Sanierung des ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlagers in Neuaubing
An der Ehrenbürgstraße 9 in Neuaubing entsteht ein lebendiger Ort der Geschichtsvermittlung und der sozialen und kulturellen Nutzung.
Sanierung des ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlagers in Neuaubing
An der Ehrenbürgstraße 9 in Neuaubing entsteht ein lebendiger Ort der Geschichtsvermittlung und der sozialen und kulturellen Nutzung: Aus den acht Baracken eines ehemaligen Zwangsarbeiter*innenlagers, wird ein Erinnerungsort, der die aktuellen Nutzungen miteinbindet. Das Lager wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet. Dort waren zwischen 1942 und 1945 bis zu 1000 Zwangsarbeiter*innen auf einmal untergebracht, die im nahegelegenen Ausbesserungswerk der Reichsbahn zur Arbeit gezwungen wurden.
Das Gelände soll in den nächsten Jahren von der Münchner Wohnen (MüWo) auf der Grundlage eines Wettbewerbsentwurfs denkmal- und naturschutzgerecht saniert werden. Wesentlicher Bestandteil des Projekts ist die Realisierung einer Dependance des NS-Dokumentationszentrums München. Der Kommunalausschuss hat am Donnerstag, 7. November 2024, die Ausführungsgenehmigung für die Sanierung erteilt. Zugleich stimmte der Kulturausschuss dem Betriebskonzept des NS-Dokumentationszentrums zu.
Das Lager in Neuaubing war eines von mehr als 30.000 Zwangsarbeiter*innenlagern, die während der Zeit des Nationalsozialismus im „Deutschen Reich“ existierten − davon mehr als 400 im Stadtgebiet Münchens. Als einziges noch erhaltenes Lagerensemble dieser Art im süddeutschen Raum steht das gesamte Areal unter Ensembleschutz. Alle Baracken, die bauzeitlichen Zaunreste sowie zwei Kleinbunker sind zudem als Einzeldenkmäler ausgewiesen. Seit 2015 ist das Areal im Eigentum der Stadt München.
Aktuell zeichnet sich das Gelände durch seine besondere, seit Jahrzehnten gewachsene soziokulturelle Vielfalt und einen hohen Baumbestand aus. Die Baracken werden von Künstler*innen, Handwerker*innen, einer privaten Kindertagesstätte sowie der Kinder- und Jugendfarm genutzt.
Die Aufteilung der Sanierung in zwei Bauabschnitte erfolgte u.a., damit die Künstler*innen und Handwerker*innen auch während der Bauphase so lange wie möglich die Räume nutzen können. Mit einer Fertigstellung der Sanierung des Gesamtgeländes ist voraussichtlich Ende 2027 zu rechnen. Die zwei Baracken der Dependance des NS-Dokumentationszentrums München sollen Ende 2026 eröffnet werden.
Die Mieter*innen, die zum Zeitpunkt des Grundsatzbeschlusses Mietverträge für Werkstätten, Ateliers oder Musikübungsräume auf dem Gelände hatten, können nach der Sanierung wieder zurückkehren.
Die Baumaßnahme wird aus mehreren Förderprogrammen kofinanziert, u.a. durch das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus und das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt“.
Kommunalreferentin Jacqueline Charlier:
„Eine komplexe und wichtige Aufgabenstellung - nun freuen wir uns heute über das grüne Licht für einen Ort, der die Erinnerungskultur Münchens bereichern wird. Ich konnte mich erst neulich bei einem Rundgang von der städtebaulichen und historischen Bedeutung des Geländes an der Nahtstelle von Freiham und Neuaubing überzeugen und freue mich auf die Fertigstellung.”
Kulturreferent Anton Biebl:
„Wir erschließen eine erinnerungskulturelle Lücke. Mir ist wichtig, dass dieser Erinnerungsort, die Geschichte der Zwangsarbeit vermittelt, aber auch die verschiedenen kulturellen und sozialen Nutzungen anerkennt, die in den vergangenen Jahrzehnten diesen Ort geprägt haben.“