Souverän, modern, nachhaltig: 10 Jahre Rechenzentrum München
Seit zehn Jahren sorgt das städtische Rechenzentrum für Stabilität, Sicherheit und digitale Unabhängigkeit. Zum Jubiläum gibt es einen Blick hinter die Kulissen.
Vom Stadtratsbeschluss zum modernen Datacenter
Bereits im Jahr 2011 fasste der Münchner Stadtrat einen zukunftsweisenden Beschluss:
Die Stadt sollte ein eigenes Rechenzentrum erhalten – energieeffizient, hochverfügbar und unter kommunaler Kontrolle. Die Planung begann und der Bau startete 2012 in Moosach. Im Juni 2015 wurde das Gebäude an den städtischen IT-Dienstleister it@M übergeben, der auch den Qualitätssicherungsprozess übernahm. Im Dezember desselben Jahres gingen die ersten produktiven Server in Betrieb.
Zukunftssicher durch digitale Souveränität

Was das Rechenzentrum besonders macht, ist seine Rolle als Garant digitaler Selbstbestimmung. Die digitale Souveränität ist ein zentrales Anliegen für die Stadt München, um die Sicherheit und Integrität der städtischen Daten und Dienstleistungen zu gewährleisten.
Eine Abhängigkeit von großen internationalen Technologieunternehmen birgt Risiken, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Sicherheit und Verfügbarkeit. Daten, die außerhalb der eigenen Kontrolle gespeichert werden, können anfällig für Missbrauch oder unbefugten Zugriff sein.
Das Rechenzentrum des städtischen Eigenbetriebs it@M spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem es eine sichere, flexible und innovative IT-Infrastruktur bereitstellt. Durch die Förderung lokaler Lösungen und die Minimierung von Abhängigkeiten wird München in der Lage sein, auch in Zukunft den Bedürfnissen seiner Bürger*innen gerecht zu werden.
Die Daten der Stadt und ihrer Bürger*innen bleiben lokal gespeichert und verarbeitet – unter städtischer Hoheit. Dadurch wird nicht nur die Datenschutz-Grundverordnung eingehalten, sondern auch die Sicherheit, Flexibilität und technische Weiterentwicklung kontrolliert gesteuert.
Zum 10-jährigen Bestehen gratuliere ich herzlich. Unser Rechenzentrum spielt eine wesentliche Rolle für Münchens digitale Souveränität. Natürlich nutzen auch wir Cloud-Dienste. Aber unsere eigene Infrastruktur ermöglicht höchste Sicherheitsstandards für Daten und vor allem ein Stück Unabhängigkeit.
Klimafreundlich und energieeffizient
Münchens Rechenzentren zeigen, wie moderne Technik und kluge Planung zu einem nachhaltigen Betrieb führen.
Die Serverräume werden unter Nutzung von Fernkälte (Brunnenkühlung) gekühlt. Dieses System nutzt die im Erdreich gespeicherte Kälte, um die Temperatur von Serverräumen effektiv zu regulieren. Dabei wird Grundwasser aus einem Brunnen entnommen, durch Wärmeübertragungssysteme geleitet und anschließend wieder in den Boden zurückgeführt.
Damit erfüllt der Betrieb des Datacenters schon heute die Anforderungen, die auf Bundesebene erst für 2030 formuliert sind. Gleichzeit ist die Nutzung von Fernkälte besonders nachhaltig. Sie reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und trägt zur Senkung des CO2-Ausstoßes bei.
So leistet München einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz – und spart gleichzeitig Betriebskosten.
Ausfallsicherheit mehrfach bewiesen

Die Mitarbeiter*innen des Rechenzentrums simulieren regelmäßig einen möglichen Stromausfall um die Ausfallsicherheit zu testen. Bei einem Ausfall am 5. Februar 2025 zeigte sich dann auch unter realen Bedingungen, wie stabil die Sicherheitssysteme funktionieren.
Gegen 13:25 Uhr fiel in München die öffentliche Stromversorgung plötzlich aus, von dem der ganze Stadtteil Moosach betroffen war. Auch am Rechenzentrum der Stadt München brach ohne Vorwarnung die externe Versorgung über das Mittelspannungsnetz weg.
Daraufhin lief sofort die automatische Sicherheitskette an, so wie sie für einen solchen Fall vorgesehen und ausgelegt ist. Die unterbrechungsfreie Stromversorgung überbrückte in Millisekunden den Ausfall, ehe die Notstromgeneratoren ansprangen. Beinahe eine Stunde lang befand sich das Rechenzentrum in einem sogenannten Inselbetrieb, in dem die Dieselaggregate autark Strom erzeugten. Die IT-Hardware in den Serverräumen hatte von allen Maßnahmen nichts mitbekommen und konnte störungsfrei weiter betrieben werden.
Für die Stadt ein eindrucksvoller Beweis: Das Rechenzentrum ist auch in Krisensituationen voll einsatzbereit.
Technisches Rückgrat der Verwaltung

it@M betreibt mit dem Redunanzzentrum in Aschheim zwei identische IT-Infrastruktur-Landschaften, die im Active-Active-Betrieb laufen.
Bei einem Komplettausfall eines Standortes würde ein automatischer Failover-Mechanismus zum Tragen kommen, in dem alle virtuelle Server in das noch laufende Rechenzentrum verschoben werden. Dieses Prinzip stellt sicher, dass städtische Dienste stets verfügbar bleiben – egal, was passiert.
Aktuell betreibt das Rechenzentrum rund 33.600 virtuelle Prozessoren (CPU) und stellt 384 Terabyte Arbeitsspeicher (RAM) für schnelle Datenverarbeitung bereit.
In über 5.900 virtuellen Maschinen laufen zentrale Anwendungen der Stadtverwaltung – von der Bauaufsicht über das Sozialreferat bis hin zu digitalen Bürgerservices.
Der Speicherplatz umfasst mittlerweile 1,2 Petabyte, also über eine Million Gigabyte.
Imposant ist auch die Zahl für die mögliche elektrische Leistung mit ca. 1,7 MW oder die Gesamtlänge von 85.600 m für das Leitungsnetz Starkstrom bis 16 mm2.
Und nicht zuletzt sorgen für die Sicherheit der Gebäude umfassende, zentrale Überwachungssysteme per Video, Meldetechniken, 24/7 - Sicherheitsdienste und strenge Zutrittskontrollen.
Digitale Zukunft mit Haltung
Zehn Jahre nach der Inbetriebnahme ist das Fazit klar: Das Rechenzentrum ist nicht nur ein technisches Gebäude, sondern Ausdruck einer Haltung.
Die Stadt München übernimmt Verantwortung – für Datenschutz, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit im digitalen Raum. Sie zeigt, dass moderne Verwaltung nicht nur effizient, sondern auch wertebasiert sein kann.