, geben alteingesessenen Arten neuen Lebensraum. Damit ist München weiterhin ein Hot-Spot der Artenvielfalt mit je nach Artengruppe 30 - 60 % aller bayerischen Arten. Ihre Populationen sind jedoch oft klein und isoliert. Klimawandel, weitere Überbauung, Umweltverschmutzung und Übernutzung setzten ihnen zusätzlich zu.

Das Leben ist für die Meisten komfortabel: Es gibt Nahrungsmittel im Überfluss und aus allen Orten der Welt. Kleidung, Elektronik und vieles mehr wird auf Kosten der Länder der Südhalbkugel günstig angeboten. Allmählich bekommen wir die Auswirkungen unseres Überflusses allerdings zu spüren: Coronapandemie, Hitzesommer, soziale Ungleichheit und globale Unsicherheiten sind Themen, die uns neu beschäftigen.

Der Stadtrat hat reagiert und der Stadt ehrgeizige Ziele gesteckt, wie zum Beispiel die Umsetzung der "Biodiversitätsstrategie München" und "Klimaneutrales München 2035", um die Stadt nachhaltig umzugestalten.

Der Klimawandel hat deutlich zugenommen. Im Sommer ist es oft höllisch heiß und es gibt Dürren. Gleichzeitig treten Starkregenereignisse und Unwetter auf.

Doch München hat eine nachhaltige Transformation geschafft:

  • Die städtischen Lebensräume sind stabil.
  • Die Stadt ist klimaneutral.
  • München hat eine Kreislaufwirtschaft.
  • Die Gesellschaft hat nachhaltige Konsummuster etabliert.
  • Mobilität funktioniert weitgehend ohne Auto.

Die Münchner kennen den Wert der Natur und ihrer Leistungen. Daher ist die Stadtnatur selbstverständlicher Bestandteil aller Planungen geworden:

  • Naturnahe Freiflächen wurden erhalten, vergrößert und neu geschaffen: Viele Tier- und Pflanzenarten finden hier Lebensraum und stabilisieren die heimischen Ökosysteme.
  • Zur Klimaanpassung werden wasserspeichernde Grünflächen angelegt, die bei Hitze kühlen und bei Starkregen vor Überschwemmung schützen.
  • Fassaden und Dächer werden begrünt, um die Häuser energiesparend zu klimatisieren.
  • Wir haben uns an den Anblick von Photovoltaik und Windkraft gewöhnt. Energieparks sind Orte, die auch Lebensraum für Tier und Pflanzen bieten.
  • Die städtische Land- und Forstwirtschaft arbeitet ökologisch und mit der Natur.

Die Münchner sind in einer neuen Lebensrealität angekommen, die viel Veränderung bringt und an die wir uns anpassen müssen. Einige Veränderungen tun nicht weh: Ernährung, Mobilität und Energieerzeugung sind nun einfach anders. An andere Veränderungen, wie Hitzewellen, Umweltzerstörung und Konflikte, passen wir uns schwerer an und müssen neue Ideen für unser Leben und unser Miteinander finden. 

Warum ist Biodiversität wichtig für mich?

Die Vielfalt eines einzelnen Lebensraums funktioniert als eng vernetztes System, dem Ökosystem. Die Lebensweise der Arten darin ist aufeinander abgestimmt. Das System ist dann stabil, wenn viele Arten es stützen und jede Art vielfältige Eigenschaften besitzt.

Ein stabiles Ökosystem liefert seinen Bewohnern alles, was sie zum Leben brauchen. Dazu gehören sauberes Trinkwasser, Essen, Luft zum Atmen und ein sicherer Schlafplatz.

Erfahren Sie im Video noch mehr über die Funktionsweise von Ökosystemen.

Wir Menschen beschreiben den „Versorgungsservice“ der Ökosysteme als Ökosystemdienstleistungen. Damit umfassen wir alles, was die Natur uns kostenlos liefert und auf dem wir unser Leben aufbauen:

  • Grundlegendes: zum Beispiel fruchtbarer Boden und Sauerstoff
  • Regulierendes: zum Beispiel Trinkwasserentstehung und saubere Luft
  • Produkte: zum Beispiel Essen, Bauholz und Kleidung
  • Kulturelles: zum Beispiel Orte zum Entspannen und Genießen

Damit die Natur uns diese Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung stellen kann braucht sie Platz. Diesen Platz müssen wir ihr geben, zum Beispiel mit der Ausweisung von großen Naturschutzgebieten und Nationalparken. Aber auch in der Stadt braucht sie Raum und Durchgängigkeit. Das nennt man ökologische Infrastruktur. Sie ist für uns überlebenswichtig. Helfen Sie mit, die Natur - und damit sich selbst - zu schützen.

Ökosystemdienstleistungen in München

Isarauen
Pixabay

Münchens Natur ist das beste Beispiel für die vielen Leistungen unserer Ökosysteme, die unser Leben ermöglichen. Ein paar Beispiele sind:

  • Erholung: In unseren Biotopen können wir Natur erleben und so Stress abbauen, Kraft tanken und auf neue Gedanken kommen.
  • Frische und saubere Luft: Die Pflanzen produzieren frischen Sauerstoff für uns und filtern Schadstoffe von Abgasen aus der Luft.
  • Wasserspeicherung und Kühlung: Die Biotope nehmen viel Wasser bei Starkregen auf. Sie speichern es und kühlen die Stadt an Hitzetagen durch Verdunstungskälte.
  • Ruhe: Biotope mit alten Bäumen und Sträuchern reduzieren den Lärm der Stadt. So sind wir entspannter und können besser schlafen.

Wie schützt München die Biodiversität?

Kaum zu glauben, aber in der Großstadt München gibt es vier Naturschutzgebiete: die Allacher Lohe, das Schwarzhölzl, die Fröttmanninger Heide sowie Panzerwiese und Hartelholz. Dazu kommen 17 Landschaftsschutzgebiete sowie geschützte Landschaftsbestandteile und Naturdenkmäler. Erfahren Sie mehr über die Schutzgebiete Münchens.

Münchens Artenvielfalt ist bemerkenswert: Je nach Arten­gruppe sind 30 bis 60 Prozent aller bayerischen Arten in München vertreten, auf alle Gruppen hoch­gerechnet sind das mindestens 9.000 Arten.

Doch auch hier ist die Biodiversität durch Übernutzung, Lebensraumzerstörung und den stärker werdenden Klimawandel akut bedroht. Jede Ebene der Biodiversität (Lebensräume, Arten, Gene) ist davon betroffen. In den letzten 50 Jahren ist die weltweite Biodiversität um 70 Prozent (sieben von zehn) zurückgegangen.

Um die bestehende Vielfalt zu bewahren hat der Stadtrat der Landeshauptstadt München Ende 2018 einstimmig die Biodiversitätsstrategie beschlossen. Ihr Ziel ist es, Siedlungswachstum und den Erhalt der biologischen Vielfalt zu vereinbaren.

Nähere Informationen können Sie der Broschüre „Biodiversitätsstrategie München“ (PDF, 2 MB) entnehmen, die die wichtigsten Lebensraumty­pen Münchens mit ihren Naturschätzen kurz vorstellt und die Handlungs­schwerpunkte in den 20 unterschiedenen Handlungsfeldern aufzeigt.

Sie haben viele Möglichkeiten, selbst etwas für die Artenvielfalt in München zu tun. Jeder Balkon, Garten oder Grünstreifen vor dem Haus kann als Lebensraum für die Tiere der Stadt aufgewertet werden. Je mehr Leute mitmachen, desto größer der Nutzen für die Vielfalt. Denn die Natur braucht Platz, um zu funktionieren.

Einfach umzusetzen sind Biodiversitätsbausteine, wie Wildblumenwiesen, Wildstaudenbeete und früchtetragende Hecken. Die städtische Biodiversitätsberatung hilft bei Fragen gerne persönlich weiter.

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