100 Jahre Befliegung in München

100 Jahre Befliegung für Luftbilder in München – Ein Blick aus der Luft auf unsere Stadt

21. März 2025

1925 bis 2025

Terrasse mit Aufschrift 1925 100 2025

Seit vergangenem Dienstag findet die turnusmäßige Luftbildbefliegung über München statt. Dabei werden aus einer Höhe von rund 1.000 Metern hochauflösende, digitale Luftbilder aufgenommen, die eine präzise Dokumentation des Stadtgebiets ermöglichen. Die Befliegung erfolgt in Abhängigkeit der Wetterbedingungen, um optimale Bildqualität ohne Wolkenschatten oder Nässe zu gewährleisten. Diese aktuellen Aufnahmen sind eine wichtige Grundlage für Stadtplanung, Umweltanalysen und die Fortschreibung des digitalen 3D-Stadtmodells. Der GeodatenService München wertet die Bilder anschließend aus und stellt sie verschiedenen städtischen Fachstellen sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Geschichte der Luftbildbefliegungen in München

Historisches Luftbild

Seit 100 Jahren werden Luftbilder von München aufgenommen – eine Tradition, die nicht nur die Entwicklung der Stadt dokumentiert, sondern auch für zahlreiche Anwendungen in Verwaltung und Planung eine unverzichtbare Grundlage bildet. Der GeodatenService München (Kommunalreferat) blickt auf ein Jahrhundert Luftbildgeschichte zurück und zeigt auf, welche Bedeutung diese Daten damals wie heute für unsere Stadt haben.

Die ersten Aufnahmen aus dem Jahr 1925 wurden noch mit Hilfe großformatiger analoger Kameras ausgelöst, die mit vollem Körpereinsatz aus dem Flugzeug gehalten werden mussten. In einer Zeit ohne digitale Karten oder Satellitentechnologie lieferten diese Fotografien wertvolle Einblicke in die Stadtstruktur, das Wachstum Münchens und die Veränderungen der Landschaft. Besonders in der Stadtplanung, aber auch im Katastrophenschutz oder bei der Dokumentation von Großprojekten wie den Olympischen Spielen 1972 spielten sie früh eine Rolle.

Während des Zweiten Weltkriegs gewannen Luftbilder eine neue, oft militärische Bedeutung. Nach 1945 halfen sie, die Zerstörungen der Stadt zu erfassen und eine systematische Planung für den Wiederaufbau zu ermöglichen. Die Nachkriegsbefliegungen sind bis heute wertvolle historische Zeugnisse und Grundlage für stadtgeschichtliche Forschung. Die Daten finden jedoch auch zum Bevölkerungsschutz Verwendung, indem Altlasten, Blindgänger oder ehemalige Flakstellungen erkannt werden können.

Von analogen Fotografien zu hochauflösenden digitalen Geodaten – in den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die allgemeine Technik rasant weiter. Bis es jedoch die ersten farbigen Luftbilder in München gab, dauerte es bis zum Jahr 1989. Erst im Jahr 1999 wurden die Luftbilder der ersten Befliegungen mittels photogrammetrischem Flachbettscanner digitalisiert – seit 2008 entstehen bei der Befliegung nur noch „born digitals“.

Von historischen Originalen zu „born digitals“

Befliegungsstreifen

In der jüngeren Geschichte der Photogrammetrie ist vor allem der Einsatz semi-globaler Matchingverfahren seit Mitte der Nullerjahre zu erwähnen, welcher neue Produkte wie das „True-Ortho-Photo-Mosaik“, dichte Punktwolken und hochaufgelöste Meshes ermöglicht. Seither ist auch hier die Entwicklung in Soft- und Hardware in rasantem Tempo weiter vorangeschritten. So war das erste Münchner 3D-Mesh aus den Daten der Befliegung 2017 mit einer Auflösung von 10 cm je Pixel eine große neue Errungenschaft. Diese wurde 2019 konsequenterweise durch den Einsatz von Obliquekameras für die Aufnahme von Schrägluftbilder mit einer Auflösung von 8 cm je Pixel weiterentwickelt. Spätestens seit diesen Daten war klar, wo die Reise mit diesen Daten hingehen wird.

Für die Stadt München sind Luftbilder unverzichtbar:

  • Stadt- und Raumplanung: Erstellung und Bearbeitung von Pflegeplänen für Ausgleichsflächen, Bebauungsplänen und Lageplänen sowie die Analyse städtischer Gegebenheiten.
  • Umwelt-, Naturschutz und Klimaanpassung: Einschätzung klimatischer und ökologischer Sachverhalte, Beurteilung von Baumstandorten und Dokumentation von Grünflächen. Modellierung von lokalen Klimaauswirkungen auf die Stadtbevölkerung.
  • Bau- und Infrastrukturüberwachung: Feststellung der aktuellen Situation, Überprüfung von Zugänglichkeiten und Abgleich externer Daten mit der Realität. Planung von Infrastruktur jedweder Art.
  • Geodatenanalyse und Kartierung: Erstellung von Geodatenanalysen, Kartierungen, Digitalisierung von Daten und historische Recherchen.
  • Notfallmanagement und Katastrophenschutz: Unterstützung bei der Gefahrenabwehr und Erstellung der erforderlichen Notfallpläne, etwa zur Einschätzung von Überflutungsrisiken.
  • Öffentlichkeitsarbeit: Erstellung von Präsentationen und Informationsmaterialien zur Bürgerinformation und -beteiligung.
  • Forschung und Entwicklung: Durchführung von Machbarkeitsstudien und Entwicklung neuer Datengrundlagen.

Eine bisher nie da gewesene Datenqualität

Mit der aktuellen Befliegung 2025 wurde die Qualität der Nadir-, aber auch der Obliquebilder noch einmal verbessert. Möglich war dies nur durch den Einsatz modernster Technologie auf einer sehr geringen Flughöhe von nur ca. 1.000 Meter über Grund. Des Weiteren wurde bei dieser Kampagne erneut ein aktiver Laserscanner verwendet, der simultan zur Aufnahme der Bilddaten die Echos des Lasers aufzeichnet und damit dreidimensionale Punkte misst.

Durch die Kombination dieser beiden „Welten“ entsteht der genaueste 3D-Datensatz der Münchner Stadtverwaltung. Die Daten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in engen Schluchten und sehr dunklen Schlagschatten die Realität sehr gut abbilden und geometrisch korrekt sind. Das so erzeugte stadtweite 3D-Mesh verfügt erstmalig über eine Qualität, die sonst nur mittels lokaler Drohnenbefliegungen realisiert werden konnte. Zusätzlich zum 3D-Mesh werden wie bei jeder turnusmäßigen Befliegung eine dichte Punktwolke, Digitale Höhenmodelle sowie ein True-Orthophoto-Mosaik generiert.

Zukunftsausblick: Drohnen, KI und Echtzeit-Daten

Die Zukunft der Luftbildbefliegung wird auch weiterhin durch neue Technologien geprägt. Drohnen ermöglichen eine noch flexiblere und kosteneffizientere Erfassung immer größer werdender Gebiete. Künstliche Intelligenz hilft, Veränderungen zusammen mit fachlichem Input zu analysieren – etwa bei der Kartierung von Einzelbäumen, der Versiegelung oder der Identifikation von Hitzeinseln in der Stadt.

Der GeodatenService München und das Kommunalreferat setzen weiterhin auf Innovation, um die Stadtentwicklung optimal zu unterstützen. Nach 100 Jahren bleibt die Luftbildbefliegung ein unverzichtbares Werkzeug für eine moderne, nachhaltige und gut verwaltete Stadt.

Ein Beitrag von:

Florian Meßner
GeodatenService München, Landeshauptstadt München

Daniela Schulz
GeodatenService München, Landeshauptstadt München