Theaterpreis

Alle drei Jahre verleiht die Landeshauptstadt München den Theaterpreis für das herausragende Gesamtwerk.

Für ein herausragendes Gesamtwerk

Alle drei Jahre verleiht die Landeshauptstadt München – alternierend mit dem Tanzpreis und dem Musikpreis – den mit 10.000 Euro dotierten Theaterpreis für das herausragende Gesamtwerk von Künstlerinnen und Künstlern aus allen theatralen Schaffensbereichen (Schauspiel, Regie, Bühnenbild etc.).

Als Preisträgerinnen und Preisträger kommen nur Künstlerinnen und Künstler bzw. Ensembles in Betracht, die ihren Wohnsitz bzw. ihre Wirkungsstätte in München / der Region München haben und / oder deren Schaffen mit dem Theaterleben Münchens eng verknüpft ist. Vorschlagsrecht hat eine vom Stadtrat berufene Kommission, bestehend aus Fachjuroreninnen sowie Fachjuroren und Mitgliedern des ehrenamtlichen Stadtrats. Eigenbewerbung ist nicht möglich.

Den Theaterpreis erhielten

Jurybegründung

Ruth Geiersberger ist seit über 30 Jahren eine Institution der freien Münchner Theater- und Performanceszene. Die Theatermacherin, Autorin, Sprecherin, Performerin und Produzentin ihrer eigenen Stücke entwickelt mit großem Ideenreichtum und bemerkenswertem Durchhaltevermögen seit Jahrzehnten ortsspezifische, partizipative und inklusive Arbeiten. Für ihre künstlerischen Projekte, „Verrichtungen“, wie sie es selbst nennt, verbündetet sie sich stets mit anderen Künstler*innen, Musiker*innen, Tänzer*innen, Expert*innen und Laien verschiedener Generationen und Hintergründe. Auf innovative und gleichzeitig unterhaltsame Weise gelingt es ihr, überraschende Verbindungen zwischen Kunst und Alltag herzustellen, feinsinnig Bedeutungskontexte zu verschieben und alle nur denkbaren öffentlichen und privaten Räume – in ihren Worten „Alltagsparadiese“ – für sich und ihr Publikum neu zu erschließen.

Ihre Anfänge als Performerin liegen in der Münchner Off-Theater Szene bei Projekten mit Manfred Killer, der Comedia Opera Instabile und Gert Neuner. 1988 tritt sie mit anderen Münchner Künstler*innen bei der Olympiade in Seoul auf. Seit 1990 zeigt sie eigene Arbeiten, wie die Performances „Geharnischte Engel oder Wie schreibt man Gemütlichkeit“, „Habseligkeiten – Stand der Dinge“, das „Rollatorenkonzert“ mit Senior*innen im Stadtraum oder „auf Räumen“, eine Wohnungsbegehung mit Publikum. Legendär ist die Arbeit „Im Abseits – Boxenstopp“, ein Serviceangebot für Fans der Fußball WM 2006. Im Hoch X lädt sie zu „Kettenreaktion“, einem Dialog zwischen zwei Vertreter*innen verschiedener Generationen ein und in der Reihe „Wortwechsel und Widerworte“ im Theater am Sozialamt bringt sie jeweils eine*n Handwerker*in und eine*n Künstler*in ins Gespräch, um dann nach einer kurzen Pause in einer unglaublichen Wort-, Gesangs- und Stimmkaskade das vorher Gehörte als gesungenes und gesprochenes „Protokoll“ mit musikalischer Begleitung vorzutragen.

Ruth Geiersbergers künstlerisches Schaffen ist auch der lebendige Nachweis dafür, dass freie Szene nicht nur frei von finanzieller Absicherung bedeutet, sondern von einer Experimentierfreude zeugt, die ästhetische Erlebnisse und Ergebnisse ermöglicht, die in einem starren, institutionellen Rahmen kaum herstellbar sind. Denn ihre konzeptionellen Ansätze sind so vielfältig wie ihre Formate und tragen doch eine unverkennbar eigenständige Handschrift: immer beginnt alles sehr konkret, an einem Ort, mit einem Satz, mit einem Gegenüber, einer Verbündeten. Immer geht es um das Eröffnen neuer Kommunikationssituationen, das Erweitern von Denkräumen und das Herstellen außergewöhnlicher Begegnungen. Verbunden mit der ungeahnten Virtuosität ihrer Laut- und Sprachakrobatik stellt sie vielschichtige, fragile und unvergessliche künstlerische Momente her.

Mitglieder der Jury

Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Anton Biebl gehörten an:
Tilmann Broszat (Spielmotor e. V.), Anna Bründl (Dramaturgin), Dorte Lena Eilers (Hochschule für Musik und Theater), Walter Hess (Preisträger 2020), Prof. Dr. David Roesner (Theaterwissenschaft LMU), Dr. Dorothea Volz (Deutsches Theatermuseum) sowie aus dem Stadtrat Stadträtin Marion Lüttig (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Stadträtin Angelika Pliz-Strasser (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Stadtrat Leo Agerer (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Stadtrat Jens Luther (Fraktion der CSU mit Freie Wähler), Stadträtin Julia Schönfeld-Knor (Fraktion SPD/Volt)

  • 2020
    Walter Hess
  • 2017
    Annette Paulmann
  • 2014
    Christian Stückl
  • 2011
    Brigitte Hobmeier
  • 2008
    Tilmann Broszat und Gottfried Hattinger
  • 2005
    Jennifer Minetti
  • 2002
    George Froscher
  • 1999
    Dr. Elisabeth Schweeger
  • 1997
    Alexeij Sagerer
  • 1995
    Prof. Jürgen Rose
  • 1993
    Jörg Hube
  • 1992
    Max Keller