Pop-Programmförderung

Die Landeshauptstadt München fördert nicht-kommerzielle Konzertreihen und Musikfestivals aller Genres der Popmusik.

Pop-Programmförderung

Die Landeshauptstadt München vergibt insgesamt 90.000 Euro (vorbehaltlich der Beschlussfassung des Stadtrats im Dezember 2024 über den Haushalt der Stadt München für das Jahr 2025) an Mitteln für Programmförderung für nicht-kommerzielle Konzertreihen in kleineren Musik-Locations oder Off-Locations vergleichbarer Größe und Musikfestivals der Popmusik, die im Jahr 2025 stattfinden sollen. Es können Förderungen in Höhe von 10.000 Euro oder 15.000 Euro oder 20.000 Euro beantragt werden.

Mit dieser Förderung sollen sowohl Konzertreihen als auch Musikfestivals aller Genres der Popmusik gefördert werden, die sich insbesondere Programmen abseits des sogenannten Mainstreams widmen, und dabei Münchner Künstler*innen maßgeblich in das Programm miteinbeziehen.

Zur inhaltlichen Zielrichtung: Hier liegt ein breites Verständnis von Popmusik zugrunde – damit sind alle Genres der Popmusik wie beispielsweise Hip-Hop, Metal, Reggae, Techno, Blues und all ihren Subgenres jeglicher Ausprägung gemeint.

Eine Pop-Programmförderung erhielten

  • Die Projekte „Alternative Fakten Festival“ von Thomas Bauer, „KREW love“ von Axel Gunderman, KREW sowie „PICKNICK VOICES & NOISES“ von Stephanie Müller und Alligator Gozaimasu Kollektiv erhalten jeweils eine Förderung in Höhe von 13.000 Euro.

  • Die Projekte „Actionella“ von BetweenArt&People e.V. und „HipHop Conects“ von Taiga Trece erhalten jeweils eine Förderung von 8.000 Euro.

Jurybegründungen

Thomas Bauer: Alternative Fakten Festival

Mit Thomas Bauer und seinem „Alternative Fakten Festival 2024“ bedenkt die Jury einen für München sehr wichtigen Kopf der Popkulturszene. Im Münchner Nachtleben steht Bauer für die Subkultur wie kaum ein Anderer, veranstaltet seit Jahren regelmäßig Konzerte, Parties und Raves mit lokalen Protagonist*innen aus verschiedensten Strömungen, die gerne eigensinnig und ungewöhnlich sein dürfen und somit eindeutig im tiefen, dunklen Tal der Subkultur heimisch sind. Diesen bietet er nicht nur Raum und Zeit, um Ihre Kunst vorzuführen; er bannt sie auch auf Kassetten und Vinyl. Damit erstellt er Kataloge der Subkultur Münchens, die nach Verschwinden der oft temporären Bühnen noch Bestand haben. Im hier geplanten „Alternative Fakten Festival“ soll in München eine nachhaltige Plattform entstehen, die nicht nur eine große Bandbreite Münchner Bands präsentiert, sondern auch andere Disziplinen einbindet. So bietet sie den unterschiedlichen Strömungen Raum für Diskurse mit Workshops, Vorträgen und Lesungen und fördert eine Stärkung der Subkultur auf vielen Ebenen. Hervorzuheben ist die geplante Einbindung unterschiedlichster weiterer Kollektive Münchens im Festivalgeschehen - der Austausch und das gemeinsame Wirken zur Stärkung der Szene steht klar im Vordergrund. Das „Alternative Fakten Festival“ kann ein wichtiger Baustein für die weitere und hoffentlich hellere Zukunft der Münchener Subkultur sein.

Axel Gundermann, KREW: KREW love

Die Jury empfiehlt der vierteljährlich stattfindende Reihe "KREWnity" eine Pop-Programmförderung in Höhe von 13.000 Euro zuzusprechen. Als Münchens größtes HipHop-DJ-Kollektiv organisierten die Antragsteller*innen bereits in der Vergangenheit erfolgreich verschiedene musikalische Veranstaltungen und repräsentierten dabei alle vier Elemente des HipHop (Rap, DJing, (Break)dance, Graffiti/Streetart). Die Zielsetzung der geplanten Veranstaltungen umfasst faire und inklusive Ansätze. Das Format fördert die Vernetzung und den Austausch unter den teilnehmenden Künstler*innen. Besonders erwähnenswert sind die möglichen Veranstaltungstermine, für die symbolträchtige Daten gewählt wurden, wie beispielsweise der 8. Mai - Tag der Befreiung vom Faschismus/Nationalsozialismus oder der 30. Juli - Internationaler Tag der Freundschaft/Welttag gegen Menschenhandel. Bei der Auswahl des Veranstaltungsortes und der technischen Ausstattung werden Gebärdensprachdolmetscher*innen für Live-Rap und Induktionsschleifen für Schwerhörige berücksichtigt. Ein besonderes Augenmerk wird auf ein gendergerechtes Booking gelegt. Die Reihe spielt eine bedeutende Rolle mit zentraler impulsgebender Funktion in der Popkulturlandschaft Münchens. „KREWnity“ übernimmt Verantwortung und fungiert als tragende Säule in der Subkultursparte, indem der HipHop (der nicht immer und überall wertekonform handelt) als Medium zur Transformation genutzt wird. Die Jury wünscht viel Erfolg bei der Umsetzung der Reihe und empfiehlt den Mitgliedern des Münchener Stadtrats, der Projektförderung zuzustimmen.

Stephanie Müller und Alliato Gozaimasu Kollektiv: Festival „PICKNICK VOICES & NOISES“

Das Festival „Picknick Voices & Noises“ für experimentelle Pop-Musik des Alligators Gozaimasu Kollektivs stach aus dem Feld der Bewerbungen aus mehreren Gründen heraus. Die größtmögliche Diversität kreativen Schaffens aus verschiedensten Disziplinen trifft unter einem Dach bzw. unter freiem Himmel auf ein auch zufällig anwesendes Publikum. Ein Format das durch diesen Umstand alleine schon nur über eine Förderung umsetzbar sein kann. Im Festival-Kontext mit den bildnerischen Ausstellungen und Präsentationen kann die experimentelle Ausrichtung der musikalischen Komponenten auf ein größtmögliches Publikum treffen und so in der Breite eine Resonanz erzeugen - die Empfängerschaft wird erweitert. „Im Zweifel für den Widerspruch“ ist dabei ein zentrales Anliegen des Kollektivs - gerade in den scheinbar großen Unterschieden, in den unüberwindbar wirkenden Genregrenzen werden Partner*innenschaften gebildet und gefördert. Das traditionelle Hackbrett findet sich im Dialog mit Elektronischer Musik wieder.

Aber nicht nur Instrumente öffnen sich mit ihren spezifischen Klangwelten zueinander, es werden auch die räumlichen Gegebenheiten in musikalische Schwingungen übersetzt und eingebunden. Die Protagonist*innen, aber auch das Publikum werden eingeladen, gemeinsam abseits der Bühnen und des Alltags neue Klangwelten zu erkunden und selbst zu entwickeln. Grenzen, die in unserer Realität oft unüberwindbar scheinen, verschwimmen oder verschwinden - alles scheint möglich!

Schon die Parade zum Festival-Auftakt vom Hauptbahnhof zum Gelände dürfte eine Sogwirkung entwickeln, die auch im Zentrum der Stadt ein Zeichen setzt und die Menschen in die überaus bunte Welt des Alligators Gozaimasu einlädt, um dort vielleicht ganz neue Farben zu mischen.


BetweenArt&People e.V.: Actionella

Neue Frauen braucht das Land! Nach wie vor sind Musikerinnen auf Festivals stark unterrepräsentiert. Bei „Rock Am Ring 2022“ etwa lag der Anteil von weiblichen Künstlerinnen bei nicht einmal 5 Prozent! Das hieße in der Konsequenz, dass nahezu die Hälfte unserer Bevölkerung nicht gehört wird, künstlerisch „mundtot“ gemacht ist.

Ein eigenes Festival nur von und für Frauen existiert in München bisher noch nicht.           Unter anderem deshalb hat der Vorschlag von „BetweenArt&People e.V.“ die Jury überzeugt, mit „Actionella“ ein Festival zu etablieren, das sich sowohl an weibliche Netzwerke aber auch männlich gelesenen Zuschauern richtet

Ebenfalls konnte die Bandauswahl um Künstlerinnen wie Ebow, Dirty Red Bandanas oder Barska and The Factory inhaltlich und qualitativ überzeugen. Diese Künstlerinnen liefern ein leuchtendes Beispiel dafür, was Musik transportieren kann: wichtige Inhalte, die künstlerisch hochwertig dargeboten werden.

Aber die Macherinnen von „BetweenArt&People e.V.“ wollen auf dem Münchner Domagk-Gelände nicht nur lokale Künstlerinnen vorstellen. Der Blick nach Außen wird über Musikerinnen aus dem Iran und Afghanistan geschärft – also mit Musikschaffenden, deren Positionen und Haltungen noch viel dringender sichtbar werden müssen. Podiumsdiskussionen sollen zusätzlich dazu beitragen, ein Verständnis für die Situation und die Inhalte von Musikerinnen herzustellen, lokal wie global.

Weil die Jury sowohl von der thematischen als auch der inhaltlichen Herangehensweise überzeugt ist, empfiehlt sie eine Pop-Programmförderung in Höhe von 8.000 € an „BetweenArt&People“ zu vergeben. Das zweitägige Festival „Actionella“ wird das kulturelle Leben der Stadt München bereichern und Sichtweisen und Künstlerinnen fördern, die es verdient haben.

Taiga Trece: HipHop Conects

Taiga Trece ist eine der wenigen Musikerinnen in der Münchner HipHop Szene, sie rappt auf Deutsch und Spanisch – Mexiko und München sind ihr Zuhause. Taiga Trece ist klug, schnell, ziemlich eigenwillig, engagiert und kreativ. Unter dem Motto „HipHop baut Brücken“ steht die Veranstaltung, in der sie 2024 ihre Kulturdokumentation über die urbane Musikszene in Mexiko City "Urban Music- von München nach Mexiko City" zeigen will. Über eine anschließende Talkrunde sollen der Bezug und die Parallelen zwischen Münchner Musik- und urbaner Kulturszene in einen Kontext gebracht werden. Im Live-Teil kommen Münchner Acts auf die Bühne, die alle einen eigenen engagierten Ansatz mit einbringen: Boshi San & Roger Rekless, Gündalein & Kokonelle & Martin Lando, Taiga Trece mit Live Brass – Team Geil. Die Veranstaltung ist interkulturell, inklusiv und verbindend gedacht.

Die Jury ist sich einig - eine Veranstaltung, die in mehreren Dimensionen Aufmerksamkeit auf urbane Kulturthemen, verschiedene Sprachen, Engagement und das Verbindende in der Musik richtet und dazu den Blickwinkel des „Female Empowerment“ im Genre HipHop / Rap unaufgeregt miteinbringt - ist ein wichtiger Beitrag in der Münchner Kultur- und Veranstaltungslandschaft. Daher empfiehlt die Jury, dieses verbindende und inhaltlich mehrschichtige Veranstaltungsformat durch eine Pop-Programmförderung in Höhe von 8.000 Euro im Jahr 2024 zu fördern.

Jurymitglieder

Der Jury gehörten an: Rita Argauer (Süddeutsche Zeitung) Mehmet Birinci (Real München e.V.); Patrick Jung (Modular Festival); Alessa Patzer (Fachstelle Pop); Niko Strnad (Bang Bang! Concerts); Oliver Zilk (Altes Spital Viechtach) und aus dem Stadtrat Mona Fuchs (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste); Thomas Niederbühl (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste); Sabine Bär (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER); Ulrike Grimm, (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) sowie Roland Hefter (Fraktion SPD/Volt).

  • 2022

    „WahalaWahala Live Music & Talks von AfroDiaspora 2.0
    „Polyphonic Symphony – 2. Satz & 2nd Movement“ von Agency & UG
    „Giesing Is A Feeling“ von Wir in Giesing e.V. 
    „4NDREAS & Noise Raid präsentieren“ von 4NDREAS.Konzerte
    „Prater Sessions“ von Marcel Zoetl

  • Kulturreferat

    Abteilung 1
    Bildende Kunst, Darstellende
    Kunst, Film, Literatur, Musik,
    Stadtgeschichte, Wissenschaft

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