Wissenschaftliche Studien zu Themen des Rassismus

Zu Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit

Wissenschaftliche Studien

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Grafik "München Monitor" Text: München Monitor Executive Summary - Facetten von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Demokratiezufriedenheit und Diskriminierungserfahrungen in München

Die Arbeit der Fachstelle für Demokratie orientiert sich an den aktuellsten Erkenntnissen der sozialwissenschaftlichen Forschung. Maßgebliche Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen und Strategien gegen demokratie- und menschenfeindliche Tendenzen in München ist das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Anspruch und Ziel der Fachstelle für Demokratie ist es, alle Formen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gleichermaßen in den Blick zu nehmen, ohne dabei die spezifischen Aspekte und Hintergründe der einzelnen Themen und Herausforderungen auszublenden.

In regelmäßigen Abständen schärft die Fachstelle für Demokratie auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschungsarbeiten ihre Handlungsansätze und Maßnahmen. In der Vergangenheit wurden sozialwissenschaftliche Studien u.a. zum Thema „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in München“, „Nichtwähler*innen“ oder zum Attentat auf das Olympia-Einkaufszentrum, zum Thema „Hasskriminalität in München“ durchgeführt. Ab dem Jahr 2021 werden im Rahmen des „München-Monitors“ in regelmäßigen Abständen Daten zu menschenfeindlichen Einstellungen und Diskriminierungserfahrungen in München erhoben.

Eine Zusammenstellung bisheriger und aktueller Forschungsarbeiten, die im Auftrag der Fachstelle für Demokratie durchgeführt wurden, finden Sie hier:

Junge jüdische Perspektiven auf Antisemitismus: Neue Studie veröffentlicht

Die städtische Fachstelle für Demokratie hat heute unter dem Titel „Zwischen Verstecken und Flagge zeigen. Junges jüdisches Leben in München und Antisemitismus-Erfahrungen vor und nach dem 7. Oktober“ im Rahmen eines Stadtratshearings eine aktuelle wissenschaftliche Studie im Münchner Rathaus vorgestellt. Die Studie der Frankfurt University of Applied Sciences stellt die Perspektiven von 18-35-jährigen jüdischen Münchner*innen in den Mittelpunkt und beleuchtet ihre Erfahrungen mit Antisemitismus, ihre Reaktionen sowie ihre Wünsche an die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft.

Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag der städtischen Fachstelle für Demokratie von einem Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Bernstein. Grundlage sind 35 qualitative Interviews. Die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 und die darauffolgenden antisemitischen Reaktionen weltweit markieren für die meisten Befragten eine tiefe Zäsur: „Viele Interviewte berichten von einem tiefen Bruch, der ihr Vertrauen in die Gesellschaft erschüttert hat – das Sicherheitsgefühl ist verschwunden, die Sichtbarkeit der eigenen Identität wird zum Risiko. Die Reaktionen reichen von Rückzug und Angst bis zu Wut, Resilienz und einem gestärkten jüdischen Selbstverständnis. Zugleich äußern viele Studienteilnehmer*innen große Sorgen um ihre Kinder und eine zunehmend fragile Perspektive auf ihre Zukunft in Deutschland“, so Prof. Dr. Julia Bernstein.

Die Studie analysiert auch die bestehenden Unterstützungsstrukturen sowie Lücken und zeigt, wo es konkreten Handlungsbedarf gibt – in Bildungseinrichtungen, Behörden, Sicherheitsorganen und der Zivilgesellschaft. Dabei werden auch Wünsche und Forderungen der Befragten sichtbar.

Der Münchner Stadtrat hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder sehr deutlich zum Thema Antisemitismus positioniert – u.a. im Rahmen eines kommunalen Aktionsplans gegen Antisemitismus sowie im Herbst 2024 in Form eines fraktionsübergreifenden Stadtratsbeschlusses mit dem Titel „Antisemitismus bekämpfen – Demokratie stärken“.

 

Monitoring-Berichte Diskriminierung und rechter Hass an Münchner Schulen

Die Anlaufstelle bei Diskriminierung und rechtem Hass an Münchner Schulen (angesiedelt bei der Fachstelle für Demokratie) stellt die erfassten Meldungen zu Diskriminierung und menschenfeindlichen und rechten Vorfällen an Münchner Schulen regelmäßig in Monitoring-Berichten vor. Bisher sind drei Berichte erschienen.

Studie "München Monitor"

Die städtische Fachstelle für Demokratie veröffentlichte im November 2023 die repräsentative Studie „München Monitor“, die sich mit der Verbreitung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Demokratiezufriedenheit und Diskriminierungserfahrungen in München befasst. Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians- Universität München.

Die Befragung zeigt: Abwertende Einstellungen sind in München weit verbreitet und treten in breiten Teilen der Bevölkerung auf. Betroffen von Abwertung und Ausgrenzung sind vor allem Langzeitarbeitslose, Geflüchtete, Obdachlose, Sinti und Roma sowie Musliminnen und Muslime. Darüber hinaus stellten die Forscher einen ausgeprägten israelbezogenen Antisemitismus in der Münchner Stadtgesellschaft fest. Damit sind die Abwertungstendenzen in München mit denen in der gesamten Bundesrepublik vergleichbar. Zufrieden sind die meisten Münchner und Münchnerinnen hingegen mit der Demokratie, auch wenn eine Verschwörungsmentalität und empfundene politische Machtlosigkeit bei Teilen der Stadtbevölkerung nachgewiesen werden konnten.
Im Rahmen der Studie gaben außerdem 30 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten Opfer von Diskriminierung geworden seien. Rassistische Formen von Diskriminierung stehen mit 55 Prozent dabei deutlich an erster Stelle, gefolgt von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts mit 33 Prozent. Vier von zehn Befragten waren außerdem von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Dabei sind die Opfer von Rassismus in keinem Lebensbereich sicher: Sie begegnen rassistischen Verhaltensweisen regelmäßig und in vielen Lebensbereichen. Rassismus manifestiert sich dabei in verschiedensten Formen: vom unverhohlenen Äußern von Klischees über unverhältnismäßige Kontrollen durch die Polizei bis hin zu körperlichen Angriffen und Gewalt.

Hasskriminalität in München. Vorurteilskriminalität und ihre individuellen und kollektiven Folgen

Daten zur Vermessung einer vielfältigen Stadtgesellschaft

Nachwahlbefragung von Münchner Bürger*innen zur Bundestagswahl 2017

Die Münchner Handlungsstrategie gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit