Kultureller Ehrenpreis

Als höchste Anerkennung wird der Kulturelle Ehrenpreis vergeben. Er zeichnet Persönlichkeiten von internationaler Ausstrahlung für ihre besonderen Leistungen aus.

Für kulturelle oder wissenschaftliche Leistungen

Mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München, dotiert mit 10.000 Euro, wird seit 1958 jährlich eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung für ihre kulturellen oder wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet.

Der Preis wird vergeben an Menschen, die eine enge Verbindung zu München als Ort des Schaffens haben.
Eine Jury schlägt dem Stadtrat den Preisträger* oder die Preisträger*in vor. Eigenbewerbung ist nicht möglich.
Der Jury gehören an: Fünf Fachjurorinnen, gegebenenfalls der Preisträger* oder die Preisträger*in des Vorjahres, der Oberbürgermeister, der Kulturreferent und fünf Mitglieder des ehrenamtlichen Stadtrats.

Den Kulturellen Ehrenpreis erhielten

Jurybegründung

Als der Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur 1997 an der Ludwig-Maximilians-Universität gegründet wurde, winzig klein damals, ohne eigene Räume, da musste Michael Brenner noch selbst IKEA-Stühle besorgen, um überhaupt Seminare abhalten zu können. Brenner war gerade mal 33 Jahre jung und hätte eine Professur in den USA haben können. Stattdessen kam er, der in Weiden als Sohn zweier Holocaust-Überlebender aufgewachsen und zum Studium in die USA gegangen war, nach München zurück, was sich als großes Glück für diese Stadt erweisen sollte: Brenner baute den anfangs so kleinen Lehrstuhl zu einem der wichtigsten internationalen Orte für jüdische Geschichte und Kultur aus. Hier wurden Themen wie das jüdische Leben in Bayern oder die deutsch-israelischen Beziehungen grundlegend erforscht; es gab Ausstellungen etwa zur Frage, wie junge Jüdinnen und Juden nach 1945 in München aufwuchsen, und Tagungen zu jüdischem Humor oder 2000 Jahren jüdischer Geschichte in Italien. Eine Professur für Mittelalterliche Geschichte kam genauso dazu wie ein Zentrum für Israel-Studien, das Brenner nach dem Vorbild des Centers for Israel Studies der American University in Washington D.C. eingerichtet hat. Letzteres leitet er seit 2013 als Direktor.

Seinen unverwechselbaren Gestus hat Brenner im Grunde selbst beschrieben, als er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung in Bezug auf den grassierenden Antisemitismus sagte: „Man muss den richtigen Zugang zum Thema finden, indem man möglichst nicht mit dem Zeigefinger belehrt, sondern eher empathisch heranführt.“ Seine Bücher, Aufsätze und Monografien etwa zur Münchner Nachkriegsgeschichte oder der Ideengeschichte israelischer Selbstentwürfe wirken nie didaktisch oder trocken enzyklopädisch, im Gegenteil, Brenner ist ein so begnadeter Erzähler, dass die je beschriebene Welt aus den Seiten aufzuschweben scheint. Bücher wie die Kleine Jüdische Geschichte oder Geschichte des Zionismus wurden vielfach übersetzt und sind bis heute Longseller.

Auch international ist seine Arbeit längst maßgebend, und angesichts der aktuellen Ereignisse in Nahost, eines weltweit wiedererstarkenden Antisemitismus‘ sowie schon länger anhaltender Anfechtungen der Wissenschaften als aufklärerischem Fundament der Demokratie ist seine erhellende, stets besonnene historische Stimme wichtiger denn je.

Ebenso eindrucksvoll ist Brenners vielseitiges intellektuelles Engagement etwa als Internationaler Präsident des Leo Baeck Instituts, als Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften oder der American Academy for Jewish Research. Bereits 2014 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 2020 den Salo W. und Jeanette M. Baron-Preis.

Wenn er nicht gerade in den USA lehrt, den Vorsitz am Franz Rosenzweig Minerva Institut in Jerusalem innehat oder an Beiratssitzungen an etlichen Jüdischen Museen teilnimmt, kann man Michael Brenner regelmäßig mit dem Fahrrad durch den Englischen Garten radeln sehen, meist auf dem Weg zu seinem Institut, das kürzlich 25-jähriges Jubiläum feierte.

Mitglieder der Jury

Der Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dieter Reiter gehörten an: 

Kulturreferent Anton Biebl; Julia Fischer, Preisträgerin 2022; Dr. Meret Forster, Bayerischer Rundfunk;Dr. Holger Pils, Lyrik Kabinett; Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung; Michael Schleicher, Münchner Merkur; Dr. Franziska Stöhr, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung – und aus dem Stadtrat: Angelika Pilz-Strasser und Dr. Florian Roth, Fraktion Die Grünen-Rosa Liste; Beatrix Burkhardt und Ulrike Grimm, CSU mit FREIE WÄHLER und Julia Schönfeld-Knor, SPD/Volt-Fraktion.

  • 2022
    Julia Fischer
  • 2021
    Ingvild Goetz
  • 2020
    Hannah Schygulla
  • 2019
    Gerhard Polt
  • 2018
    Antje Kunstmann
  • 2017
    Günter Rohrbach
  • 2016
    Klaus Doldinger
  • 2015
    Herlinde Koelbl
  • 2014
    Werner Herzog
  • 2013
    Dr. Uwe Timm
  • 2012
    Prof. Dr. Jürgen Habermas
  • 2011
    Senta Berger
  • 2010
    Dieter Hildebrandt
  • 2009
    Frank Baumbauer
  • 2008
    Dietrich Fischer-Dieskau
  • 2007
    Loriot
  • 2006
    Ernst Maria Lang
  • 2005
    Tankred Dorst und Ursula Ehler
  • 2004
    Manfred Eicher
  • 2003
    Sir Peter Jonas
  • 2002
    Doris Dörrie
  • 2001
    Anne–Sophie Mutter
  • 2000
    Michael Krüger
  • 1999
    Rolf Boysen
  • 1998
    Dr. Rachel Salamander
  • 1997
    Joachim Kaiser
  • 1996
    Ulrich Beck
  • 1995
    Hans Werner Henze
  • 1994
    Hans Magnus Enzensberger
  • 1993
    Dieter Dorn
  • 1992
    Edgar Reitz
  • 1991
    Stefan Moses
  • 1990
    Konstanze Vernon
  • 1989
    Rupprecht Geiger
  • 1988
    August Everding
  • 1987
    Günter Bialas
  • 1986
    Dr. Alexander Kluge
  • 1985
    Maria Nicklisch
  • 1984
    Josef Henselmann
  • 1983
    Wolfgang Sawallisch
  • 1982
    Wolfgang Koeppen
  • 1981
    Peter Lühr
  • 1980
    Golo Mann
  • 1979
    Dr. Karl Rahner S.J.
  • 1978
    Carlos Kleiber
  • 1977
    Heinz Rühmann
  • 1976
    Professor Dr. Max Spindler
  • 1975
    Willi Daume
  • 1974
    Professor Toni Stadler
  • 1973
    Alexander Mitscherlich
  • 1972
    Werner Egk
  • 1971
    Wilhelm Hoegner
  • 1970
    Erich Kästner
  • 1969
    Gertrud von Le Fort
  • 1968
    Michelangelo Antonioni
  • 1967
    Adolf Butenandt
  • 1966
    Emil Preetorius
  • 1965
    Carl Orff
  • 1964
    Anna Freud
  • 1963
    Mies van der Rohe
  • 1962
    Fritz Kortner
  • 1961
    Karl Schmid-Rottluff
  • 1960
    Martin Buber
  • 1959
    Bruno Walter
  • 1958
    Werner Heisenberg

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