Gedenken am 9. November

Jeder Mensch hat einen Namen. Zum Gedenken anlässlich des 85. Jahrestages der sogenannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938

Jeder Mensch hat einen Namen

Gedenken anlässlich des 84. Jahrestages der sogenannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938
Stadtarchiv München

Zum Gedenken anlässlich des 85. Jahrestages der sogenannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938

Am 9. November wird alljährlich der jüdischen Münchner Bürgerinnen und Bürger gedacht, die in der Pogromnacht 1938 und in den darauffolgenden Jahren entrechtet, verfolgt, deportiert, in den Suizid getrieben oder ermordet wurden. Im Mittelpunkt des Gedenkens stehen in diesem Jahr alle Männer, die ab dem 9. November 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft in das KZ Dachau verschleppt und dort ermordet wurden, sowie die jüdischen Münchnerinnen und Münchner, die sich unter dem Eindruck der gewaltsamen Ereignisse dieser Tage in ihrer Verzweiflung das Leben nahmen.

10.00 bis 12.00 Uhr | Namenslesung im Alten Rathaus

Um die Erinnerung an die Einzelschicksale der Schoah im Bewusstsein der Menschen zu bewahren, findet auch in diesem Jahr eine Lesung der Namen und Kurzbiografien der Verfolgten und Ermordeten im Saal des Alten Rathaus statt. Die Namenslesung wird zudem live unter youtube.com/nsdoku übertragen.
Es lesen Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft sowie Schülerinnen und Schüler des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums in München-Perlach.

Anmeldung zur Namenslesung bis 3.11.2023 unter anmeldung-veranstaltung@muenchen.de

Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Informationen sowie das Begleitprogramm zum Gedenktag finden Sie unter www.gedenken9nov38.de.

Veranstalter: Die Gedenkveranstaltung wird organisiert von der Arbeitsgruppe „Gedenken an den 9. November 1938“ unter der Schirmherrschaft des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter.

Das Novemberpogrom 1938 und seine Folgen

Verkohlter Dachbalken der Synagoge „Ohel Jakob“ in der Herzog-Rudolf-Straße
Stadtarchiv München
Verkohlter Dachbalken der Synagoge „Ohel Jakob“ in der Herzog-Rudolf-Straße

Mit der Lesung am 9. November 2023 wird an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 vor 85 Jahren erinnert, die von den Zeitgenossen so genannte ‚Reichskristallnacht‘. Diese Nacht war ein Wendepunkt, ein Fanal für das Künftige, sie war der Auftakt zum Holocaust. Es handelte sich um systematisch geplante Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung im gesamten deutschen Reich. Vom Saal des Alten Rathauses aus hatte der nationalsozialistische Demagoge Goebbels in einer Hetzrede zur Jagd auf die jüdischen Menschen aufgerufen.

Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt München wie auch in den übrigen Teilen des Landes schauten der staatlich inszenierten Raserei der Nazihorden zu, den Gewaltexzessen gegen die jüdische Bevölkerung, der Brandschatzung und Zerstörung der Synagogen, der Verwüstung und Plünderung von Geschäften und Wohnungen. Manche empörten sich insgeheim. Aber viele – der Firnis der Zivilisation und des bürgerlichen Anstands war dünn – waren Gaffer und Claqueure oder taten es den nationalsozialistischen Gewalttätern gleich und verhöhnten und misshandelten die jüdischen Nachbarn. Der Name ‚Reichskristallnacht‘ erinnert an zerschlagene Glasscheiben von Geschäften, an das Chaos der Trümmer auf den Straßen aus den zerstörten Wohnungen und Synagogen. Er erinnert aber nicht an die Überfälle und Mordaktionen, nicht an die Vertreibung alter, kranker Menschen aus den jüdischen Altersheimen, nicht an die mit brutaler Gewalt durchgeführte Erpressung, Beraubung und Ausplünderung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Der Name ‚Reichskristallnacht‘ erinnert auch nicht an die über 1.000 jüdischen Männer aus München, die in den folgenden Tagen von der Gestapo in der so genannten ‚Schutzhaftaktion‘ verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt wurden. Völlig entrechtet waren sie dort dem Terror ihrer SS-Bewacher ausgeliefert. So sollten sie dazu erpresst werden, ihre Vermögen aufzugeben und mit ihren Familien ihre Heimat in München und im Deutschen Reich zu verlassen. 

Viele der Verhafteten verloren ihr Leben, sie wurden kaltblütig ermordet, starben infolge der schweren Misshandlungen oder vorenthaltener medizinischer Versorgung. Wer diesen Terror überlebte musste versichern, innerhalb kürzester Zeit das Land zu verlassen. Dies war von vielen Faktoren abhängig und glückte nur einem Teil. Was dies für die betroffenen Familien bedeutete, welch Schmerz, welche Entbehrungen, welch ungewisses Schicksal sie nun ereilte, lässt sich nicht einmal erahnen.

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