Stadt kurbelt den Wohnungsbau an
Neues Maßnahmen-Paket soll das Bauen wieder attraktiver machen - OB Reiter: „Weniger Vorschriften, geringere Kosten und deutlich mehr Tempo“
Maßnahmen-Paket für mehr bezahlbare Wohnungen
Explodierende Bau- und Energiekosten, gestiegene Bauzinsen, fehlende Fachkräfte und das gesamtwirtschaftliche Klima haben die Wohnungs- und Bauwirtschaft massiv gebremst. Damit trotzdem neuer Wohnraum in München entsteht, steuert die Stadt nun mit aller Kraft der Flaute auf dem Bausektor entgegen.
So hat der Stadtrat im September ein umfangreiches Paket beschlossen, mit dem die Stadt auf die aktuell sehr schwierige Situation in der Baubranche reagiert. „Wir ziehen alle Register, damit in München trotz gestiegener Zinsen und Baukosten mehr bezahlbare Wohnungen entstehen“, erklärt Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Unser klares Ziel ist: weniger Vorschriften, geringere Kosten und deutlich mehr Tempo. Nur so können die dringend erforderlichen Wohnungen in Zukunft auch tatsächlich gebaut werden.“
Ein wichtiger Baustein des Wohnungsbau-Pakets ist eine Vereinfachung und damit Verkürzung der offiziellen Bebauungsplanverfahren. Allein der Verzicht auf den bislang üblichen Grundsatzbeschluss spart rund sieben Monate ein. Um weitere zwei bis fünf Monate verkürzt sich das Verfahren durch eine Reform bei den Wettbewerben, deren Ergebnis nicht mehr offiziell dem Stadtrat bekanntgegeben werden müssen.
Klarere Entscheidungsprozesse sollen zudem die Abstimmung in der Verwaltung vereinfachen. Dafür übernimmt das Planungsreferat die Gesamtkoordination und hat damit verwaltungsintern das letzte Wort. Auch die Digitalisierung in der Planung soll einen kräftigen Schub bekommen.
Ebenfalls überarbeitet wurden die Bedingungen für Bauherr*innen. So wird etwa das Maßnahmen-Sortiment der sozialgerechten Bodennutzung, aus dem die Bauherren auswählen müssen, durch einen neuen Baustein ergänzt. Außerdem sind künftig weniger Parkplätze für Autos vorgeschrieben. Und um Projekte realisieren zu können, dürfen bislang starre Vorschriften für Lärm und Grünflächen ebenso flexibler gehandhabt werden wie der Anteil an gefördertem Wohnungsbau in speziellen Fällen der Nachverdichtung.
„Es geht darum, Bauen attraktiver zu machen – ohne Abstriche bei der Qualität zu riskieren,“ betont Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk. „München braucht bezahlbare Wohnungen in lebenswerten Stadtvierteln.“
Erschwinglich und nachhaltig wohnen
Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Münchner Wohnen ist ein starker Partner der Stadt. Mit über 70.000 Wohnungen im Eigentum und einer durchschnittlichen Kaltmiete von 7,87 Euro pro Quadratmeter ist sie ein Garant für bezahlbaren Wohnraum in München – und sie baut ihren Woh-ungsbestand stetig weiter aus.
So wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.175 Wohneinheiten (WE) fertiggestellt, derzeit befinden sich mehr als 2.800 WE in Bau. Bis 2025 entstehen etwa an der Nusselstraße in Pasing drei Gebäude mit 54 Wohnungen, im Quartier hinter der Post am Harras in Sendling wurde gerade Richtfest für ein großes Neubau- und Modernisierungsprojekt mit 194 neuen Wohnungen gefeiert und im Kreativquartier an der Grenze von Schwabing zu Neuhausen kommen zu Kunst und Kultur 184 erschwingliche und nachhaltige Wohnungen, die voraussichtlich bis Anfang 2027 fertig gestellt werden.
In den kommenden Jahren gestaltet die Münchner Wohnen zudem Neufreimann auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne im besonderen Maße mit: etwa 1.600 Wohnungen der dort geplanten rund 5.500 Wohnungen sowie die zugehörige soziale Infrastruktur werden von ihr errichtet. Außerdem hat die Münchner Wohnen im Rahmen ihrer Kooperationsoffensive mit der privaten Bau- und Immobilienwirtschaft gerade 124 Neubauwohnungen in Obersendling erworben, die ihr im Frühjahr 2025 schlüsselfertig übergeben und dann als bezahlbarer Wohnraum vermietet werden.
Neben den Kernaufgaben Wohnungsbau und Hausbewirtschaftung leistet die Münchner Wohnen mit der energetische Modernisierung im Bestand einen wichtigen Beitrag, um die Klimaziele der Stadt zu erreichen. Im Sommer etwa hat sie in Neuperlach eine Großmodernisierung fertiggestellt: Am Karl-Marx-Ring wurden zwei Wohnblöcke aus den sechziger Jahren energetisch saniert. Die Mieter*innen von 162 Wohnungen profitieren nun unter anderem von der Dämmung der Gebäudehülle und einer Mieterstrom-Photovoltaikanlage.
Zudem hat der Stadtrat beschlossen, dass das städtische Unternehmen drei städtische Grundstücke im Planungsgebiet Lerchenauer Feld bekommt. Dort sollen rund 300 Wohneinheiten entstehen. In einem der Baufelder wird ein Pilotprojekt zur Erprobung des zirkulären Bauens umgesetzt.
Ideenwerkstatt für den Münchner Norden
18. bis 23. November: Offenes Programm für Interessierte im Fat Cat im Gasteig
Erleben, wie Stadtentwicklung neu gedacht wird: Ob und, wenn ja, wo und in welchem Umfang der Münchner Norden städtebaulich weiterentwickelt werden könnte, soll vom 18. bis 23. November in einer Ideenwerkstatt untersucht werden. In diesem innovativen Format arbeiten fünf Planungsteams in einer Art offenem Wettbewerb an ihren Visionen für eine mögliche zukünftige Entwicklung im Münchner Norden – und alle Münchner*innen sind herzlich eingeladen, mitzumachen.
An jedem Tag finden dazu im Fat Cat im Gasteig, Rosenheimer Straße 5, offene Werkstätten, Infomärkte, Austausch und Diskussionen mit Expert* innen aus Praxis und Wissenschaft statt. Das offene Programm wird jeweils nachmittags und abends angeboten. Zur Abschlusspräsentation am 23. November wird für den Stadtbezirk 24 ein Busshuttle eingerichtet.
Alle Informationen zur Ideenwerkstatt und zur Anmeldung finden sich unter muenchen.de/ideenwerkstatt.
Die Stadt informiert
„Die Stadt informiert" erscheint in der Regel dienstags in der Süddeutschen Zeitung und im Münchner Merkur. Dieser Beitrag ist vom 29. Oktober 2024.