Debütförderung für Freie Tanzschaffende

Die Förderung richtet sich an professionelle Künstler*innen aller Altersgruppen, um ihnen den Weg in die künstlerische Berufstätigkeit zu erleichtern.

Über die Förderung

Die Landeshauptstadt München vergibt jährlich Debütförderungen in Höhe von bis zu 20.000 Euro für ein konkretes Arbeitsvorhaben im Bereich Tanz.

Ziel ist es, erste professionelle Projekte, deren künstlerischer Ansatz und qualitativer Anspruch als eigenständig und künstlerisch erfolgversprechend beurteilt werden, zu ermöglichen. Die eingereichten Vorschläge werden von einer Jury in Hinblick darauf geprüft.
Die Förderung richtet sich an Künstler*innen aller Altersgruppen, um ihnen den Weg in die künstlerische Berufstätigkeit zu erleichtern. Voraussetzung ist, dass sie im Rahmen beziehungsweise zum Abschluss ihrer professionellen Ausbildung oder durch eine gleichwertige Referenz ihren hohen künstlerischen und qualitativ eigenständigen Ansatz unter Beweis gestellt haben.

Die Debütförderung für Freie Tanzschaffende erhielten

Belyagina, Alina: Tanz und Bewegung aus der Perspektive von Körperpolitik, Dark Vitality, Choreodisziplinierung, Choreopolicing

Alina Belyagina, in der Ukraine geborene*r und in Moskau und Polen ausgebildete*r Choreograph*in, lieferte mit „ОБiЙМИ“ („Hold me, Hold me, Hold“) im Münchner Zirka.Space im Juni 2023 einen interessanten ersten Einblick in ihre*seine Ästhetiken und Arbeitsweisen (etwa der Nutzung des Raums und der Umgebung des Ortes). Geprägt von Theorien der Körperpolitik, Dark Vitality, Choreodisziplinierung und Choreopolicing möchte Belyagina in ihrem*seinem Debüt an der Schnittstelle von Mythos und Folklore die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers untersuchen. Hierzu dienen neben einer kulturhistorisch ausgerichteten Bewegungsrecherche Praktiken des Queerings, also das Durchkreuzen von Normen, sowie die vom New Materialism inspirierte Praxis, das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt zu reflektieren. Belyaginas Konzept macht sich mittels Tanz, Musik, Stimme und unterschiedlicher Medien auf die Suche nach einem womöglich a-disziplinären Körper, der sich von den Machtstrukturen tänzerischer wie auch gesellschaftlicher Techniken und Praktiken löst und neue Interaktionen und Wahrnehmungsweisen zwischen Körpern, ihrer Umgebung und dem Publikum entwirft. Die Jury ist überzeugt, dass Belyagina mit diesem ehrgeizigen sowie hochaktuelle, tänzerisch-künstlerische Diskurse aufgreifendem Konzept eine ungewöhnliche wie auch innovative Tanzperformance realisieren wird und empfiehlt eine Förderung des Debüts in Höhe von 20.000,00 €.

Henn, Anima: PADAM PADAM

Anima Henn ist als Tänzerin in der freien Szene Münchens gut integriert. Sie hat mit unter­schiedlichen Choreograph*innen wie Stephan Herwig und Alina Belyagina gearbeitet. Als Choreographin hat sie erst einige kürzere Arbeiten vorgelegt und bewirbt sich nun um die Debütförderung für ein abendfüllendes Stück. „padam padam“ – der Titel referiert auf ein Chanson von Edith Piaf – ist thematisch, ausgehend von eigenen Traumerfahrungen und An­regungen aus dem Feld der Kunst und Mythologie, – etwas allgemein – in einer Welt des Traums, der surrealistischen Metamorphose angesiedelt. Bei „Hier=Jetzt“ 2023 hat Henn mit einem vierköpfigen Ensemble erste, vielversprechende Ergebnisse ihrer choreographischen Recherche präsentiert, die nun in ein Stück für zwei Tänzerinnen münden sollen. Als szeni­sches Element verwendet sie Reifröcke, die zugleich als choreographische Tools der Raum­definition und skulpturalen Körper-Erweiterung sowie überraschenden formalen wie assozia­tiven Verwandlung fungieren. Die Jury sieht hier die Chance der Erarbeitung einer individuel­len Tanzsprache in einer szenisch-atmosphärisch spannenden Produktion und empfiehlt, das Projekt mit einer Debütförderung in Höhe von 20.000,00 € zu unterstützen.

Jakob, Miriam: Geteilte Echos

In der installativen Tanz- Performance "Geteilte Echos" verhandelt Miriam Jakob die Verbin­dungen zwischen einem zerbrechenden Berg und dem menschlichen Körper. Im Pathos wird ein Miniatur-Berg zum Gravitationspunkt für vielschichtige Eindrücke über Krise und Resi­lienz, die die Choreographin rund um den Berg Hochvogel im Allgäu gesammelt hat, der real in naher Zukunft zerbrechen wird. Den Berg samt seiner Schwächezonen möchte die Cho­reographin nutzen, um über Wandlungsprozesse in der Ökologie und im Körper nachzu­den­ken und zu zeigen, wie der geologische Wandel auf eine unvorhersehbare Zukunft hinweist und die Zeitskalen der einzelnen menschlichen Leben überdauert. Die geologischen Bewe­gungen der brechenden Felsen bilden die Folie für Miriam Jakob, eine tanzkünstlerische Homologie der Spaltungen, der Risse und der Vulnerabilität zu entwerfen, in der Tanz, Miniaturberg und Jodelkunst vielversprechende Elemente beisteuern. Gleichzeitig verweist sie für ihr Vorhaben auf einen gemeinsamen Erfahrungsschatz zwischen Geologie und Mensch und stellt die Frage nach einem möglichen gesellschaftlichen Umgang mit der öko­logischen Krise im Laufe der Zeit. Das geologische Vokabular – Felsversagen, Schwäche­zonen, Hangbewegungen und Sedimentskaskaden – möchte sie dabei abwechselnd sowohl auf den Berg als auch auf ihren eigenen Körper übertragen und lässt damit auch sensorisch ernsthafte tanzkünstlerische Feldforschung erwarten. Als Grundlage entstand 2022 im Rah­men des interdisziplinären Projekts "Den Berg hören – Choreographien des Zerfallens" –gefördert von der Prozessförderung des Fonds Darstellende Kunst – ein experimentelles Hörspiel und ein Essay-Film über den zerfallenden Alpengipfel Hochvogel. Teil davon waren mehrere künstlerische Feldforschungsaufenthalte von Miriam Jakob im Allgäu zusammen mit ihrem Team. Das Debütprojekt erscheint der Jury künstlerisch vielversprechend und solide recherchiert, daher empfiehlt sie eine Förderung in Höhe von 19.940,00 €.

  • 2023
    Magdalena Hofmann; Marie Jacksch/Service not included; Fabian Maria Riess
  • 2022
    Jin Lee, Jan Struckmeier

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