Olympiapark
Das Ensemble gilt als architektonische und landschaftsplanerische Ikone der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 2022 feiert der Olympiapark 50-jähriges Bestehen.

Auf dem Weg zum Welterbetitel
Der Olympiapark wurde zwischen 1967 und 1972 für die Austragung der XX. Olympischen Sommerspiele errichtet. Er entstand auf dem ehemaligen Oberwiesenfeld mit dem größten Münchner Trümmerberg des Zweiten Weltkriegs. Die architektonische und landschaftsplanerische Gestaltung des Olympiaparks orientiert sich an dem Leitbild fröhlicher, leichter und ungezwungener Olympischer Spiele.
Der Park
Der Olympiapark erstreckt sich über eine Fläche von etwa 290 Hektar. Die Architektur- und Parklandschaft mit den Hauptssportstätten und dem schwebenden Olympiadach bildet sein Zentrum. Hier verschwimmen die Grenzen von Innen- und Außenraum, von Architektur und Landschaft. Mit einbezogen sind die bereits vor den Sommerspielen bestehende Eissporthalle und der Olympiaturm. Auf der anderen Seite des Mittleren Rings befindet sich das Wohnviertel des Olympischen Dorfs mit dem ehemaligen Männerdorf und Frauendorf, der früheren Mensa und dem Ökumenischen Kirchenzentrum. Westlich des Olympischen Dorfes liegt die Zentrale Hochschulsportanlage, die zu den Sommerspielen als Trainings- und Vorbereitungszentrum genutzt wurde und heute Sportcampus der Technischen Universität München ist.
Planung nach dem menschlichen Maßstab
Behnisch und Partner gewannen den Architekturwettbewerb für den Olympiapark mit einem Entwurf, der sich an die Dachkonstruktion des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung von 1867 in Montreal anlehnte. Für die Architektur- und Parklandschaft des Olympiaparks und seiner Sportstätten bildete der menschliche Maßstab die Grundlage des Entwurfs, um nach antiken olympischen Idealen Sport, Kunst, Kultur und Architektur zusammen zu bringen. Die Gestaltung des Olympiaparks verzichtet daher bewusst auf Monumentalität und Pathos, wie sie sonst für große Sportstätten typisch sind. Stattdessen sind die Hauptsportstätten nach frühem olympischem Vorbild in das Gelände eingebettet und in Anlehnung an antike Sonnensegel mit einem transparenten Zeltdach überdeckt. Die langfristige Nachnutzung des Olympiaparks war wichtiger Bestandteil der Planung ebenso der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes zur Anbindung des Olympiaparks.
Welterbeverfahren
Die regionale Bedeutung des Olympiaparks ist seit seinem Eintrag in die Bayerische Denkmalliste 1998 erkannt. Weil der Olympiapark darüber hinaus internationale Strahlkraft besitzt, wurde von der Politik und Bürgerschaft schon lange auch eine Bewerbung zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste diskutiert. Das wohl prominenteste Gesicht der Befürworter der Welterbebewerbung war Münchens Alt-Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel. Er brachte 1972 die Olympischen Spiele nach München und übernahm 2016 die Schirmherrschaft des Vereins "Aktion Welterbe Olympiapark e.V.". 2018 befürwortete der Stadtrat die Bewerbung des Olympiaparks als UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 2019 läuft das formale dreistufige Evaluationsverfahren. Nachdem 2021 die deutsche Ebene erreicht wurde, wird die Kultusministerkonferenz den Vorschlag des Olympiaparks zusammen mit den Vorschlägen aller Bundesländer durch eine internationale Expertenkommission prüfen lassen. Im Jahr 2023 wird feststehen, ob der Olympiapark in die deutsche Vorschlagsliste aufgenommen wurde. Von der Vorschlagsliste werden voraussichtlich ab 2026 Welterbevorschläge sukzessive beim UNESCO-Welterbezentrum zur Evaluierung in Paris eingereicht. Im Laufe des Evaluationsverfahrens ist ausführlich zu begründen, dass der Olympiapark im internationalen Vergleich einen außergewöhnlichen universellen Wert besitzt und wie dieser Wert langfristig erhalten und geschützt wird.
Chronologie der Nominierung
Oktober 2021: Einreichung des Tentativantrags bei der Kultusministerkonferenz
September 2021: Beschluss des Ministerrats der Bayerischen Staatsregierung zur Weitergabe des Tentativantrags an die Kultusministerkonferenz. Mehr Infos hier
Juli 2021: Pressekonferenz zum Stand des Welterbeantrags und Vorstellung des Tagungsbands „Das moderne Erbe der Olympischen Spiele“ zur Dokumentation der internationalen ICOMOS-Konferenz von 2019.
August 2020: Einreichung der Interessensbekundung im Rahmen eines bayernweiten Bewerbungsverfahrens durch Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
November 2019: Internationale ICOMOS-Tagung "Das Erbe der Olympischen Spiele der Neuzeit. Historische Sportstätten zwischen Konservierung und Konversion" im Olympiapark
Oktober 2019: Einreichung der Vorbewerbung durch Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
April 2019: Informationsveranstaltung für Bürger*innen im Kulturhaus Milbertshofen. Zur Dokumentation
2018: Befürwortung der UNESCO-Welterbebewerbung durch den Stadtrat und Beauftragung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung mit der Vorbereitung. Zur Pressemitteilung . Zum Stadtratsbeschluss .
November 2017: Stadtratshearing zum UNESCO-Welterbe mit Expert*innen im Münchner Rathaus. Zur Dokumentation der Veranstaltung
Juni 2016: Petition der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft e. V. an die Stadtspitze zur Befürwortung der UNESCO-Welterbebewerbung des Olympiaparks
März 2016: Antrag von DIE LINKE und der ÖDP an den Stadtrat mit der Bitte, sich für eine Bewerbung des Münchner Olympiaparks in die Welterbeliste auszusprechen. Zum Antrag
2013: Beginn des Engagements der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft e. V. des Olympischen Dorfes für die Aufnahme des Olympiaparks in die Welterbeliste
Der Olympiapark im internationalen Vergleich
Am 7. und 8. November 2019 fand im Gästebereich des Olympiastadions die internationale ICOMOS-Tagung unter dem Motto "Das Erbe der Olympischen Spiele der Neuzeit. Historische Sportstätten zwischen Konservierung und Konversion" statt. Die Konferenz widmete sich der architektur- und sportgeschichtlichen Bedeutung olympischer Anlagen der Moderne. Unter dem Patronat des Altoberbürgermeisters Dr. Hans-Jochen Vogel stellten Expert*innen Olympische Stätten aus Asien, Nordamerika und Europa vor. Die Tagung bestätigte, dass die Aussagekraft des Münchner Olympiaparks weit über nationale Grenzen hinausreicht.
Veranstaltet wurde die Tagung von ICOMOS Deutschland und der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Landesgruppe Bayern der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL), dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Verein Aktion Welterbe Olympiapark.
Denkmalensemble Olympiapark

Der Olympiapark ist seit 1998 als Ensemble in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Der Olympiaturm, die Hauptsportstätten, das Olympische Dorf, das Ökumenische Kirchenzentrum, der U-Bahnhof Olympiazentrum als Teil der Olympia-U-Bahnlinie und der Olympiaberg mit Teilen der Landschaftsgestaltung sind außerdem Einzelbaudenkmäler.
Gestaltungshandbuch
Der Olympiapark ist ein Gesamtkunstwerk. Architektur, Landschaftsarchitektur, Design und visueller Kommunikation greifen auf einzigartige Weise ineinander und erzeugen eine Atmosphäre großer Leichtigkeit. Zugleich ist der Park hochkomplex und an vielen Stellen auch empfindlich. Um den Park als Gesamtkunstwerk langfristig in seiner Einzigartigkeit zu erhalten, hat die Stadt im Jahr 2015 ein Gestaltungshandbuch von der Projektgemeinschaft stauss processform / Auer Weber Architekten erarbeiten lassen. Das Handbuch erläutert zu den Themenbereichen Architektur, Landschaft, Kleinarchitekturen, Beschilderung, Farbe, Typographie und Zeichen gestalterische Intentionen und gibt fachliche Empfehlungen. Es bietet denjenigen Unterstützung, die mit einer gestalterischen Aufgabe im Olympiapark betraut sind und ist Leitfaden und Orientierungshilfe bei der Vorbereitung konkreter Planungen oder Wettbewerbe.
Rahmenplanung
Um den Olympiapark zu schützen und zugleich auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können, wurde eine landschafts- und stadtplanerische Rahmenplanung von mahl gebhard konzepte / sauerbruch hutton erarbeitet. Die Rahmenplanung dient einer langfristigen Perspektive für den Olympiapark und seine Umgebung.
Anliegen der Rahmenplanung ist es, die Qualität der herausragenden Gestaltung von 1972 zu sichern, Spielräume und Chancen aufzuzeigen, wo und wie der Olympiapark durch neue Grünflächen großzügig erweitert werden kann, den Park durch Fuß- und Radwege besser mit den umliegenden Quartieren zu verknüpfen und den Olympiapark als Sport- und Freizeitpark zu stärken und weitere nicht kommerzielle Angebote speziell für Kinder, Jugendliche und ältere Leute zu schaffen.
Die Rahmenplanung wurde im Oktober 2010 vom Stadtrat beschlossen und ist seitdem ein Leitfaden für alle Planungen im und am Park.
Grundlagenworkshop
Rahmenbedingungen und Ziele für die langfristige und nachhaltige Entwicklung des Olympiaparks wurden erstmals im Dezember 2005 durch einen Stadtratsbeschluss festgehalten. Hier geht es zum Beschluss .
Durch die Bewerbung Münchens um die Austragung Olympischer und Paralympischer Winterspiele 2018 ergaben sich mit dem Stadtratsbeschluss vom Mai 2008 neue Chancen für die nachhaltige Entwicklung des Olympiaparks als Sportstätte, Veranstaltungsort und (Nah-)Erholungspark. Hier geht es zum Beschluss .
Als erster Schritt wurde eine umfassende Materialsammlung von Keller & Damm Landschaftsarchitekten erstellt. Im Juli 2008 wurde ein Grundlagenworkshop durchgeführt. Der breit angelegte Teilnehmerkreis umfasste Vertreterinnen und Vertretern des Stadtrats und der Bezirksausschüsse, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der fachlich befassten Referate der Landeshauptstadt München und Experten aus den Bereichen Landschaftsarchitektur, Architektur und Städtebau, Denkmalpflege, Veranstaltungsorganisation, Ökologie und Klimaschutz, Olympiabewerbung sowie Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Eigentümer und Nutzer der Flächen und Anlagen im Olympiapark. Auf Basis fachübergreifender Diskussionen wurden Empfehlungen für das weitere Vorgehen erstellt, in einer Dokumentation zusammengefasst und im Dezember 2008 dem Stadtrat bekannt gegeben.
Erinnerung an das Olympia-Attentat

Die Olympischen Spiele wurden vom Attentat auf die israelische Mannschaft überschattet. Am 5. September 1972 überfiel die palästinensische Terrorgruppe „Schwarzer September“ das Wohnquartier der israelischen Sportler im Olympischen Dorf. In der Folge starben 17 Menschen - elf israelische Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf Terroristen. Das Attentat gilt vielen als Beginn des internationalen Terrorismus.
Eine erste Gedenktafel mit den Namen der ermordeten israelischen Sportler wurde 1972 in der Conollystraße 31 eingeweiht. Am 27. September 1995 wurde die Skulptur des Bildhauers Fritz Koenig mit dem Titel „Klagebalken“ aufgestellt. Auf dem Balken aus Flossenbürger Granit sind die Namen der Opfer eingemeißelt. Zum 45. Jahrestag des Olympia-Attentats wurde am 6. September 2017 der Erinnerungsort „Olympia-Attentat München 1972“ eröffnet. Der den Opfern gewidmete sogenannte „Einschnitt“ wurde nach Plänen des Architekturbüros Brückner & Brückner errichtet. Er informiert über die Opfer, den Hintergrund und Verlauf des Attentats, wie auch zu den Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.
Jubiläumsprogramm 50 Jahre Olympische Spiele
