Krematorium am Ostfriedhof
Nach zweijähriger Bauzeit konnte das neue Krematorium am Ostfriedhof eingeweiht werden.
Ästhetischer und zeitgemäßer Ersatzneubau
Mit dem neuen Krematorium am Ostfriedhof ist ein ästhetischer und zeitgemäßer Ersatzneubau entstanden. Er schließt sich unmittelbar an die denkmalgeschützte Trauerhalle an und fügt sich harmonisch in den Kontext der historischen Friedhofsanlage des Ostfriedhofs ein. Über einen Meditationsgarten gelangen die Besucher*innen barrierefrei in das Foyer, das die Beratungsräume im Bestand mit dem Neubau verbindet. Durch die Zusammenführung der Räumlichkeiten zur Verabschiedung, Aufbahrung und Einäscherung an einem Standort verbessert sich die räumliche Situation für die Trauernden. Ein Novum ist zudem die Möglichkeit, der Sargeinfahrt von einem Nebenraum aus beizuwohnen. Zusätzlich zu den Aufbahrungsräumen ist ein
Verabschiedungsraum entstanden, in dem die Trauernden sich direkt am Sarg verabschieden können. Dieser Bereich
soll künftig rund um die Uhr zugänglich sein.
Baukörper mit heller Klinkerfassade
Der markante, dreieckige Baukörper ist allseitig mit einer hellen, sandfarbenen Sichtziegelfassade verkleidet. Die öffentlichen und die betrieblichen Bereiche des Krematoriums sind klar voneinander getrennt. Die für Besucher zugänglichen Flächen – vor den Aufbahrungsräumen und dem Verabschiedungsraum sowie der Raum zur Begleitung der Sargeinfahrt – sind hinter einem Mauerwerk, das durch die Aussparung von Ziegeln blickdurchlässig ist, großflächig verglast. Dadurch sind das Foyer, die Aufbahrungsräume, der Verabschiedungsraum sowie der Raum zur Begleitung der Sargeinfahrt lichtdurchflutet. Die Wände sind hell verputzt und haben teilweise eine hölzerne Wandbekleidung. Sitzbänke aus Holz dienen dem Warten und Ausruhen. Ein allseitig umschlossener Betriebshof stellt betriebsinterne Abläufe sicher und bringt die notwendige Technik unter.
Im neuen Krematorium können bis zu 11.000 Einäscherungen pro Jahr stattfinden. Durch eine bereits vorgerüstete vierte Kremierungslinie wäre bei Bedarf eine Erhöhung der Kapazität möglich. Aus umweltrechtlicher Sicht entsprechen die Anlagen dem fortgeschrittensten Stand der Emissionsminderungstechnik und ermöglichen eine erhebliche Reduktion des Strom- und Gasbedarfs. Die Abwärme wird für die Beheizung des Neubaus und des Bestands genutzt. Zudem wird für die Kühlräume Wärme in Kälte umgewandelt.
Bereicherung für Friedhofsbesucher
Der Meditationsgarten dient den Besuchern als Ort der Stille und des Innehaltens. Sitzbänke laden hier zum Verweilen ein. 60 neue Bäume wurden in den Außenanlagen rund um das neue Krematorium gepflanzt. Unter anderem wurde die historische Pappelallee parallel zum Fuß- und Radweg „Am Giesinger Feld“ wiederhergestellt. Zusätzlich entstand im Ostfriedhof eine Ausgleichsfläche mit artenreichen Gehölzpflanzungen.
Bau durch Generalübernehmer
Der Stadtrat hat im Februar 2020 der Beauftragung eines Generalübernehmers zugestimmt, nachdem das Baureferat
das entsprechende Vergabeverfahren durchgeführt hatte. Der vorgelegte Entwurf des Bieters Georg Reisch GmbH & Co. KG mit Beer Bembé Dellinger Architekten, BEM Landschaftsarchitekten und Kraftanlagen Hamburg überzeugte das städtische Gremium bei der Wertung in allen Belangen. Der Generalübernehmer verpflichtete sich, den Bau vollständig zu planen und termingerecht schlüsselfertig zu einem Festpreis zu realisieren. Im Oktober 2020 begannen die Bauarbeiten für das neue Krematorium. Im Juli 2022 erfolgte die termin- und kostengerechte Fertigstellung des Ersatzneubaus.
Einbettung in historisches Ensemble
Der Ersatzneubau des Krematoriums fügt sich sensibel in das historische Umfeld ein. Der Ostfriedhof kann auf eine rund 200-jährige Geschichte zurückblicken und wurde maßgeblich durch den Architekten und Stadtbaumeister Hans Grässel geprägt. Von 1927-29 wurde innerhalb der Einfriedung des Ostfriedhofs im östlichen Bereich von Grässel ein Krematorium samt Trauerhalle geplant und errichtet. Unmittelbar angrenzend wurde in den Jahren 1977-79 vom Architekten Theo Steinhauser ein neues Krematorium hinzugefügt, das die Einäscherungsanlagen im „Grässelbau“ ersetzte. Diese Anlagen haben nach über 40-jähriger Laufzeit das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Ihr Betrieb wurde während der Bauarbeiten zum neuen Krematorium weiter aufrechterhalten.