U17-Fußball-Weltmeister am städtischen Theodolinden-Gymnasium

Robert Ramsak ist mit der deutschen U17-Nationalmannschaft Fußball-Weltmeister geworden. Im Mai macht er am städtischen Theodolinden-Gymnasium sein Abitur.

22. Januar 2024

Weltmeisterschaft und gleichzeitig Abitur

Auf dem Bild sind zwei Männer zu sehen. Sie stehen vor einer Vitrine mit Pokalen und lächeln in die Kamera.
Tobias Hase
Robert Ramsak und Schulleiter Werner Ziegler

Robert Ramsak ist zwar erst 17 Jahre alt, er führt aber schon beinahe das Leben eines gestandenen Fußballprofis. Nun hat er mit der deutschen U17-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel geholt, im Elfmeterschießen gegen Frankreich die Nerven behalten und vom Punkt getroffen. Es war der erste WM-Titel einer deutschen U17 überhaupt. Ein Erfolg, der viele Menschen in Deutschland begeisterte, der landauf, landab durch die Presse ging, von der Tagesschau bis zur BILD-Zeitung. Zu den prominenten Gratulanten zählte unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz.

Auch neben dem normalen Ligaalltag mit der U19 des FC Bayern München stehen häufig internationale Spiele mit seinem Verein und mit der DFB-Auswahl an. Gleichzeitig ist er aber auch Schüler am städtischen Theodolinden-Gymnasium und bereitet sich als letzter Jahrgang G8 auf das Abitur 2024 vor.

Das Theodolinden Gymnasium macht's möglich

Dass sich diese beiden Maximal-Belastungen vereinbaren lassen, ermöglicht das städtische Theodolinden-Gymnasium, das in der Bildungslandschaft der Landeshauptstadt München etwas ganz Besonderes ist: Die Schule bietet neben dem normalen Gymnasialbetrieb auch jungen Fußballer*innen die Chance, ihre Schulbildung in Einklang mit den Anforderungen des Leistungssports zu bringen. Das ist zwar anstrengend, aber machbar. Aufgrund der Doppelbelastung brachen in der Vergangenheit junge Fußballer die Schule häufig einfach ab, um sich ganz auf ihre Karriere im Sport konzentrieren zu können. Das Problem ist allerdings: Nur sehr wenige schaffen den Sprung zu den Profis, werden reich und berühmt. Wer es sein wird, lässt sich nicht vorhersagen. Und im Zweifel bedeutete das Aus beziehungsweise der Nicht-Beginn der Profi-Karriere dann vor allem eins: Junge Menschen stehen plötzlich ohne Schulabschluss oder Ausbildung da.

Dass es dazu nicht kommt, hat sich das städtische Theodolinden-Gymnasium seit fast 25 Jahren zur Aufgabe gemacht: „Auf der einen Seite sind wir eine ganz normale städtische Schule mit rund 1000 Schüler*innen und einem sozialwissenschaftlichen sowie einem sportwissenschaftlichen Zweig. Aber wir sind in Zusammenarbeit mit dem DFB und dem Bayerischen Fußballverband eben auch Eliteschule des Fußballs, weshalb wir pro Jahrgang je eine Fußballklasse haben. Insgesamt sind das derzeit rund 140 Kinder und Jugendliche.“, sagt Schulleiter Werner Ziegler.

In eben diesen Fußballklassen versammeln sich Schüler*innen, die ein erfolgreiches Sichtungstraining beim Bayerischen Fußballverband (BFV) bestanden haben, oder die bereits bei den Münchner Profivereinen FC Bayern München, TSV 1860 München und der SpVgg Unterhaching spielen. So wie Robert Ramsak, den Scouts des FC Bayern bereits mit 8 Jahren bei seinem Jugendverein TSV München-Solln entdeckten und ihn zu den Bayern lotsten.

Trainingseinheiten während der Schule

Auf dem Bild sind drei Männer in einer Turnhalle zu sehen. Sie spielen mit zwei Bällen und lächeln sich an.
Tobias Hase
Robert Ramsak, Werner Ziegler und Stefan Munz

Als nach der Grundschule der Übertritt ans Gymnasium anstand, war für Ramsak die Schulauswahl klar: „Das Theodolinden-Gymnasium ermöglicht zwei Mal die Woche vormittags Training nebenan bei den Bayern an der Säbener Straße. Überhaupt unterstützt die Schule Kinder in den Fußballklassen optimal.“ Als Münchner war für ihn zudem klar: Er will weiter zu Hause wohnen und in seiner Heimatstadt aufs Gymnasium gehen. „All das ist hier möglich und das finde ich wirklich toll. Ich habe die Entscheidung keinen Tag bereut.“, sagt der Fußballer.

Als Eliteschule des Fußballs arbeitet das Theodolinden-Gymnasium eng mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB), dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) sowie den drei Münchner Profivereinen zusammen. „Der Koordinationsaufwand ist enorm, aber die Mühe lohnt sich.“, sagt Stefan Munz, Sportlehrer und Koordinator für die Leistungssportklassen am TLG. So steht er sowohl mit Verantwortlichen von DFB, BFV, FC Bayern, Sechzig und der SpVgg Unterhaching regelmäßig in Kontakt, um individuelle Pläne für die Schüler zu besprechen. Zu vereinbarten Slots an zwei Vormittagen die Woche gehen die Spieler*innen des FC Bayern und 1860 zu Fuß zum Training auf dem jeweiligen Gelände ihrer Vereine, die nur eine Steinwurfweite von der Schule in Harlaching entfernt liegen. Die Unterhachinger holen ihre Schützlinge mit dem Bus ab und bringen sie pünktlich zur nächsten Unterrichtsstunde wieder zurück. „Für den Unterricht während der DFB-Auswahllehrgänge in der Ferne ist dann eine App zentral, in der die Lehrer*innen individuell anstehende Aufgaben an ihre Schüler*innen schicken können.“, sagt Munz.

"Als Eliteschule des Fußballs konzentrieren wir uns ganz auf die Anforderungen des Fußballs und können hier sehr auf die individuellen Anforderungen dieser Sportart eingehen."

Werner Ziegler Schulleiter

Abiturvorbereitung in Indonesien

Für die Wochen der WM in Indonesien hatte der DFB beispielsweise nach Indonesien zwei Lehrer mitgeschickt, die sich vor Ort um die schulischen Belange der Fußballer kümmerten. Über die besagte App schickten die Lehrer*innen des TLG Aufgaben an die Pädagogen vor Ort. Die Sport-Klausur beispielsweise druckte einer der Lehrer vor Ort aus, überwachte Ramsak in der Prüfungszeit und scannte das Ergebnis anschließend ein und schickte es nach Harlaching zurück. Auch tägliche Lern-Aufgaben stellen die Lehrer*innen des städtischen Theodolinden-Gymnasiums nach individueller Rücksprache in die App. Statt Büchern verwenden die Fußballklassen übrigens ab der Jahrgangsstufe 10 iPads – so müssen neben den schweren Sporttaschen nicht auch noch Bücher geschleppt werden. „Das ist aber kein Privileg der Fußballklassen hier am Gymnasium, ab der Jahrgangsstufe 8 können die Eltern am TLG entscheiden, ob ihre Kinder mit dem iPad anstatt mit Büchern arbeiten.“ sagt Ziegler.

Wie geht es für den Weltmeister weiter?

Robert Ramsaks Tage am städtischen Theodolinden-Gymnasium sind nun gezählt. Seine Noten bisher sind ausgezeichnet, das Abitur in greifbarer Nähe. Nach dem Abschluss im Juni will er sich erst einmal ganz auf seine Fußballkarriere konzentrieren und dann wahrscheinlich irgendwann auch studieren. Mehr freie Zeit als heute wird er dann wohl schon haben, die ist derzeit spärlich gesät. „Freizeit habe ich, wenn ich kein Training habe und auch nichts mehr für die Schule zu tun habe. Und das kommt wirklich selten vor.“, sagt Ramsak und lacht. Als bejubelter Weltmeister an einer Regelschule ganz normal Abitur schreiben: Das ist zwar anstrengend, aber in München dank des Theodolinden-Gymnasiums möglich.

  • Referat für Bildung und Sport

    Städtisches Theodolinden-Gymnasium