Förderung für Freie Bühnen

Die Vergabe der Bühnenförderung erfolgt jeweils für drei Jahre, um ein nachhaltiges und wirkungsvolles Arbeiten zu ermöglichen.

Dreijahresförderung

Bühnen der freien darstellenden Künste können eine Förderung in Höhe von bis zu 200.000 Euro pro Jahr erhalten. Die Vergabe der Bühnenförderung erfolgt jeweils für drei Jahre, um ein nachhaltiges und wirkungsvolles Arbeiten zu ermöglichen. Aus den Bewerbungen muss sich eine längerfristige Perspektive der künstlerischen Arbeit ergeben. Es wird erwartet, dass geförderte Bühnen im Förderzeitraum etwa drei Neuproduktionen erstellen und zur Aufführung bringen.

Ausschreibung

Dreijahresförderung für Freie Bühnen 2025 - 2027

Die Abgabefrist für Anträge auf Dreijahresförderung für Freie Bühnen endet am Montag, den 03.06.2024.

Die Anträge können per E-Mail an Antrag.TheaterTanz@muenchen.de oder auf dem Postweg eingereicht werden und müssen bis zum 03.06.2024, 23.59 Uhr bei der Landeshauptstadt München eingegangen sein.

Die eingereichten Anträge werden durch die Freie Bühnen Jury geprüft. Die Vergabeempfehlungen orientieren sich an den Grundlagen und Richtlinien der Förderung aktueller darstellender Kunst 2025 bis 2027. Über die Vergabe wird der Stadtrat auf Vorschlag der Jury im dritten Quartal 2024 entscheiden.

Information

Bewerbungsfrist

Der nächste Bewerbungszeitraum findet voraussichtlich 2026 statt.

Wichtiger Hinweis

Bitte beachten

Aufgrund der geplanten Haushaltskonsolidierung für das Jahr 2025 kann es zu Abweichungen der empfohlenen Fördersummen kommen.

Die Förderung erhielten

Theater am Sozialamt / TamS Theater e.V.

Das TamS ist aus München nicht mehr wegzudenken seit Philip Arp und Annette Spola in den 1970er Jahren mit den legendären „Valentinaden“ dem Theater die ästhetische Ausrichtung in die Wiege legten. Das Absurde und Groteske, gepaart mit Politik, Humor und Sprachakrobatik ziehen offensichtlich auch neue und jüngere Besucher*innen an. Zuletzt war die einzigartige TamS-Theatersprache als wunderbares Konzentrat erneut in der „Kafkamaschine“ zu erleben. Das TamS hat sich in den letzten Jahren weiter geöffnet zu wahlverwandten Künstler*innen wie Ruth Geiersberger (Theaterpreisträgerin der Stadt München 2023), aber auch als Heimat für das inklusive Münchner Theater Apropos und das Festival Grenzgänger. 2023 entwickelte das TamS erstmals das Sommerformat der „Hafenbar“, das mit Fortsetzungen 2024 und 2025 eine Trilogie rund um Urlaubsromantik, Rettungswesten, Hans-Albers-Sentimentalität und beschleunigte Gentrifizierung Münchens bildet. Mit dem Thema „Rausch“ planen das TamS und der Regisseur Jakob Fedler zudem eine sicherlich nicht humorfreie Studie über spirituelle Erfahrung und Entgleisung nicht nur in Bayern. Mit „Die Götterdämmerung habe ich mir anders vorgestellt“ will das TamS der Frage nach dem „Kern dieses Heldenepos, das die Nationalsozialisten so faszinierte“ nachgehen. Es gibt in München nur wenige Akteur*innen, denen man adäquate Stückentwicklungen zu diesen Themen zutraut. Im TamS bezeichnen sie die riskante Fallhöhe ohne die Theater leicht langweilig wird. Die wunderbare Theaterintelligenz des Leitungsduos Lorenz Seib und Annette Spola lässt dort auch in den nächsten Jahren spannendes Theater erwarten. Das TamS hat eine jährliche Förderung in Höhe von 200.000 € beantragt. Die Jury empfiehlt als Kompromiss zwischen Antrag und Förderung des letzten Zyklus eine jährliche Förderung in Höhe von 180.912 Euro per annum und damit eine größtmögliche Steigerung innerhalb des gegebenen Finanzrahmens. Darüber hinaus empfiehlt die Jury dringend eine dauerhafte Förderung als Ensemble-Theater analog z.B. zum Metropoltheater oder dem Pathos Theater.


Kulturbühne Spagat (Horizont e.V.) – Theater am Bauhausplatz

Die Kulturbühne Spagat wurde 2018 gegründet als Teil des soziokulturellen Angebots im gemeinnützigen HORIZONT-Haus-Domagpark, einem Verein für obdachlose Mütter und Kinder. Das kleine Theater verfügt über 55 Plätze. Die Betriebskosten werden im Unterschied zu den anderen Münchner freien Bühnen überwiegend durch den Verein gedeckt. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden gesellschaftsrelevante, aktuelle Themen. Die Produktionen entstehen zumeist in Zusammenarbeit mit Regisseur*innen und Akteur*innen der Münchner freien Szene. Der rege Publikumszuspruch zeigt sich in zahlreichen Wiederaufnahmen und Gastspielen.

Mehrere im Förderzeitraum 2022-2024 gezeigte Inszenierungen der Kulturbühne Spagat fanden überregionale Beachtung: „Kitzeleien“, ein Stück zum sexuellen Missbrauch von Kindern, erhielt 2022 die Publikumspreise bei den Hamburger und den Bamberger Theatertagen sowie den Inszenierungspreis bei den Wasserburger Theatertagen. „Martha“, eine Arbeit zum Thema Demenz-Erkrankung wurde für den Hamburger Monika-Bleibtreu-Preis 2023 nominiert, „Alan“ über den IT-Spezialisten Alan Turing wurde 2024 zu den Bayerischen Theatertagen in Ingolstadt und zu den Wasserburger Theatertagen eingeladen. Mittlerweile ist diese seit 2019 von der versierten Kulturmanagerin Stephanie Tschunko geleitete Bühne einer der wichtigen Produktionsorte der Münchner freien Theaterlandschaft und wird demnächst unter dem Namen „Theater am Bauhausplatz“ firmieren.

Für 2025 projektiert das Theater zum einen eine Performance im öffentlichen Raum des Bauhausplatzes über den Umgang mit der knappen Ressource Wasser. Zusammen mit den Bewohner*innen des Horizonte-Hauses werden Regisseur Ulf Goerke und Texterin Beatrix Rinke, die schon 2021 die Produktion „Planquadrat Utopia“ verantworteten, ein Stück zur Teilhabe an natürlichen Ressourcen und am öffentlichen Raum entwickeln. Zum anderen wird eine Theateradaption des Romans „Die Aussprache“ der kanadischen Autorin Miriam Toews durch die Regisseurin Floriana Ileana Tautu zu sehen sein. Der Stoff behandelt das brisante Thema des Missbrauchs innerhalb einer Glaubensgemeinschaft und die Möglichkeiten eines zukünftigen gleichberechtigten Miteinanders. Außerdem plant das Theater seine Inszenierungen durch Gebärdensprachendolmetschen in Zukunft noch inklusiver zu gestalten. Das Theater hat eine jährliche Förderung von 97.525,00 Euro beantragt.

Die Jury begrüßt seine Aktivitäten und bedauert gleichzeitig, dass eine stärkere finanzielle Unterstützung wegen genereller Mittelknappheit nicht möglich ist. Sie empfiehlt eine Förderung in Höhe von 68.550 Euro per annum.

Inkunst e.V. / dasvinzenz

Dasvinzenz zeichnet sich durch Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen zeitgenössischer, gesellschaftskritischer Dramatik aus. Hinzu kommen performative Projekte und musikalische Formate. Das Theater öffnet sich der lokalen, freien Theaterszene und wagt gleichzeitig Koproduktionen mit internationalen Gruppen.

Im letzten Jahr konnte Robert Spitz sein Leitungsteam erfreulicherweise durch Eos Schopohl und Paulina Platzer erweitern und verjüngen. Obwohl dasvinzenz derzeit leider über keine eigene Spielstätte verfügt, zeigten sie in verschiedenen Theaterräumen der Stadt ihre Produktionen: So in der MUCCA31 „1130 Schwere-Reiter“, in der Black Box „Mutationen“ nach einem Text der belarussischen Autorin Olga Prusak. In „Freude! Der Beethoven Blues“ blickte Jochen Strodthoff auf den Corona Lockdown zurück. Über die regionale Bedeutung hinaus wirkt die Zusammenarbeit mit der transnationalen Kula-Compagnie unter Robert Schuster. Als Gastspiel wurde letztes Jahr „Underground Birds“ und „Journals of Exile“ gezeigt. In diesem Jahr entstand „Dibbuk - zwischen „zwei Welten“ als weitere Koproduktion, in der auch Robert Spitz mitspielt. Die Premiere fand im Rahmen der Ruhrfestspiele statt und erhielt den Preis des internationalen Theaterinstituts. Zum Jahresende wird Eos Schopohl „Koralle Meier“ von Martin Sperr zur Aufführung bringen.

Für die neue Förderperiode ist mit „Die zweite Natur“ eine deutsche Erstaufführung der finnischen Autorin Pippa Lonska geplant. Jochen Strodthoff wird ein inklusives Performanceprojekt entwickeln, und in mehreren „Try Outs“ werden sich die Münchner Theatertexter*innen „ausprobieren“. Für insgesamt fünf Projekte wurden 196.636,36 Euro beantragt. Die Jury hofft, dass bald ein neuer Theaterraum angemietet werden kann, wenngleich sich auch durch dann entstehende Mietkosten der Produktionsplan verändern könnte. Um die ambitionierte Theaterarbeit von dasvinzenz zu unterstützen, empfiehlt die Jury eine jährliche Fördersumme von 160.054 Euro.

Teamtheater Tankstelle / Teamtheater Tankstelle e.V.

Das Teamtheater Tankstelle ist eine feste Größe der Freien Bühnen Münchens und feiert im kommenden Jahr bereits seinen 40. Geburtstag. Dafür kann sich die langjährige Theaterleiterin Petra Maria Grühn gebührend würdigen lassen. Das Profil ihres Hauses gestaltet sich aus unterschiedlichsten Eigenproduktionen, internationalen Koproduktionen und seit einiger Zeit auch aus dem Jugendclub „TockTock“. Besonders die Entwicklung dieser Jugendsparte freut die Jury sehr und möchte diese weiter unterstützen. Unter der Leitung von Philipp Jeschek entsteht hier ein geschützter Raum, in dem mit Jugendlichen auf Augenhöhe gearbeitet wird, wie gerade erst zu erleben war bei „Tockomania. Wie alles begann… ein Selfmade Musical des Jugendclubs“. Das macht Lust auf Mehr! Zusätzlich wird es die nächsten Jahre wieder Stücke geben, die sich als „zeitgemäße Adaption literarischer Texte des frühen 20. Jahrhunderts“ verstehen. Nach „Die letzten Tage der Menschheit“ (2021), „Tanz auf dem Vulkan“ (2022), „Verbrennt mich! – das bewegte Leben des Oskar Maria Graf“ (2023, auch eingeladen zu den Bayerischen Theatertagen) und „Die Legende vom heiligen Trinker“ (2024) führt Georg Büttel 2025 erneut bei „Der Untertan“ nach Heinrich Mann Regie. Diese Linie, aus der Vergangenheit Schlüsse auf die Gegenwart zu ziehen, überzeugt, da hier politisches Theater „öffentlichkeitswirksam“ vermittelt wird. Beginnend mit „Fettes Schwein“ von Neil LaBute möchte das Teamtheater Tankstelle in den nächsten drei Jahren zusätzlich „zeitgenössische Stücke, die aktuelle Themen bedienen“ auf die Bühne bringen. Die Jury begrüßt es sehr, mit der Inszenierung von „Fettes Schwein“ eine so wichtige Bewegung wie Body Positivity zu verhandeln, die sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale einsetzt. Sie vermutet, dass hierbei auch die im Theatertext angelegte männliche Erzählposition und damit der „männlich“ tradierten Blick auf den weiblichen Körper kritisch hinterfragt werden soll.

Das Theater hat eine jährliche Förderung von 172.160,00 Euro beantragt. Die Jury vertraut darauf, dass der Ansatz, aktuelle Themen mit zeitgenössischen Stücken zu verhandeln, in den kommenden drei Jahren zu spannenden Inszenierungen führt und empfiehlt eine Förderung in Höhe von 153.120 Euro per annum.

Theater Viel Lärm um Nichts / theater VIEL LÄRM UM NICHTS e.V.

Das Theater Viel Lärm um Nichts unter der Leitung von Margit Carls, Andreas Seyferth und Arno Friedrich feiert 2026 sein 40-jähriges Jubiläum. Das Bühnenspektrum in der Stadt München prägt es auf ganz unverkennbare Weise sowohl mit dramaturgisch versiert eingerichteten Übersetzungen bzw. Fassungen bekannter bis weniger bekannter Stoffe und Vorlagen als auch mit szenisch beherzten Einrichtungen und eigenwilligen Regiekonzepten. So geschehen in der vergangenen Förderphase mit Shakespeares „Maß für Maß“ und „Coriolan“. Letztere Produktion war 2024 eingeladen zu den Bayerischen Theatertagen, ebenso gab es pointierte Adaptionen nach Schillers „Don Karlos“ oder Wolfram von Eschenbachs „Parzival“. Als mutige Umsetzungen und Entdeckungen für die Bühne beeindruckten das absurd-apokalyptische „Ende von Iflingen“ mit Livemusik nach dem Hörspiel von Wolfram Lotz und die lyrisch-surrealen Szenen „Briefe an Bäume und Wolken“ des rumänisch-französischen Autors Matei Vișniec als deutschsprachige Erstaufführung.

Wie programmatisch üblich, sind sowohl Wiederentdeckungen als auch Neu- und Umschöpfungen vorgesehen. Auch die traditionelle Shakespeare-Linie des Hauses schwingt weiter mit. Für das Jahr 2025 sind zwei Projekte geplant. Zum einen soll Margrit Carls Stückadaption von Johann Nestroys Posse mit Gesang „Freiheit in Krähwinkel“ aus dem Revolutionsjahr 1848 in der Regie von Andreas Seyferth gezeigt werden. Zum anderen hat die Stückentwicklung „Ein gespielter STURM und ein echtes Gewitter“ von Arno Friedrich (Konzept und Regie), basierend auf Shakespeares letztem Stück „Der Sturm“ Premiere: Einmal Volkstheater mit Musik als Revolutions-Groteske in gesellschaftlich (um-)brüchigen Zeiten, einmal Theater als becketthafte Versuchsanordnung, als Ort der phantasievollen Spaltung, der schrankenlosen Auseinandersetzung, des Nicht-Entkommen-Könnens.

Auch im Sinne einer größeren Sichtbarkeit und Bekanntheit möchte die Jury die an diesem Ort bereits gesetzten Impulse für eine experimentierfreudige, interdisziplinäre Theaterarbeit weiter unterstützen, die auf ambivalente, vielschichtige und originelle Weise gleichermaßen unterhält wie irritiert. Beantragt wurde eine jährliche Förderung von 180.000,00 Euro. Aus Haushaltsgründen empfiehlt die Jury die Förderung des Theaters Viel Lärm um nichts auf der Basis der derzeit ausgereichten Mittel in Höhe von 154.614 Euro per annum.

Rationaltheater / Rationaltheater e.V.

Das Rationaltheater ist eine der traditionsreichsten freien Bühnen Münchens und feiert 2025 sein sechzigjähriges Bestehen. Was als Kabarett- und Kleinkunstbühne begann, ist spätestens seit der Wiedereröffnung 2008 unter der Leitung von Dietmar Höss zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Münchner Kulturlebens geworden. Produziert werden vor allem politisch-dokumentarische Arbeiten, die sich oftmals in einem transdisziplinären Spannungsfeld zwischen Theater, Literatur, Film und digitalen Technologien bewegen. Das Rationaltheater versteht sich dabei als nonkonformistischer Theater-Thinktank, als Experimentierfeld für neue Theaterformen. In der vergangenen Förderperiode sind dabei u.a. die Produktionen „True“ (2022) und „Firniss“ (2023) entstanden – darüber hinaus war das Rationaltheater aber auch Kooperationspartner bei ästhetisch eigenwilligen Produktionen der freien Münchner Theaterszene. Besonderes Augenmerk lag in der letzten Zeit auch auf der schwierigen ökonomischen Situation bzw. den kulturpolitischen Rahmenbedingungen, die in der Aktion ES BRENNT zum Ausdruck kamen.
Für die kommende Periode beantragt das Rationaltheater eine Förderung von 165.000,00 Euro. Diese Summe soll ausschließlich für die Realisierung des Theaterprojekts „Lili Marleen . Damaskus“ eingesetzt werden. Das Projekt ist der dritte Teil einer Trilogie, deren erster Teil 2015 realisiert wurde. „Damaskus“ nimmt die Digitalisierung des Krieges und die damit einhergehende Radikalisierung der Gewalt in den Blick. Im Zentrum des Stücks steht die Arbeitsroutine von Drohnenpilot*innen. Die Zuschauer*innen sollen mittels projizierter Filmaufnahmen der Drohneneinsätze und mittels VR-Brillen, die das Kriegsgeschehen abbilden, immersiv in das Stück einbezogen werden.
An dem Vorhaben begrüßt die Jury die relevante thematische Setzung und den Versuch, die räumlichen und ästhetischen Grenzen des Ortes durch digitale Technologien zu erweitern. Dazu hat Dietmar Höss Kontakte zum XR HUB BAVARIA geknüpft. Auch diese Schnittstelle zur Kreativwirtschaft bzw. Tech-Branche begrüßt die Jury ausdrücklich. Allerdings sind hohe, bisher nicht gesicherte Drittmittel notwendig. Dennoch ermutigt die Jury das Rationaltheater, seine ästhetisch-technologischen Erkundungen innerhalb des finanziell tragbaren Rahmens fortzuführen. Daher empfiehlt die Jury eine Förderung des Rationaltheaters auf der Basis der bisher bereits vergebenen Mittel in Höhe von 104.368 Euro per annum.

Theater .... und so fort / Theta e.V.

Das „Theater .... und so fort“ ist prägender Bestandteil der Münchener Theaterszene und feiert 2024 sein 25-jähriges Bestehen. Nach einigen Standortwechseln hat es sich in Sendling mit großem Zuspruch von Publikum und Presse etabliert. Auch dank vorbildlicher Publikumsakquise sind die Vorstellungen fast immer ausverkauft. Dies alles ist vor allem dem passionierten Theatermacher Heiko Dietz zu verdanken. Stellvertretend für die letzte Förderperiode sei hier „Schattens Traum“ genannt, bei der Heiko Dietz eine der Hauptrollen spielt. Obwohl als Komödie konzipiert gelingt es hier, und das ist symptomatisch für dieses Theater, sozialpsychologische Aspekte rund ums Altwerden klischeefrei mit Theaterraffinesse und schauspielerischem Können auf die Bühne zu bringen. Wie bereits in den Vorjahren so sind auch für die Zukunft politisch und gesellschaftskritische Themen in Erst- und Uraufführungen geplant: „Die Kinder“ der Londoner Royal-Court-Autorin Lucy Kirkwood über ökologische Verantwortung. Hier hätte die Jury sich über die Verlagsankündigung hinaus im Antrag Aussagen zur künstlerischen Umsetzung erwartet. Geplant ist weiterhin ein Stück von Heiko Dietz über die Geschichte der Frauenrechte. Dabei geht die Jury davon aus, dass es ihm gelingen wird, glaubhaft zu machen, warum er als männlicher Autor sich dieses Themas annimmt. Ganz besonders aber ist sie aber von der Entscheidung angetan, den ehemaligen Mitbegründer des Theaters, Christian Kroos, der jahrelang außerhalb Europas im Grenzgebiet von Wissenschaft und Kunst performative Konzepte jenseits der Theaterliteratur verfolgte, mit einer eigenen Stückentwicklung wieder an das Theater zu binden. Die Jury erwartet sich dadurch eine spannende Öffnung hin zu anderen künstlerischen Arbeitsweisen. Das Theater hat eine jährliche Förderung in Höhe von 182.700 Euro beantragt. Unter Anerkennung der bisherigen Leistungen und den Beschränkungen des Etats Rechnung tragend, aber auch im Sinne einer Ermutigung zur intendierten ästhetischen Weiterentwicklung empfiehlt die Jury in Anlehnung an die Förderung des letzten Zyklus eine Förderung in Höhe von 116.160 Euro per annum.

Zentraltheater GbR
 

Das Zentraltheater im Bahnhofsviertel wurde 2017 eröffnet und wird seit 2019 gefördert. Räumlich ist es an die Schauspielschule Zerboni angegliedert, deren Bühne und Probenräume es nutzen kann. Intendant des Theaters ist Simon Riggers, der auch Leiter der Schauspielschule ist. Unter dem Motto „Filme in deinem Kopf“ besteht das Repertoire seither überwiegend aus Adaptionen erfolgreicher Filme, wie z.B. zuletzt „Harold and Maude“, „Aimée und Jaguar“, „Rain Main“ und „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Dabei gelingt es dem Theater oftmals bekannte und publikumswirksame Schauspieler*innen, wie z.B. Ursula Berlinghof, Thimo Meitner, Michele Cuciuffo u.v.a. für seine Produktionen zu engagieren.

Diese Programmlinie soll in den kommenden Jahren weitergeführt werden. Von 2025 bis 2027 sind jeweils drei Filmadaptionen pro Jahr geplant. Den Auftakt bildet 2025 die Literaturverfilmung „Die Wand“, gefolgt von „Noch wach“ nach dem #MeToo-Roman von Stuckrad-Barre, der 2025 in der Drehbuch-Version von Johannes Naber in die Kinos kommen soll, und schließlich „Der Vorleser“.

Darüber hinaus erhofft sich die Jury, dass das Zentraltheater seinem ursprünglichen Anspruch einer Verankerung im Bahnhofsviertel und einer Vernetzung mit den Menschen im Quartier wieder mehr Aufmerksamkeit widmet. So ist etwa die anfängliche künstlerische Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen „Bürgerchor Integra“ in den letzten Jahren in den Hintergrund getreten. Wie schon in den Vorjahren erachtet die Jury eine etwas stärkere theaterästhetische Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten sowie der Diversität des Viertels weiterhin als überaus wünschenswert. Beantragt wurden 200.000 Euro, die Jury empfiehlt eine Weiterförderung in der derzeit ausgereichten Höhe von 104.368 Euro per annum.

 

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