Stipendien für Bildende Kunst

Das Kulturreferat vergibt jährlich sechs Stipendien als Förderung von Projekten in allen Bereichen der Bildenden Kunst.

Förderung für junge Künstler*innen

Die Landeshauptstadt München vergibt jährlich sechs mit jeweils 8.000 Euro dotierte Stipendien im Bereich Bildende Kunst. Ziel der Stipendien ist die Förderung von Münchner Künstler*innen am Anfang der Professionalität. Für die Bewerbung wird eine abgeschlossene, einschlägige akademische Ausbildung vorausgesetzt.

Eine vom Stadtrat berufene Jury bereitet einen Entscheidungsvorschlag vor. Der Stadtrat entscheidet aufgrund der Vorschläge der Jury in nichtöffentlicher Sitzung.

Eigenbewerbung ist erforderlich.

Stipendien für Bildende Kunst erhielten

Clara Laila Abid Alsstar, Kalas Liebfried, Jonghoon Im, Janina Roider, Patrik Thomas, Giulia Zabarella

Jurybegründungen
 

Clara Laila Abid Alsstar

Clara Laila Abid Alsstar versteht sich als Konzeptkünstlerin, Kunstvermittlerin,
Poesieaktivistin und Researcher. In ihren Arbeiten konzentriert sie sich mittels kreativer Textarbeit auf Aspekte von Social Justice und das Aufbrechen etablierter Strukturen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt derzeit in kollektiven Auseinandersetzungen, beispielhaft in ihrem künstlerisch-pädagogischen Projekt „Third Space: Disordering the Mess“, das sie 2020 gemeinsam mit Raphael Daibert, Mako Sangmongkhon und Claudia Lercher im Lenbachhaus München entwickelte.
Der Third Space versteht sich als Brücken- und Vermittlungskanal zwischen verschiedenen
communities of struggle – Akteur*innen im subkulturellen Kontext, die nach wie vor Diskriminierungserfahrungen machen und sich deutlich unterrepräsentiert sehen – und dem Museum, das nur als teilöffentlicher Kulturraum verstanden wird. Im Austausch mit verschiedenen Akteur*innen wurde bisher ein öffentliches und nichtöffentliches Programm entwickelt, das ein besonderes Augenmerk auf gesellschaftspolitische und machtkritische Perspektiven legte.
Im Folgenden soll nun, in Ablösung vom klassischen Museumsraum, ein erweiternder Fokus auf den Teil Disordering the Mess gelegt werden, wozu mit einem nicht-institutionellen Kunstraum zusammengearbeitet wird. Aus antirassistischen, queeren Perspektiven motiviert, ist das Anliegen die Etablierung und Stärkung postkolonialer kritischer Theorie und transdisziplinärer, dekolonialer/antiimperialistischer kritischer Praxis im kulturellen Bereich. Der Third Space möchte damit künstlerische und wissenschaftliche Formate positionieren: Die kollektiven Inhalte und Prozesse sollen durch Zines, Soundpieces, Filmmaterial und Texte sichtbar und durch eine Ausstellung und Paneldiskussionen zugänglich gemacht werden.

Kalas Liebfried

In seinem Projektvorhaben „Imperial Animism" setzt sich der Künstler Kalas Liebfried historisch-kritisch mit dem offen nationalistischen Bildhauer Fritz Behn auseinander, der Anfang des 20. Jahrhunderts gearbeitet hat. Mittels 3D-Scans, VR und Video sollen anhand der Tierplastiken des Künstlers die Verschränkungen ökologischer und rassistischer Ideologien des 20. Jahrhunderts verhandelt und damit zusammenhängenden Tendenzen der Gegenwart gegenübergestellt werden. Die geplante postkoloniale und anti-rassistische Vermittlungsarbeit via Audioguide lässt einen sensiblen Umgang mit der kontroversen Geschichte des Bildhauers und eine wissenschaftlich anspruchsvolle Aufarbeitung mit zahlreichen beteiligten Kooperationspartner*innen erwarten. Dazu wird eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Goethe-Instituten in ehemaligen deutschen Kolonien angestrebt. Die diversen bisherigen Projekte, die Kalas Liebfried realisiert hat, zeugen von hoher Professionalität und multidimensionalen Ansätzen. Auch historisch kritischen Themen widmete sich der Künstler bereits mit wohlüberlegter Vorgehensweise und notwendig sensibler Vermittlungsarbeit.

Jonghoon Im

Der koreanische Künstler Jonghoon Im fokussiert sich in seinem künstlerischen Schaffen auf die Darstellung von bedeutsamen Tieren und Pflanzen aus der Mythologie. Diese dienen ihm als Projektionsflächen für eine assoziative Auseinandersetzung mit dem Kreislauf des Lebens -  dem Werden und Vergehen. Mit großer Detailverliebtheit bearbeitet er diese Thematik ebenso in seiner Malerei und Zeichnungen wie auch in skulpturalen oder installativen Werken.
Auch in seinem aktuellen Projektvorhaben beschäftigt er sich mit genanntem Themenspektrum. Wesen aus der asiatischen und europäischen Mythologie werden zum Ausgangspunkt seiner künstlerischen Reflektionen. Dabei soll insbesondere das Motiv der Metamorphose durch 3D- Animationen und Modellierung dargestellt werden. Die unterschiedlichen Wesenszustände der Figuren und Objekte im Prozess der Wandlung sollen mit Hilfe von 3D-Druck-Verfahren und Gusstechnik auch plastisch realisiert werden. Analoge Zeichnungen und bildhauerische Arbeiten entstehen ergänzend dazu.
Mittels seiner hybriden Formensprache und seiner meisterhaften technischen Fähigkeiten im Umgang mit den unterschiedlichsten künstlerischen Medien gelingt es Im auf überzeugende Weise multimediale installative Gesamtkonzepte zu entwickeln.

Janina Roider

Die Künstlerin Janina Roider bewegt sich in ihren Projekten an der Schnittstelle von Realität und Fiktion. Getrieben von ihrem Interesse an gesellschaftspolitischen Fragestellungen, dem kritischen Abgleich von Selbst- und Fremdbild sowie dem Spiel mit weiblichen Rollenbildern hat sie sich bisher besonders der Malerei, genauer gesagt dem Porträt verschrieben. Seit einiger Zeit kombiniert sie immer stärker das malerische Handwerk mit digitaler Bearbeitung, und entwickelt so vielschichtige Bilderwelten von expressiver Strahlkraft. Die Meisterschülerin von Günther Förg durchleuchtet komplexe Themenbereiche und stellt dabei Fragen, die uns alle betreffen: Was macht mich als Person aus? Was bedeutet (mir) Erfolg? Wo stehe ich in dieser Welt? In dem Konzept ihres Projektvorhabens skizziert Roider den vielen Menschen innewohnenden Wunsch nach den sogenannten „15 Minuten Ruhm“. Dieser lässt sich – glaubt man den sozialen Medien – leichter denn je erreichen. In Form eines digitalen Experiments will die Künstlerin einen Avatar entwickeln, der ihren Jugendtraum, Musikerin zu werden, erfüllt. Ihren stets selbstreflektierten und zugleich humorvollen Umgang mit eigenen Identitätskonstruktionen führt Roider in dieser medialen Grenzüberschreitung auf eine neue Ebene der Transformation.

Patrik Thomas

Der Münchner Medienkünstler und Filmemacher Patrik Thomas hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Möglichkeiten des Mediums Film immer wieder auf unterschiedlichste Weise künstlerisch zu befragen. Zentral ist für ihn dabei die Frage, ob das Medium gesellschaftlichen Zusammenhalt und Toleranz stärken kann und inwieweit Film als kritisch-emanzipatorisches Werkzeug gesellschaftliche Bedeutung hat.
Angeregt durch diverse Auslandsaufenthalte in Portugal, Taiwan und Brasilien hat Thomas ein Konzept entwickelt, um mit Film auf spielerische Weise auch den Münchner Stadtraum zu erobern. Dabei haben ihn besonders die brasilianischen Cineclube-Initiativen inspiriert. Sein Ziel ist es, diese temporäre, selbstorganisierte Kinostruktur im öffentlichen Raum auch in München zu beleben.
Mittels eines mobilen Fahrradkinos, das sowohl als installatives, skulpturales Objekt funktioniert, wie auch als Raum für Experimente und Filmperformances mit mobilen Sitzgelegenheiten, möchte er den Münchner Stadtraum in ein Freiluftkino verwandeln. Dabei soll das Filmprogramm gesellschaftliche und lokale Fragen aufgreifen und das Medium Film wieder mehr als Teil des öffentlichen Diskurses verankern. Nicht zuletzt bietet Patrik Thomas mit dieser Initiative auch einen barrierefreien Zugang für Randgruppen und kunstfernes Publikum.

Giulia Zabarella

Giulia Zabarella beschäftigt sich in ihren aktuellen künstlerischen Forschungen mit der Analyse und Dokumentation der italienischen faschistischen Architektur und Stadtplanung als ästhetischem „Werkzeug“. Fragen danach, wie Monumentalbauten und Städte, die unter dem faschistischen Regime Mussolinis in den 1930er Jahren errichtet wurden, den heutigen Stadtraum und die Menschen, die ihn bewohnen, beeinflussen, geht sie künstlerisch nach.
Wo liegt die Trennlinie zwischen architektonischer Erhaltung und reaktionärem Konservatismus? Werfen faschistische Architekturen den Schatten einer unheimlichen Vergangenheit oder lassen sie sich als entpolitisierte, normalisierte architektonische Ruinen betrachten? Wie definieren sich Körper und Sprache in diesem Zusammenhang? Wie materialisiert sich politische Geschichte, und welche bewusste Beziehung haben die heutigen Bewohner*innen zu deren Ästhetik?

Für ihr Projektvorhaben „Materlinguae“ (AT) hat Giulia Zabarella ein schlüssiges Konzept entwickelt und plant eine Forschungsreise nach Mailand und Rom in mehreren Phasen, bei der unter anderem filmische und textliche Dokumentationen spezifischer Gebäude und ihrer Inschriften entstehen. Dieses und weiteres Material dient Zabarella als Grundlage für die Entwicklung einer performativen künstlerischen Arbeit, die in München aufgeführt werden soll, um darin nicht zuletzt die Wahrnehmung der nationalsozialistischen Architekturen der Stadt München zu konfrontieren und die Auseinandersetzung damit einmal mehr zu aktualisieren. Zabarella strebt dazu eine Zusammenarbeit mit dem NS-Dokuzentrum in München und dem Centrale Fies, einem Zentrum für darstellende Künste mit Sitz in Trentino-Südtirol, an.

Jurymitglieder

Luzi Gross, Lothringer 13 Halle
Dr. Eva Huttenlauch, Lenbachhaus
Christian Landspersky, Platform München
Karsten Löckemann, Sammlung Goetz
Mako Sangmongkhon, Lothringer13 Florida
Anna Wondrak, freie Kuratorin für zeitgenössische Kunst und Stiftungsberaterin

Frau Stadträtin Mona Fuchs, Fraktion Die Grünen-Rosa Liste
Herr Stadtrat Dr. Florian Roth, Fraktion Die Grünen-Rosa Liste
Herr Stadtrat Leo Agerer, Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER
Frau Stadträtin Ulrike Grimm, Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER
Herr Stadtrat Lars Mentrup, Fraktion SPD/Volt

  • 2021
    Beowulf Tomek, Janina Totzauer, Gülbin Ünlü und  Paul Valentin
  • 2020
    Samuel Fischer-Glaser und Angela Stiegler, Laura Leppert, Anna M. Pascó Boltà, Viola Relle und Raphael Weilguni
  • 2019
    Gretta Louw, Lorenz Mayr, Jonas von Ostrowski, Judith Neunhäuserer und Mathias R. Zausinger
  • 2018
    Elke Dreier, Stefan Fuchs, Lee JiYoun, Lena Policzka
  • 2017
    Timothy Bennett, Federico Delfrati, Zita Schüpferling, Carina Shoshtary
  • 2016
    Ben Goossens, Lukas Kindermann, Keiyona Constanze Stumpf, Verena Seibt & Thomas Splett
  • 2015
    Felix Leon Westner, Agnes Jänsch, Stefanie Hofer, Carsten Nolte
  • 2014
    Heike Jobst, Angela Stauber, Anja Uhlig, Lisa Katrin Winkler
  • 2013
    Ulrich Gebert, Esther Rutenfranz, Peter Weiss, Ralf Homann / Manuela Unverdorben
  • 2012
    Anuk Miladinović, Elisabeth Magdalena Reitmeier, Ulla Rossek, Franz Wanner
  • 2011
    Gürsoy Dogtas, Jadranka Kosorcic, Stefan Lenhart, Nina Annabelle Märkl
  • 2010
    Benedikt Gahl / Veit Kowald, Kaori Nakajima, Andreas Lang, Susanne Wagner
  • 2009
    Albert Coers, Daniel Permanetter, Christian Schnurer, Clea Stracke & Verena Seibt Anna McCarthy
  • 2008
    Veronika Dimke, Lisa Erb, Silke Markefka & Nikolai Vogel und Peggy Meinfelder
  • 2007
    Andrea Faciu, Lucia Falconi, Paul Huf und Alexander Steig
  • 2006
    Helen Britton, Christian Engelmann, Stefano Giuriati und Erika Krause
  • 2005
    Beate Engl, Gregor Passens, Stefanie Trojan, Valio Tschenkov
  • 2004
    Heike Döscher, Stefan Eberstadt, Jens Kabisch, Claudia Wieser
  • 2003
    Nevin Aladag, Tom Früchtl und Wolfgang Stehle, Michael Schrattenthaler, Stephanie Senge
  • 2002
    Petra Gerschner, Jürgen Heinert, Eva Leitolf, Martina Salzberger
  • 2001
    Loretta Lux, Stephanie Maier, Thomas Thiede, Friederike & Uwe
  • 2000
    Lela Budde, Angela Dorrer, Wolfgang Groh, Veronika Veith
  • 1999
    Burkard Blümlein, Pauline Schimmelpenninck, Ulrich Schmitt, Andreas Wutz
  • 1998
    Angelika Böck, Angelika Hoegerl, Julia Kissina, Ursula Rogg
  • 1997
    Sabine Fockner, Pia Lanzinger, Anna Leonie, Theda Radtke, Nevin Aladag (Leonhard– und Ida–Wolf–Gedächtnispreis)
  • 1996
    Christiane Dörrich, Rawle Harper, Sabine Haubitz, M + M
  • 1995
    Maria Buchner, Karl Fritsch, Sabrina Hohmann, Kristine Oßwald
  • 1994
    Stefan Becker, Zoltan Jokay, Michael Lutz, Martin Schmidt
  • 1993
    Roland Fischer, Iris Hackl, Michael Hauffen, Thomas Huber
  • 1992
    Anna Anders, Johannes Brunner&Raimund Ritz, Kay Winkler, Jess Walter
  • 1991
    Sabine Kammerl, Eva Ruhland, Hubertus von Skal, Stefanie Unruh
  • 1990
    Patricia London Ante Paris, Uwe Oldenburg, Bert Rückert, Pavel Schmidt
  • 1989
    Carola Heine, Gabi Höbel, Hans-Peter Porzner, Brigitte T.A. Tischler
  • 1988
    Doris Titze, Reiner Wiesemes, Wolfgang Achmann, Michael Kunze
  • 1987
    Michaela Melián, Johannes Muggenthaler, Haralampi (Harald) Oroschakoff, Alexandra Stadtbäumer
  • 1986
    Magdalena Jetelova, Michael Böhmer, Petra Linck, Angelika Bader ⁄ Dietmar Tanterl
  • 1985
    Aribert von Ostrowski, Svava Björnsdottir, Monika Huber, Anna Tretter
  • 1984
    Hubertus Reichert, Regine von Chossy, Christoph Drexler, Samuel Rachl
  • 1983
    Lali Johne–Honsell, Stephan Huber, Kuno Lindenmann, Ursel Lill–Stühler, Michael Eckle, Peter Casagrande, Joachim Jung, Rotraut Fischer, Horst Thürheimer, Herbert Rometsch
  • 1982
    Helmut Rieger, Michael von Cube, Albert Hien, Viktor Kraus, Lukas Duwenhögger, Peter Mell, Heiko Herrmann, Wilhelm Holderied, Rainer Silbereisen, Stephan Kern
  • 1981
    Hormtientong Somboon, Erhard Haller, Gerd Jäger, Alfred Görig, Jockel Heenes, Ingo Glass, Bodo Buhl, Reinhard Fritz, Franziska Ablinger, Angelika Hofmann
  • 1980
    Nikolaus Gerhart, Dieter Villinger, Marianne Lautensack, Hans Seeger, Hansfried Münchberg, Shirley Shilling, Barbara Henning, Cristine Gruber, Ralf Meyer–Ohlendorf, Otto Künzli

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