Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen
Sexistische Gewalt und Diskriminierung wahrnehmen und dagegen Haltung zeigen | Münchner Aktionswochen gegen Gewalt - rund 65 Veranstaltungen vom 1. bis 28. November

Kampagne „Gleichberechtigung schützt vor Gewalt!“
„Gewalt gegen Frauen ist weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung und bleibt oft im Verborgenen,“ beklagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. Diese geschlechtsspezifische Gewalt hat viele Gesichter, sie reicht von sexistischen Sprüchen und alltäglichen Grenzverletzungen über strukturelle Benachteiligungen bis hin zu schwerer Gewalt.
Nicole Lassal, städtische Gleichstellungsbeauftragte, ist überzeugt: „Der beste Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt ist der Abbau von Ungerechtigkeiten und Diskriminierung.“ Daher hat die Stadt im letzten Jahr die Kampagne Gleichberechtigung schützt vor Gewalt gestartet, mit der sie Haltung gegen alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt zeigt.
Rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November ist die Kampagne wieder im öffentlichen Raum zu sehen. Die Stadt will damit für das Thema sensibilisieren und allen, die von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt betroffen sind, einen Weg in das Hilfe- und Unterstützungssystem zeigen.
Wer möchte, kann sich selbst an der Kampagne beteiligen: Einfach einen Slogan aussuchen und in einem kurzen Text, mit einem Foto oder einem kurzen Video zeigen, was er für einen selbst bedeutet und per E-Mail senden. Die Statements werden dann in den Sozialen Medien veröffentlicht.
- Alle Slogans, mehr Infos zur Kampagne wie auch Anlaufstellen für Betroffene sind unter gleichberechtigung-schuetzt-vor-gewalt.de zu finden.
Die Kampagne ist eine Maßnahme im Rahmen des Münchner Aktionsplans gegen geschlechtsspezifische Gewalt und wird von der Gleichstellungsstelle für Frauen durchgeführt.
Münchner Aktionswochen gegen Gewalt

Vom 1. bis 28. November finden rund 65 Veranstaltungen statt
Für ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben für alle Frauen, Mädchen, Jungen und nonbinären Menschen – dafür stehen die Aktionswochen gegen Gewalt. Auch in diesem Jahr finden sie den ganzen November über statt.
3.069 Fälle häuslicher Gewalt und 1.892 Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung hat die Münchner Polizei 2022 erfasst. Dunkelfeldstudien zeigen, dass 58 Prozent der Frauen in Deutschland sexuelle Belästigung erleiden. Jede vierte Frau in Deutschland erlebt Gewalt durch den aktuellen oder früheren Partner, nur ein Bruchteil der Betroffenen erstattet Anzeige.
Mit diesen Fakten befassen sich die rund 65 Veranstaltungen, die vom 1. bis 28. November in München stattfinden. Performance, Filme, Frauencafés, Fortbildungen, Vorträge zu den verschiedenen Formen von Gewalt, Informationsveranstaltungen, Präventionsansätze und Gegenwehr, sowie Workshops und verschiedene Selbstverteidigungskurse laden zur Auseinandersetzung mit dem Thema und zum Mitmachen ein.
Am Mittwoch, 22. November, findet von 18 bis 21 Uhr die zentrale Veranstaltung im Großen Sitzungssaal des Rathauses am Marienplatz statt. Unter dem Motto Solidarisch gegen patriarchale Gewaltverhältnisse. Für ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben für Alle bietet sie Raum für Austausch und Diskussion. Die Demonstration zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen findet am 25. November mit einer Auftaktkundgebung ab 14 Uhr auf dem Georg-Freundorfer-Platz statt.
Organisiert und durchgeführt werden die Aktionswochen von der Gleichstellungsstelle für Frauen sowie 52 beteiligten Organisationen, darunter Hilfsorganisationen für Frauen, Mädchen und Jungen bei Gewalt, Frauen- und Mädchenprojekten, Netzwerken, Verbänden, der Katholischen Stiftungshochschule, dem ZONTA Club und Soroptimist International Club München.
- Das ganze Programm ist unter aktiv-gegen-maennergewalt.de zu finden.
Schnelle Hilfe nach einer Vergewaltigung

Qualitätsstandards für medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung
„Es ist wichtig, dass Opfer von Vergewaltigung sich trauen, schnell Hilfe in Anspruch zu nehmen,“ ist Bürgermeisterin Verena Dietl überzeugt. Das Gesundheitsreferat hat daher zusammen mit der Rechtsmedizin der LMU, der Beratungsstelle Frauen*notruf München und fünf Frauenkliniken Qualitätsstandards zusammengestellt. Mit der Aufklärungskampagne Akutversorgung nach Vergewaltigung sollen Betroffene nun informiert werden.
In sieben Kliniken in München wird die medizinische Erstversorgung und die vertrauliche Spurensicherung nach diesen Standards durchgeführt. Die Ärzt*innen sind speziell geschult und unterliegen der Schweigepflicht.
Mit der Spurensicherung innerhalb der ersten drei Tage nach der Tat gewinnen die Opfer Zeit, eine Entscheidung für oder oder gegen eine Anzeige zu treffen. Ohne das ausdrückliche Einverständnis der Patient*in darf die Polizei nicht informiert werden. Die gesicherten Spuren werden vertraulich gelagert. Falls keine Anzeige erfolgt, werden sie nach sechs Monaten vernichtet.
- Die medizinische Versorgung und die vertrauliche Spurensicherung sind kostenfrei. Details und die sieben teilnehmenden Kliniken sind zu finden unter frauennotruf-muenchen.de/erste-hilfe.
- Medizinische Fachkräfte und Kliniken können sich beim Gesundheitsreferat unter Telefon 233-47927 oder per E-Mailberaten lassen.
Die Stadt informiert
„Die Stadt informiert" erscheint immer dienstags in der Süddeutschen Zeitung und im Münchner Merkur. Dieser Beitrag ist vom 31. Oktober 2023.