LGBTIQ* Seniorinnen und Senioren

Bewegte Leben – LGBTIQ* im Alter, Situation, Informationen, Angebote und Maßnahmen

Gesellschaftliche Situation und individuelle Biographien

Regenbogenfahne mit Text
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Regenbogenfahne mit Text

Ältere LGBTIQ* haben meist viel zu erzählen, ein „verzaubertes“ Leben liegt hinter ihnen, ihre Geschichten – die traurigen wie die schönen – sind Dokumente der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland und in München.

LGBTIQ*, die heute alt sind, haben ungleich schwierigere Bedingungen erlebt als jüngere. Sie erlebten zum Teil noch die Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus oder sind in ihrer Sozialisation dadurch geprägt worden. Auch ein Aufwachsen in der Nachkriegszeit, der sog. Adenauer-Ära, hat für sie ein erhebliches Maß an Tabuisierung und Diskriminierung ihrer Lebensform bedeutet. Diese Erfahrungen wirken sich in ihren individuellen Biographien und Lebensentwürfen aus.
Manche ältere LGBTIQ* haben sich aufgrund der gesellschaftlichen Diskriminierung ihr Leben lang darauf eingerichtet, eher im Verborgenen leben zu müssen. Obwohl dies heute nicht mehr in gleichem Maße nötig ist, ist es für die Betroffenen schwierig, erlernte Bewältigungsstrategien zu verändern. Hinzu kommt, dass diese Generationen durch die teilweise menschenverachtenden Stigmatisierungen während der Aids-Krise in den 1980er Jahren erneut Traumatisierung erfahren haben. Solch massive Diskriminierungserfahrungen verhindern oftmals ein offenes Auftreten und damit eine Teilnahme an einem öffentlichen lesbisch-schwulen-queeren Leben. Dadurch besteht eine erhöhte Gefahr von Alterseinsamkeit.
Ältere trans*, inter* und queere Personen kennen ähnlichen Erfahrungen und Probleme. Für sie stellen sich zusätzlich auch Fragen zur diskriminierungsfreien medizinischen und pflegerischen Versorgung im Alter.

"München unterm Regenbogen"
Angebote und Maßnahmen für ältere LGBT*

Im Jahr 2004 hat die Koordinierungsstelle die Studie  "Unterm Regenbogen - Lesben und Schwule in München" veröffentlicht, die schwerpunktmäßig auf die Lebenssituation älterer Lesben und Schwuler eingegangen ist.
In Folge wurden zahlreiche Maßnahmen und Angebote zum Thema Alter durchgeführt bzw. eingerichtet. Auch in der LGBTIQ*-Community Münchens haben sich (Selbsthilfe-)Angebote gebildet.
Das Sozialreferat der Landeshauptstadt München fördert und unterstützt diese Angebote ebenso wie die Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ*.

Beratungs- und Unterstützungsangebote für ältere LGBTIQ*

Münchner Aids-Hilfe e.V.

rosaAlter ist die Beratungs- und Vernetzungsstelle für lesbische, schwule, trans* und inter* Senior*innen.

Das Beratungsangebot richtet sich an LGBTI*- Senior*innen (50+), die in unterschiedlichen Fragestellungen rund um das Älterwerden Unterstützung benötigen.
Die vertrauliche Beratung kann per Telefon, E-Mail als auch im persönlichen Gespräch in der Beratungsstelle – oder sollte dies nicht möglich sein – auch zu Hause stattfinden.

rosaAlter ist gut vernetzt und hilft beim Aufbau eines individuellen Versorgungsnetzes und kooperiert mit Einrichtungen der Altenhilfe, den Sozialbürgerhäusern und weiteren Einrichtung innerhalb und außerhalb der LGBTI*-Community. Hier steht die Beratungs- und Vernetzungsstelle auch für Fortbildungen und Fachberatung zur Verfügung.

Außerdem ist rosaAlter Ansprechpartnerin, wenn sich (Selbsthilfe-)Gruppen für LGBTI* im Alter gründen möchten und ggf. Begleitung benötigen. (z.B. Gruppe für schwule Witwer, Literaturkreis, etc.) oder vermittelt Nachbarschaftshilfen.

rosaAlter
Lindwurmstr. 71
80337 München
Telefon: (089) 54 333 -119, -120 oder -124
E-Mail: info@rosa-alter.de

Telefonische Sprechzeiten:
Montag: 10–13 Uhr
Mittwoch: 13–17 Uhr

In München gibt es 32 Alten- und Service-Zentren. Das Konzept der ASZ, das bundesweit einmalig ist, verknüpft präventive und versorgende Angebote.

Das ASZ Isarvorstadt im Glockenbachviertel heißt LGBTIQ*-Senior*innen besonders Willkommen. Es ist mit der LGBTIQ*-Community gut vernetzt und verbunden. Für die regelmäßigen Besucher*innen stellt das ASZ ein kleines Stück Heimat für ältere Lesben und Schwule dar.

Neben allen Angeboten die die Alten und Service-Zentren in München haben sind im ASZ Isarvorstadt explizite Freizeitveranstaltungen für die LGBTIQ*-Community (wie z.B. die Bunte Runde, die Fitnessgruppe für ältere Schwule, LGBTIQ*-Badespaß im Müller‘schen Volksbad, etc.) auf dem Programm.

Alten- und Service-Zentrum Isarvorstadt
Hans-Sachs-Straße 14
80469 München
E-Mail: asz-isarvorstadt@​caritasmuenchen.de

Telefon: (089) 23 23 988 40

Nach einer Informationsveranstaltung zum Thema Lesben im Alter, hat sich 2011 der LesbenSalon gegründet um Räume und Strukturen zu schaffen, die die Identität älterer lesbischer Frauen nicht in Frage stellen, sondern anerkennen und stärken.

Seither trifft sich der LesbenSalon einmal im Monat um sich auszutauschen, um gesellschaftspolitische-und FrauenLesben-Themen zu diskutieren. Als feministische, lesbische Seniorinnen nehmen sie aktiv teil am politischen und kulturellen städtischen Leben Münchens

Der LesbenSalon trifft sich auch für gemeinsame Freizeitunternehmungen wie Spiele-, Lese-, Kino- oder Theaterabende.

Die Frauen des LesbenSalons stehen ein für die Sichtbarkeit lesbischen Lebens, machen sich stark für gleiche Rechte für alle Frauen und fordern ein Ende der Diskriminierung aller gesellschaftlich benachteiligten Menschen und Gruppen.

Der LesbenSalon trifft sich jeden 4. Donnerstag im Monat um 19 Uhr in der Lindwurmstr. 71.

Neue Frauen sind immer willkommen!
Interessentinnen können sich bei rosaAlter unter Telefon: (089) 54 333-119 oder Mail: info@rosa-alter.de vorab erkundigen oder sich an den Veranstaltungsabenden bereits ab 18:45 Uhr vor Ort über Entstehung, Ziel und den aktuellen Stand informieren.

LesbenSalon

Die Gruppe „Gay & Gray“ besteht seit 2002 und ist eine eigenverantwortliche (Selbsthilfe-)Gruppe im Sub e.V. Sie bietet älteren Schwulen - egal ob Single oder mit Partner - eine Alternative zur jugenddominierten Szene.

„Gay & Gray“ möchte Gegenwart und Zukunft mitgestalten. In der Gruppe treffen sich aufgeschlossene Männer im Alter zwischen 40 bis weit in die 70er Jahre zum Austausch.

Die Gruppe trifft sich jeden Montag ab 19.15 Uhr im Sub.

Gay & Gray München
c/o Sub e. V.
Müllerstraße 14
80469 München
Tel.: 089 / 38012185 (AB)
Mail: info@gayandgray.org

Die Gruppe „Weiterreden“ ist offen für alle lesbisch lebenden Frauen*, gleich welchen Alters und Hintergrunds. Hier wird über persönliches und Lesbenpolitisches geredet.
Dabei steht folgende Haltung im Vordergrund:
Wir reden: Zwanglos. Ergebnisoffen. Ratlosigkeit darf sein. Ungewöhnliche Betrachtungsweisen sind eine Bereicherung. Über generationenübergreifende Gespräche freuen wir uns. Wir hören einander zu. Wir lassen einander ausreden. Wir gehen aufeinander ein. Wir respektieren einander. Was wir voneinander erfahren, bleibt im Raum und wird nicht weitererzählt.

Die Gruppe wird moderiert und trifft sich monatlich bei rosaAlter/Tagungszentrum der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstraße 71.
Nächsten Termin bitte bei rosaAlter erfragen.
Tel: (089) 54 333-120, info@rosa-alter.de

Weiterreden

An jedem ersten Sonntag im Monat treffen sich Frauen* im LeTRa-Zentrum zum Brunch.
Beim Buffet aus selbst mitgebrachten Speisen (gerne auch vegetraisch) neuen und bekannte Gesichter treffen, ratschen und schlemmen. Weitere Infos im Programm bei LeTRa.

rosaAlter begleitet, vermittelt und koordinierte die „Nachbarschaftshilfe unterm Regenbogen“.

Diese bietet beispielsweise Begleitung zum Arzt und zu Freizeitaktivitäten, Unterstützung beim Einkaufen und anderen Dingen des Alltags, die nicht so gut von der Hand gehen.

Das „Schwule Patenprojekt“ ist ein soziales Unterstützungsangebot für ältere schwule Männer. Es wird von der Beratungsstelle des Sub e.V. angeboten und bietet Besuchs- und Begleitdienste an. Die Paten werden durch die Beratungsstelle des Sub geschult, unterstützt und koordiniert.
Die Entwicklung wurde durch das Sozialreferat und die Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTI* unterstützt. Das Patenprojekt ist ein Angebot, das der Isolation, Einsamkeit und Unsicherheit im Alter begegnen soll

Wer einen Paten sucht oder selbst Pate werden möchte wendet sich an die Beratungsstelle für schwule Männer des Sub e.V.

Die Münchner Aids-Hilfe / rosaAlter bietet seit 2009 eine barrierefreie Wohnung für eine Wohngemeinschaft für ältere schwulen Männer.

Zum Anspruch der Wohngemeinschaft gehört es auch mit zunehmendem Alter selbstverständlich schwul leben zu können und das Leben selbstbestimmt zu gestalten, auch wenn bereits oder später Hilfe und Unterstützung benötigt wird.

Eine weitläufige, szenenahe Wohnung mit Wohnküche, Wohnzimmer und Balkon und den sieben vorhandenen Einzelzimmern mit eigenen Bädern in der Lindwurmstraße soll dies bieten.

 

Das Interesse an alternativen Wohnformen ist in den letzten Jahren stetig angewachsen, nicht nur bei potenziellen Bewohner*innen, sondern auch bei Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik.

Auch in München haben sich autonome Frauenwohnprojekte gegründet, also Projekte, die von Frauen initiiert und realisiert wurden, die sich explizit auf die autonome Frauenbewegung beziehen und/oder bei denen der „Autonomiegedanke“, also das Ziel, Wohnraum „in Frauenhand“ oder für das Leben in Frauenbezügen zu schaffen, im Vordergrund steht und die sich in ihrer Zielsetzung an Frauen unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichen Lebenssituationen beziehen.

Auf Frauenwohnprojekte.de findet sich eine Übersicht über bundesweite Projekte und auch die in Münchner Wohngenossenschaften, die sich auch explizit an lesbische Frauen wenden.

Die Münchner Aids-Hilfe hat seit langem eine hohe Expertise für die Begleitung von Menschen in Wohnprojekten sowie im eigenem Wohnraum. Die Bewohner*innen sind bunt gemischt und kommen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, sprechen alle Sprachen dieser Welt und haben die verschiedensten sexuellen und geschlechtlichen Identitäten.

Dabei begleitet das Team des Betreuten Wohnen Menschen bei der Bewältigung der individuellen Herausforderungen und Hürden wie Krisen, Diskriminierungserfahrungen und Ängste, Krankheiten, fehlende Perspektiven, Armut, Isolation und vielem mehr.

Das Angebot richtet sich an Menschen aus der Münchner LGBTI*-Community, die längerfristig intensive psychosoziale Begleitungen suchen. Bei geringem Einkommen übernimmt der Sozialleistungsträger die Kosten.

Das Queer Quartier Herzog*in liegt im Stadtteil Sendling direkt am Herzog-Ernst-Platz. Es bietet älteren LGBTIQ*-Menschen Raum für ein selbstbestimmtes Leben im Alter und diversitätssensibler Unterstützung im Bedarfsfall.

Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen MÜNCHENSTIFT und Münchner Aids-Hilfe. Es wird gefördert durch das Sozialreferat.

Sie interessieren sich für das Selbstständige Wohnen im Queer Quartier Herzog*in?

Bei der Münchner Aids-Hilfe können Sie sich melden, wenn Sie sich für ein Appartement anmelden möchten.
Queer Quartier Herzog*in
Radlkoferstraße 14
81373 München
queerquartier@muenchner-aidshilfe.de
089 - 54333127

LGBTIQ*-Öffnung der stationären Altenhilfe

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Münchenstift

Pilotprojekt zur Öffnung der stationären Altenhilfe
Leben wie Sie lieben – auch im Alter!

Der Münchner Stadtrat hat 2013 das Sozialreferat in Zusammenwirken mit der Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ* beauftragt, ein Konzept zur Öffnung der vollstationären Langzeitpflege für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBTIQ*) zu entwickelt. In Zusammenarbeit mit vielen LGBTIQ*-Communityeinrichtung und der Kooperationspartnerin MÜNCHENSTIFT GmbH wurde ein vierjähriges Pilotprojekt entwickelt und umgesetzt.

Die erfolgreiche Umsetzung und der Erkenntnisgewinn aus den Erfahrungen in den Projekthäusern der MÜNCHENSTIFT GmbH wurde dokumentiert, evaluiert und anderen Trägern zur Verfügung gestellt.

Der Stadtrat stellt weiterhin Gelder zur Verfügung um die Öffnung der vollstationären Pflege für LGBTIQ* in München weiter voran zu bringen.

Leben wie Sie lieben – auch im Alter! Projektdokumentation

Wir haben noch viel vor – Vier Jahre Öffnung für LGBT* bei der MÜNCHENSTIFT

Ältere Personen im Gespräch.

Alten- und Service-Zentren - Wegbegleiter im Alter

In München gibt es 32 Alten- und Service-Zentren. Das Konzept der ASZ, das bundesweit einmalig ist, verknüpft präventive und versorgende Angebote. Beratung durch Fachkräfte und konkrete Hilfen für alle älteren Menschen im Stadtteil und deren Umfeld.
ASZ in München

Alter und Pflegebedarf

Sie wollen für den Pflegefall vorsorgen? Oder Sie brauchen jetzt Unterstützung?
Beratung und Angebote der Landeshauptstadt München im Überblick.
Alter und Pflege

"Die Verzauberten" - Gesichter und Geschichten alter schwuler Männer

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Foto: Susie Knoll

Die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen – jetzt: Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ* - und das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum Sub e.V. haben gemeinsam eine Fotoausstellung konzipiert, in der Portraits und Lebensgeschichten schwuler Senioren gezeigt werden.
Die eindrucksvollen Portraits stammen von der Fotografin Susie Knoll, München.
Ergänzt wird die Ausstellung von geschichtlichen Informationen über schwules Leben in München, die dankenswerter Weise vom Forum Queeres Archiv München e.V. zur Verfügung gestellt bzw. von der Koordinierungsstelle erarbeitet wurden.