Münchner Bürgerpreis für Demokratie - gegen Vergessen

Die Stiftung und der Preis fördern insbesondere Projekte junger Menschen, die sich aktiv und beispielhaft für Demokratie einsetzen.

Informationen zu Stiftung und Preis

Die von der Münchner Ehrenbürgerin und langjährig engagierten Politikerin Professorin Dr. Hildegard Hamm-Brücher ins Leben gerufene Stiftung „Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“ möchte zur Stärkung der Demokratie ermutigen, die Wachsamkeit gegenüber antidemokratischen Entwicklungen stärken und zur Auseinandersetzung über die NS-Vergangenheit im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur beitragen. Sie wurde am 27.10.2010 als nichtrechtsfähige Stiftung der Landeshauptstadt München gegründet.
Am 7. Dezember 2016 starb Professorin Dr. Hildegard Hamm-Brücher im Alter von 95 Jahren.

Stiftung und Preis fördern insbesondere Projekte junger Menschen, die sich aktiv und beispielhaft für Demokratie einsetzen, Zeichen gegen rechtsextremistische Tendenzen und Ausgrenzung setzen und aufklärend im Sinne einer lebendigen Erinnerungskultur wirken.

Preis

Alle zwei Jahre wird ein mit 5.000 Euro dotierter Preis vergeben, der öffentlich ausgeschrieben wird. Die Ausschreibung und Vergabe wird von einer Jury betreut. Zusätzlich kann ein undotierter Ehrenpreis verliehen werden.

Den Münchner Bürgerpreis - für Demokratie gegen Vergessen erhielten

Jurybegründung

Das Tanz- und Theaterprojekt „Always remember. Never forget“ erhält für sein außergewöhnliches gesellschaftliches Engagement den Bürgerpreis der Stiftung Münchner Bürgerpreis für Demokratie - gegen Vergessen.

Always remember. Never forget widmet sich in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München seit 2015 in verschiedenen Projekten einer lebendigen Erinnerungskultur. Wie sollen wir uns erinnern? Welche neuen Wege dürfen wir beschreiten? Diese Leitfragen beschreiben das Anliegen des Projekts, über die etablierten Formen des Erinnerns hinaus, neue und persönliche Zugänge zu entwickeln.

Always remember. Never forget macht Erinnerung im öffentlichen Raum durch körperliche Präsenz und Performance sichtbar. Das Projekt öffnet jungen Menschen mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen Räume, in denen sie eigene Zugänge für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus finden und künstlerisch umsetzen können. In einer heterogenen Gruppe machen sie die Erfahrung, wie bereichernd Unterschiede für einen gemeinsamen künstlerischen Prozess sein können. Die Jugendlichen erfahren, dass ihre Stimme zählt, wie interessant ihre Gedanken sind und wie bereichernd ihr Engagement für alle ist.

Nach der Auseinandersetzung mit dem damaligen „Judenlager“ Milbertshofen (2021) und der ehemaligen jüdischen Volksschule in der Herzog-Max-Straße (2022) wird das Projekt im Jahr 2023 um eine internationale Perspektive erweitert. Jugendliche aus München und Kaunas/Litauen erarbeiten zusammen eine Performance zur Erinnerungskultur in beiden Städten. Sie proben gemeinsam digital, getrennt analog und in zwei Probenwochen vor Ort je ein Mal in Kaunas und in München. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit wird im November 2023 in München aufgeführt.

„Lust sich zu beteiligen, Demokratie mitzugestalten und sich politisch einzubringen entsteht vor allem durch die reelle Möglichkeit und die gelebte Erfahrung, tatsächlich wirksam zu sein.“, so die Projektverantwortlichen. Always remember. Never forget sensibilisiert für die Auswirkungen des Nationalsozialismus und stärkt zugleich das Bewusstsein für Demokratie, Menschenrechte und für eine lebendige Erinnerungskultur.

Ehrenpreis für Maximilian Dorner
(*21. August 1973; † 18. Februar 2023)

Max Dorner erhält für sein unermüdliches gesellschaftliches Engagement posthum den Ehrenpreis der Stiftung „Münchner Bürgerpreis für Demokratie – gegen Vergessen“. Der Preis ehrt Menschen, „die sich gegen undemokratische Strukturen, Organisationen und Entwicklungen auf ganz individuelle Weise zur Wehr setzen, die für Schwache eintreten, welche selbst keine Stimme haben, und die rechtsextremen Tendenzen entgegentreten.“

Max Dorner wurde 1973 in München geboren. Er studierte Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie. Neben seinen vielfältigen Tätigkeiten als Autor, Dramaturg, Regisseur und Schauspieler hat er im Kulturreferat der Landeshauptstadt München seit 2015 die Themen Kunst und Inklusion zu einem zentralen Thema der Stadtverwaltung gemacht. Seit 2021 verantwortete er die Stabsstelle „Diversität und Inklusion” in der Referatsleitung. Dort hat Max Dorner trotz seiner schweren Erkrankung mit großer Leidenschaft und kompromissloser Geradlinigkeit unermüdlich darauf hingewirkt, die Münchner Kunst- und Kulturlandschaft und damit auch die gesamte Stadtgesellschaft inklusiver und barrierefreier zu gestalten. Mit feinem Gespür hat er Menschen zusammengebracht und sie für seine Ideen inklusiver Räume begeistert. So hat er die Freie Bühne München gestärkt und die inklusive Neuausrichtung der Münchner Kammerspiele begleitet. Außerdem gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Inklusiven Netzwerks Kultur, in dem sich inklusiv arbeitende Menschen und Institutionen der freien Szene austauschen.

 Als erfolgreicher Schriftsteller hat Max Dorner sich mit diesen sonst oft an den Rand gedrängten Themen auch in seinen Texten auseinandergesetzt. Er hat neun Bücher veröffentlicht, für seinen Debütroman „Der erste Sommer“ erhielt er 2007 den Bayerischen Kunstförderpreis. Zuletzt arbeitete er an einem Buch über das deutsche Krankenpflegesystem, das 2024 erscheinen sollte.

Max Dorner wäre in diesem August fünfzig Jahre alt geworden. Sein Tod hinterlässt bei allen, die ihn kannten, eine große Lücke. In Erinnerung bleiben sein Mut, seine Kraft und seine nicht zu erschütternde Lebensfreude. Untrennbar mit Max Dorner verbunden ist und bleibt das, was er ermöglicht hat: Teilhabe an Kultur und Zugänge zu Institutionen, die vielen Künstler*innen ohne sein hartnäckiges Engagement verschlossen geblieben wären.

Mitglieder der Jury
Über die Preisvergabe hat eine Jury entschieden, die nach dem Willen der Stifterin zusammengesetzt ist. Kulturreferent Anton Biebl, Detlef Esslinger, Verena Miriam Hamm, Dr. Manfred Heimers, Dr. Hans-Georg Küppers, Ilse Macek, Lukas Muffler, Karin Schmidbau­er, Mi­chael Schneider-Velho, Dr. Mirjam Zadoff.

  • 2021
    Kunstfestival Ausarten - Perspektivwechsel durch Kunst: Jüdisch-Muslimischer Dialog, Ernst Grube (Ehrenpreis)
  • 2019
    Der Verein „München ist bunt!“, Sr. Elija Boßler (Ehrenpreis)
  • 2017
    Schülerinnen und Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar und der Mittelschule Haar, Romani Rose (Ehrenpreis)
  • 2015
    Die Löwenfans gegen Rechts, Christian Ude (Ehrenpreis)
  • 2013
    Die städtischen Schulen Bertolt-Brecht-Gymnasium, Heinrich-Heine-Gymnasium und Luisengymnasium, Städtische Berufsschule für Farbe und Gestaltung, Dr. Rachel Salamander (Ehrenpreis)
  • 2011
    Städtisches Sophie-Scholl-Gymnasium, Schülergeschichtswerkstatt der Hauptschule an der Schleißheimer Straße, Filmteam „Kick it like Kurt“, Dr. Hans-Jochen Vogel (Ehrenpreis)

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