Von Wiederverwertung zu Zero Waste
Ein neues Ranking zeigt München bundesweit an der Spitze beim Kauf von 2nd Hand Elektronik. Das passt zu Münchens Ziel, Zero Waste-City zu werden.
München #1 beim Kauf von 2nd Hand-Elektronik
Das beste Handy ist eines, das nicht eigens produziert werden muss. Jedenfalls mit Blick auf Umwelt und Klima. Es sieht aber schon anders aus, wenn das Smartphone „refurbished“ ist*. Damit bleiben nicht nur seltene Erden im Kreislauf, sondern das Gerät ist auch deutlich günstiger zu haben. Oft hat es sogar trotzdem eine Garantie.
In München gibt es die meisten Konsument*innen, die diese Win win-Situation bei Elektroartikeln nutzen und wiederaufbereitete Elektronikgeräte kaufen. Das meldet die Plattform asgoodasnew, die ihre Verkäufe nach Ort und im Verhältnis zur Bevölkerungszahl auswertet. In ihrem neuesten „Refurbishment Atlas“ liegt München bundesweit an der Spitze. Eine*r von 68 Münchner*innen hat in den letzten fünf Jahren 2nd Hand Elektronik gekauft.
Städtische Strategie
Doch Unterhaltungselektronik ist nur ein Anfang. So will die Stadt München mit einer umfassenden Strategie in den nächsten Jahren Zero Waste City werden. Unter dem Motto „Null Verschwendung“ soll etwa die Restmüllmenge bis 2035 um 35 Prozent sinken. 2019 lag sie bei 460 Kilogramm pro Einwohner*in im Jahr.
Insgesamt 40 Maßnahmen koordiniert die Zero Waste-Fachstelle, die im Kommunalreferat angesiedelt ist. Neben Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bürger*innen adressiert das Programm etwa den Bausektor, Bildungseinrichtungen, Gewerbetreibende und die Stadtverwaltung.
In der Wirtschaftsförderung beobachten wir, dass auch die Nachfragen von Unternehmen nach zirkulären Prozessen zunehmen, denn hier lassen sich enorme Geschäftspotenziale freisetzen.
Zirkularität als Kostenfaktor
Wenn es gilt, die Potenziale von Weiter-/Neunutzung („Reuse“) und Zirkularität auch für die Wirtschaft zu erschließen, setzt die Münchner Wirtschaftsförderung etwa auf Modellprojekte, die geprüfte Maßnahmen für Wirtschaftsbereiche und Branchen zeigen.
Im Bereich Elektrogeräte läuft hier etwa ein Beratungsprojekt, um im B2B-Bereich am Lebenszyklus-Ende von Geräten eine wirtschaftliche Produktrückführung mit einem Unternehmen zu erproben.
Weitere Synergien und innovative Prozesse verspricht eine verstärkte Integration von Zero Waste in das Innovationsökosystem. Im Innovations- und Gründungszentrum für nachhaltige Lösungen urbaner Herausforderungen, dem Munich Urban Colab, geht es in den verstärkten Austausch mit Münchens Startup-Szene.
Elektro-Schrott minimieren: Hier ist die Stadt aktiv
Einige Beispiele zeigen, wo in München schon viel zur Wiederverwertung beigetragen wird, und wo zukünftige Schwerpunkte liegen sollen.
Als zentraler Player hat der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb AWM, als Eigenbetrieb der Stadt, hier eine gewichtige Rolle. Diese baut der AWM mit seinem Reuse-Hub, der „Halle 2“ weiter aus. So hat die Halle 2 neu bereits zwei „Pop ups", einen davon mobil, wo Münchner*innen nicht mehr gebrauchte, aber funktionsfähige Elektrogeräte abgeben können. Diese unterlaufen beim AWM eine Funktionsprüfung und werden dann wieder verkauft. > Mehr
Um zugleich Alt-Geräte gezielt zu sammeln und das Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu steigern, hat die Zero Waste-Fachstelle bereits zum zweiten Mal einen Sammelwettbewerb mit zehn Münchner Schulen durchgeführt. Beim E-Waste-Race 2024 wurden insgesamt 6.468 Teile E-Schrott gesammelt, sachgerecht entsorgt oder wenn möglich für den Wiederverkauf aufbereitet. Das E-Waste Race ermöglicht Umweltbildung im Wettbewerb und bewirkt nachweislich positive Verhaltensänderungen mit Strahlkraft auf die Familien sowie beteiligte Haushalte.
Weitere Maßnahmen werden folgen, denn der Stadtrat hat im April 2024 die auf den Bereich der Altgeräte fokussierte Re:lektrostrategie*** verabschiedet, die auch neue Vorgaben der EU einschließt. Für die Handlungsfelder Beschaffung, Sammlung, Wiederverwendung, Innovation/Förderung sowie Information und Netzwerk wird die Stadtverwaltung im Bereich Zero Waste und Elektro-Kleingeräte über die unterschiedlichen Fachreferate hinweg rund 20 Maßnahmen strategisch angehen.
* Von Refurbishment spricht man, wenn gebrauchte Unterhaltungselektronik (Smartphones, Laptops, Tablets usw.) durch ein professionelles Verfahren wieder in einen Zustand „wie neu” versetzt werden.
** Für die Analyse hat asgoodasnew die Anzahl eigener Bestellungen nach Postleitzahl in Deutschlands Städten untersucht. Die Daten umfassen den Zeitraum vom 1. Januar 2019 bis zum 24. Juni 2024 und wurden auf Basis aktueller Einwohnerzahlen der Städte umgerechnet.
*** Re:lektroStrategie der Landeshauptstadt München zur längeren Verwendung und optimierten Sammlung von Elektrokleingeräten (24.4.24)